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Archiv "Chlamydien: Amerikanische Erfassungsstrategien fehlen" (04.08.1997)

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Pharmamarketing

Zu dem Beitrag „Ärzte als williges Werkzeug“ von Prof. Dr. med. Volker F. Eckardt in Heft 19/1997:

Reglements festlegen

Es ist sehr bedauernswert, daß Mitglieder unseres Be- rufsstandes sich in solche Ab- hängigkeiten bringen lassen.

Bis zum Jahre 1993 habe ich hier in Essen eine Frau- enklinik geleitet. Wenn ich systematisch Angebote der Pharmaindustrie abgeschla- gen habe, weil ich sie gerade- zu als peinlich empfand, wur- de mir immer wieder von den Vertretern der Pharmaindu- strie angedeutet, warum ich mich denn so aufrege, es sei doch gang und gäbe, daß ma- terielle Zuwendungen ge- macht werden, um das gute

„Verhältnis“ zwischen Klinik und Pharmaindustrie auf- rechtzuerhalten. (Was auch immer man unter „Verhält- nis“ hier verstehen mag.)

Es beginnt bei ganz einfa- chen Dingen: daß nach Vor- trägen üppige kalte Buffets angeboten wurden. Ja, man gewann den Eindruck, daß einige Kollegen nur wegen der üppigen Buffets kamen.

Wir haben es uns zur Maxime gemacht, bei abendlichen Veranstaltungen dies grund- sätzlich abzulehnen. Wenn denn die Firmen einen Etat dafür haben, so wurde dieser direkt für ein medizinisches Projekt, das auch allen medi- zinischen Kollegen bekannt- gemacht wurde, ausgegeben.

Ansonsten haben wir uns sol- che Ansinnen verbeten. Al- lerdings ist man mit einem solchen Verhalten auch heute noch Einzelkämpfer.

Ich erlebte mit großem Staunen, daß auf einem Kon- greß über Intensivmedizin, der in diesem Winter in Mün- chen abgehalten wurde, ganz offen unter Kollegen, die aus dem Ausland eingeflogen ka- men, darüber gesprochen wurde, welche Firma denn dafür gezahlt hatte. Große Betroffenheit erfährt man, wenn sich dann noch heraus- stellt, daß, wie Sie in Ihrem

Artikel schreiben, gutsituier- te Ärzte Zuwendungen erhal- ten, in welcher Art und Wei- se, darüber möchte ich mich gar nicht weiter auslassen.

Das ist mehr als peinlich. In der Öffentlichkeit – sprich bei unseren Patienten – ist die Si- tuation in der Zwischenzeit weitgehend bekannt. Da- durch erleidet die Ärzteschaft eine große Unglaubwürdig- keit, die sich nicht nur auf ihren Status bezieht, sondern auch auf unseren Anspruch, uneigennütziger Helfer und Betreuer zu sein.

Nun, was nützt alles Jam- mern, was kann man ändern?

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal daran erinnern, daß vor mehr als drei Jahrzehnten die Säug- lingsnahrungsindustrie unter- einander eine Abmachung ge- troffen hatte, den Mitbewer- bern darzulegen, für wen und für was sie ihren Werbeetat pro Jahr eingesetzt habe. Lei- der hielt diese Abmachung nur für wenige Jahre, dennoch ist es nie zu spät. Hier könnte man wieder anknüpfen und in Zusammenarbeit mit unserer Standesorganisation Regle- ments festlegen.

Ein positives Zeichen ist schon, daß dieser Artikel im Deutschen Ärzteblatt veröf- fentlicht wurde.

Dr. med. Horst Pomp, Min- tropstraße 6, 45239 Essen

Chlamydien

Zu Chlamydieninfekten in der kas- senärztlichen Praxis:

Amerikanische Erfas- sungsstrategien fehlen

In den USA ist der Chlamydieninfekt so häufig wie der Diabetes mellitus.

In Deutschland ist diese Erkrankung sicher nicht sel- tener, aber es fehlen die amerikanischen Erfassungs- und Behandlungsstrategien.

Chlamydien befallen alle Or- gane und verursachen bei Nichtbehandlung kostenauf- wendige Schäden lebenslang.

