Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Millionen DM entspreche. Dies sei der „meßbare Erfolg der baye- rischen Kostendämpfungsstrate- gie auf Selbstverwaltungsebene".
Nach den Abrechnungsergebnis- sen der bayerischen Ortskranken- kassen stiegen im Jahre 1981 im einzelnen die kassenärztliche Ge- samtvergütung um 6,61 Prozent je Mitglied (nach Abzug der nur in Bayern als freiwillige Leistung der Krankenkassen anfallenden Mittel für Schutzimpfungen verbleibt da- von eine echte Steigerung um 6,3 Prozent); die Arzneikosten je Mit- glied (ebenfalls nach Abzug der Schutzimpfungsmittel) um 8,74 Prozent; die Krankenhauskosten um 7,41 Prozent und die Ausga- ben für physikalische Therapie um 9,65 Prozent je Mitglied. Bei den Ausgaben der Ortskrankenkassen für Krankengeld ergab sich 1981 gegenüber dem Vorjahr sogar ein Rückgang um 2,74 Prozent. Dies ist, wie Sitzmann erläuterte, unter anderem auch bedingt durch die Übernahme der Krankengeldzah- lungen für Arbeitslose durch die Bundesanstalt für Arbeit; außer- dem haben sich aber in Bayern sowohl die Arbeitsunfähigkeitsfäl- le wie auch die Arbeitsunfähig- keitstage und die durchschnittli- che Dauer der Arbeitsunfähigkeit pro Fall gegenüber 1980 verrin- gert. Der Krankenstand in Bayern lag am 1. Februar 1982 um mehr als acht Prozent niedriger als der Durchschnitt im Bundesgebiet.
Die Zuwachsrate der Kranken- hauskosten je Mitglied hätte laut Sitzmann entschieden niedriger liegen können, wenn sich nicht die Tendenz noch verstärkt hätte, daß Krankenhäuser Patienten ohne kassenärztliche Verordnung auf- nehmen. Vom vierten Quartal 1980 zum vierten Quartal 1981 stieg der Anteil der sogenannten Selbstauf-
nahmen der Krankenhäuser von 11,5 auf 15,8 Prozent. Dabei habe es sich jedoch meist nur um soge- nannte „Kurzaufnahmen" gehan- delt, die automatisch eine Sen- kung der Verweildauer ohne be- sondere ärztliche Mehrarbeit be- dingt hätten. gb
AUS EUROPA
SCHWEDEN
Ab 1983: Karenztage werden wieder eingeführt
Nach längerem Tauziehen hat das schwedische Parlament mit einer Stimme Mehrheit die Regierungs- vorlage zur Reform der Kranken- versicherung angenommen. Da- nach senkt die obligatorische all- gemeine Krankenversicherung ab 1. Januar 1983 das Krankengeld und führt wieder drei Karenztage ein, für die weder Lohn fortgezahlt noch Krankengeld gewährt wird (Karenztage verschwanden 1966).
Dadurch sollen Ausgaben in Höhe von 1,4 Milliarden Schwedenkro- nen (550 Millionen DM) jährlich eingespart werden können.
Der Regierungsbeschluß über die Reform der Krankenversicherung sieht folgende Änderungen der Versicherungsleistungen ab 1983 vor: Es soll nicht mehr möglich sein, sich am Abend vor dem krankheitsbedingten Abwesen- heitstag bei der Versicherungs- kasse telefonisch krankzumelden.
Die Versicherung zahlt nicht mehr wie bisher vom ersten vollen Krankheitstag 90 Prozent des Ar- beitseinkommens als Kranken- geld, sondern erst vom vierten Krankheitstag an. Das Kranken- geld wird bei Einkommen bis zu 100 000 Kronen (bisher 130 000 Kronen, etwa 50 000 DM) von 90 auf 87 Prozent des Lohnes ge- kürzt. Für den Teil des Arbeitsein- kommens, der zwischen 100 000 und 130 000 Kronen liegt, soll das Krankengeld sogar auf 60 Prozent des Einkommens reduziert wer- den. Für darüberliegende Bezüge gibt es — wie bisher — überhaupt kein Krankengeld mehr. Beson- ders krankheitsanfällige Versi- cherte sollen vor zu hohen Ver- dienstausfällen dadurch geschützt werden, daß man ihnen nicht mehr als zehn Karenztage pro Jahr an- rechnet. Dazu werden bei längerer Krankheitsdauer wieder volle 90 Prozent des Verdienstausfalls von der Versicherungskasse ersetzt.
Wie bisher soll es bei der Rege- lung bleiben, daß die Kranken den Versicherungskassen ein ärztli- ches Attest erst nach einer Woche vorlegen müssen. Vorher genügt ein Telefonanruf bei der -Versiche- rungskasse. Diese nimmt rund um die Uhr Krankmeldungen über ei- nen automatischen Anrufbeant- worter entgegen. HC
ITALIEN
Gesundheitsdienst:
„Ferrari ohne Benzin"
Erneut hat Italiens Gesundheitsmi- nister Renato Altissimo, der einzi- ge Liberale im Fünfparteienkabi- nett, sich für die Abschaffung des noch gar nicht so richtig etablier- ten staatlichen Gesundheitsdien- stes ausgesprochen. „Die Ge- sundheitsreform", sagte er vor ei- nem Pathologenkongreß in San Remo, „ist wie ein Ferrari — aber wir haben bloß das Benzin für ei- nen (Fiat) 126!" Tatsächlich wurde zur gleichen Zeit in Mailand be- kannt, daß die für das ganze Jahr 1982 in der Region Lombardei ein- geplanten und auch zur Verfü- gung stehenden Mittel bereits am Ende des ersten Halbjahres restlos verbraucht sind. Altissimo („der Höchste") weiter: „Mit dem Ein- satz von 5 Prozent des Bruttoso- zialproduktes kann ein System, das allen Bürgern alle Leistungen kostenlos gewähren soll, nicht funktionieren." Der Gesundheits- minister möchte deshalb die Lei- stungen des Staates auf die schweren Risiken begrenzen. Dies gehe nur mit Hilfe eines Kostener- stattungssystems, mit unter- schiedlicher Beteiligung — volle Abdeckung bei schweren Krank- heiten und Operationen, aber nur ein Teilkostenersatz bei der alltäg- lichen Morbidität. Der Geldmangel im jetzigen System habe den Ef- fekt, daß für die Hochleistungsme- dizin zu wenig Mittel zur Verfü- gung stehen, weil das vorhandene Geld für die Vielzahl der banaleren Erkrankungen verbraucht werden muß. bt
22 Heft 27 vom 9. Juli 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe B