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Archiv "Krankenhaus: Sicherheit für demente Patienten" (08.03.2013)

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A 462 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 10

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8. März 2013

KRANKENHAUS

Sicherheit für demente Patienten

B

is 2050 erwarten Experten, dass sich die Anzahl von der- zeit 1,4 Millionen Demenzpatienten nahezu verdoppelt. Eine Folge da- von ist, dass in Krankenhäusern zu- nehmend mehr demente Patienten betreut werden müssen. Darauf sind die Einrichtungen jedoch nicht aus- reichend vorbereitet. „50 Prozent der Patienten in den Krankenhäu- sern sind älter als 60 Jahre, mehr als zwölf Prozent davon sind dement.

Daher müssen unsere Krankenhäu- ser künftig ein wesentlicher Teil der Versorgungskette von Menschen mit Demenz werden“, erklärte Prof.

Dr. med. Dipl.-Psych. Wilhelm Stuhlmann, der Vorsitzende des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V.*

Laut Stuhlmann gibt es bundes- weit bislang nur circa 30 Kranken- häuser mit einer eigenen Demenz- station. Viele Patienten dekompen- sieren erst während ihres stationä- ren Aufenthalts, weil sie sich dort nicht an die Abläufe in einer für sie unüberschaubaren Umgebung ge- wöhnen können. Bei einem Teil der Patienten ist zudem die Demenz bei der Aufnahme nicht bekannt. Dies ist vor allem bei Notfällen proble- matisch. Bei Verdacht auf Demenz sollte das Krankenhaus ein Scree- ning durchführen, empfahl der Ex- perte. Sollte sich der Verdacht be- stätigen, könne die Einrichtung bes- ser für die Sicherheit des Patienten sorgen und so Regresse vermeiden.

Die Betreuung von Demenzpa- tienten erfordert ein umfassendes Risikomanagement und die Ausrich- tung der Technik und der architekto- nischen Gestaltung an den speziellen Bedürfnissen dieser Patienten. Men- schen mit Demenz sind in bestimm- ten Fähigkeiten eingeschränkt, so beispielsweise in der dreidimensio-

nalen Wahrnehmung. Schatten etwa können sie nicht mehr zur räumlichen Orientierung nutzen. „Handelt es sich um eine Stufe oder nur um einen Farbunterschied? Für einen Demen- ten ist das nicht zu unterscheiden“, er- läuterte Stuhlmann. Ein Risikoma - nagement muss dies berücksichtigen und beispielsweise sichere, geschütz- te Bereiche in der Einrichtung schaf- fen, die gut ausgeleuchtet (500 Lux) und vor allem auch schattenfrei sind.

Sturzereignisse und andere Eigen- und Fremdgefährdungen lassen sich dadurch verringern. Hüftprotektoren reduzieren zusätzlich das Risiko ei- nes Oberschenkelhalsbruches Stuhl- mann zufolge um 80 Prozent.

Dem Bewegungsdrang Raum geben

Ein weiteres Merkmal ist das ständi- ge Erleben von Unruhe und ein aus- geprägter Bewegungsdrang bei de- menten Patienten. Das Laufen hat dabei viele Aspekte: Häufig handelt es sich um ein „Weglaufen-Wollen“, etwa aus Ratlosigkeit, Überforde- rung oder fehlendem Reizschutz.

Ebenso kann es ein „Hinlaufen“ sein – der Patient will nach Hause oder zur Arbeit gehen. Laufen zu dürfen, sei für diese Patienten daher wichtig, damit sie Unruhe abbauen können, meinte Stuhlmann. Gleichzeitig tra- ge dies zum Erhalt ihrer Selbstbe- stimmung und zur Vermeidung frei- heitsentziehender Maßnahmen bei.

Außerdem verbessere Tagesaktivität die Nachtruhe.

Lösungsmöglichkeiten, um den Bewegungsdrang aufzufangen, bie- ten Rundwege und der gezielte Ein- satz von Farben, Kontrasten und Be- leuchtung. „Gelbtöne werden besser wahrgenommen als Rot- oder Blau- töne“, meinte Stuhlmann. Zudem laufen die Menschen ins Helle, nicht ins Dunkle. Beachtet werden müsse auch das „Sundown ing“-Phä no men:

Nachmittags und abends werden viele Patienten unruhiger.

Technische Assistenz im Hintergrund

Ebenso wichtig ist die Ausstattung mit Orientierungshilfen und einem

„weichen“ Sicherungssystem (op - tische Barrieren, akustische Signa- le). Eine automatisierte Alarmaus- lösung beim Passieren von ge - sicherten Türen verhindert zum Beispiel, dass sich verwirrte Perso- nen unbemerkt entfernen können, und entlastet dadurch das Pflege- personal. Ein Betten-Monitoring mit Sensor-Druckmatten, automati- scher Beleuchtung und Benachrich- tigung bei ausbleibender Rückkehr des Patienten ins Bett ermöglicht bei Bedarf eine schnelle Interven - tion durch die Pflegekräfte. Mit Transpondersystemen auf Basis von RFID- und Infrarottechnik so- wie Echtzeit-Lokalisierungssyste- men ist es zudem möglich, dem Pa- tienten Bewegungsfreiheit inner- halb festgelegter Schutzzonen zu

geben.

Heike E. Krüger-Brand

* Vortrag auf dem Messestand von ADT und Total Walther, Medica 2012

Die Betreuung von Demenzpatienten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen erfordert ein umfassendes Risikomanagement.

Foto: dpa

Als „Wohnzimmer“ eingerichteter Aufenthaltsraum im Albertinen-Haus, Hamburg

T E C H N I K

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