Anzeigen.
W. Robertson Smith, Kinship and Marriage in early Arabia.
Cambridge 1885.
Robertson Smith hätte sich schon dann einen bleibenden Namen
unter den Erforschern des semitischen Alterthums erworben , wenn
er nichts weiter gethan hätte , als zuerst ') energisch darauf hin¬
zuweisen, dass sich bei den alten Arabern und Israeliten noch
mancherlei Spuren des einstigen „Matriarchats" finden; das ist der
sociale Zustand, in welchem nur die Abstammung von der gemein¬
samen Mutter als Verwandtschaft zählt und der Mann nicht durch
seine Kinder beerbt wird , sondern zunächst durch seinen Bruder
von derselben Mutter, in Ermanglung eines solchen durch die Söhne
seiner Schwester von derselben Mutter. Ja schon das ist ein grosses
Verdienst, dass er überhaupt begonnen hat, zu untersuchen, wie
weit die socialen und Familienverhältnisse der Araber und der
Semiten insgemein einstmals von dem abweichen , was uns als
normal erscheint.
Nachdem nun inzwischen G. A. Wilken's Scluift „Het Matri-
archaat bij de oude Arabieren" (Amsterdam 1884)^) die Haupt¬
beweise des scharfsinnigen und gelehrten Schotten für das Matriarchat
klar zusammengestellt und nicht wenig verstärkt hat , trägt uns
dieser in dem neuen Buche ausführlich vor, wie sicb nach seiner
Ansicht die modernen Stamm- und Familienverhältnisse der Araber
aus der ursprünglichen ärgsten Rohheit durch eine Reihe von
Zwischenzuständen allmählich entwickelt haben. Es ist em Bau
von imponierender Geschlossenheit; AUes scheint um so sicherer,
als es im Wesentlichen nur die Anwendung des von J. F. Mc Lennan
1) In dem Artikel „Animal worsliip and anima! tribe.s among the Arabs and in the Old Testament" Journal of Pliilolugy 9, 75 ft'.
2) Deutsche Uebersetzung: „Das Matriarchat (das Mutterrecht) bei den alten Arabern". Leipzig 1884. — S. meine Besprechung in der literar.-krit.
Beilage der ,, Oesterr. Monatsschrift für den Orient" 1884, 301 ff. — Ferner vgl. Wilken's Streitschrift gegen Redhouse: „Eenige Opmerkingen naar aanleiding eener critiek van mijn Matriarchaat . . ." (Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederl. Indie 4e Volgr. lOe Dl. 3e Stuk) Haag 1885.
1 Ii
Nöldeke, Robertson Smitli's Kinship and Marriage etc. 149
aufgestellten Systems ') auf die Araber ist , und zwar durchweg
auf Grund viel genauerer Kenntniss des Einzelnen, als sie M« Lennan
für seine umfassenden Untersuchungen haben konnte. Es liegt mir
nun fem , KSm.'s System als Ganzes kritisieren zu wollen ; das
möchte ich höchstens danu thun , wenn ich mich in weit anderer
Weise mit der socialen Entwicklung der verschiedensten Völker
abgegeben hätte, als es der Fall ist. Aber ich kann nicht leugnen :
von vora herein habe ich sehr grosse Bedenken gegen dogmatische
Constructionen von solcher Ausdehnung, gegen das Unterfangen,
die uncontrolierbaren, langsamen Umgestaltungen der Vorgeschichte
nach Analogien, deren Anwendung nicht immer berechtigt sein mag,
und nach Spuren von oft zweifelhafter Bedeutung sicher erkennen
zu wollen. Für den Juristen M« Lennan war ein solcher Dogma¬
tismus nur zu natürlich , und ich bezweifle gar nicht , dass , auch
abgesehen von seinen wichtigen Entdeckungen im Einzelnen, eben
die feste Systematik seinem Werke eine grosse Bedeutung füi' die
Ethnologie gegeben hat. Einem Historiker und Philologen steht
aber eine solche Sicherheit der Construetion weniger natürhch. Er
wird gut thun, nicht zu stark zu generalisieren und nicht all zu
viel wissen zu wollen. Auch Lennan nahm es ja mit der Er¬
klärung fundamentaler Thatsachen zuweilen etwas zu leicht; so,
wenn er die „Exogamie", den bei sehr vielen Völkern herrschenden
Brauch, nur aus fremden Stämmen Fi-auen zu nehmen, daher leitete,
dass die Sitte, die neugebornen Mädchen zum grossen Theil zu
tödten ^) , die Zahl der Frauen im eignen Stamme gering gemacht
und zum Raube fremder gezwungen habe. Mit Recht wendet
Wilken dagegen ein , dass eine solche Verringerung eben auch die
Möglichkeit, fremde Weiber zu bekommen, hätte beschränken müssen.
— So werde ich denn im Lauf dieses Artikels auch gegen ver¬
schiedene einzelne Ansichten RSm.'s Einwendungen erheben, welche
allerdings seine Hauptsätze nur zum kleinen Theil etwas stärker
erschüttem dürften. Auf ganz prähistorische Dinge lasse ick mich
nicht näher ein. Ich wünsche nur zu zeigen, dass hier uicht Alles
so sicher ist, wie es zuerst erscheiuen könnte. Auf der andern
Seite werde ich auch versuchen , einige seiner Aufstellungen durch
weitere Gründe zu verstärken. Dazu erlaube ich mir hie und da
noch. Einiges, was sich auf arabische Stammverhältnisse bezieht,
etwas weiter auszuführen.
An dem einstmaligen Bestehen des Matriarchats bei den Se¬
miten kann jetzt von Rechts wegen Niemand mehr zweifeln. Viel¬
leicht finden sich auch im A. T. noch einige weitere Spuren zu
1) „Primitive Marriage", der Uaupttlicil von dessen „Studies in Aucient History" London 187G. Auch diu andern Abhandlungen dieses Werkes beziehn sich alle mehr oder weniger auf diesen Gegenstand.
2) Ueber die Ursache dieser Erscheinung urtheilt KSm. im vorUegenden Werke S. 279 ff. sehr richtig.
den bereits aufgedeckten. Im Hohen Liede wird die Geliebte an¬
geredet „meine Schwester, Braut" nbD "nnN. Nun ist für unser
Gefühl die Liebe zur Schwester etwas völlig Verschiedenes von der
zur Braut, zumal wenn sie so naiv sinnlich gefasst wird wie im
Hohen Liede. Sollte dies nun nicht etwa eine Redensart sein,
übrig geblieben aus einer Zeit, wo noch die Anschauung herrschte,
dass nur das mütterliche Blut wahre Verwandtschaft bewirke und
ein Ebehinderniss sei, die Ehe mit der (Halb-)Schwester von dem¬
selben Vater durchaus erlaubt war und der Name „Schwester" also
noch eine Verstärkrmg des Ausdruckes der Zärtlichkeit bringen
konnte? — Ruben's und Juda's Thaten erscheinen auf dem Stand¬
punkt der alten Anschauungen in milderem Lichte : zwischen dem
Sohne und seiner Stiefmutter herrschte so wenig Verwandtschaft
wie zwischen dem Manne und seiner Schwiegertochter '). — Ob es
wahr ist, dass Omaija b. 'AbdSams bei Lebzeiten eine Frau seinem
Sobne Abü 'Amr abgetreten, mit der dieser dann den Abu Mu'ait
erzeugteist freilich sehr zweifelhaft ; bei dem mythischen Ruben
und dem historischen Absalom geschieht der Umgang mit des Vaters
Frau doch gegen dessen Willen. — Dass im A. T. mehrfach die
Mutter dem neugebornen Sohne den Namen giebt (Gen. 19, 37 sq.
21, 6 29. 30. Richter 13, 24. 1 Sam. 1, 20), wäre an sich noch
kein besonders deutlicher Hinweis auf matriarchale Verhältnisse,
denn das Neugeborne steht ja unter allen Umständen der Mutter
weit näher als dem Vater, aber im Zusammenhang mit so vielen
andern Erscheinungen verdient doch auch dies einige Berücksich¬
tigung. So giebt auch im heutigen Abessinien die Mutter dem
Kinde seinen eigentlichen , weltlichen Namen *). Die abessinischen
Familienverhältnisse müssen überhaupt nocb genau beachtet werden.
Vieles, was den europäischen Reisenden dort als Verwilderung in
Folge allgemeinen Verfalls vorkommt, wird sich vielmehr wohl als
ursprüngliche Rohheit herausstellen. Die Monogamie und über¬
haupt die feste Ehe ist da nie so recht zur Geltung gekommen ''),
trotz der, aUerdings wohl nur selten kräftigen, Bemühungen der
alexandrinischen Kirche. Der auch wegen seiner christlichen Frömmig-
1) Ich müchte vermuthon , dass in den alttestamentlichen Khovorbotcn ursprünglich nur die Schwester von demselben Vater genannt war, da die Un- zuliLssigkeit der Ehe mit dor von gleicher Mutter nicht erst ausdrücklich erwähnt zu werdon brauchte, und dass erst Spätere, welche jene Unterscheidung nicht mehr verstanden, die Schwester von derselben Muttor hinzugefügt haben.
2) Maqrizi in dor Schrift Uber den Streit der Omaijaden und 'Abbäsiden (Strassburger Hdschr.).
3) Abweichend von 21, 3.
4) S. u. A. Manstiold Parkyns, Life in Abyssinia 2, HC). Beiläufig mache ich darauf aufmerksam , welch Überraschende Kraft in der Neuschöpfung von Namon diose Abossinierinnen noch heute zeigen.
5) Kriimere ich mich recht, so ist os auch Mansfield Parkyns, der meiut:
in Abessinien muss es ein besonders weises Kind soin, das seinen Vater kenut.
Nöldeke, Robertson Smith's Kinship and Marriage et.c. 151
keit gefeierte König Amda Tsion (nach Gutschmid's Ansatz 1314
—1344) wurde von Abba Honorius excommuniciert , weil er eine
Concubine seines Vaters genommen hatte (nach Andem seine eine
oder gar zwei Schwestern , natürlich nicht mütterlicher Seite), liess
den HeiUgen blutig peitschen und verhängte eine Verfolgung über
dessen hoch angesehenes Kloster '); hier ist ein Conflict des kirch¬
lichen Gesetzes mit dem alten Herkommen, und letzteres behält die
Oberhand. Vielleicht ist auch zu beachten, dass im Amharischen
„Bruder' wondim heisst, das wir wohl mit Praetorius als wond-im
— walda-emni „Mutter-Sohn' erklären müssen ; nur der wäre dem¬
nach wirklicher Bruder , der dieselbe Mutter hat *). FreUich darf
man die abessinischen Verhältnisse durchaus nicht ohne Weiteres
zur Constmierung der ursemitischen benutzen; dafür hat hier,
namentlich in den amharischen Provinzen , die africanische Natur,
die africanische Art und die starke Beimischung, ja das Ueber¬
wiegen africanischen Blutes viel zu grosse Bedeutung. Aber es ist
doch von einigem Belang, dass auch die Verhältnisse der semi¬
tisch redenden Africaner den sonstigen Resultaten nicht wider¬
sprechen , und auf alle Fälle haben wir hier werthvoUe Analogien.