Rückblick über die Be- handlung von 2 400 Chlamy- A-2036 (4) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 31–32, 4. August 1997

S P E K T R U M AKUT/LESERBRIEFE

Referenzzentrum in Berlin

Genuine Herzfehler im Erwachsenenalter

ngeborene Herzfehler gelten als Domäne des Kinderkardiologen beziehungsweise Kinder- herzchirurgen. Die zur Zeit noch vergleichsweise kleine Gruppe der erwachsenen Patienten mit angebore- nen Herzfehlern spielt im Alltag kardiologischer Praxen und Kliniken eine nur untergeordnete Rolle. Nicht ohne Grund gelten daher Erwachsene mit angeborenem Herz- fehler als die am schlechtesten versorgten Herzpatienten, die oft als „vergessene Patienten“ bezeichnet werden.

Von jährlich 7 500 Neugeborenen mit leichten bis schwe- ren Defekten des Herzens und der großen Gefäße bedür- fen mehr als 80 Prozent einer oder mehrerer korrektiver Operationen beziehungsweise interventioneller Kathe- termaßnahmen. Verfeinerungen der Operationstechni- ken und Anästhesieverfahren erlauben es heute, daß rund 80 Prozent aller Kinder mit angeborenen Herzfeh- lern überleben und ins Erwachsenenalter gelangen.

ach der oft notfallmäßigen Versorgung in den er- sten Lebenstagen oder -wochen bedarf es späte- rer korrektiver Operationen in unterschiedli- chen Lebensabschnitten und einer lebenslangen Behand- lung, Beratung und Betreuung der Patienten, deren Lei- stungsfähigkeit eingeschränkt bleibt. Derzeit leben zirka 120 000 erwachsene Patienten mit angeborenen Herzfeh- lern in Deutschland. Mit einer Verdopplung der Fallzahl nach einer Generation wird gerechnet. Wie Prof. Peter E.

Lange (Deutsches Herzzentrum) in Berlin erklärte, sind Kinderkliniken und Kinderärzte verpflichtet, ihre Patien- ten mit etwa 16 Jahren in die Hände von Erwachsenenkar- diologen abzugeben. Für diese sei es jedoch außerordent- lich schwierig, ausreichende Erfahrungen mit Patienten mit angeborenen Herzfehlern zu sammeln, da die absolute Fallzahl gering sei und manchen Ärzten während ihrer ganzen Praxiszeit oft nur ein oder zwei Fälle begegneten.

ichtig sei es daher, daß diese Patienten als Er- wachsene in interdisziplinären Zentren weiter- behandelt werden, so daß ihnen der ganze Er- fahrungsschatz aus der Verlaufskenntnis einer Vielzahl derartiger Erkrankungen in allen Lebensphasen zugute käme. Dieses zukunftsweisende Modell wird vom Deut- schen Herzzentrum Berlin seit neun Jahren durchgeführt.

Mehr als 800 Operationen beziehungsweise 170 Ka- theterinterventionen an Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern erfolgten bislang an dieser Klinikabteilung.

Mit dieser Erfahrung hat das Deutsche Herzzentrum Berlin jetzt ein Referenzzentrum für angeborene Herzfehler gegründet, an das sich Patienten, Angehörige und Ärzte jederzeit mit Fragen zur Diagnostik und The- rapie sowie zur Lösung psychosozialer Probleme wenden

können. Ingrid Franke

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dieninfekten nach vier Jah- ren: die Behandlungskosten betragen 200 Prozent der üb- lichen Kosten für Kassen- patienten. Der Zeitraum be- trägt in der Regel ein Quar- tal. Bei der konsequenten Be- handlung aller diagnostizier- ten Chlamydieninfekte in- nerhalb eines Quartals er- gibt sich folgende Situation:

50prozentige Streichung der Röntgenleistungen, 80pro- zentige Streichung der La- borleistungen, 60prozentige Streichung der Sonographien (vor Budget) sowie zwei Arz- neimittelregresse pro Jahr.

Begründung: Unkennt- nis der Prüfärzte über das Krankheitsbild und fehlende gesetzliche Regelung für Er- fassung, Diagnostik und The- rapie.

Das Bundesgesetzblatt von 1953 trägt dem heutigen Wissensstand in keiner Hin- sicht mehr Rechnung.

Dr. med. Peter Noack, Les- singstraße 26, 02763 Zittau

Rückenschmerzen

Zu den „Empfehlungen zur Therapie von Rückenschmerzen“ durch die Arz- neimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Beilage in Heft 22/1997:

Nicht unkommentiert hinnehmbar

Hier werden nicht nur me- dikamentöse Behandlungs- strategien nahegelegt, son- dern auch Indikationen für Maßnahmen aus dem Be- reich der therapeutischen Lo- kalanästhesie, der Physikali- schen Therapie und insbeson- dere der Manualtherapie auf- geführt.

