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Citalopram – Die PTA ermittelt

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PRAXIS TATORT APOTHEKE

42 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2011

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rau Koch ist eine alte Stammkundin. Sie litt frü- her an Antriebslosigkeit und Panikattacken. Seit sie von ihrem Arzt Citalopram ver- schrieben bekommt, geht es ihr rich- tig gut und sie kann ihren Alltag wieder bewältigen. Heute fühlt sie sich aber gar nicht wohl, das sieht man ihr schon an, als sie die Apo- theke betritt. Sie schaut sehr ange- spannt, auf ihrer Stirn steht eine steile Falte. Kein Wunder, denn sie hat einen Migräneanfall. Das kommt bei

ihr nur selten vor und meist be- kommt sie die Schmerzen mit Anal- getika in den Griff. Heute fragt sie jedoch gleich nach dem Wirkstoff Naratriptan. Dies hat ihr eine Freun- din empfohlen, die damit gute Erfah- rungen gemacht hat. Die PTA, die Frau Koch schon lange kennt und von ihren Depressionen und der Therapie weiß, überlegt einen Mo-

ment. Hatte sie nicht kürzlich etwas über das Serotonin-Syndrom gele- sen?

Pharmakologischer Hintergrund Serotonin bindet an die verschiede- nen Subtypen der 5-HT-Rezeptoren (5-Hydroxytryptamin-Rezeptoren) und löst so zentrale und periphere Effekte aus, die unter anderem die Stimmung, das Verhalten, den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Ther- moregulation, die Schmerzwahrneh- mung und den Appetit beeinflussen.

Abgebaut wird Seroto- nin vom Enzym Mo- noaminoxidase (MAO).

Das Antidepressivum Citalopram ist ein se- lektiver Serotonin-Reup- take-Inhibitor (SSRI).

Es hemmt die Wieder- aufnahme des Neuro- transmitters Serotonin in das präsynaptische Neuron und erhöht damit dessen Konzen- tration im synaptischen Spalt. Die Serotonin- wirkung wird also ver- stärkt. Citalopram wirkt dadurch antriebsstei- gernd und stimmungs- aufhellend. Es ist das am häufigsten verord- nete Psychopharmakon in Deutsch- land. Werden gleichzeitig Arznei- stoffe genommen, die die Synthese oder die Freisetzung von Serotonin fördern, selbst als Serotonin-Agonis- ten wirken oder die Wiederaufnahme in das Neuron bzw. den Abbau hem- men, verstärken sie die Serotonin- wirkung weiter, unter Umständen so, dass es zu lebensbedrohlichen

Zuständen kommen kann. Man spricht vom Serotonin-Syndrom.

Daher ist beispielsweise die Kombi- nationstherapie von SSRI mit Anti- depressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer kontraindiziert. Sie hemmen den Abbau des Serotonins.

Aber auch Triptane, wie das nicht verschreibungspflichtige Naratriptan, können die Serotonin-Wirkung ver- stärken, denn sie wirken als Agonis- ten am Serotonin-Rezeptor. Je nach Verlauf äußert sich das Serotonin- Syndrom sehr unterschiedlich. Zu den möglichen Symptomen gehören Verhaltens- oder Bewusstseinsverän- derungen, wie Unruhe und Verwirrt- heit, aber auch motorische Störun- gen, wie ein gesteigerter Muskelto- nus und Tremor sowie vegetativ- autonome Symptome. Letztere äu- ßern sich durch Übelkeit und Durch- fall, Schweißausbrüche, Blutdruck- schwankungen und Tachykardie. In schweren Fällen kommt es zu einer starken Erhöhung der Körpertem - peratur, Krämpfen, Delirium und Koma. Auch Todesfälle sind möglich.

Zurück zum Fall Die PTA bespricht sich kurz mit dem Apotheker, der auf die Frage, ob man der Kundin das ge- wünschte Migränemittel geben kann, sofort den Kopf schüttelt. Also erklärt die PTA Frau Koch, dass Naratriptan zwar ein gutes Migränemittel sei, da hätte die Freundin schon Recht. Es darf aber nicht zusammen mit dem Antidepressivum Citalopram einge- nommen werden. Sie solle also bes- ser bei ihrem vertrauten Analgeti- kum bleiben. Frau Koch ist froh, dass sie sich nicht einfach auf den Rat der Freundin verlassen, sondern noch einmal nachgefragt hat.

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SB

Die PTA ermittelt

Wenn zwei Arzneistoffe auf dasselbe pharmakologische System wirken, kann es bei gleichzeitiger Einnahme zur Abschwächung oder Verstärkung der Wirkung kommen – manchmal mit dramatischen Folgen.

© Jayson Punwani / www.iStockphoto.com

Die PTA ermittelt.

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