Dass über Africa matriarchale Einrichtungen weit verbreitet sind,
ist bekannt "); besonders wichtig ist für die semitische Welt , dass sich auch bei den alten Aegyptern deutliche Spuren davon zeigen'').
Zu den beiden arabischen Wörtern, welche ursprünglich „Mutter¬
leib', dann aber, nach Uebergang der matriarchalen Institutionen in patriarchale , die Verwandtschaft väterlichen Blutes bezeichnen
bcUn und raJiim können vieUeicht noch einige Redensarten gefügt
1) Basset, Etudes sur l'hist. d'Eth. 10 (= Jouru. as. 1881, 1, 324). Die Uebersetzung S. 101 = j. as. 1881, 2, 93 ist nicht ganz genau: der Brand entsteht aus den Blutstropfen des Gottesmannes.
21 Auch die alte , sieher vorchristliche , sehr beliebte Bezeichnung der Menschen im Geez: eguäla (mmn liejäu „Kinder der Mutter des Lebendigen"
ist zu beachten. Bei der Auffassung dor Menschen als einer einzigen Familie kam diesen Leuten doch nur die gemeinsame Mutter in Betracht. — So ist fiSii<pe6s, ddeKtpos ja eigentlich auch nur der frater uterinus {ÖEi.<fve).
31 Vgl. u. A. Munzinger, Ostafrikan. Studien 489 ff.
4) So benannten sich dio Aegypter gern nach der Mutter, s. Wiedemann, Die ägypt. Denkmäler des Provincial-Museums zu Boim (Bonn 1884) S. 9.
5) Nicht so sicher wie RSm. (S. 28) möchte ich aber in T'ttm nnffi Arnos 1, 11 den „Mutterleib* erkennen, so sehr das an qatala 'rraldma und Aehnliches anklingt. Denn der Plur. C'pnt) heisst im Hebr. immer „Erbarmen";
schon Hosea 2, 21 stellt es mit lOTi zusammen. Auch syr. rahme ist Uber¬
wiegend „Erbarmen", wenn es gleich natürlich auch als Plural von rahma
„uteri" heissen kann Gen. 49, 25; Efr. 3, 330 D (für onkayxv" steht os 2 Macc.
9, 5, 6 und sogar von den männlichen Genitalien Land, Anecd. 4, 50, 17, 22).
Nun kann man freilich die Bedeutung „Erbarmen", „Zärtlichkeit" eben von der Abstammung aus gleichem Mutterschooss ableiten, und Stellen wie Gen. 43, 30
und 1 Kg. 3, 2f) klingen ja gani wie l*^*S>-^ üJ „das Verwandt-
1 4 *
werden , worin die Mutterbrust für verwandtscbaftliche Zärtlichkeit steht : „die Hawäzin rufen das Bruderverhältniss zwischen uns an, aber die Mutterbrust, welche die Hawäzin darreichen, ist ganz trocken' sagt
ein Dichter vom Stamme Sulaim, welcher Stamm nach allgemeiner
Anschauung den Hawäzin von männlicher Seite her nahe verwandt
war- (Ibn His. 864, 2). „Sachte 'All, die Brust unsrer (gemeinschaft¬
lichen) Mutter ist ja nach uns hin abgeschnitten', d. h. „giebt uns
keine Nahrung mehr' sagt der Hudhailit zu den vom Vater her
nah verwandten Kinäna (= 'All) Hudh. 78, 14 ')•
RSm. und Wilken haben festgestellt, dass noch zu Muhammed's
Zeit Beste von ehelichen Zuständen bestanden , die nicht zu dem
Princip stimmten, welches damals doch schon allgemein galt, dass der
Mann Herr der Frau ist, dass die Fraü dem Manne folgt. Viel¬
leicht betont RSm. abei' einige dahin gehörige Einzelheiten etwas
zu stark. Die Angaben Ammian's über die Ehe bei den „Saracenen'
beruhen gewiss auf Thatsachen, sind aber, wie Andres in dem be¬
treffenden Bericht ^), übertrieben. So möchte ich auch auf die Ge¬
schichte von Hätim und Mäwija nicht all zu viel geben. Kein
Gewicht hat auf alle FäUe, dass Richter 4, 17 von Jael's Zelt die
Rede ist, nicht von dem ihres Mannes (S. 169); denn das kommt
nur davon , dass im Liede 5, 24 Jael , als die wirkliche Thäterin,
gepriesen wird. Aber grade daraus, dass die Dichterin dann den
Namen des Mannes hinzufügt, sehen wir, wie nothwendig es schon
damals erschien, eine Frau durch Angabe ihres Eheherm zu be¬
stimmen, wie den Mann durch 'ennung seines Vaters. Die Weiber
Jakob's haben eigne Zelte Gen. 6i, 33, und es ist mögUch, dass
auch Gen. 24, 67 so aufzufassen ist; aber viel näher liegt es, hier
mit Wellhausen und DiUmann anzunehmen, dass die Worte „seiner
Mutter Sara' von ebendemselben hinzugefügt sind, welcher die
Schlussworte angehängt hat „und er tröstete sich nach seiner Mutter'.
Dafür spricht der jetzt ganz ungrammatische Artikel in nbriNn,
schaftsgefühl regte sich bei ihnen starlt zu seinen Gunsten" Ibn Hisäm 280, 15
= Tab. 1, 1201, 10. Man müsste dann abor die Külinheit haben, die durcli die semit. Sprachen weit verbreitete Bedeutung der Wurzel ,.erbarmen" u. s. w.
schlechtweg als denominativ vom ..Mutterleib" zu nehmen, und das wage icii 'i. ' , ' nicht rocht. — Zu beachten ist noch, dass Dil"! Ps. 18, 2, )0.^^, > ~-
^- . . '
„lieben" (s. Gauh.; (—^j „Zärtlichlieit gegen das Junge" Hudh. 109, 3;
iU.i>^ „Liebe, Zärtlichkeit"; ff^:^^ „zart" [häufig von Mädchen, Gazollen u. s.w.])
von kaum ganz getrennt werden können.
1) = Bekri 771, 18 = 'Urwa b. al-Ward 1, 5 Schol. — Für dio hohe Stellung der Frauen im älteren Arabien könnte man noch die Stelle in Müller's Geogr. min. 2, 516, § 20 (Original um 350 geschrieben) verwerthen: .,die Sara¬
cenen, welche von Frauen regiert werden sollen".
2) Z. B. dass sie nichts vom Ackerbau uud von der Baumzucht wüssten.
1 4 *
Nöldeke, Robertson Smith's Kinship and Marriage etc. 153
der aber ohne jenen Zusatz nothwendig ist. — Auch darin kann
ich RSm. nicht beistimmen, die Adoption der Söhne Josefs durch
Jakob habe den Sinn, dass sie dadurch der FamUie der Mutter
entzogen würden, da der heimathslose Gatte der ägyptischen Priester¬
tochter kein eignes Haus gehabt habe (S. 109). Diese Adoption
ist vielmehr eine durch den ganzen Bau der Stammsage geforderte
Fiction. Ephraim und Manasse — nach 2 Sam. 19, 21 eigentlich
auch Benjamin — wurden, unbekannt weshalb , als eine besondere
Einheit , Josef" innerhalb Israel's zusammengefasst, erschienen also als Jakob-Israel's Enkel , wäbrend sie factisch selbständige Stämme
waren; das erklärte man durch jenen Act.
Natürlich beschäftigt sich RSm. abermals mit dem eigenthüm¬
lichen Widerspruch, der darin liegt, dass bei den echten Arabern,
die ja wesentlich „endogam" waren, der Mann ein Anrecht auf die
Heirath mit seiner Cousine von Vaters Seite (bint 'amm) hatte,
und doch die Verheirathung mit Fremden als wünschenswerther
galt '). Uebrigens weist das Wort nazi'a für „Frau fremder Ab¬
kunft" wohl nicht nothwendig darauf, dass diese zunächst eine „ge¬
waltsam Entrissne", „Geraubte" *) ^ war , denn nazi' ist überhaupt
„fremd, von fremder Herkunft" (Gauhari) und steht z. B. Ibn His.
619, 3 v. u. von einem Pferde, das aus der Fremde stammt^).
Sehr schwer ist es, darüber in's Reine zu kommen, wie weit
bei den Arabem die Frauen erbberechtigt waren und sonst Eigen¬
thum erwerben konnten ; die Daten widersprechen sich. Im Ganzen
waren sie, das hat RSm. dargethan, zu Muhammed's Zeit vermögens¬
rechtlich unmündig. Natürlich ergab sich daraus die Pflicht der
Angehörigen, sie wenigstens nothdürftig zu emähren. Es wäre
denkbar, dass die Frau in dem Falle erbte, wenn kein männlicher
Verwandter da war, der für sie sorgen konnte, wie bei den Barea
und Kunama die Frau nur dann erbt, wenn sie keinen Brader
hat *). — Vielleicht spricht übrigens grade der Fall Chadlga's gegen
selbständigen Besitz und eignes Vertiigungsrecht der Frauen. Die
Ueberlieferung betont stark, wie hülflos der Prophet ward, als Abü
Tälib und Chadiga starben. Die geistige Stütze, welche ihm die be¬
jahrte Prau gegeben hatte, kann nicht ernstlich in Betracht kommen:
vermuthlich ging aber das Vermögen, das sie aus unbekannten
Gründen selbst verwaltet hatte, nach ihrem Tode statt an ihren
1) Als weiteren Beleg verweise ich auf das Ham. 766 v. 4 in den Worten
„soin Vater ist nicht von Vatersseito Vetter seiner Mutter" ausgesprochne Lob, welches aber zugleich andeutet, dass solche Verwandtschaft sonst die Regel war, und auf Guidi's Bänat Su'ad S. 136, 1. — Ein Lob der Heirath mit der bint 'amm dagegen Ibn Doraid Istiqäq 171, 2.
