Aus Bund und Ländern
Erste Akademie für gerontologische
Weiter- und Fortbildung
HAMBURG. Am Ham- burger Albertinen-Haus – Zentrum für Geriatrie – ist 1997 die erste Akademie für gerontologische Fort- und Weiterbildung eröffnet worden. Die zum evan- gelisch-freikirchlichen Alber- tinen-Diakoniewerk gehören- de Einrichtung bietet auch Kurse für Angehörige und Be- troffene sowie im Bereich Prävention an.
Schwerpunkte sind nach Angaben des Ärztlichen Di- rektors, PD Dr. H. P. Meier- Baumgartner, unter anderem die Bobath-Therapie für In- sultpatienten, die Memory- Clinic für Demente, der Wei- terbildungslehrgang Fach- krankenpflege für klinische Geriatrie und Rehabilitation sowie die Forschungsabtei- lung. Die Bauinvestitionen von 20 Millionen DM haben sich der Träger, das Bundes- ministerium für Arbeit und Sozialordnung sowie die Stadt Hamburg geteilt. Die Akademie ist als Bundesmo- dell anerkannt. kr
Weiterbildungsstellen für Allgemeinmediziner
MAINZ. Die Ärztekam- mer Rheinland-Pfalz hat eine Initiative gestartet, um Wei- terbildungsstellen für Allge- meinmediziner zu schaffen.
Das Modell sieht vor, ein Prozent oder fünf Millionen DM der angestrebten Ein- sparungen im Krankenhaus- sektor zur Finanzierung von 50 Weiterbildungsstellen zu nutzen. Kliniken, die einen Allgemeinarzt weiterbilden, erhalten aus diesen Mit- teln eine zusätzliche Stelle auf Zeit. Anstellungsbehörde wäre ein externes Verwal- tungsorgan, das beim Mini- sterium oder der Ärztekam- mer eingerichtet werden könnte. Es müsse sicherge- stellt werden, daß genügend Hausärzte weitergebildet wer-
den, begründete der Prä- sident der Ärztekammer Rheinland-Pfalz, Dr. med.
Dieter Everz, die Initiative.
Die Zahl der Allgemeinme- diziner in Rheinland-Pfalz ge- he zurück, und der Alters- durchschnitt werde immer
höher. SG
Höhere Freibeträge in der Sozialhilfe
BONN. Sozialhilfeemp- fänger können künftig mehr dazuverdienen, ohne daß ihr Einkommen auf die Sozialhil- fe angerechnet wird. Das hat das Bundeskabinett jetzt be- schlossen. Die neue Verord- nung ist bis 2001 befristet. Sie soll erwerbstätige Hilfeemp- fänger besserstellen als nicht erwerbstätige und so Anreize für sie schaffen, eine Arbeit aufzunehmen und auszuwei- ten. Damit sie in Kraft treten kann, muß der Bundesrat noch zustimmen. EX
Ausland
Unicef: Sechs Millionen Kinder sterben jährlich an Mangelernährung
BONN. Jedes Jahr ster- ben sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von Mangelernäh- rung. Das geht aus dem Jah- resbericht 1997 des Kinder- hilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) hervor.
Rund 200 Millionen Kin- der seien von chronischer Mangelernährung betroffen, bekämen also zuwenig Vit- amine, Eiweiße und Eisen.
Unicef spricht von einer
„stillen Katastrophe“, die sich vor allem in den Ent- wicklungsländern vollziehe.
Die betroffenen Kinder könnten ihre geistigen Fä- higkeiten nicht entfalten und seien lebenslang beson- ders anfällig für Krankhei- ten und Behinderungen.
Für die mangelernährten Kinder steht dem Bericht zu- folge vor allem in den Ent- wicklungsländern keine aus- reichende medizinische Ver-
sorgung bereit. In 35 der ärm- sten Länder der Welt hätten zwischen 30 und 50 Prozent der Bevölkerung keinen Zu- gang zu einfacher medizini- scher Versorgung. Rund 1,1 Milliarden Menschen hätten keinen Wasseranschluß in ih- rer Nähe.
Mangelernährung ist laut Unicef auch in Industriestaa- ten bisweilen ein Problem. In den USA etwa bekommen mehr als 13 Millionen Kinder unter zwölf Jahren nicht im- mer ausreichend zu essen.
Häufig träten die Probleme am Monatsende auf, wenn der schmale Lohn oder die Sozialhilfe der Eltern ver-
braucht ist. afp
EU-Kommission legt Schwerpunkt auf Gesundheitspolitik
BRÜSSEL. Die Europäi- sche Kommission will höhere Schutzstandards für Nah- rungsmittel fordern und be- reits bestehende Etikettie- rungs- und Prüfvorschriften strikt anwenden. Das geht aus ihrem Arbeitsprogramm für 1998 hervor, das die Kom-
mission kürzlich in Brüssel vorstellte.
Allen Initiativen zum Gesundheitswesen will das Gremium künftig hohe Schutznormen zugrunde le- gen. Zu Fragen aus dem Bereich der neuen Techno- logien, vor allem der Gen- technik, will die Kommission die Stellungnahmen einer von ihr gebildeten Sachver- ständigengruppe für Ethik der Biotechnologie einho- len. Schließlich soll der Um- weltpolitik mehr Bedeutung zukommen, denn durch hohe Umweltstandards könnten Wettbewerbsvorteile für Eu- ropa entstehen.
Das übergeordnete Ziel dieser Maßnahmen ist es, bessere Lebensbedingungen für die EU-Bürger zu schaf- fen – einer von fünf Schwer- punkten des Kommissions- Arbeitsprogramms für 1998.
Priorität haben daneben die Beschäftigungspolitik, die Ein- führung des Euro, die in der Agenda 2000 festgelegten Reformen der EU (Finanzen, Strukturfonds, Erweiterung) sowie ein abgestimmtes Vor- gehen ihrer Mitgliedsstaaten
in der Welt. EX
A-190 (18) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 5, 30. Januar 1998
P O L I T I K NACHRICHTEN
Die Zahl der meldepflichtigen Tierversuche ist im Jahr 1996 weiter zurückgegan- gen. Im Vergleich zu 1995 sank die Zahl um acht Prozent auf rund 1,5 Millionen;
gegenüber Anfang der 90er Jahre bedeutet dies einen Rückgang um 37 Prozent.
Gesetzlich vorgeschrieben waren rund ein Drittel aller Versuche; 740 000 Tiere wurden für Experimente zur Prüfung und Entwicklung von Arzneimitteln einge- setzt. Statistisch erfaßt werden bislang nur Tiere, die Versuchszwecken dienen, nicht aber solche, die beispielsweise im Rahmen (veterinär)medizinischer Aus- und Weiterbildung verwendet werden. Nach der geplanten Novelle des Tier- schutzgesetzes sollen künftig auch diese Tiere in die Statistik einbezogen werden.