Für die Manuelle Thera- pie beispielsweise wird be- hauptet: „Manipulationen an der Wirbelsäule . . . sind nur bei akuten Rückenschmer- zen (innerhalb der ersten sechs Wochen) indiziert.“

Dies kann so nicht stehen- bleiben. Die Manualtherapie besitzt speziell in der Be- handlung von chronischen vertebragenen Schmerzbil- dern – bei Vorliegen entspre- chender funktioneller Stö-

rungen – eine herausragende Rolle. Nicht zuletzt deshalb ist sie Bestandteil im Be- handlungskonzept chronisch Schmerzkranker und als sol- che auch in der Schmerz- therapie-Vereinbarung zwi- schen KBV und VdAK berücksichtigt.

An anderer Stelle wird ge- fordert, daß Patienten mit computer- oder kernspinto- mographisch nachgewiesener Raumforderung im Spinal- kanal (Bandscheibenvorfall) grundsätzlich in einer Klinik vorzustellen seien. Niederge- lassene Orthopäden sind je- doch sehr wohl in der Lage zu entscheiden, welche Fälle ambulant geführt werden können und wann besser sta- tionär zu behandeln ist.

Es muß daher die Frage erlaubt sein, ob an der Ausar- beitung dieser „Empfehlun- gen“ der Arzneimittelkom- mission von seiten der orga- nisierten Manualtherapeuten beziehungsweise Standesver- treter für Physikalische The- rapie und/oder konservative Orthopädie überhaupt mitge- arbeitet worden ist. Dem Im- pressum des Schriftstückes ist diesbezüglich nichts zu ent- nehmen. Falls nicht, so han- delt es sich bei diesen Emp- fehlungen in den Bereichen, die über die pharmakologi- schen Behandlungsmaßnah- men bei Rückenschmerzen hinausgehen, um die mögli- cherweise fundierte Privat- meinung von Kollegen, die in Physikalischer Therapie und Manualtherapie nicht weiter- gebildet und somit auch nicht fachkompetent sind.

Hieraus eine öffentliche Empfehlung abzuleiten, die allen Ärzten Deutschlands zugeschickt wird, ist – abgese- hen von der unsachlichen Be- urteilung der Manualtherapie und anderer Teilbereiche der konservativen Orthopädie – nicht zuletzt aus forensischen Gründen nicht haltbar und darf von den einschlägigen Fachgesellschaften in dieser Form nicht unkommentiert hingenommen werden.

Dr. med. Jürgen Hettfleisch, Darmstädter Straße 29, 64331 Welterstadt

Pflege-Gutachter

Zu dem Beitrag „Viel Arbeit für Gut- achter und Gerichte“ von Dr. med.

Karl-Heinz Weber in Heft 23/1997:

Selbstüberschätzung

Herr Weber beklagt, daß es im Rahmen der Einstufung zur Pflegeversicherung eine Prozeßflut gibt, die durch den Wunsch nach einer Höher- stufung zustande kommt. Ich denke, er sollte nicht außer acht lassen, daß der MDK und seine Gutachter durch

„Beurteilung nach Aktenla- ge“ im Schnellverfahren und durch (möglicherweise auch hinsichtlich ihrer Kompe- tenz) überforderte Mitarbei- ter zu der Prozeßflut beige- tragen haben.

Der Autor bemerkt, daß es nicht selten vorkommt, daß behinderte Kinder über das Pflegegeld zu Ernährern der Familie werden. Abgesehen davon, daß es ein Armuts- zeugnis für eine Gesellschaft ist, daß Familien mit Kindern in solche Notlagen kommen müssen, zeigt diese Bemer- kung, wie subtil in unserer Gesellschaft Fronten geschaf-

fen werden, genauso wie So- zialhilfebedürftige zu „Faul- pelzen“ oder Arbeitslose zu

„Drückebergern“ werden.

Seine Einschätzung belegt Herr Weber mit vagen Häu- figkeitsangaben wie „tägliche Praxis des Gutachters“ oder

„nicht selten“. Laut Bundes- sozialministerium gibt es kei- ne verläßlichen Zahlen über die bei Sozialgerichten an- hängigen Verfahren oder de- ren Berechtigung.

Am Ende des Artikels preist der Autor in hoffent- lich nur naiver Selbstüber- schätzung die Bedeutung des Gutachters. Ich hoffe, daß er sich in seiner täglichen Praxis ein Stück ärztlicher Beschei- denheit und Respekt vor der Situation Pflegebedürftiger und Pflegender erhalten hat.