2) Wie achtdha Hara. 251, 20. 460, 21. Agh. 11, 139, 7.
3) Welches Gewicht bei den Beduinen auf das Blut der Mutter gelegt wurde, zeigt Ham. 2G1, 11: ein Sohn des angesehensten Mannes der Fazära bekommt keine Frau aus seinem Geschlecht, weil seine Mutter eine Sklavin war.
4) Munzinger, Ostafr. Studien 489.
Mann und ihre Töchter einfach an ihre Brüder und deren Söhne
zurück, und der wohlhabende (Sur. 93, 8) Muhammed war wieder
bettelarm. — Gegen Wilken hat RSm. ferner nachgewiesen, dass
mahr^) der Kaufpreis für die Prau war, vgl. 'Antara 2, 16^),
wenn auch nicht feststeht , dass j—r-^ „kaufen" heisst •''). Es ist
auch sehr wohl möglich, dass saddq schon vor Muhammed das
Geschenk bedeutete, welches der Mann der Prau gab; so ist
asdaqa „schenken" Hudh. 113, 10. Eigentlich ist aber saddq,
aus der gemeinsemitischen Bedeutung abgeleitet „Gebühr" , dann
„gebührendes Geschenk". Es kommt gewiss nicht, wie RSm. an¬
nimmt , von sadtqa , welches , nach der specifisch arabischen Be¬
deutvmg von sadiq „Getreuer, Freund", die „Freundin", bezeichnet.
So nennen die Dichter manchmal ihre wirkliche oder angebliche,
verbeirathete oder ünverheirathete Geliebte. Das ist kein Name für
ein rechtlich festes Verhältniss irgend einer Art, und RSm. hat
nicht gut daran gethan, ,§adIqa-Ehe" gradezu als Terminus für die
Verbindung zu wählen, bei der die Frau in ihrer Heimath bleibt
und der Mann nur besuchsweise zu ihr kommt.
I* ^
1) = jfO).^ "11173. Das 0 der hebr. Form böte eine Parallele zu V
bilN = Jjo).« (3^') bin von der Richtigkeit der allgeraein an¬
genommenen Gleichsetzung von bflN und J^?! noch nicht ganz überzeugt: das gar nicht seltne jJo)^ bedeutet „Schaar" (PI. Joh. Eph. 261; Land, Anecd.
2, 366, 5 V. u. von Araber-Schaaren , wenn niclit gradezu „Stämmen"; Sg.
„Rotte" Sachau, Ined. 47, 9 u. s. w.; das ^ wie in )l ■ — bSN),
und daraus entwickelt sich die Bedeutung von J^! eben so leicht wie aus
„Zelt". Einen Wechsel von u und a vor hl haben wir übrigens im Arabischon
«OJ WOJ O- O^
selbst in i^S>ö und ^Jl^ von und J».j*>, Sibawaih 2, 64. 87 ; Hudh.
158, 2 und Schol.
2) In dor Bezeichnung der Frau als ijJ^^ Kärail 305, 9 oder 5^^.^*/0 ib. 1. 12 liegt natürlich keine Entscheidung darüber, ob ihr Vater oder sie
<■
selbst das Brautgeld erhalten hat. Das männliche g ^ „von gutein Ge¬
schlecht" ibn His. 274, 11 ist wohl eine Rückbildung vom Femininum aus, wie im Syr. nach j!.^.vS2D „die Verlobte" )^.JXD „der Bräutigam" gebildet wird, da man nicht mehr daran denkt, dass jene eigentlich „die Gekaufte" ist.
So wird auch das Verb '^3iSi zweiseitig gebraucht.
3) Die Verwandtschaft mit j-y« ist deshalb bedenklich, weil das
ausschliesslich die Versorgung mit Nahrung aus der Fremde bedeutet (Theo¬
dosius, Sentenzen, ed. Zotenberg. nr. 24 ist in ^'j-'^'^ \»ioi wohl zu verbessern). Die allgemeine Bedeutung von l^'pn, fTnilin „tauschen"
führt auch nicht nothwendig auf „kaufen", zumal .yA „schwanken" ist.
Nöldeke, Bobertson Smith's Kinship and Marriage etc. 155
Hinsichtlich andrer angeblicher Arten von Ehen kann ich nur
wiederholen , was ich in meiner Besprechung von Wilken's Schrift
gesagt habe : die Systematisierung der muslimischen Theologen,
welche durchaus kein Geschick hatten das Leben der alten Heiden
richtig aufzufassen, ist mit grossem Misstrauen zu betrachten. In
der angeblich regulären Vielmännerei in Mittelarabien sehe ich
immer noch einfach eine Art Prostitution. Viel anders war ja die
erst von 'Omar beseitigte Mut'a auch nicht. Aber mit Recht deutet
RSm. darauf hin, dass der Umgang mit Prostituierten für den alten
Araber nichts war, dessen er sich glaubte schämen zu müssen.
Der hochangesehne Dichter A'Sä rühmt sich seiner Liaisons
]t iJt^£• Li.'uXi ' 'iJte.»)
und dergleichen findet sich mehr bei den Arabern. Aber man
erinnere sich nur, wie unbefangen im A. T. erzählt wird, dass der
Erzvater Judä mit einer (vermeintlichen) Hure umgeht Gen. 38,
dass die Kundschafter Josua's bei der Hure in Jericho einkehren
Jos. 2, 1 (wo das seltsame rP^ü ia3TZ3''T sicher eine Anstandscon-ectur für das ursprüngliche rilSV '^1 ist), und dass Simson aus den Armen
einer Hure in Gaza zur gewaltigen That aufsteht Richter 16, 1 ff.,
bloss damit erhelle, dass der bekannte Spruch ,omne animal u. s. w."
für diesen Becken keine Gültigkeit hatte. Ländlich, sittlich!
Rücksichthch der Herkunft Zijäd's steht absolut nur Polgendes
fest 1) er war der Sohn der Prostituierten Sumaija 2) mit dieser
hatte Abü Sufjän Umgang gehabt 3) der schlaue und wenig scru¬
pulöse Mu'äwija kettete den bedeutenden Mann an sich , indem er
ihn als Sohn des Abü SuQän , mithin als seinen Halbbruder an¬
erkannte. Alles Uebrige , auch die Einzelheiten des Processes , ist
mehr oder weniger verdächtig *), da sowohl Preunde wie Feinde
des Zijäd und der Omaijaden die Erzählung verfälscht haben. Man
muss sich daher sehr hüten, aus ihr Genaueres über die alten Ehe¬
verhältnisse erschliessen zu wollen.
Auf alle Fälle heiTschte zu Muhammed's Zeit die, freilich sehr
leicht lösbare, regelmässige Ehe durchaus vor, und zwar seit un¬
vordenklicher Zeit. Wir dürfen diese Araber zwar nicht idealisieren,
aber RSm. ist doch zu sehr geneigt, sie für ganz arge Barbaren
zu halten und wendet zu gerne Analogien von Bothhäuten und gar
AustraUem auf sie an. Ja, er geht so weit, dass er die schnöden
Scherze , welche ein Stamm vom andem erzählt , als Emst nimmt
1) Kämil 305 paon. Im Arab, ist II sehr selten, während im Syr.
^fi
nur wkJj üblich ist (aber jAi^JJ) ; das Hebr. hat wieder bloss das Qal.
2) So z. B., dass AbÖ Sufjan den Zijäd aus Furcht vor 'Omar nicht an¬
erkannt habe, wahrend doch 'Omar gar nicht befugt war, ihn wegen Unzucht zu bestrafen, die er als Heide verübt hatte.
und die Araber jener Zeit des gelegentlichen Kannibalismus be¬
schuldigt, weil es in Schmähgedichten von diesen und jenen heisst,
sie hätten einst einen Schützling aufgefressen '). Wir könnten
ebenso gut glauben, dass die Fazära mit Kameelen Unzucht zu treiben
pflegten Ham. 192 f, die Sulaim b. Asga' mit Ziegen Hassän 64, 5.
Freundnachbarliche Spottverse mögen auch sonst allerlei falsche
Erzählungen in Umlauf gebracht haben. So ist's wohl mit der
Ableitung der Bal'anbar von der berufenen Umm Chäriga, die auch
RSm. zu emsthaft ansieht, und somit wohl überhaupt mit der
Zurückfühmng dieses Stammes auf die Bahra (S. 253; Kämil
264 f ) Analogien von ganz wilden Völkern mit sehr ursprüng¬
lichen Sitten, hie und da vielleicht sogar mit seltsamer Vorbildung,
dürfen wir daher auf die Araber zu Muhammed's Zeit wohl nicht
ohne Weiteres anwenden. Das scheint mir nun noch immer auch
vom Totemismus zu gelten. So nennt man bekanntlich die bei
primitiven Völkern ziemlicb verbreitete Erscheinung, dass sich die
durch mütterliche Verwandtschaft zusammengehaltenen einzelnen Ge¬
schlechter oder Stämme als Abkömmlinge eines Thiers oder eines
Gewächses (theilweise auch andrer Gegenstände) ansehn , das sie
göttlich verehren , nach dem sie sich nennen und dessen natürliche
Repräsentanten sie also als ihre Brüder betrachten RSm meint
nun , der Totemismus habe auch bei den Arabern in nicht all zu
lange vergangener Zeit geherrscht rmd noch viele Spuren hinter¬
lassen. Er gründet seine Annahme besonders darauf, dass sich
ziemlich viele arabische Geschlechter und Stämme *) „Söhne des und
1) Von einem KinSna-Stamm Hudh. IGl f. Von den 'Aclal Hassän 14, 3 f.
= Hudh. 180, 8 f. Von den Hudhail Hassän 101, 3 = Ihn His. 645 paen.
In der letzteren Stelle liesse sich das ,,Auffressen" des Sehutzgenossen meta¬
phorisch auffassen = „ruinieren", wie os sicher steht Ibn Athir 1, 418, 5, und vielleicht ist eine solche Redeweise überhaupt die Ursache aller solcher Ge¬
schichten.
2) Die Satiren beschäftigten sich besonders gern mit dem wirklichen und angeblichen Scandalosen von Vorfahren der angegriffnen Personen oder Stämme;
es war daher wünschenswerth , dass der Dichter ev. einen Freund zur Seite hatte, der ihm die alten Familiengeschichten der Angegriffnen genau berichten konnte. Diese Stellung nahm auf des Propheten Geheiss der ernsthafte Abfi Bekr bei Hassan ein , und wir sehen aus den ziemlich umfangreichen Resten von dessen Gedichten , in welcher Weise er von diesem ,.besten Kenner dor Genealogie der Qorais" bedient wurde Man begreift so. was es heisst, wenn von oinem andern Manne erzählt wird, er habe die Genealogie der Qorais am allerbesten gekannt und sei wogen seiner Zunge gefürchtot gewesen Ibn Dor. 87. 5.
