618 Praetorius, ^SS:i\ •
Zeit begriffen werden. Wenn z. B. die Grammatiker sagen, dass
das ^LXi^! o.=» ausschliesslich in Verbindung mit dem fragenden
s-
\ gebraucht wird, so muss diese Bedingung jetzt von selbst fort¬
fallen, da das Omanische dieses 1 überhaupt nicht mehr kennt
(Jayakar a. a. 0. S. 685). Ob das Omanische in derartigen Fragen
etwas von „Missbiiligung" spürt, wird femere Beobachtung leicht, klarstellen können.
Zu p. 308 lf.
Ein schwer wiegendes Zeugniss über die persische Verwandten¬
heirath aus sasanidischer Zeit fiudet sich in G. Hoffmann's Aus¬
zügen aus syrischen Akten persischer Märtyrer, p. 95, in der auch
soust für iranische Anschauungsweise charakteristischen Geschichte
des vomehmen Persers Mihrämgusnasp , welcher unter dem Namen
Giwargis zum Christenthum übertrat und im 25. Jahre des Khosrau
Parwez den Märtyrertod erlitt. Derselbe hatte „nach der schänd¬
lichen und unsaubern Gewohnheit, welche diese Irrgläubigen als
eine legitime festhalten", seine Schwester zur Frau. — Ein indirectes
Zeugniss in gleichem Sinne gewährt es auch , wenn Bih-äfrid,
welcher in den letzten Zeiten der Omajjaden-Herrschaft die alte
Religion „mit Beseitigung einiger den Muslimen überaus anstössigen
Gebräuche" zu reformiren suchte , „das Heirathen der Mütter,
Schwestern, Töchter, Bruders- und Schwesterkinder und Tanten
väterlicher- und mütterlicherseits" verbieten wollte : s. Wieuer Zeit¬
schrift f d. Kunde des Morgenl. III, 33.
E. Kuhn.
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Der Bau der Tristubh- und Jagati-Zeile im Maha¬
bharata.
Von Josef Znbaty.
Unter die vielen Punkte , in Bezug auf welche die Ansichten
verschiedener Forscher auf dem Gebiete der vedischen Metrik wohl
noch heute nach der neuesten schönen Gabe , mit der uns Her¬
mann Oldenberg bedacht hat, —• wir meinen den ersten
Band (metrische und textgeschichtliche Prolegomena) seiner neuen
Ausgabe der Hymnen des Rgveda (Berlin 1888) — auseinander
gehen dürften, gehört auch die Frage damach, in welchem Ver¬
hältniss die vedische Tristubh- und Jagati-Zeile und deren Nach¬
kommen in der späteren indischen Litteratur zu einander stehen.
Dass beide Metra namentlich in der vedischen Metrik im engsten
Zusammenhang mit einander stehen, springt natüiiich einem jeden
sofort iu die Augen : das einzige Merkmal, wodurch sich die beiden
Zeilen im Veda von einander unterscheiden, ist das Vorhandensein
oder Fehlen einer Senkungssilbe unmittelbar vor der allerletzten
Silbe des Versmasses und dazu werden noch nicht nur TriStubh-
und Jagatl-Strophen in einem und demselben Lied, sondern sogar
in einer und derselben Strophe TriStubh- und Jagatl-Zeilen, wenigstens
in einer ziemlich beträchthchen Reihe von vedischen Denkmälern,
promiscue nebeneinander als völlig gleichberechtigt und gleichwerthig nebeneinander angetroffen.
Das nächste, was dem Beobachter wahrscheinlich werden kann,
ist, dass das eine Metrum sich aus dem andern entwickelt habe.
So glaubt z.B. Bollensen (ZDMG. XXXV, 451), die Jagati-Zeile
sei das Aeltere und die Tristubh-Zeile sei nur eine Varietät der¬
selben durch Verlust der erwähnten Senkungssilbe entstanden; von
derselben Meinung geht auch R. Kühnau aus (Die Trishtubh-
Jagatl-Familie, Göttingen 1886, S. 51). Oldenberg (1. c. S. 44)
vermuthet das gerade Gegeutheil: die akatalektische Langzeile ist
aus der katalektischen, eilfsilbigen dadurch entstanden, dass man
den iambischen Ausgang aus dem achtsilbigen Versmass, zunächst
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