Ich hoffe darüber hinaus, daß in diesem Beitrag, der eher zur Vergiftung des sozia- len Klimas als zur Informati- on beiträgt, nicht die offiziel- le Meinung der Redaktion des DÄ oder gar der deut- schen Ärzteschaft zum Aus- druck kommt.

Dr. med. päd. Klaus Mauer- Mucke, Alte Kirchgasse 46, 50999 Köln

A-2038 (6) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 31–32, 4. August 1997

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Zu der Meldung in Heft 25/1997

„Pflegeversicherung: Qualität der Gutachten verbessern“:

Verbesserung seit langem überfällig

Eine Verbesserung der Qualität der Gutachten zur Pflegeversicherung war seit langem überfällig. Ein beson- ders haarsträubendes Bei- spiel für die Willkür mancher Gutachter ist eine an einer Demenz vom Alzheimertyp erkrankte Patientin, die ich nervenärztlich betreue. Der nur noch unsicher orientier- ten, massiv kritikgeminder- ten Frau mit erheblichen Ge- dächtnisstörungen wurde keinerlei Grad an Pflegebe- dürftigkeit zuerkannt. Be- gründung: Sie lebe ja noch al- leine in der eigenen Woh- nung! Daß dies nur durch tägliche Besuche der Tochter und ambulante Betreuung

durch eine Pflegekraft mög- lich ist, weil die Patientin selbst weder Medikamente regelmäßig einnehmen wür- de, ihren Haushalt nicht mehr schafft und sich durch fehlerhafte Bedienung elek- trischer Geräte in Gefahr bringen kann, spielte für die Beurteilung offensicht- lich keine Rolle.

Die unter der Hand gege- bene Empfehlung des Gut- achters, die Frau doch in den Haushalt der Tochter zu übernehmen, damit die Be- urteilung geändert werden könne, ist – angesichts des Grundsatzes, möglichst we- nig an der Umgebung von Alzheimerkranken zu verän- dern, um deren Verwirrung nicht noch unnötig zu ver- stärken – glatter Hohn. Die in einfachen sozialen Ver- hältnissen lebenden An- gehörigen verzichteten auf einen Widerspruch. Wer von

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der Pflegeversicherung wirk- lich profitiert und wer nicht, das zeigt sich an solchen Fäl- len deutlich.

Dr. med. F. Jürgen Schell, Berrenrather Straße 334, 50937 Köln

Drogen

Zu der Meldung „Gesetzesrahmen für Fixerstuben gefordert“ in Heft 23/1997:

Fixerstuben sind kontraproduktiv

1996 forderte der Rausch- giftabusus in Deutschland 1 712 Menschenleben. Die Anstrengungen müssen da- hin gehen, Jugendliche vor dem Drogenabusus zu be- wahren und den akut Sucht- kranken rasche Hilfe zum Drogenverzicht zu gewäh-

ren . . . Mit Suchtunterstüt- zung im Sinne einer Co-Ab- hängigkeit oder eines Helfer- syndroms kann man nieman- den zum Drogenverzicht mo- tivieren. Mit Fixerstuben werden falsche Signale ge- setzt. Die permanente Dro- genzufuhr mit allen ihren Ri- siken wird gefördert. Anstatt Überwindung der Sucht be- steht die Gefahr einer dauer- haften Hilfs- und Versor- gungsbedürftigkeit.

Drogenabhängige schädi- gen nicht nur sich selbst, son- dern gefährden auch andere.

. . . Je früher der Schritt in die Drogenfreiheit getan wird, desto besser für die Gesund- heit und die Zukunftsprogno- se der Betroffenen. Durch drogengewährende Maßnah- men werden die Entgiftungs- und Entwöhnungsbehand- lung unattraktiv, die Folgeko- sten uferlos.

Effektive Drogenpräven- tion erfordert eine geschlos- sene und in sich stimmige Vorgehensweise. Experimen- te mit Fixerstuben sind kontraproduktiv. Gesetzliche Schranken dürfen nicht belie- big aufgeweicht werden.

