• Keine Ergebnisse gefunden

I Blick hinter die Kulissen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "I Blick hinter die Kulissen"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

B R E N N P U N K T

1 Physik Journal 12 (2013) Nr. 2 © 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

I

n vielen Situationen ist unser Blick durch streuende Schich­

ten im wahrsten Sinne des Wortes getrübt. Beispiele aus dem Alltag sind Nebel, ein Briefumschlag oder eine Milchglasscheibe. Auch das Innere des Körpers können wir nicht sehen. Im sichtbaren und nahinfraroten Spektralbereich ist es nicht die Gewebe absorption, sondern die Streuung, die unsere Haut und andere Gewebeoberflä­

chen intransparent erscheinen lässt.

Dabei hat gerade die Darstellung tieferliegender Strukturen mittels bildgebender Verfahren hohes dia­

gnostisches Potenzial.

Optische Abbildung bedeutet im weiteren Sinne, dass sich die detektierte Strahlung dem Ort zuordnen lässt, an dem sie reflek­

tiert, absorbiert oder, im Fall der Fluoreszenzbildgebung, emittiert wurde. Streuung führt zu einem Verlust dieser Information, da sich die Ausbreitungsrichtung in zufälliger Weise verändert. In den letzten 20 Jahren wurden optische Verfahren entwickelt, die dennoch einen Blick in tiefere Gewebe­

schichten erlauben. Die konfokale Laserscanning­Mikroskopie [] und die optische Kohärenztomographie [] isolieren den nicht gestreuten ballistischen Anteil des Lichts, der Informationen über die Gewebe­

struktur trägt, vom gestreuten Anteil. Dies ermöglicht eine Bild­

gebung bis einen Millimeter tief im Gewebe. Für größere Tiefen reicht der exponentiell abnehmende Anteil der ballistischen oder quasi ballisti­

schen Photonen nicht mehr aus. Die diffus optische Tomographie beruht auf der Inversion der optischen Transportgleichung, um aus der an der Gewebeoberfläche gemessenen Verteilung des gestreuten Lichts auf die Gewebestruktur zu schließen [].

Bildgebung ist damit bis in eine Tie­

fe von einigen Zentimetern möglich.

Dabei entspricht die räumliche Auf­

lösung nur etwa der Tiefe der Struk­

turen im Gewebe, da bei der diffu­

sionsartigen Ausbreitung des Lichts Informationen verloren gehen.

Die Gruppe um Allard P. Mosk an der Universität Twente hat nun gezeigt, dass auch die Streu­

strahlung Informationen über die Gewebe struktur enthält und zur hochaufgelösten Bildgebung dienen kann []. Grundlage dieser Arbei­

ten ist ein Gedächtniseffekt bei der Ausbreitung kohärenter Strahlung in streuenden Medien [, ]. Die nach Transmission entstehenden statis tischen Interferenzmuster (Speckle) sind korreliert, wenn die Beleuchtungsrichtung über einen kleinen Winkelbereich verändert wird. Streuung kodiert also die Objektinformation teilweise im resultierenden Speckle muster. Über einen kleinen Winkelbereich bleibt die Information über die Ausbrei­

tungsrichtung der Strahlung erhal­

ten. Da sich das Lichtwellenfeld des Objekts über eine Fourier­Trans­

formation in ebene Wellen ver­

schiedener Ausbreitungsrichtungen zerlegen lässt, sollte seine Rekons­

truktion möglich sein. Allerdings fehlt die Information über die Pha­

se, da der optische Weg im streuen­

den Medium in unbekannter Weise variiert. Das Problem der fehlenden Phase ist aus der Röntgenstruktur­

analyse, der Elektronenmikroskopie

oder der quantitativen Phasen­

mikroskopie bekannt. Dort gelingt es unter gewissen Annahmen über das Lichtwellenfeld, die Objekt­

information auch ohne Kenntnis der Phase zu rekonstruieren.

Dies nutzt die niederländische Gruppe aus, um eine fluoreszie­

rende Struktur hinter einer Streu­

scheibe mit etwa 10 µm Auflösung abzubilden. Weder unter Beleuch­

tung mit weißem Licht noch unter Laser anregung war das sechs Milli­

meter hinter der Scheibe positio ­ nierte fluoreszierende Objekt sichtbar. Das Fluoreszenzsignal er­

zeugt auf der Kamera lediglich eine weitgehend gleichmäßige Intensi­

tätsverteilung I, die sich aus der Fal­

tung der Objektinformation O mit der räumlich ausgedehnten Inten­

sitätsverteilung des Specklemusters S ergibt:

I = O × S (1)

Fällt der Laser unter verschie­

denen Winkeln auf die Probe, ändert sich das Specklemuster und damit die insgesamt detek­

tierte Fluo reszenz. Wegen des Gedächtnis effekts verschiebt sich für kleine Variation des Beleuch­

tungswinkels das Specklemuster

a b

d c

nach Datenaufnahme nach Rekonstruktion

Abb. 1 Eine fluoreszierende Probe ist hinter einer stark streuenden Schicht verborgen (a). Unter verschiedenen Win- keln beleuchtet ein Laser die Probe (b).

Ein Detektor zeichnet das resultierende

Fluoreszenzsignal auf (c). Nach Berech- nung der Korrelation der detektierten Strahlung lässt sich die Objektstruktur trotz fehlender Phaseninformation itera- tiv bestimmen (d).

Blick hinter die Kulissen

Mit einer neuen optischen Methode gelang es, ein fluoreszierendes Objekt hinter einem Schirm abzubilden.

