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ie private Krankheitsvollversiche- rung verzeichnete im Jahr 2002 ei- nen Nettoneuzugang von 221 000 Personen (2001: 216 000). Damit wuchs der Bestand auf 7 931 000 Versicherte.Dies geht aus dem Rechenschaftsbericht 2002 hervor, den der Verband private Krankenversicherung e.V. (PKV), Köln, am 12. Juni bei der Mitgliederversamm- lung in Dresden präsentierte. Der erneu- te Anstieg des Zuwachses ist offenbar insbesondere auf die Debatte über die Erhöhung der Versicherungspflichtgren- ze in der Gesetzlichen Krankenversiche- rung (GKV) zurückzuführen.
Zur Erinnerung: Ende 2001 hatte das Bundesgesundheitsministerium ange- kündigt, die Versicherungspflichtgrenze von 3 375 Euro auf 5 100 Euro im Mo- nat anzuheben. Nach massiven Prote- sten der PKV – sie fürchtete um ihr Ge- schäft im Bereich der Angestellten –, wurde die Grenze zum 1. Januar 2003
„nur“ auf 3 825 Euro angehoben. Infol- ge der seitdem geltenden höheren Ein- kommensgrenzen läuft das PKV-Neu- geschäft in diesem Jahr deutlich schlep- pender. PKV-Verbandsdirektor Dr.Vol- ker Leienbach geht deshalb davon aus, dass der Zuwachs an Versicherten 2003 um 40 000 bis 50 000 Personen geringer ausfallen wird als 2002.
Die zunehmende Diskussion über Leistungseinschränkungen in der GKV hat der PKV darüber hinaus einen Zu- wachs bei den Zusatzpolicen beschert:
In der ambulanten Zusatzversicherung erhöhte sich die Zahl der Versicherten um rund 466 000 auf 5 074 000.
Die 50 Mitgliedsunternehmen des PKV-Verbandes haben im Jahr 2002 rund 14 720 000 Euro für Krankenversi- cherungsleistungen ausgegeben – 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Bestands-
bereinigt, das heißt ohne den Kostenan- stieg infolge des Mitgliederzuwachses, betrug der Anstieg 3,6 Prozent. Mit Aus- nahme des Krankenhausbereichs fiel die Ausgabenerhöhung in allen Bereichen geringer aus als in 2001 (Tabelle).
Mit vier Prozent überproportional ge- stiegen sind die Erstattungsleistungen für die ambulante Arztbehandlung. Bei un- veränderter Gebührenordnung sei diese Steigerung nur dadurch zu erklären, dass die Ärzte enger werden-
de Finanzierungsspiel- räume der GKV durch steigende Forderungen bei Privatpatienten zu kompensieren versuch- ten, lautet der immer wieder benutzte Vorwurf der Privatassekuranz. In der GKV stiegen die Ko- sten für ambulante Arzt- behandlung im gleichen Zeitraum um zwei Pro- zent. Eine Reform der Gebührenordnung sei überfällig, meint der PKV-Verband.
Mit 6,5 Prozent über- durchschnittlich gestie- gen sind auch die Aus- gaben für Arznei- und Verbandmittel. Hier be-
klagt die PKV, dass die GKV-Kosten- dämpfungsgesetze nicht für sie gelten.
Den Krankenkassen seien durch die Aut-idem-Regelung sowie Großhan- dels-, Hersteller- und Apothekerrabatte Möglichkeiten zur Kostensenkung ge- geben, der privaten Konkurrenz nicht.
Mehr noch als die Kostensteigerun- gen bei der ambulanten Arztbehand- lung und den Arzneimitteln macht der Branche die Situation auf den Kapital-
märkten zu schaffen. Trotz anhaltender Börsenkrise sei jedoch noch „kein Cent“ der PKV-Alterungsrückstellun- gen – die belaufen sich mittlerweile auf 76 Milliarden Euro – verlorengegangen, betonte der PKV-Verbandsvorsitzende Reinhold Schulte in Dresden. Jochen Sanio, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, hatte zu- vor eine Senkung des PKV-Rechnungs- zinses angeregt. Dieser ist die Kalkulati- onsgrundlage für die Alterungsrückstel- lungen. Eine Herabsetzung würde die Unternehmen zwingen, die Rückstel- lungen mit mehr Kapital zu unterlegen.
Dafür müssten höhere Prämien gefor- dert werden, von denen die Versicherten im Alter allerdings wieder profitieren könnten. Derzeit ist für den Rechnungs- zins eine Obergrenze von 3,5 Prozent festgelegt, die meist ausgeschöpft wird.
Mit Sorge verfolgt die Branche auch die Diskussion zur Refom der GKV.
Setzt sich Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach mit seiner Idee einer Bürgerversicherung
durch, würde die PKV gleich ganz abge- schafft. Das geringere Übel wäre ein Kopfpauschalensystem, wie es Prof. Dr.
Bert Rürup favorisiert. Dann müsste die PKV mit den Krankenkassen konkurrie- ren, wobei diese einen Vorteil hätten, weil sie keine Alterungsrückstellungen bilden müssen. Schulte lehnt beide Wege ab. Er plädiert dafür, Leistungen aus der GKV auszugliedern, was der PKV einen neuen Markt eröffnete. Jens Flintrop P O L I T I K
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2520. Juni 2003 AA1709
Private Krankenversicherung
Diskussion belebte das Geschäft
Die private Krankenversicherung hat auch im Jahr 2002 wie- der mehr neue Mitglieder gewonnen. Seit Anhebung der Versicherungspflichtgrenze läuft das Geschäft schleppender.
´ TabelleCC´
Steigerungsraten der Leistungsausgaben (bestandsbereinigt)
Leistungen an die Versicherten 2002 2001
Arztkosten ambulant + 4,0 % + 6,1 %
Zahnbehandlung und -ersatz + 2,6 % + 5,0 % davon
Zahnbehandlung + 2,9 % + 4,1 %
Zahnersatz + 2,4 % + 5,3 %
Kieferorthopädie + 0,8 % + 8,6 %
Krankenhäuser + 2,7 % + 1,3 %
davon allgemeine
Krankenhausleistungen + 5,1 % + 3,7 % Wahlleistung Unterbringung – 9,6 % – 2,9 %
Wahlleistung Arzt + 3,6 % + 2,8 %
Arzneien und Verbandmittel + 6,5 % + 9,4 % Heil- und Hilfsmittel + 3,9 % + 6,7 % davon
Heilmittel + 4,8 % + 7,3 %
Hilfsmittel + 3,0 % + 6,0 %
Ausgaben für Krankheitskosten
ohne Tagegeld insgesamt + 3,6 % + 5,2 %