Aufrecht, eine seltene Verbalform. 175
Ueber eine seltene Verbalform.
Von Th. Aafreeht.
Deminutiva werden im Sanskrit durch das suffix ka gebildet.
Sie sind in der gewöhnlichen und der vedischen Sprache zahlreich
vertreten. Vgl. Lindner, Altindische Nominalbildung p. 129. Aus
dem achten Mandala des Rv. erwähne ich padak aü, die beiden
Püsschen, von pä'da; räj akä, ein kleiner oder verächtlicher
König, von rä'jan, vir akä, ein Männlein (engl, manikin), von
virä ; ganair iva 9anakair iva, allmähhg und allmähliger.
Von Pänini werden diese Deminutive von V, 3, 71—86 behan¬
delt. Zu 5, 3, 68 führt das Mahäbhäshya die verwandten Verbal¬
formen pacat-ak-i, jalpat-ak-i an, ohne sich über die Be¬
deutung klar auszusprechen. Auf den ersten Blick scheint hier
eine grammatische Spitzfindigkeit vorzuliegen, denn mit dem Su^xe
akac meinte Pänini, nach VI, 4, 48, nur kä, während in svapit-
ak-i (Vämana zu V, 3, 76) nach unserer Anschauungsweise ak
eingeschaltet ist. Der Pseudo-(j!äkatäyana in sütra 487 nennt das
Suffix m der That ak. Er sagt:
tinsarväder akshv antyät pürvo 'k || Dazu der Scho¬
liast: tinantasya sarväde^ cäkshv antyäd acah pürvo
"kpratyayo bhavati. Kutsitam alpam ajnätam vä
pacati: pacataki. evam pathataki. sarvake, yake,
take u. s. w. Das heisst: „An eine finite Verbalform und die
Pronominalstämme , die im gana s a r v ä d i aufgezählt sind , tritt,
falls sie auf Vokale auslauten, in den Bedeutungen getadelt, ge¬
ring, unbekannt, vor dem letzten Vokal ak ein. Er kocht in
erbärmlicher Weise, in geringem Masse, man weiss nicht wie, ist
pacat-ak-i. Ebenso pathat-ak-i; sarv-ak-e, y-ak-e,
t-ak-e u. s. w." Die Kä(jikä zu Pänini V, 3, 77 fügt die Im¬
perative: addhaki, eh aki, iss doch, komm doch, für das ge¬
wöhnhche addhi, ehi hinzu.
Die einzige Porm dieser Art, die sich meines Wissens bishei
in der älteren Literatur vorgefunden hat, ist yäm aki für yämi
im Kaushitakibrähmana 27, 1. Das PW. unter yäm aka giebt
zwar an: «Der voc. yäm aki von fem. yäm aki als Schjmpfwort
in der Stelle : no tv evänyatra yämaki pun(;calyä ayanam me asti".
Betrachtet man jedoch den Passus im Zusammenhang, so zeigt
diese Auffassung sich unhaltbar. Der 27te Adhyäya liandelt von
dem zehnten Tage des dväda9äha. An diesem dürfen keine
Anushtubh-verse ') verwendet werden. Dafür wird im ersten Ka¬
pitel ein Grund angegeben: utsrijyate datame 'bany anushtup.
1) gänkhayanasütra X, 12, G: uddhrityänushtuLham itaroshäm cliaiidasftm sampadänuslitubhflm paflcadafain sahasram oknsmiu savaniyo.
176 Silberfwnd.
väg anushtup. saishä väk pra tadohishi krüraraveva >) hhavati.
tasmäd utspjyate: ned väcam äsidämety. atho sarväny evaitac
chandäftsy anushtubhäm abhisampädayanti : tad enäm nähaiväbhi-
mri^e, 9lidräm no enäm prasisakshäni ^) ; no tv evänyatra yämaki,
pun9calyä ayanam me astiti u. s. w. „Am zehnten Tage wird die
Anushtubh entlassenDie Anushtubh ist die Rede. Diese Rede,
nachdem sie an den vorhergehenden neun Tagen grosse Bürden
getragen hat, schreit entsetzhch auf. Deshalb wird sie entlassen,
damit wir der Rede nicht zu nahe treten. Nun lassen sich alle
anderen sechs Metra auf eine Anushtubh zurückführen. Deshalb
will ich einerseits sie weder berühren, weü ich mich mit keinem
(lärmenden) Qüdra-weihe befassen wül; noch gehe ich zu einer
ganz verschiedenen Form über, sonst würde man von mir sagen,
ich ghche einer lockeren Dirne".
Nach dieser Auseinandersetzung wird es keines Beweises be¬
dürfen, dass yämaki eine Verbalform sei. Der Scholiast Viuäyaka
hegt kernen Zweifel, denn er erklärt: yämaki yämi | tinantam
akac-pratyaye rüpam iti.
Eine ganz andere Frage ist, vrie man sich den Ursprung
dieser Formen vorstellen soU. Ich vermuthe, dass man zunächst
jalpatika, addhika sagte , und dass später das Suffix zum
Infix wurde. Der Volkssprache gehört diese Form ebenso an, wie
jalpati-taräm.
Wie sich immer im Lanfe der Zeit diese BUdungen erklären
mögen, so erinnern addhaki, ehaki lebhaft an den späteren
litauischen Imperativ, z. B. matyk, sieh; du. matykiwa, maty-
kita; pl. matykime, matykite von matyti, sehen. Darauf ist
Kurschat's Grammatik §. 1094, besonders aber Schleichers Litauische Grammatik §. 108 nachzusehen.
Morgenländischer Silberfiind in der Oberlausitz.
Herr Advocat Carl Stephan in Bautzen besitzt einen im
vorigen Jahre dort in der Umgegend am Fusse des Berges Home-
boh gehobenen Schatz: emen morgenländischen Süberfund, der
ausser mehreren in einer Urne verwahrten Schmuckgegenständen,
eine Menge Münzbruchstücke enthält. Durch andere Arbeiten bis¬
her an der Untersuchung der ganzen Masse gehindert, habe ich
davon erst vier ohne Wahl herausgegriffene und mir als Probe
zugeschickte Stücke gesehen, die dem Anscheine nach vom Zer¬
schneiden ganzer Münzen zu Kleingeld herrühren. Trotz ihres
1) So dor Scholiast, krüravaheva AB.
2) praslsrikshäiiiti prasaügonochämi der Scholiast. prasasrikshäni A. pra- sasrikshaiii B. prasis.ankslmiii waro dio regelrechte Form.
3) Wio oin liind, das am Jocho gezogen hat.