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Bemerkungen.
(Zu ZDHG. Bd. 53, S. 389 ff.) Von
W. Bacher.
Herr Prof. Nöldeke hatte die Preundlichkeit, mir einige
Beiträge zum richtigen Verständnis der von mir veröffentlichten
Dichtung Jüsuf Jehüdis zugehen zu lassen. Mit seiner Erlaubnis
vrill ich dieselben als Berichtigung meiner Erklärung der betreflFen¬
den Stellen hier mitteilen.
Zu Strophe XI, Z. 2 (S. 403). Der von Handschrift A ge¬
botene Text ist richtig und er muss so transskribiert werden:
^ Z t.
. . . *.43-x-t} ^ tOJ jJT. Ib. in der 3. Zeile ist ^ zu trans¬
skribieren. Die Übersetzvmg der beiden Zeilen (S. 414) muss jetzt
so lauten: .Plötzlich kam ein Ruf unmittelbar vom Alllebenden,
AUerbarmer. Wie hätte das Auge Kraft, den Glanz seines Antlitzes
von der Peme zu sehen!»
Zu Strophe XH, Z. 1. nbip C^ar. nbip) ist Iii, Gipfel.
Der Vers ist demnach zu übersetzen: .Nachtigall mit dem schönen
Sange, auf dem Gipfel des Sinai Nistende!»
Zu Strophe XX, Z. 3. Statt nbnr 1. nbri^n, d. i. oUj^^;
IN ist zu streichen. Der Sinn bleibt derselbe; ^ytJs c>-L>-^ bed.:
.wanderte fort». — Pür Z. 1 derselben Strophe schlägt Nöldeke
folgende Übersetzung vor: .Seit Moses von der Mutter ins Dasein
gekommen war». Pür Li im Sinne von .seit» hat N. folgende
Stellen des Schähnämeh (ed. Vullers) notiert: 1, ii, iss; 1, 256, 229;
1, 283, 27, 32 ; 1, 346, 119; 2, 542, 352; 2, 665, 2525.
Herr Prof. Nestle in Maulhronn weist zu S. 395 auf den
Namen Din;n hin, dessen Altemieren mit mnJ auch in dem Orts¬
namen Kapernaum (oins ICD) bezeugt ist, den die Anaphora Pilati
(arabisch ediert von M. D. Gibson, Studia Sinaitica V, 1896) als
694 Bacher, Bemerkungen.
transskribiert. Es wäre also, im Namen der Mutter der
sieben Brüder, Dinni na aus Dinan na korrumpiert. Diese Ver¬
mutung Nestles findet ihre Bestätigung in der Thatsache, auf welche
mich Herr Dr. Poznanski in Warschau aufmerksam machte, dass
die Handschrift des Midrasch Echa rabbathi, welche Bub er zu
seiner Ausgabe desselben (Wilna 1899) benutzt hat, Dinsn na D^in
liest (S. 84), und dass auch im Jalkut Simeoni zu Deut. 26, 18
(§ 938), sowie in der Pesikta rabbathi, Kap. 43 (p. 180b, ed.
Friedmann) Dinin na D^in steht. Poznadski meint, Din: beim
jüdisch-persischen Autor sei aus Din;n so entstanden, dass infolge
des vorhergehenden n (in na) das n wegfiel. Jedenfalls lässt sich
annehmen, dass Tanchüm der ursprüngliche Name ist, mit dem der
aus demselben Verbum stammende Name Din: in der Überlieferung
alternierte. So wurde Nachum aus Gimzö, einer der Lehrer Akibas,
auch Nechemja genannt (s. Die Agada der Tannaiten, I, 64, Anm. 1)^).
Schwerer ist zu verstehen , wie die Schreibung Dinn: entstanden
ist. Ich meine, dass Jemand die Schreibung Din: durch ein darüber
geschriebenes n zu Oin:n korrigiert hatte und dieses n dann durch
einen Abschreiber, statt an den Anfang, in die Mitte des Wortes
gesetzt wurde, weU auch so eine bekannte und geläufige Wortform
(Dinn: , der Bäcker) entstand.
