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Wie häufig kommen Benzodiazepine und Z-Drugs zum Einsatz?

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 17 | 2021

Sowohl Benzodiazepine (BZ) als auch die sogenannten Z-Drugs (Nicht-Benzo- diazepin-Agonisten wie Zolpidem und Zopiclon; ZD) werden primär zur Be- handlung von Schlaflosigkeit verschrie- ben, Erstere zusätzlich zur Behandlung von Angstzuständen. Sie gehören in ver- schiedenen Gesundheitssystemen zu den meistverschriebenen Substanzen – ohne Evidenz oder entsprechende medizini- sche Empfehlungen für eine fortgesetzte Verwendung. Vor allem bei älteren Pa- tienten raten die Schweizer Choosing Wisely Initiave ebenso wie internatio- nale Empfehlungen dazu, den BZ- und ZD-Einsatz zu vermeiden. Denn mit der Einnahme gehen verschiedene Neben- wirkungen einher: So haben Studien ei- nen Zusammenhang mit dem kogniti- ven Abbau bei älteren Menschen aufgezeigt; das Risiko, nach Einnahme dieser Substanzen aufgrund von sturz- bedingten Verletzungen hospitalisiert zu werden, ist in dieser Altersgruppe erhöht; und die Wahrscheinlichkeit für eine längere Verweildauer im Spital ist bei denjenigen Patienten gegeben, de- nen während ihres Aufenthalts BZ ver- schrieben wurden.

Schweizweite Erhebung

Wie aber sieht es tatsächlich aus? Die für die Schweiz bis anhin verfügbaren Infor- mationen basierten auf Angaben von Apotheken, Selbstauskünften und ver- alteten Daten. Die Untersuchung von Landolt et al. hat nun auf Basis der Da- ten einer grossen Schweizer Krankenver- sicherung erstmals ein umfassendes Bild der Prävalenz und der BZ- und ZD-Ver- schreibungsmuster in der Schweiz ge- zeichnet und gezeigt, dass diese Substan- zen insbesondere bei der älteren Generation häufig verwendet werden.

Von insgesamt an die 850 000 Patienten hatten im Jahr 2018 rund 95 000 min- destens ein BZ- und/oder ZD-Rezept.

Die daraus extrapolierte 1-Jahres- Prävalenz für die Schweizer Allgemein- bevölkerung lag bei 8,1 Prozent für die BZ-Verschreibung, bei 3,5 Prozent für eine ZD-Verschreibung und bei 10,5 Prozent für eine BZ- und/oder ZD-Verschreibung. Der Anteil nahm mit steigendem Alter zu, die Mehrheit der > 65-Jährigen erhielt ≥ 1 solches Rezept. Unter den 45- bis 64-Jährigen lag die Prävalenz bei jeweils etwa 30 Prozent.

Unter den 18- bis 24-Jährigen sowie den 45- bis 54-Jährigen waren BZ-Ver- schreibungen im Verhältnis häufiger, ab dem 55. Lebensjahr bis zu den über 85-Jährigen überwogen die ZD-Ver- schreibungen. In allen Altersgruppen zeigte sich für Frauen eine höhere extra- polierte Prävalenz, sie machten etwa 2 Drittel der BZ- und ZD-Nutzer aus.

Der Anteil an Patienten mit mindestens 6 Verschreibungen pro Jahr lag bei den reinen BZ-Nutzern bei 23,1 Prozent und bei den reinen ZD-Nutzern bei 35,2 Prozent. Bei den meisten Patienten mit ≥ 1 Rezept erfolgte die Verschrei- bung durch einen Allgemeinmediziner.

Am meisten Verschreibungen in der Deutschschweiz

In der Deutschschweiz erhielten deut- lich mehr Patienten ein Rezept für eine oder beide Substanzklassen als in der Romandie oder im Tessin (62,4 vs. 25,6 vs. 12,0% für BZ; 66,8 vs. 26,3 vs.

6,9% für ZD; 64,5 vs. 24,9 vs. 10,6%

für BZ und/oder ZD). Fast 90 Prozent der Nutzer waren Städter.

In allen Gruppen machten diejenigen mit nur einer Verschreibung den gröss-

ten Anteil aus, den zweitgrössten Anteil diejenigen mit ≥ 6 Verschreibungen in einem Jahr (häufiger Z-Drugs).

Die Mehrheit der Patienten (86%) nahm kurz wirksame BZ, rund 10 Pro- zent ausschliesslich lang wirksame, 4 Prozent eine Mischung aus beidem.

Unter Letzteren wurde zu einem grösse- ren Anteil eine Kombination von meh- reren Verschreibern gefunden. Mehr als die Hälfte derer, die kurz wirksame BZ konsumierten, wiesen mindestens 3 Ko- morbiditäten auf.

Die Wahrscheinlichkeit, in die Akutver- sorgung, die Psychiatrie, eine Rehabili- tationsklinik oder ein Pflegeheim ein- gewiesen zu werden, war höher unter den Patienten mit ≥ 1 BZ- oder ZD-Ver- schreibung oder einer BZ- und/oder ZD-Verschreibung.

Limitationen der Studie sehen die Auto- ren darin, dass es keine Informationen zu den Ursachen der Verschreibungen gibt. Die Zahlen lassen Selbstzahler aussen vor, sie könnten also etwas zu niedrig sein. Und sie beruhen allein auf den Verschreibungen, die tatsächliche Einnahme könnte geringer sein.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass in der Schweizer Allgemeinbevöl- kerung respektive in der älteren Bevöl- kerung eine bemerkenswert hohe Prä- valenz an Verschreibungen von BZ und ZD zu finden ist. Die negativen Begleit- erscheinungen des Substanznutzens stellen ein wichtiges Problem der öffent- lichen Gesundheit dar, dass angegangen

werden sollte. Mü s

Quelle: Landolt S et al.: Benzodiazepine and Z-Drug Use in Switzerland: Prevalence, Prescrip- tion Patterns and Association with Adverse Healthcare Outcomes. Neuropsychiatr Dis Treat.

2021;17:1021-1034.

Verschreibungsverhalten in der Schweiz

Wie häufig kommen Benzodiazepine und Z-Drugs zum Einsatz?

Die Verschreibung von Benzodiazepinen und Z-Drugs in der Schweiz wurde vom Hausarztzentrum Zürich in Zusammenarbeit mit der Versicherung Helsana erstmals systematisch evaluiert. Die Studie zeigt re- gionale Abweichungen sowie unterschiedliche Muster in verschiedenen Altersgruppen.

Neuropsychiatric Disease and Treatment

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