3) S. Mc Lennan's Aufsatz in der Fortnightly Review 1869 Bd. 2 und 1870 Bd. 1. Besonderen W^erth scheint mir imr der Anfang dieser Abhandlung zu haben; die umfangreichen Belege zu den einzolnon „Totem's" zeigen doch stark den nicht hinlänglich kritischen Dilettanten.
4) Ich bemerke, dass ich die Ausdrücke „Geschlecht und ..Stamm" natür¬
lich nicht scharf auseinander halte und gelegentlich der Kürze wegen ,,Stamm"
auch Air „Geschlecht" setze, aber nicht umgekehrt.
Nöldeke, Robertson Smith's Kinship and Marriage etc. 157
des Thieres' nannten. Das von ihm gesammelte Beweismaterial
macht gewiss auf die meisten Leser einen überwältigenden Eindruck.
Dieser braucht nicht dadurch gemindert zu werden, dass bei einigen
der von ihm angeführten Namen die Bedeutung als Bezeichnung
eines Thieres gar nicht feststeht '); denn dafür lässt sich seine
Liste wieder noch ansehnlich vermehren. Wir haben z. B. noch
Banü Kolba „Söhne der Hündin' Ibn Dor. 193 cfr. Anm.; B.
Thu'dla „S. d. Fuchses' eb. 297, 12; B. Qur aim ' b. Sähila ,S.
Hengstchens Sohnes der Wiehernden' bei den Hudhaü; B. Gamal
„Kameelsöhne' Ibn Dor. 246, 15 und Hamdäni 94, 24 ff. (= al
Gamalijün eb. Z. 17); Banul 'Usarä' „S. der hochträchtigen
Kameeistute' 'Antara 12 u. s. w. ; al Abqür „die Binder' Hamdäni
70, 1 imd öfter u. s. w. Aber trotzdem ist die relative Häufig¬
keit dieser Thiemamen als Stammbezeichnung lange nicht so gross,
als es nach RSm's Darstellung scheinen könnte. Von den grossen
Stämmen heissen nur wenige nach Thieren und dass von zwei oder
mehren eng verbundenen Stämmen oder Geschlechtern oft das eine
einen Thiernamen führt, das andre einen völlig andersartigen, spricht nicht dafür, dass hier die Nachwirkung des religiös-socialen Systems
des Totemismus zu finden sei.
Wir müssen nun aber unser Augenmerk darauf richten, dass
weitaus die meisten Stamm- und Gentilnamen, welche uns in der
ältern Litteratur begegnen, entweder auch als Individualnamen vor¬
kommen oder doch ganz wie solche aussehn und ohne Weiteres als
solche vorkommen könnten. Diese Thatsache steht fest -); ihre Er-
1) So ist die Bedeutung „Wildliuh" für »JtJJ, wovou Gauh., Ibn Dor.
und der Scholiast der Hamäsa nichts wissen , recht unsicher trotz des im Täg o
dafür angerührten Verses ; die Bedeutung* iaSj dagegen erklärt sich viel leicbter als auf die künstliche Weise, die RSm anwendet, durch die Gleichsetzung der Wurzel mit ©13 1.0)2 — iX«.^ heisst einfach „kraus" (und kommt wie
Ü '
ÜiAaS» ziemlich oft als Personenname vor , wie lat. Crispus , deutsch Kruse, Krause, Kraus u.s.w.); die Bezeichnung einer besonderen Schaai'sorte als „Kraus¬
haarig" (im Allgemeinen ist das Schaaf in Arabien schlichthaarig wie die Ziege [Mittheilung von Euting]) ist erst abgeleitet. — fj^^ bedeutet „Trippier"; soll das ein Thier sein, so wäre es eher der H^e (wie pL4.0 Guidi's Bänat Su'äd
8*'
195, 1; |M>^L>Mufadd. 5, 13; iUljO Ibn Dor. G6, 11 [ohne Beleg]) als der Igel, aber dann müsste es jüo^iO sein. Einige andre Fälle unten.
2) Niemand wird z. B. meinen, dass A(^ectiva, die specielle körperliche Eigenschaften ausdrucken, als Namen ursprUnglich etwas anderes als Individual-
klärung ist allerdings sehr schwierig. Viele Geschlechter stammten
gewiss wirklich von den Männem ab, deren Kinder sie sich nannten.
Ich sehe wenigstens keine Schwierigkeit darin, dass Omaija, der
Ahn der Banü Omaija , dass HäMm , Machzüm und andre Stamm¬
väter qoraischitischer Geschlechter und dass Badr, der Vater der
uns näher bekannten Hamal b. Badr und Hudhaifa b. Badr, nach
dem die um 70 d. H. ziemlich zahlreichen Banü Badr bei den
Fazära heissen (Ham. 261), historische Personen sein sollen. Eine
solche Annahme ist aber unmöglich bei grösseren Stämmen. Es ist
z. B. imdenkbar, dass der zahlreiche, vielgespaltene Stamm der Banü
Tamim von einem Manne dieses Namens im eigentlichen Sinne ab¬
stammte, schon weü der in so fi-üher Zeit gelebt haben müsste,
dass von ihm keine Nachricht könnte erhalten sein. Man bedenke
dabei, dass sich die Volkszahl im Innem Arabiens jedenfalls nur
sehr langsam vermehrt, namentlich auf so ungastlichem Boden, wie
ihn grade dieser Stamm meist bewohnte '). Manche dieser Stamm-
, ot
namen sein liönnen. Ich meine Fällo wie ^.rSU^I „Söhne des Gross-
o., ' . . i
nabligen" , y*^ „S. des mit vorstehenden Oberzähnen" ; ^.ji-*«! yXi O ~ 3
„S. Schwärzchens" Ham. 269 v. 4. 270, 1, 12. So ^ja^Js^ yJi „S. des i Knirpses" Ibn Dor. 202, und so ziemlich alle Diminutiv-Namen. So ist jü^'ui*
„Brüller, Heuler", das als Einzolname wie als Geschlechtsname (mit yiS) sehr beliebt ist, eigentlich die Benennung eines lileinen Kindes („Schreihals") und von Haus aus ebenso wenig Collectiv wio der Name des Stammeszweiges
^ ^ Mutanabbi (Uieterici) S. !)44 v. LS; Abü Firäs (Beirüt
.1873) S. 2G, 2. — Und so glaube ich auch nicht, dass die zahlreichen Ge¬
schlechts- und Stammesnamen mit 'Abd, 'Aus, Taim u. s. w. ursprünglich etwas anders als eino Person bezeichnen konnten. Es hätte ja gar nichts im Wege ge¬
standen, daraus Plurale zu bilden, wäron's ursprünglich Gesammtnamen gewesen.
— Sicher gehn ferner Namen wie Uanü Dinär (in Medina Ibn His 505 und in Jemen Hamdäni 1G3) von einem Individuum aus, das allerfrüliestens im 1. Jahrh.
n. Chr. gelebt haben kann, denn vorher konnte man sich doch in Asien nicht De¬
narius Jrjvdüios nennen (Jr;vd(>ov Gen. Waddington 2510. Auch später ist Dinär noch Personenname). Und die zahlreichen Stämme mit specifisch mu¬
hammodanisehen Namen, die uns Maqrizi und die modernen Listen nennen, die
uX*»-! ,^t, ^X«^~ lii, 1.5^' o'"*'^ iX*J^ S\ u. A. m.
müssen nach Männern verhältnissmässig später Zeit genannt sein.
1) Der verstorbene Huber, der für solche Beobachtungen besonders ge¬
schickt zu sein schien , äusserte mir einmal , dass sich nach seiner Ansicht die Volkszahl im Negd gar nicht vermehre; bei dem kärglichen Leben sei die Sterblichkeit der Kinder sehr gross und die durchschnittliche Lebensdauer kurz.
Natürlich braucht das nicht für die Bewohner etwas mehr gesegneter Striche zu gelten. Schon in dor syrischen Wüste sind die Ijobensbedingungen , wie es .scheint, bedeutend günstiger als im grössten Thoil des eigentlichen Arabiens.
Eine Ausnahmestellung nahmen forner besonders die wohl situierten Qorais ein.
Nöldeke, Robertson Smith's Kinship and Marriage etc. 159
nainen mögen daher entstanden sein, dass ganze Stämme oder
Gruppen den Namen eines hervorragenden Führers oder des leiten¬
den Geschlechts annahmen und sich als dessen Söhne bezeichneten
Wir haben für einen solchen Vorgang wenigstens einige Analogien
aus neuerer, Zeit. Für die grossen 'Aneze-Stämme Wuld 'Ali und
O ' > V
Ruwala steht auch resp. Beni ZmSr und Bent Ba'län,
nach den Häusern der Oberschöche , die zu Wetzstein's Zeit waren
Mubammed b. Dühi b. Zm^r und Fösal b. Näif b. Sa'ldn (Wetz¬
stein, Hauran 139 flf.). Euting erzählt mir, der Oberschech der Beni
'Ätije heisse Muliammed b. 'Äßje, und er meint, dass sich der
regierende Schech immer .... ibn 'Atlje nenne und dass danach
der ganze Stamm heisse. Wenn Lm 4. Jahrhundert d. H. im Higäz
ein gi'osser Stamm der Abkömmlinge von 'All's Bruder Ga'far mit
einem andren der Abkömmlinge von 'All's Sohn Hasan zusammen
lebt und blutige Fehden führt ^) , so ist das wohl nicht anders zu
erklären, als dass sich schon bestehende Beduinenstämme Häuptlinge
aus jenen vornehmen FamUien genommen und sich danach benannt
hatten. So ■wird auch die heutige Bezeiclmung des bei Weitem
grössten Theils der Tai als Saminar von dem führenden Geschlecht
stammen, dessen Namen oder vieUeicht gradezu dessen Stammvater
uns schon im 6. Jahrhundert begegnet Amraalqais 20, 55 = Bekri
821 ult.; 20, 57 = Bekri 822, 3 = Ibn Dor. 233, 11 s); vgl.
für spätere Zeit Jäqüt 1, 887, 11. Es wäre nun z. B. auch mög¬
lich , dass die Benennung Banü 'Amir ^) für die wichtigste Gruppe
der Hawäzin, welche sich von den andem Hawäzin stark abhebt,
von einem Häuptlingsgeschlecht hergenommen wäre. Damit stände
gar nicht in Widerspmch, dass die Banü 'Amir eigentlich zu den
Tamim gehören soUen (RSm III); diese Fremden hätten dann die
Führung der EUäb u. s. w. übernommen '•>). Ich äussere dies natür- 1) Eine Parallele bieten uns gewisse Üerber-Stämrae, welche ihro Namen nach ihren Heiligen umgeändert haben; so nennen sich die Mechdlif nach Sidi Machliif, dessen Kubba noch vorhanden ist, die Dudwida nach Sidi
Ddüd, die Uläd 'Anlar nach dem h. 'Antar, und so haben dio Beni Me-
lutser oder Aith Mcniisir ihren Namon wahrscheinlich von oinem Heiligen Namens Mans&r; s. Basset, Notes do lexicographie berbire pg. 5. — So führen zu Istacbri's Zeit die kurdischen Stämme dor Persis, die doch gewiss noch nicht lange zum Isläm i'tbergegangon waren, /.um Thoil islamische Namon wie
al Jshänija, al Muttalihija, Stamm dos Muliammed b. Bür, Stamm dos
Muhainmed b, Ishäq, doutlich nach Häuptlingen; freilich hier nicht als
„Söhno".