Allard P. Mosk

(2)

B R E N N P U N K T

© 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 12 (2013) Nr. 2 19 nur über die Probe, ohne dass sich

dessen Intensitätsverteilung ändert.

Aus der Autokorrelation (I I) der Fluoreszenzintensität als Funktion des Beleuchtungswinkels ergibt sich die Autokorrelation der Objekt­

struktur:

I I = (O × S) (O × S)

= (O O) × (S S) (2) Diese Autokorrelation enthält Informationen über die Richtung des von der Probe ausgehenden Lichtwellenfelds ohne die entspre­

chenden Phasen. Die Autokorre­

lation des Specklemusters (S S) besteht im Wesentlichen aus einem Maximum mit der Breite des beu­

gungsbegrenzten Auflösungsver­

mögens. Unter der Annahme, dass O positiv und reell ist, lässt sich die Objektstruktur verschiedener Pro­

ben mit einem iterativen Algorith­

mus bestimmen. Mit vergleichswei­

se geringem technischen Aufwand gelingt es, durch Streuung komplett verdeckte Strukturen sichtbar zu machen. Dies zeigt das Beispiel des fluoreszierenden Buchstabens π,

den die Forscher in ein Polymer eingeschrieben hatten (Abb. 1).

Der Winkelbereich, über den die Specklemuster korreliert sind, hängt von der Dicke der streuenden Schicht ab. Für eine Scheibe, die das Licht nur an der Oberfläche streut und die sechs Millimeter von der Probe entfernt ist, betrug das Bildfeld über 250 µm. Schon eine nur wenige zehn Mikrometer dicke streuende Schicht verringert das Bildfeld beträchtlich. Direkt ist das Verfahren daher nicht auf die Bildgebung in biologischem Gewe­

be übertragbar. Es eignet sich aber dazu, durch dünne Schichten zu schauen.

Bessere Ergebnisse sind zu erwarten, wenn die Laufzeitver­

zögerungen durch die Streuung ebenfalls berücksichtigt werden.

Sind diese bekannt, lassen sie sich mit räumlichen Phasenmodula­

toren kompensieren [7, 8]. Neben dem höheren technischen Aufwand besteht aber ein Problem darin, den durch die Streuung hervorgeru­

fenen Phasenfehler zu bestimmen.

Auch wenn ein praktischer Einsatz in der medizinischen Dia­

gnostik noch nicht absehbar ist, zeigen diese Arbeiten, dass die Ver­

bindung von moderner Optik mit numerischer Bildrekonstruktion die Grenze des Sichtbaren in streu­

enden Medien verschieben kann.

Obwohl der transparente Mensch sicher Science Fiction bleiben wird, würde schon eine Verdopplung der Bildgebungstiefe interessante dia­

gnostische Möglichkeiten bieten.

Frühe Tumore und viele andere Gewebsveränderungen entstehen in nur wenigen Millimetern Tiefe.

Gereon Hüttmann [1] V. Ntziachristos, Nat. Meth. 7, 603 (2010) [2] J. Walther et al., Anal. Bioanal. Chem.

400, 2721 (2011)

[3] A. P. Gibson, J. C. Hebden und S. R. Ar- ridge, Phys. Med. Biol. 50, R1 (2005) [4] J. Bertolotti et al., Nature 491, 232 (2012) [5] S. Feng et al., Phys. Rev. Lett. 61, 834

(1988)

[6] I. Freund, M. Rosenbluh und S. Feng, Phys. Rev. Lett. 61, 2328 (1988) [7] O. Katz, E. Small und Y. Silberberg, Nat.

Photon. 6, 549 (2012)

[8] Y. M. Wang, et al., Nature comm. 3, 928 (2012)

Dr. Gereon Hütt- mann, Institut für Bio medizinische Optik, Universität zu Lübeck, Peter-Mon- nik-Weg 4, 23562 Lübeck

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Freitag: Nach dem Früh- stück unternehmen Sie einen Tagesausflug nach Mariafred mit Besichtigung von Schloß Gripsholm.. Die Fahrt führt Sie von Stockholm nach Ma- riafred,

Für Nahrungsergänzungs- mittel reicht eine Anzeige beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.. Protina ging mit seinen Basica®-Produkten aber einen

In Gesprächen unter an- derem mit dem Direktor, dem Generalintendanten und dem Staatsminister für Wis- senschaft und Kunst geht es natürlich auch um die Recht- fertigung der

(Jetzt wäre eigentlich noch der Anruf fällig, mit dem jeder Redak- teur mindestens einmal in der Wo- che zu tun hat: Ein Leser hat sich über etwas geärgert, und der stellt dann

Etwa alle fünf Jahre führt die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer (IHK) eine groß angelegte Befra- gung der Unternehmen durch, um positive und negative

Möglich werden diese Zahlen nur durch ein aktives und engagiertes Team aus Lehrenden, Studierenden und ad- ministrativem Personal, das die Lehre an der TU Graz auch in diesen

Maschinenbau mit 1804 Wahlberechtigten Wirts.ingenieurwesen mit 1937 Wahlberechtigten zu vergebende Mandate: 5 Beteiligung: 27,7% zu vergebende Mandate: 5 Beteiligung: 32,3

Bis auf eine Konstante entspricht es dem Muster, das sich aus kohä- renter Streuung ergibt, weil in der relativen Koordinate (r 2  – r 1 ) die ab- solute Verschiebung durch φ nicht