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Afghanistan 2004 Ein Blick hinter die Kulissen

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Afghanistan 2004

Ein Blick hinter die Kulissen

Wie komplex der Themenbereich Afghanistan tatsächlich ist, zeigte kürzlich Dr. Mostafa Danesch an der Landesverteidigungsakademie auf. Der aus dem Iran stammende Politologe und freie Journalist (u. a. FAZ, NZZ, ARD, ZDF) wurde vom Beauftragten für Strategische Studien, SektChef Hon.Prof. DDr. Erich Reiter, nach Wien eingeladen, um einer Expertenrunde seine Erfahrungen und Beobachtungen über den Krisenherd Afghanistan zu präsentieren.

Macht der Warlords

Afghanistan ist praktisch geteilt. In den verschiedenen Regionen herrschen die lokalen Fürsten: Usbekenführer General Abdul Rashid Dostum sowie sein langjähriger Rivale und tadschikischer Kriegsherr General Atta Mohammed im Norden des Landes oder Ismail Khan, Herrscher über die westliche Provinz Herat. Sie alle gehören nicht der Volksgruppe der Patschunen an, die die Macht im Osten und Südosten des Landes ausüben.

Verfassung verschärft Kluft

Die auf Präsident Hamid Karzai zugeschnittene neue afghanische Verfassung sieht Danesch mit Skepsis. Das präsidiale System gibt dem zukünftigen Staatschef eine starke Stellung. Weil dadurch eine massive Beschneidung der Macht der lokalen Fürsten und Drogenbosse erfolgen soll, werden diese die Verfassung nicht akzeptieren und dem Präsidenten bleibe als Herrschaftsbereich nur der Raum Kabul. Damit werde – so Danesch – die Kluft zwischen den Ethnien weiter vergrößert. Der Paschtune Karzai will den Einfluss seines Volksstammes erweitern, denn, wenn auch der Verteidigungsminister Tadschike sei, die wichtigsten Positionen werden von Paschtunen besetzt. Das Bild von den Machtverhältnissen in Afghanistan würde im Westen verzerrt dargestellt. Durch seine Aussage, er wolle keine Koalition mit anderen Kräften eingehen, versucht Karzai obendrein die Taliban für sich und damit die Präsidentenwahlen zu gewinnen. Karzai könnte sich vorstellen, dass „moderate“ Talibans am Wiederaufbau des Landes mitarbeiten.

Florierende Drogenwirtschaft

Der einzige derzeit funktionierende Wirtschaftszweig ist der Drogenanbau bzw. Drogen- handel. Betrug der Opiumanbau 1998 noch 4600 Tonnen, so erhöhte sich diese Zahl im Jahr 2003 auf 7000 Tonnen. Hunderte Kilometer Opiumplantagen säumen die Straßen. Die Bauern kassieren rd. 2,3 Mrd. Dollar, die Drogenbarone selber bis zu 10 Milliarden. Das Drogengeschäft einzudämmen fällt schwer, sitzen doch zahlreiche Drogenbosse selbst in führenden politischen Positionen. Selbst der Verteidigungsminister soll am Drogenhandel beteiligt sein.

Der eigentliche Machthaber in Kabul sei der mächtige Paschtunenführer Abdul Rasul Sayaf. Dieser spielte schon im Kampf gegen die Sowjets eine große Rolle, ebenso werden ihm enge Kontakte zur Al Quaida und den Talibans nachgesagt. Sayaf hat die Al Quaida ins Leben gerufen und Osama Bin Laden aus dem Sudan nach Afghanistan gebracht. Er erzielt rd.

1 Mrd. Dollar Drogengelder pro Jahr und verfügt über eine Privatarmee von 6000 Mann.

In den 80er Jahren wurden nicht mehr als 200 Tonnen Opium angebaut. Laut Danesch haben die Vereinigten Staaten durch die CIA den Drogenanbau in Afghanistan während des Krieges gegen die UdSSR forciert, um sowjetische Soldaten drogenabhängig zu machen.

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Was bringt die Zukunft?

Nach Ansicht von Danesch bedeute die nunmehrige Verfassung für Afghanistan ein Unglück. Dieses begann bereits mit der ersten Bonner Konferenz, die Karzai, einen Mann der USA, als Chef der Übergangsregierung installieren sollte – obwohl es damals lokale Macht- haber in Afghanistan gab. Besser als das starke Präsidialsystem wäre ein föderales System, an dem auch nicht-patschunische Kräfte teilhaben könnten. Der Aufbau von Schulen und Bil- dungseinrichtungen – noch gibt es 95 Prozent Analphabeten, die Ansiedelung von Industrien sowie die Rückführung des Drogenanbaus als Wirtschaftszweig wären dringend erforderlich.

Die Loyalität der Bewohner gilt seit jeher ihren Stammesführern. Die Geschichte zeigt es:

Solange es eine schwache Zentralmacht, z. B. den König gab, konnte dieser die Ethnien Afghanistans trotz gegenseitiger gewalttätiger Auseinandersetzungen zusammenhalten. Ob der zukünftige Präsident diesen Zusammenhalt mit einer starken Zentralgewalt schaffen wird, sei mehr als fraglich, betonte Danesch.

Egbert Apfelknab

Der Soldat Nr 3-2004

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