2) Ja'qübi's (ieographie 1)9; Istachri 22 (etwas kUrzer Ibn Hauqal 28).
Vio Ga'äiira treten noch später ziemlich hervor, namentlich die nacli Aegypten ausgewanderten; s. Maqrizi's Schrift über die Araberstämmo in Aegypten.
3) Dio beiden 'Vorso fohlen in Slane's Ausgabe und in der von Cairo 1282 d. II.
4) In Prosa, so viel ich soho, nie ohne Banü.
.■■>)Einen geschliissiion Adol im strengen Sinne des Wortes hat os aber bei den Arabern, von denen wir hier reden, nicht gegeben.
lich nur als eine ganz unmaassgebliche Vermuthung. Möchten doch einsichtige Reisende einmal an Ort imd Stelle zu erforschen suchen,
wie die heutigen Beduinenstämme uud ihre Namen entstanden sind
und wie sich jetzige Beduinen die Genealogien ihrer Geschlechter
und Stämme vorstellen : dann könnten wir wahrscheinlich auch über
diese Dinge in älteren Zeiten besser urtheilen. Wie sich aber
die Sache auch verhalten mag, die oben angeführte Thatsache steht
fest. Nun erscheint wirkhch der grösste Theü jener Thiemamen,
nach denen Stämme bezeicbnet werden , auch als Individualnamen.
Es giebt z. B. Banü Tha'Uiba „Fuchs-Söhne", aber auch zahlreiche
Personen heissen Tha'laba „Fuchs" u. s. w. Es ist doch wobl
auch sehr natürlich, dass die im Freien lebenden Beduinen ihre neu¬
gebornen Kinder gem nach den Thieren des Feldes benennen ! Dazu
wählten sie nicht bloss die starken und edlen, sondern das Kind
wurde auch wohl nach allerlei hässlichem Gethier „Mistkäfer" {Gu'al, Gu'ail), „Zecke" (Horqü^Halama, Qurdd) u. s. w. genannt, theils
einfach in unzarter Vergleichung des kleinen unschönen Kerls mit
jenen Insecten, theils wohl auch, um auszudrücken, dass er seinen
Feinden recht unangenehm werden möge, wie schon die alten Phi¬
lologen bemerkt haben, dass in diesem Sinne die beliebten Benennungen nach bittem und dornigen Pflanzen stattfanden ^). Schon das älteste
Document, das uns arabische Namen aufzählt, die von Miller edirte
ägyptische Liste aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.^), hat einen "AffaSog
— Asad „Löwe" ; ein solcher erscheint etliche Jahrhunderte später
wieder Waddington 2065 ; gegen und nach Muhammed's Zeit heissen
so manche Leute. Ebenso ist das ursemitische Löwenwort Laith *)
1) So zwei „Gefäiirten" Muiiammed's; s. Ibn Hagar.
2) Ibn Dor. 4 ult. Ich konnte reichlich 100 Personennamen von Pflanzen anführen; etwa ebenso viele von Thieren. — In jenem Sinne sind auch die Namen nach Steinen aufzufassen. Der so Genannte soll hart me ein Fels oder Kiesel sein {^^^^o , ,^OJ>Si- , i3j^J>-, jS>^) , die Feinde wie ein Stein zum
0 3 . ' ^
Aufklopfen der Kerne (j^p , 's-a^S , jCjSUyi) behandeln. Ein Theil der eben aufgeführten Namen kommt anch als Geschlechtsbenennung vor. Ein moderner
o .
Beduinenname, sagt mir Euting, ist ^y*Xjo „Feuerstein".
3) Rev. arch. 1870 Fevr.
4) Es wäre gar nicht unmöglich , dass Asad schon als Personen¬
name verwandt ward, als es noch gar nicht speciell „Löwe" hiess, sondern
— o
noch seine Adjectivbedeutung hatte „darauf los stürzend" (cfr. lX.»! , vXavj!
„hetzen" Amriq. 31, 9; HIBN u. A. m.), welche sich dann wie so manches ähn-
cE oS
liehe Epitheton auf den Löwen fi.xiert hat. — Dass lA^t , O^! auch „Löwe"
heisse, ist nicht zu erweisen.
Nöldehe, Robertson Smith's Kinship and Marriage etc. IQI
ein beliebter Personenname. Und so findet sich Ln neuerer Zeit
das jetzt ausschliesslich deu Löwen bezeichnende Sab' (früher „wildes
Thier" überhaupt) als Name von Beduinen. Auch sonst kommen
heutzutage Thierwörter , die den Alten nicht bekannt waren , als
Personennamen vor, zum Zeichen, dass diese Art der Benennung noch
immer lebendig ist '). Nun frage ich , ob unter diesen Umständen
die Benennung mancher arabischer Stämme und Geschlechter nach
Thieren irgend etwas für Totemismus beweist. Wie bei den sonstigen
Stammnamen können auch hier die Individualnamen sehr wohl das
Ursprüngliche sein: die verschiedenen Banü Asad und Banü Laith
brauchen nicht auf eine Urzeit zurückzugebn, da man einen Löwen
als wirklichen göttlichen Stammvater und die irdischen Löwen als
Brüder ansah, sondem mögen nach Männern heissen, die von ihren
Eltern den Namen „Löwe" bekommen hatten. Auf keinen Fall darf
man es doch wohl wagen , in dem Namen eines heutigen 'Aneze-
Stamms, der sich gradezu „die Löwen" (nicht „Löwensöhne") nennt,
aber mit den modernen Ausdmck as Sibd', Totemismus zu sehn!
Und auch das beweist nichts , dass sich in einigen wenigen Fällen
Namen verschiedner oder ähnhcher Thierarten bei eng zusammen¬
gehörigen Geschlechtern neben einander finden, wie bei den „Wilden
Thieren" al Asbu' unter den Kelb, den „Eidechsen", der Zusammen¬
fassung von 3 oder 4 nach Eidechsen genannten {Dabb , Hisl,
Husail) bei den oben erwähnten Banü Qoraim b. Sdhila „Söhne
Hengstchens Sohnes der Wiehernden" ') u. A. m. Denn grade solche 1; Benennung nacli Thieren tindet sich nattirlich bei den verschiedensten Volker. Unter den deutschen Familiennamen, die frühestens in's 13. Jahrh.
reichen, meistens später sind, haben wir die verschiedensten Thiergattuiigon vom ,.Bär" (ndd. ,,Baar") bis zur „Mücke" und „Ameis", vom „Ochs" („Kuh"
„Kalb") bis zum „Krebs" und „Wurm". Da finden wir auch allerlei Vögel ,, Adler" und „Lerche", „Falk" und „Nachtigall" nnd selbst Fische wie „Hecht", ,,Zander", „Häring", „Stockvis", welche in der Nomenclatur des lischlosen Inner¬
Arabiens keine Rolle spielen konnten , vielleicht aber doch bei den uns wenig bekannten Ichthyophagen der arabischen Küsten.
2) Nicht ganz übereinstimmend Muhammed b. Habib 34 = Ibn Qot. 43;
Ibn 'Abdalbarr anNamari's Inbäh (Strassburger Handschrift) und Ham. Scholion zu 171 v. 2. Ganz so fasst ein Dichter 3 verwandte Stämme mit Steinnamon Sachr, Gandal und Garwal (letzterer Name fehlt an der entsprechenden Stelle auf Wüstenfeld's Tafel K) zusammen unter dem Namen al 'Ahgär „die Steine" AbO 'Ali al Färisi Idah (Strassb. Hdschr. fol. 98 a). — Uebrigens kommen all diese Eidechsennamen auch bei historischen Personen vor. So am¬
harisch Gubäna „Eidechse" als Mannsname Wright's üthiop. Katalog 195 a.
Dabba „Eidechse" ist noch Eigenname eines Kamecls, <id Dubaib ,, Eidechs¬
lein" Pfordenamo (Ihn Dor. 117, 11; Mas. 2. 217, 1, C). So giebt es noch allerlei Pferde-, Kameel- und Hundenamon von anderen Thieren; di« Phantasie war eben auf diesem Gebiet .aucli später noch schöpferisch, und wir brauchen nicht gleich an die dumpfoste Befangenheit der Urzeiten zu denken. 1st es etwa auch eine Spur von Totemismus, wenn es heisst: „die NN haben ihre Panther- feile angelegt" Ihn Iiis. 741, ;1 oder „sind vorpanthert" liinummiirii für „sind wild, zornig geworden wio Panther"':'
3) Man sieht also, es giebt doch auch ..IM'erdestiimme" (gegen RSm 208 f.);
deren Namen können aber nicht \i'olil in di'^ Tiitein-Zcit hinaufreichen, da das
Bd. XL, 11
Vereinigung von Thiemamen kommt auch in historischen Pamilien
vor. Ein Dichter heisst z. B. Qurdd b. Haneui „Zecke Sohn von
Schlange' Ham. 626, 19; ein Ounduh „Grille' hat zum Sohn Dhan-
„Ameise' (der bekannte Abü Dharr al Ghiiäri). Und schon in meiner
Besprechung von Wilken's Schrift habe ich die von Jones vorgeführte Familie erwiihnt, welche „eine ganz anständige Thierbude' darstellt,
da darin Löwe, Eber Hyäne, Wolf und Katze sind.