Zu Strophe XVIH. V. 1 des Moses-Liedes (siehe S. 411) be¬
merke ich noch, dass die Zwölfzahl der durch Moses aus dem Felsen
geschlagenen Quellen dem Koran entnommen ist. In der 2. Sure
heisst es (ich citiere ÜUmanns Übersetzung, S. 6): .Als Moses um
Wasser für sein Volk flehte, da sagten wir: Schlage mit deinem
Stabe auf den Felsen, und es sprudelten zwölf Quellen hervor, auf
dass Alle ihre Quelle erkannten".
Zu S. 418. Einen ähnlichen Charakter, wie die Elias-Lieder
hat die .Hymne der Juden in Turkestan", welche im Jahre 1844
der bekannte Missionär Joseph Wolff — wie er selbst erzählt
— zusammen mit den ihn besuchenden Juden von Buchärä gesungen
hat. (S. Dr. Wolffs Sendung nach Bokhara, übersetzt von E. Amthor,
Leipzig 1846, II. Band, S. 71). Die Hymne lautet nach Wolfis
Übersetzung :
.Der König, unser Messias wird kommen.
Der Mächtige der Mächtigen ist er.
Der König, der König, der König, unser Messias wird kommen,
Der Gesegnete der Gesegneten ist er.
Der König, der König unser Messias,
Der Grosse der Grossen ist er."
1) Aus biblischer Zeit vgl. die Nainen panini und in'':a für den¬
selben König.
1
Bacher, Bemerkungen. 695
Ins Hebräische zurückübersetzt lauten diese Zeilen so :
Ni3"> linifflM 'ib7:n
Nin QibN bN
Niai uniiBW "ban "^ban ^bnn Nin Diaiia "^iia i5ni«a ^ban "finn
Nin Dibns bns
Die Hymne ist also alphabetisch, und das von Wolff mit¬
geteilte Stück bietet nur ihren Anfang, die den ersten drei Buch¬
staben entsprechenden Verse dar.
Bd. LIII. 46
696
Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras') .
Von W. Caland.
xxvm. Zum Kausikasütra.
1. Zu 15,2. Statt varahavihitäd ist ohne Zweifel varäha-
vihatad zu hessem. Bekanntlich wird die von einem Eber
aufgewühlte Erde unter den pärthiväh sambhäräh beim Agnyädhäna
aufgezählt, vgl. z. B. Ap. srs. V, 1, 7 s. f.
2. Zu 18, 18. Statt des von Bloomfield aufgenommenen
tittyayä channam ist zu lesen: titlyayächannam , d. h. trtiyayä
(sc. rcä) ächannam (sc. lohitam väsah, vgl. 18,16: ächädya)
(sc. apsv apavidhyati).
3. Zu 33, 9 wird als Vorschrift beim Ausgraben eiaes gewissen
ZauberkrantS die Beschränkung gemacht: astamite chattrena cän-
tdrdhäya, d. h. : „nach Sonnenuntergang und nachdem er einen
Sonnenschirm dazwischen gestellt hat". Das ist unbegreiflich.
Richtig scheint mir die von Bü und Bi überlieferte Lesart **):
chattrena väntardhäya. Das Ausgraben soll also stattfinden ent¬
weder nach Sonnemmtergang oder (am Tage) nachdem man einen
Sonnenschirm zwischen Pflanze und Sonne gestellt hat. Zur
Konstruktion vgl. das bekannte: antar mrtyum dadhatämparvatena.
4. Zu 34, 19. Es handelt sich um ein Mittel, wodurch man
erfahren kann, aus welcher Richtung die Jungfrau einen Freier
erwarten darf ; dazu wirft der Brabman ein neues Kleid über einen
Stier und nun heisst es ferner: udardayati yärn diäam: das
kann nichts anderes bedeuten als : „ aus der Richtung wird der
Freier kommen, in welcher er den Stier jagt". Es leuchtet ein,
dass dies Unsinn ist und dass die handschriftlich überaus gut
beglaubigte Lesart : udardati wäre aufzimehmen gewesen : der
Freiersmann wird nl. aus der Richtung kommen, in welcher der
Stier aus freien Stücken forteilt.
1) Vgl. diese Zeitschrift Bd. 53, S. 205.
2) Über den Wert der mit Bü bezeicbneten Handschrift vgl. meins Bemerkangen in dieser Zeitschrift 53, 207 (vgl. 217 Nr. 1, 218 Nr. 4, 219 Nr. 6, 222 Nr. 28).