Dr. med. Sigrid Schuler, Obstbaumstraße 16, CH- 6353 Weggis

Zu dem Leserbrief „Schlecht infor- miert?“ von Dr. med. Roger Brauchle in Heft 24/1997:

Kehrtwende in den Niederlanden

. . . Dr. Brauchles Hin- weis, Modellversuche der Niederlande und in England hätten „gezeigt, daß die Be- schaffungskriminalität bei kontrollierter Abgabe dra- stisch zurückgeht“, hat mit

„Haschisch aus der Apothe-

ke“ – um nichts anderes ging es beim Kieler Projekt – wirk- lich nichts zu tun. Übrigens haben gerade die Niederlan- de im vergangenen Jahr mit der Schließung von Koffie- shops und der Reduzierung der tolerierten Cannabismen- ge eine Kehrtwende ihrer bis- herigen „liberalen“ Drogen- politik vollzogen. Und in England gab es nie eine frei zugängliche Drogenabgabe.

Sollte Dr. Brauchle vielleicht die englische Heroinabgabe meinen? Diese ist weitestge- hend eingestellt. Wenn diese Modelle solch „drastische“

Erfolge hätten, wie Dr.

Brauchle glaubt, so muß man sich doch fragen, warum die Niederländer ihr Modell zurückfahren, die Engländer ihres nicht weiterverfolgen.

Außerdem zeigt die jüng- ste Schweizer Kriminalstati- stik, daß das laufende Modell

A-2039 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 31–32, 4. August 1997 (7)

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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staatlicher Heroinabgabe in der Schweiz wohl kaum zur Absenkung drogentypischer Kriminalität beiträgt – im Gegenteil: Einbruchsdelikte haben im Kanton Zürich 1996 um 8 Prozent, Betäu- bungsmitteldelikte um 28,7 Prozent zugenommen, und die Polizei beschlagnahmte eine Rekordmenge von 279 kg Heroin . . .

Hubert Hüppe, MdB, Dro- genpolitischer Berichterstat- ter der AG Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion, Bundeshaus HT 413, 53113 Bonn

Zu der Meldung „Kein Verkauf von Haschisch in Apotheken“ in Heft 25/1997:

Chance vertan

Mit großem Bedauern ha- be ich die Ablehnung des Kieler Projektes aufgenom- men. Es hätte sich hier die Chance geboten, kranke Menschen (Patienten!), näm- lich die Drogenabhängigen, aus der Illegalität herauszu- holen und damit einer Thera- pie zugänglicher zu machen.

Das sollte unser primäres Ziel sein und bleiben.

Diese Chance ist wieder einmal vertan worden, und das aus rein politischen

Gründen, wie ich meine.

Denn die Begründung, die kontrollierte Abgabe von Drogen würde gegen das Betäubungsmittelgesetz ver- stoßen, entbehrt hier jegli- cher Logik und scheint an den Haaren herbeigezogen.

Gesetze lassen sich bei Bedarf ändern, zudem sollten sie zum Nutzen des Volkes angewendet werden. Hier besteht in meinen Augen dringend Handlungsbedarf.

Tankstellenbedienstete und Rentner, die „Primärziele“

im Rahmen der Beschaf- fungskriminalität, hätten das Kieler Projekt sicherlich gut- geheißen, hätte es für sie doch ein deutlicher Rück- gang der Überfälle bedeutet, wie Projekte im europäischen Ausland zeigen.

Der Gewinner dieses un- glückseligen Tauziehens zwi- schen Vernunft und Politik ist die Mafia, für deren satten Gewinn aus dem Drogenge- schäft unsere Politiker wei- terhin garantieren. Die Ver- lierer sind die Drogenabhän- gigen und deren Opfer sowie wir, die das alles mit unseren Steuergeldern und Versiche- rungspolicen finanzieren dür- fen.

Dr. Roger Brauchle, Lohlen- bachweg 9, 71229 Leonberg

A-2040 (8) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 31–32, 4. August 1997

S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

Euthanasie

Zu dem Beitrag „Kein Recht auf Tö- tung“ von Dr. med. Thomas Fuchs und Prof. Dr. med. Hans Lauter in Heft 5/1997:

Dank

. . . Zu danken ist den Au- toren für ihre differenzierte Darstellung des Problemfel- des Euthanasie. Seit Singer sich zum Fürsprecher eines angeblichen Rechtes auf Tötung „lebensunwerten“

menschlichen Lebens mach- te, ist eine erschreckende Erosion ethischer Bedenken zu verzeichnen bis hin zur Le- galisierung der aktiven Eu- thanasie in den Niederlan- den. Der Artikel läßt die wei- tere Entwicklung erahnen:

vom „Recht auf Tötung“ zur

ärztlichen „Verpflichtung zur Tötung“ sowie zur moralisch- sozialen Pflicht des Sterben- den, die Gesellschaft durch seinen Freitod wirtschaftlich zu entlasten.