Die Fälle , in welchen sich ganze Stämme gradezu als Thiere
im Plurahs benennen , könnten eher als Zeichen von Totemismus
betrachtet werden. Nun siud aber diese Fälle, wenn man auf den
Grund sieht, sehr wenig zahlreich und zum Theil von sehr zweifel¬
hafter Bedeutung. Von keinem Belang ist es nämlich , wenn ein
Stamm statt des üblichen „Banü NN' gelegentlich mit Weglassung
des Banü „die NN' genannt wird , während das ein einzelnes Mit¬
glied bezeichnende Gentilicium doch stets vom Singular gebildet
wird. Man darf sagen j^^^Sj^! für '»_j,L*- Hudh. 106, 1;
,yjL>^! für J^^l Ham. 705, v. 2; ^|^t für byi>j>
Ibn Doraid, Maläliin 5, 2 f. '■'); iCJl^i für v_jLflt j-u (die Familie
des berühmten Muhallab b. abis§ufrä); jy'ojJ] für iü^Ln/s^^ j^_j.<u
Zuhair 6, 2 ') u. s. w. , ja sogai- ^\yai\ yXi für äJLjPLo
w - - w C « )
Hudh., aber der Einzelne ist nicht etwa ein ^ ^j1j[s>\ , ^^jy^sJ)
■J - 'i c, S - o -
sondern ein jji^^U., ^^^Lj>\, ^jy^ u. s. w. ; der Pluralausdruck ist
Pford erst verhältnissmüssig spät nacli Arabien gekommen /u sein scbeint. So noch heute ein ziemlich grosser' Stamm |» JÜt Lj! j3! (wenn dio Form richtig ist) „Abkömmlinge des Hengst-Vators" ZDMG. 17, 217. Kin andrer lleiigst- name <il Fahl als Personenname Hain. 292, Ci.
1) Chanzir , wie ^_^j.J_E> schon Ilm Dor. 292, 13 vorkommt. Sehr merkwürdig ist , dass bei den das Schwein so sehr verabscheuenden Juden T'Tn „Schwein" als Personenname begegnet Neh. 10, 21 und, wnhrschniiilicli davon vorschieden, T'Tn ''I^ „Schweine-Söhne" als Namo einer Priesterfamilie 1 Chron. 24, 15. Letztere ist gewiss dieselbe Familie "T'Tn "53, von dor uns mehrere Mitglicdor auf der Rev. arch. 1804 pl. 7 verötl'eiitlichtcn (Jrab- schrift (otwa aus dom 1. Jahrh. v. Chr.) genannt worden. Die I'nnctation H^Tn soll den Anstoss vermeiden, welchen ■T''fn böte.
2) Z. 3 ist wobl ^^,fÄJlJ für j^yo zu leson.
3) Solche Plurale als Stammbezeichnuiigen sind heut zu Tagi^ sehr üblich gewor^^n? Dio durchgängige Aiuvondung des Artikels weist daraul' bin . dass dies eine jünger«* Hildung ist.
Nöldeke, Robertson. Smith's Kinship and Marriage etc. 163
noch eine ganz neue, willkürliche Bildung. So ist es nun zu be-
-o5
urtheilen , wenn für /^yi\ „S. der gefleckten (Schlange)' steht
>
und für jöj ^äj ,S. des Kalbes' JsJil.aJ!'): der Einzelne
. ,C,,
ist da ein ^_^Ji ™^ (^Jcij . AVarqam und Furqad kommen
übrigens auch mehrfach als Personennamen vor -). Im Plural üb-
O3
lieber war wohl Ji^LäJI statt ^5>j ^Jj , denn das gebräuchliche Gentilicium scheint hier schon das vom Plural gebildete j^A^t-^Jl
zu sein Kämil 638, 1 f. ; Ibn Dor. 292 f »); aber dies Wort hat
wahrscheinlich die ganz imbestimmte Bedeutung ,Catuli' von ver¬
schiedenen Thieren, wenn es nicht einfach „dick" heisst. Wir haben
nun aber von wirklichen Pluralen zunächst folgende Fälle: Burnt
Anwar „filii Pantherarum' ; Banü Kilab „filii Canum' ; die Gens
Banü Dibdb „filii Lacertarum' Näbigha 12, 4 (Wüstenfeld H. 18)
und die oben genannten ad Dibäb „Lacertae" ; Banä Gihds „filii
Asellorum' Ibn Dor. 174, 2. Von diesen kommen nun, so seltsam
das aussieht . Anmdr und Kildb auch als Namen einzelner histo¬
rischer Personen vor *) ; es könnten möglicherweise somit auch jene
Stammnamen nach Individuen heissen. Immerhin liegt es näher,
anzunehmen , dass diese Namen schon ursprünglich collectiv waren
und das „Filii' erst später nach Analogie hinzugefügt wurde. Von
1) Alqihdd, = ßanü Qahd zähle ich nicht auf, denn Qahd heisst nur
„rufus" und steht von verschiednen Thieren (Näbigha 14, 10; Labid, Muall. .S8).
nicht etwa bloss von Schafen. Es ist übrigens auch Mannesname Ibn. Dor.
267, H>.
2) Wenn arqam in dem Namen wirklich diese Schlangenart bezeichnet, was*nicht völlig sicher ist, so kann die Wahl dieses Namens nicht wohl in die Totem-Zeit hinaufreichen , da eino solche Henennung des Thieres verhältniss¬
mässig neu sein muss. _
3) Die ausdrückliche Vorschrift Einiger, dass mau ^_jJj^S sagen solle, Ibn Dor. 1. c; Ibn Qot. 53, 3 v. u.; Gauhari spricht grado dafür, dass das Gegentheil statt fand.
4) Siehe KSm 254 (. Der blosse Schreibfehler in der Prosa von Hudh.
83 wird richtig gestellt durch die Parallelstelle 40; die Worte wahädha zabri heissen einfach „das ist mein Name" nicht „my war -cry"; eine Umm Anmär Ibn His. 563, 2 v. n. Ein Kiläb fällt beim Ohod Ibn His. GIO, 14; einen andern haben wir um 65 d. H. Ahlwardt's Belädhori 128 f; u. s. w. RSm selbst führt a. a. O. den Individualnamen Sibä' „wilde Thiere" (vgl. Hudh.
165, 2) und das moderne Dhiäb ,, Wölfe" an. — Andrer Art sind die durch Verkürzung entstandenen modernen q.JiAjLc aus |^_jk.\jL*Jl ^-J^ „(deumi lolentes" aus „decus (deum) colentium", abessinisch Ilaicäriät ,, Apostoli" Basset.
Etudes 25 paen. = j. as. 1881, 1, 339 paen. aus walda JJ. ,.tilius Apostolorum";
wieder anderer Art die Abstractplnrale Jüdisch Haijim ..Lehen", nenarab. Ha¬
rakät „Segen".
11«
1 5
Clanen in Jemen, die nicht ohne Weiteres mit den andern arabischen
auf eine Linie gestellt werden dürfen , haben wir al Abqür „die
Rinder" Hamdäni 70, 1 und öfter nach einer grade bei Clannamen
dort zu Lande sehr üblichen sabäisch-ätbiopischen Pluralbildung
(afül) ; femer die rmten zu besprechenden 'Aqarib „Skorpionen".
— In den Banü Aklub eine PluraKorm zu sehn , hat seine Be¬
denken Die oben genannten Namen werden so ziemlich alle sein,
die arabische Stämme mit einem Plural von Thieren bezeichnen '^).
Man sieht, es sind reichlich wenige in Anbetracht der vielen Hunderte
von bekannten Geschlechtsnamen. Da nun noch in neuerer Zeit
solche Thierstammnamen entstanden sind — ausser den schon ge¬
nannten asSibä' giebt es bei den 'Aneze einen Stamm asSuqür
„die Falken" — so zwingt uns Nichts, jene alten Namen aus der
Totem-Zeit abzuleiten. Es ist doch nichts Wunderbares, wenn sich die
Zweige kriegerischer und prahlsüchtiger Nomaden als Raubthiere
benennen! Neuere Stammnamen dieser Art sind übrigens noch
jjtiaJl ZDMG. 17, 223 (wohl in ^jus zu verbessem) „Geschlecht
des Falken", ,,jtAä eb. 224 „Geschlecht des Geiers" (als Personen¬
name Ibn Dor. 219, 18 und sonst) und mit einem ganz mo-
J cE
1) Der Umstand, dass ^..,/JS\ Diptoton zu sein scheint, s. don Vers Ibn .\thir 1, 47,5, 10 imd die Punctation Ibn Dor. 13, 17, sowie dass IDbDN
Jc-n als Personenname vorkommt Euting's Nabat. 6, deutet darauf, dass hier Jotit
j . c£
eine dialeetische Nebenform von J>Jiit ist, die in "Aßxooos Waddington 2286.
2518 zu Tage liegt und hier um ^o weniger aufzufallen braucht, weil der letzte
', • , o £ - Cli
(Konsonant ein Labial ist (so wird auch wohl ^*J^t eine Nebenform von ^JLmI sein. — Ich sehe nachträglich, dass schon Blau ZDMG. 15, 445 diese Formen so auffasst). Die Bedeutung wäre dann dieselbe wio von 3.^3, dem heros eponymus eines Geschlechts im A. T. , der nicht, wie KSm will , „Hund ' bedeuten kann,
€>
.sondern nur wie das genau entsprechende 1 Sam. 25, 3 und („ä-L^
V.
„hundswüthig" , „toll". Hätten die jüdischen Gelehrten etwa bloss die Aus¬
sprache 353 ,,Ilund" vermeiden wollen, so hätten sie gewiss nicht eine gewählt, die ebenfaUs eine sehr anstössige Bedeutung ergab ; dioso Form war also wohl alt überliefert.
2) Hawazm lasse ich weg, bis ich einen guten Belog dafür habe, dass hausan eine bestimmte Vogelart bezeichnet (Ihn Dor. 177, 5; Jäqüt 4, 996, 1;
Damiri). Es könnte eine ursprünglich geographische Bezeichnung sein: „Leute vom Gau Hauzan" (Hamdäni 105. 217, 7 und im Iklil; vgl. jetzt Glaser in Petermann's Mittheilungen 188U, 2, 36b und dessen Karte). Von dort mögen die vorschiiidnen Stämme des Namens Hawäzin in sehr alter Zeit ausgegangen sein. — Stammnamen nacb Localitäton hat es vermuthlich ziemlich viele ge¬
geben; ich kürintg eine Anzahl leidlich sichre aufführen.
