weil noch sehr wenig darüber be- kannt ist, welche Art, welche Lokali- sation und welche Ausdehnung ischämischer Gewebsschädigungen für das Zustandekommen einer De- menz verantwortlich gemacht wer- den kann. Das Vorliegen von neuro- logischen Symptomen und von In- farktbefunden in bildgebenden Ver- fahren oder bei der Hirndurchblu- tungsmessung ist nicht beweisend für einen kausalen Zusammenhang mit den psychopathologischen Verände- rungen. Deswegen wird in den heute verfügbaren diagnostischen Krite- rien (Wittchen et al. 1989) die zeitli-
che Verknüpfung von akuten isch- ämischen Ereignissen mit der Entste- hung und dem Verlauf der psycho- pathologischen Auffälligkeiten be- rücksichtigt. Wendet man dieser Kri- terien an, dann wird die Diagnose ei- ner vaskulären Demenz sehr wahr- scheinlich nicht häufiger gestellt als auf Grund einer neuropathologischen Untersuchung (Brust 1988).
Literatur
Brun, A. (1987) Persönliche Mitteilung Brust, J. C.: Vasular dementia ist overdiagnosed.
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Wittchen H. U.; Sass, H.; Zaudig, M.; Koehler, K.: Diagnostisches und statistisches Manual psy- chischer Störungen. DSM-III-R. Revision.
Beltz: Weinheim — Basel (1989)
Dr. Alexander Kurz Prof. Dr. Hans Lauter Psychiatrische Klinik der
Technischen Universität München Möhlstraße 26
8000 München 80
Zu dem Beitrag von
Prof. Dr. med. Peter von Wichert et al.
in Heft 28/29, 1989
Schlafbezogene
Atmungsstörungen Schlafapnoe
Psychosomatische Ursachen
Zu dem hochinteressanten Arti- kel erscheinen mir noch einige Er- gänzungen notwendig. Zwar wird von den Autoren auf Beschwerden hingewiesen, die — außer bei der Schlafapnoe — auch bei neurolo- gisch-psychiatrischen Erkrankungen vorkommen, jedoch werden psycho- somatische Ursachen für die genann- ten Symptome vernachlässigt. Dabei werden im „Indikationskatalog zur Diagnostik der Schlafapnoe" zahlrei- che Symptome genannt, die gerade in einem psychosomatischen Bedin- gungsgefüge entstehen können.
Insbesondere möchte ich darauf hinweisen, daß „restrosternales Druckgefühl" oder eine „Belastungs- dyspnoe" eben nicht, wie hier nahe- gelegt, ausschließlich im Rahmen in- ternistischer Erkrankungen auftre- ten, sondern beispielsweise durch ein chronisches Hyperventilations- syndrom oder durch eine Herzneu- rose verursacht sein können. Dabei gilt, daß diese Diagnosen nicht bloß
auf dem somatischen Ausschlußwe- ge, sondern — positiv — anhand psy- chischer Befunde gestellt werden sollten, also möglichst vor zu rascher Einleitung einer aufwendigen Schlafapnoediagnostik. Dies kann zum Beispiel beim chronischen Hy- perventilationssyndrom, wo es oft keine klar abgrenzbaren Hyperventi- lationsanfälle gibt, schwierig sein und psychosomatische Kenntnisse erfordern.
Bei der Herzneurose findet sich häufig eine Diskrepanz zwischen wiederholten negativen kardiologi- schen Befunden und dem hartnäcki- gen Glauben des Patienten, doch herzkrank zu sein, gepaart mit psy- chischen Auffälligkeiten (wie das Klagen über zahlreiche Beschwer- den, diffuse Ängstlichkeit, innere Unruhe oder Depressivität), die den Blick auf eine psychosomatische Ur- sache lenken sollten.
Nicolas Nowack, Arzt
Psychiatrische Klinik Häcklingen Am Wischfeld 16
2120 Lüneburg
Schlußwort
In unserem Artikel über die nächtlichen Atemregulationsstörun- gen haben wir uns gerade nicht mit Hyperventilationssyndromen, son- dern mit Hypoventilationssyndro- men beschäftigt. Hierbei ging es auch darum aufzuzeigen, daß Sym- ptome, die gemeinhin als psychisch oder psychosomatisch angesehen werden, einen sehr realen, erfaßba- ren und therapierbaren somatischen Hintergrund haben können. Zweifel- los hat Herr Kollege Nowack Recht, wenn er darauf hinweist, daß psycho- somatische Störungen gerade bei Pa- tienten mit kardialen Beschwerden vorkommen und auch entsprechend diagnostisch erfaßt werden sollten.
Diese Überlegung hat aber mit dem in unserem Beitrag dargestellten Krankheitsbild nichts gemein, denn Ziel dieses Beitrages war es, unter anderem nachdrücklich darauf hin- zuweisen, daß eine Reihe von uncha- rakteristischen Beschwerden, die leicht der psychosomatischen oder neuro-psychiatrischen Ebene zuge- wiesen werden, ihre Quelle in einer internistischen Funktionsstörung, nämlich der schlafbezogenen At- mungsstörungen haben, die diagno- stizierbar und behandelbar ist und heute gekannt werden sollte.
Prof. Dr. med. Peter von Wichert Zentrum für Innere Medizin Medizinische Poliklinik Klinikum der Universität Baldingerstraße
3550 Marburg/Lahn
Dt. Ärztebl. 87, Heft 12, 22. März 1990 (67) A-949