1 5
Nöldeke, Robertson Smith's Kinship and, Marriage etc. 165
dernen Worte ^^•)\>, i\ eb. 224 „Geschlecht des Schakals". Der Stamm as Sirhän Wetzstein, Ham'än 34 u. s. w. hat vielleicht seinen Namen vom Wädi Sirhän und heisst danu nicht schlechthin „Wolf".
Gegen die Verwei-thimg dieser Fälle für den Totemismus
spricht ganz besonders, dass das einzelne Mitglied eines arabischen
nach Thieren benannten Stammes durchaus nicht als ein solches
Thier bezeichnet werden darf. Ein Mann von den Dibäb „Eidechsen"
oder Banü Kilab „filii Canum" ist kein Dabba „Eidechse" oder
„Kalb" „Hund", sondern ein Dibäbi, Kildbi. Durchaus falsch ist es,
0-> ,Jü-J
aus der Angabe des Kämil 622 ult., dass für auch ^^^^\
stehn könne, zu scbliessen, der einzelne Numairier dürfe wirkhch
?:o-J
„Pantherchen" heissen. Das wäre, als woUte man ein Mitglied
des Stammes der o!_5\iJ!^ * = B^Ä^viJt• v*j• Ibn Dor. 220, 1 ein
~ . - - o.t
s^i^ui nennen, der cyLL*.ssJt ein 'ilxijs-. der oIlVas, Näbigha 11, 10
^ ' ^ ^ ' " j
O-J , . -
ein sJi^^ u. s. w. oder einen von den heutigen ot^lJiJt ein »^1^
statt (^_fui, , i^jt^ u. s. w. Ist doch selbst
von der Neubildung das Einzelwort nicht der einfache Sin-
. oE _ _ _ > J
gular jjoLi, sondern j^^UaJt . Uebrigens ist auch jenes ^.^^^_m.jÜ!
sicher nur so autzufassen , dass es in einer einzelnen Dichterstelle i O-J
als rein lautliche Zusammenziehung aus vorkam oder eher
im Casus obliquus ^.a.»jÜI aus ^^^_^*vJ! ; für diesen Lautvorgang könnte ich mehr Beispiele anführen
1) S. Bel&dhori 395, 5, 12 I'. B'ür dio Vocalisation vgl. ibn Dor. 124. 8 und Lubb allubäb.
2) Einige schon in meiner Ausgabe dos 'Urwa b. al Ward S. 83. —
-X-o^ ,-oE
Die As'ariten ^.j^jjjtii'i^l heisson zuweilen ^.^^jmLS (ich denke aber, auch nur im Casus obl. ^j.*Jj^\; so Jäqüt 4, C55, 8). Hamdäni sagt durchweg . , oE
^jcil^l , ausnahmsweise 'SycLiij! 53 ult. Aber ein Einzelner heisst immer nur
^ Jtii . Ich vermuthe, es ist eigentlich ein Localname (so ist „der
Bewachsnc" oin bekannter Berg im Gebiet der Öuhaina; daneben liegt Jj^'5(t
O c ,
.,der Kahle". So Hudh. 250. 40; ,.,L».iJi in Assyrien, s. die Er-
^ ' ^ klärung Ibn Faqih 131 ult., und "l"'?«).
IJesondero Beziehungeu irgend eines der nach Tbieren genannten
Stänune zu den Namenstbieren , die beim Totemismus zu erwarten
wäreu , sind nicht nachzuweisen. Wenn da erzälilt wird , dass ein
Beduinenstamm todte Gazellen, die er finde, sorgfältig begrabe und
beklage (Sprenger, Post- und Reiser. 151), so heisst dieser Stamm
doch gar nicht der der Gazellen, soudern Banu IHärith „Söhno des
Härith" (sehr gewöhnlicher Personenname) oder 'Aqärib „Skorpionen".
Dazu kommt , dass die Stämme d(!s südlichste n Küstenlandes , zu
welchen diese gehören , von den Arabem , mit denen wir uns zu¬
nächst beschäftigen, stark verschieden sind und africanischen Eiu¬
Hüssen ausgesetzt waren, und endlicb, dass die Geschichte vermuth¬
lich gar uicht wahr ist und etwa auf das Gerede der Leute in den
Hafenplätzen über die wilden Eingebornen zurückgeht.
Auch darin kann icb RSm nicht folgen, dass in den Namen
der Stämme manche Totem-Gött er vorkämen'). Dass Namen wie
„Knecht, Gabe, Beglückung u. s. w. des und des Gottes" zunächst
Individualnamen, also Staminbezeichnungen wie „Söhne des Knechts
der Manät" „Söhne von Gabe der Allät" u. s. ,w. genau so zu betracbten sind wie die sonstigen „Söhne des und des (Mannes)", leuchtet ein.
Fälle, in denen eiu Stamm „Söhne des und des (Gottes)" heisst,
sind aber gar nicht zahlreich. Zunächst kommen nur zwei sonst
leidlich hervorrageude Götter so vor. Unter den Ahnen eines Kelb-
Stammes erscheint der in Mekka hoch verehrte Gott Hubal (s.
unten) und in Udd b. Tabicha , eineni durchaus mythischen , auf
einer der oberen Sprosseu der Stammtafel stehenden Wesen (Wüsten¬
feld J. 7) ist mit RSm der Gott zu sehn, der sonst Wudd oder
Wadd heisst. Aus den Namen 'Abd Ghanm und dem Verse
Ibn His. 145, 9 (allerdings späte Fabrikware!) kann man sehliessen,
dass Ghanm , ein mehrfach vorkommender Stamm- und Personen-
uame , eigentlich einen Gott bezeicbnete ; ebenso aus 'Abd Nuhm,
dass der Stamm Nuhm nach einem Gotte hiess ; sicher sind aber
diese Schlüsse nicht , denn Gott und Mensch konnten sehr wohl
unabhängig von eiuander denselben Nanien führen. So war es doch
wahrscheinlich mit 'Auf „(Raub-)Vogel" und „Angurium", das als
Personen- und Stammuame vorkommt, in 'Abd 'Auf Gottesname
ist. Und so vermuthe ich , dass auch Qais , sehr häufig als Per¬
sonen- und mehrfach als Stammnamen vorkommend, z. B. in Banü
l) Da auch die fiostiriic zuweilen als Totem angesehen wordon, so be¬
merke ich , dnss folgende (iostirnwörter sowohl als Stamm- oder Gcschlochts- wie als Personennamen vorkommen: Hiläl „Neumond", Badr „Vollmond", Quiimir „Miindchen". Zuhra „Venus". Oh die Bann Sams .,Sonnensohne"
Ihn Dor. ;!00, 8, 1.'! wirklicli von einem Manne dieses Namens stammen, kann ich natürlich nicht sagen; alQamar ,,der Mond" wird von Hamdäni .'il f. als
Name eines Stammes ganz im Süden bei Mahra genannt; athThuraijä „die
l'lciadcn" ist ein Weibername; Sumais „Sönnchcn" Ibn Dor. 156 nlt ist sicher l'ersonenname. Man sieht, auch hier ist keine Nöthigung zu totemistischen Annahmen.
Nöldeke, Robertson Smith's Kinship raid Afarriaf/c elc. 167
Qais bei den Bekr b. Wäil und in Qais (b.) 'Ailän als Name einer
sehr grossen Stammesgruppe, nicht nothwendig ein Gottesname ist,
wie doch sicher in 'Abd alQais (Personen- ') und Stammname),
Amra alQais , in der, gleichfalls mit dem (hier postpositiven)
Artikel versehenen aramäischen Umformung nicp , Nia^'p der In¬
schriften von Higr, sowie in dem seltneren 'Abd Qais Ibn Dor.
138, 14; Dhakwän b. 'Abd Qais (Gefährte Muhammed's) ohne
Artikel. Ist doch jener Name wahrscheinhch identisch mit cp,
dem Vater des Saul, den wir doch gewiss als historische Person
ansehn müssen *). — Und wenn das auch alles blosse Götternamen
wären, in Ermanglung jeder sonstigen Totem-Spur in diesen Pällen
lässt sich nichts von alle dem für den Totemismus verwerthen.
Ich will nun durchaus nicht die Möglichkeit leugnen, dass
einst auch die Araber ihre Totems gehabt haben könnten; ich bezweifle nur, dass sich aus solchen Namen und aus einzelnen abergläubischen
Bräuchen und Meinimgen, wie sie sich bei einem noch nicht durch
und durch gebildeten Volke immer leicht von Neuem erzeugen,
dieser Totemismus zu beweisen ist, und zwar für Zeiten, die in die
historischen hineinragen % Eher könnte man vielleicht zugeben, dass
in den Namen der mythischen Mütter israelitischer Stämme Eahel
„Schaf" und Lea vielleicht*) „Wildkuh" Spuren von Totemismus
stecken; doch bedürfte dies näherer Beweise. Namentlich müsste man
ergründen , was denn die beiden andern Mütter Zilpa und Bilha
bedeuten Sicher unmögUch ist RSm's Erklärung von mn
(Abraham's Vater) als „Steinbock". J^^J, an der angezognen Stelle
1) Ham. 'Abi, 3 v. n.
2) Auf einige zweifelliaftu Personen des Namens wollen wir keinen Werth legon. Die beständige Plenarschreibung deutet darauf, dass der Name auch hobräiscli mit Diphthong gesprochen wurde.
3) KSm ist viel zu sehr geneigt, überall Totem-Spuren zu finden. In Hau'ab einer Station auf dem Woge von Basra nach Mekka, bellten Hunde die 'Aisa auf ihrem verhängnissvollen Zuge gegen 'Ali an; das böse Omen setzte sie. der os schon so schlecht zu Sinne sein mochte, in Angst, und sie fingierte oder liildete sich ein, der Prophet habe ihr das vorhergesagt, und wollto deshalb umkehren.
Das bedarf doch eben so wenig einer tiefsinnigen Erklärung von religiösen Bräuchen der Hunde-Stänimc u. dgl., wie d.=iss oin Dichter einmal den Lärm der Wasserschöpfer (maioätih) von Hau'ab zu einem 'Vergleichungspunct nimmt: eben in dem Wasserreichthum lag ja die Wichtigkeit dieser Station,
vgl. den andern Vers, den Bekri s. v. anführt. ^
4) Da ich selbst meines Wissens die Erklärung von HNb aus ('*^)
zuerst vorgeschlagen hahe, so habe ich ein besonderes Kecht, dies vielleicht zu betonen. Dio DiiVorenz des Vocals ist (bei einem solchen Concretum) immer¬
hin zu bedenken. — Wellhausen's Deutung von "'IJ aus nNb empfiehlt sich auch dadurch, dass von don Söhnen, Enkeln und Urenkeln Lovi's, welche die einzelnen Levitengeschlcchter repräsentieren, beinahe dio liälfte aus Gen- tilicien auf i besteht, darunter ^\D1'2, das Gentilicium von ri'JJ" Moses. Aber sicher ist mir dio Ableitung von aus MNTI doch noch uicht ganz.
5) Hängt Letztere mit dem Horiter-Stamni Bilhän Gen. 3(1, '27 zusanunen'/
1 5 *
Hoffiiianu, Märtyrer 18 ist eiu Schreibversehen, das am Rand schon
in das richtige drcÄilbige j^o^L verbessert ist; s. Efr. 3, 052 F;
653 A. ünd da nun schon Hoffmann darauf hingewiesen hat,
w O'- H tjt f* ot
dass das syrische^ Wort von y nnN kommt (iUi^! , (_j-="^S und
Oawäliqt 39 ult.; Jäiiüt 2, 31, 1; Damiri 1, 24), so könnte auch
die Punctation n'in nicht helfen, denn im Hebräiscben fällt radicales N uicht so leicht aus.
Auch mit den Thier-Stammnamen bei den Uewohnern des Setr-
(iebirges Gen. 36 ist es nicht so bestellt, wie RSm meint. Nur
zwei dieser Namen kommen sonst im Hebräischen als Thiernamen vor
rr'N „Weihe' (oder ein ähnlicher Vogel) und ■jiiS'T etwa eine
Gemsen-oder Antilopenart'), pyai: kann recht wohl dem, übrigens
o
höchst seltnen, ^^{jimü „männliche Hyäne' entsprechen, doch ist das
t ^
durchaus uicht sicher. Dass dem syrischen an. ksy. \yt^ wahr¬
scheinlich „Steinbock', entspräche, ist schon desbalb unwahrschein¬
lich, weil dn in diesem Namen gewiss ebenso zur Endung gehört
wie iu den daneben stehnden. Wenn auch n:y (dann etwa n;i'
zu les(m) = Xilc wäre, so wäre das doch bloss „Schaar'. Denn
„Schaar', „Thierschaar' ist die Bedeutung des ziemlich häufigen
Wortes. Der Plural ^.^ »j: bezeichnet Ross- oder Reiterschaaren
Zuhair 19, 5. Meist steht es von den Haufen wilder Esel oder der
Eselinnen im Gegensatz zum Eselhengst , der sie führt ; zuweilen
ancb von zahmen Eseln Hassan 103, 7. Die Bedeutung „E.selin'
(tjämüs) beruht, wie es scheint, nur auf einem falschen Rückschluss o
aus dem Plural oLilc „(Eselinnen-) Schaaren' oder auf einem andem
o
Missverstilndniss. bmiZJ durch zu erklilren, verbieten die Laut-
j
gesetze. Endlich ist die Identificierung vou iDiJ'^ mit cj^_ji_i zwar einleuchtend, aber nicht eiumal das ist wahrscheinlich, dass jenes so wie dieses Gottesname ist, geschweigi^ dass es die übrigens auch für den arabischen Gott sehr schlecht bezeugte Löwengcstalt repräsentierte.
Ol?" bedeutet wahrscheinUch „or iüllt' oder lieber „er kommt zu
HiUfe' ^). 1 )as ist zwar eiu passender Gottesname , ab(ir wonn eine J) Dciit. 14, Tl. Aber nn. Xey.\
So wolil üiicli 11013" .loci 4,11 .,k(iiiiiTit liorbei". Zn der Wiiizol gohört vielleiclit aucb dia- Name des Sternbildes CS , dor etwa 10^5 '/.u sprochen
I " "
soin wird, nach dem syr JLo^i^ i bri ilen AelU^n -/.woisilbigl , talm. Nni"' Horach. .58b nanz unten; natiirlicli ist, aiu-li woiin diose Ktymologie liihtig sein sollte, doch nicht zu orkoniioii . in welchem Sinn das Stornbild (wahrscheinlich die Plciadonl so benannt wordon ist.
1 5 *
Nöldeke, Robertson Smith's Kinship and Marrinr/e etc. 169
Persou so heisst, wie schou 'hyov&og auf Miller's Document und der
i^jju Jäqüt 4, 102;5, 23, dann ist das nicht der Gott, sondern
höchstens ist irgend welcher Gottesname zu supplieren „der Gott NN
hilft" wie in -jn: für irrirns und zahlreichen ähnlichen Pällen. —
So ist das Ergehniss, dass auf dem Gebirge SeYr zwei oder drei
Geschlechter lebten, die sich von Ahnen mit Thiernamen ableiteten,
neben andem , die andersartige Namen hatten : also ungefähr wie
bei den Arabem der historischen Zeit.
Von den arabischen Stämmen leiteten sich einige nicht von
Männem, sondern von Frauen ab; schwerlich ist von diesen eine
einzige historisch '). Den bedeutendsten Einzelstamm der Art bilden die „Söhne der Taghlib, der Tochter WäVl's" ; unter den grossen
Stanmigruppen haben wir so „die Söhne der Ghindif". Ich bin
noch immer der Ansicht, dass namentlich ein so deutlicher verbaler
Namen wie Taejhlih „sie siegt' ursprünglich ein Gollectivausdruck
ist, der den ganzeu Stamm als den Siegreichen bezeichnet. l)i<!
Auffassung einer Menge von lebenden Wesen als eines Femininums
ist gewiss altsemitisch. Auch im Syrischen sind jvQ3 „Heerde',
J°i\ „Kleinvieh', J;«^ „Raubvögel' und entsprechend die Fremdwörter
jj^a^ „(Pferde-) Heerde' uud Jjq^ „Schaar'weiblich; im Arabischen
herrscht diese Auffassung aber vollkommen. Da werden ja aucb
die Stammes- und Geschlechtsnamen mit oder ohne Band weibhch
construiert Man sagt qaUit Tarnhmin oder qulat banü 'ranii-
min, und auch wenn der Name eines bekannten Mannes schlecht¬
weg für seine Abkömmlinge steht, wird er als Femininum con¬
straiert ; so heisst es adhat Zuliairun von der Fanülie des bekannten
Qais b. Zuhair Ham. 224 ult. Aber Namen wie Tamini, Qu-
rais u. s. w. werden an sich trotzdem immer als Mannesnamen
augesehn ; das zeigt sich daran, dass sio Triptota bleiben *), während
II Dagegen kann z. li. u^Li^ wonach das fl eschlocht dor U. Kaqäs hoisst Ihn Dor. 210 ult. eine wirkliche Frau soin. Schneie ist, dass nur aus¬
nahmsweise hei Nan\en woihlichor Korm l'eststoht, dass sio wirklich oin Weih bozoichnon wie hier boi JütS , das als Maimsnamo nicht denkbar wäro.
2) Zu den schon bokannton könnte ich jetzt noch oinigo weitore Itu- iege rügen.
3) Vorgl. Ausdrücke wii- ..Tuchtor Zion s" =^ ,,ltowohncrschat*t von Jorti- salom": „Tochter Kdoni's" Klagel. 4, 21 1'.
4) Ansiuilimcn kounnun vur, .'ilicr sehr selten; einige boi lUissnn, Ind dom sich auch sonst oin Schuindon dos (iofühls fiir gewisse grammatische Untor- schoidungen zu zeigen scheint. — l'ehrigens ist es nicht immer leicht zu con¬
statieren, oh ein Stammuame Diptoton oder Triptoton ist. Von den Namen
weibliche Namen (abgesehen von den kürzesten) zunächst Diptota sind.
Darum halte ich die beiläufige Angabe des Täg s. v. t_*jL&, dass
» j
man auch ^ ci«-iJ (»i^ *ür ^ sagen könne, so lange
für eine falsche Abstraction aus dem miss verstandenen Xij! i^Aiü
Jotj , von dem man meinte , dass es für JJlj u^Jäj stehe, bis
mir ein sichrer Beleg gezeigt wird. In der Stelle Agh. 8, 189, 7
ist übrigens gegen die von RSm (20) vorgeschlagene Aenderung
durch gestützt. Farazdaq hätte also nicht nach Be¬
lieben auch Bekr als Tochter WälVs bezeichnen können; die An¬
schauungen in dieser Hinsicht waren fester, als RSm meint.
Merkwürdig ist, dass sich gewisse arabische Stämme und
Stammesgruppen nie , Söhne des NN", sondern schlechtweg „NN"
nennen, bei sehr vielen Beides wechselt, bei einigen „Söhne" nur in
der Poesie wegbleiben darf. So heisst es nur Qoraii, Thaqif, Qais
(b. 'Ailän), Ma'add, wenn ich nicht irre, auch nur Qhatafdn
und Qodä'a ; dagegen Tamim und Banä Tamim , Fazära nni
B. F., Asad und B. A. u. s. w. ; in Prosa ausschliesslich Banü 'Amir
und ebenso wohl alle eigentlichen Geschlechtsnamen. Genauere Be¬
obachtung kann hier nocb Allerlei feststellen ; sie ist aber dadurch
erschwert, dass, wie gesagt, die Dichter das Wort „Söhne" nach
Bedarf weglassen können, und dass in der jetzigen Gestalt der Er¬
zählungen von den alten Arabern in diesem Pimkte wohl einige
Ungenauigkeiten des Ausdrucks vorkommen mögen. Auch bei den
heutigen Araberstämmen, wo für „Söhne" auch Wuld, Aulad, Äl ')
inuncher arab. Stämmo im röm. Reich wird das B. gar nicht mehr angelin, da sie nicht leicht in alten Gedichten vorliomraen und sclion die Grammatiker, auch wenn sie darauf gebührend geachtet hätten, hier kaum mehr etwas finden konnten, da bei diesen Stämmen das I'räb wohl schon früh verloren war. Wie theorotisch übrigens die Grammatiker in solchen Dingen oft verfuhren, zeigt dio Behandlung des Namens Hassän; sie sagen: „wenn der Name von ^^yMS- kommt, ist er Triptoton, wenn von jj^S» , Diptoton", während sie aus dor leicht fest-
, ) M -
zustellenden Thatsache, dass or Diptoton ist (^L»«j») ^ hätten sehliessen sollen , dass er von (j**.^ kummt.
Ii Ich meine als feste Bezeichnung. Zur Abwechslung wird z B. äl auch hei den .Vlten manchmal für banä gebraucht z. H. ^^-J II*" Athir
o . ^
1, 47C. 18; ijM^c- eb. 484, 17; im Schlachtruf Jäla = Jä älu ist
dies Wort stehend, geworden.