Wo ein ethisches Vakuum entsteht oder existiert, strö- men andere Kräfte ein. Eine Gesellschaft, die das Geheim- nis der Schöpfung negiert, en- det im Abgrund rein monetä- rer Wertvorstellungen. Wich- tiger als neue technische Er- rungenschaften ist das ge- meinsame Ringen um ein Welt- und Menschenbild, das Welt und Mensch tatsächlich gerecht wird. Jeder Diskussi- onsbeitrag ist daran zu mes- sen, ob dieses Anliegen er- kennbar wird . . .

Dr. med. Christoph Richter, H.-Brade-Straße 9, 04457 Mölkau

Neueingänge

MEDIZIN/WISSENSCHAFT Ulrike Franke (Hrsg.):

Prävention von Kommunika- tionsstörungen. Gustav Fi- scher Verlag, Stuttgart u. a., 1997, XIII, 148 Seiten, 28 Ab- bildungen, 10 Tabellen, kar- toniert, 48 DM

Volker Tschuschke, Clau- dia Heckrath, Wolfgang Tress: Zwischen Konfusion und Makulatur. Zum Wert der Berner Psychotherapie- Studie von Grawe, Donati und Bernauer, Vandenhoeck

& Ruprecht, Göttingen, 1997, 177 Seiten, 5 Abbildungen, 3 Tabellen, kartoniert, 39 DM

Balduin Forster, Hans Joachim: Alkohol und Schuld- fähigkeit.Eine Orientierungs- hilfe für Mediziner und Juri- sten, Verlag C. H. Beck, Mün- chen, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1997, IX, 118 Sei- ten, kartoniert, 39,80 DM

John W. Chandler, Joel Sugar, Henry F. Edelhauser (Hrsg.): Erkrankungen des äußeren Auges. Kornea – Konjunktiva – Sklera – Au- genlider – Tränensystem, deutsche Ausgabe, bearbeitet und herausgegeben von Karl W. Jacobi, Ullstein Mosby, Berlin, Wiesbaden, 1997, ge- bunden, 168 DM

Adolf Laufs, Christian Dierks, Albrecht Wienke, To- ni Graf-Baumann, Günther Hirsch (Hrsg.): Die Entwick- lung der Arzthaftung. Schrif- tenreihe Medizinrecht, Sprin- ger-Verlag, Berlin, Heidelberg u. a., 1997, XX, 354 Seiten, 15 Abbildungen, 5 Tabellen, bro- schiert, 168 DM

Ute Engelhardt, Carl-Her- mann Hempen: Chinesische Diätetik. Urban & Schwar- zenberg, München u. a., 1997, XII, 724 Seiten, 204 Abbildun- gen, 65 Tabellen, 148 DM

Roland Hetzer, Ewald Hennig, Matthias Loebe (Editors): Mechanical circu- latory support: in children, towards myocardial recovery, permanent. Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darm- stadt, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg u. a., 1997, X, 224 Seiten, gebunden, 89 DM

Hans Christoph Diener, Christoph Maier (Hrsg.): Das Schmerz Therapie Buch. Ur- ban & Schwarzenberg, Mün- chen u. a., 1997, XIX, 512 Sei- ten, 55 Abbildungen, 152 Ta- bellen, Broschur, 98 DM

R. Beaglehole, R. Bonita, T. Kjellström: Einführung in die Epidemiologie. Aus dem Englischen von Anette Pau- se, Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen u. a., 1997, 240 Sei- ten, 60 Abbildungen, 37 Ta- bellen, kartoniert, 49,80 DM

KUNST UND BELLETRISTIK Peter Baukus, Jürgen Thies (Hrsg.): Kunsttherapie.

2., neubearbeitete und erwei- terte Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart u. a., 1997, X, 338 Seiten, 163 Abbildun- gen, kartoniert, 68 DM

James A. Michener: End- station Florida. Roman, aus dem Amerikanischen von Joachim Pente, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, 1997, 704 Seiten, 49,80 DM

E. Theo Hofmann: Hallo Herz – hier Seele. Gedichte, 2. Auflage, Edition Hofmann, E. Theo Hofmann Verlag, Frankfurt, 1997, 118 Seiten, kartoniert, 24 DM

REISE

Harald Rüsseler: Aben- teuer Trekking: Toskana.

Bruckmann Verlag, Mün- chen, 1997, 224 Seiten, 117 Farbfotos, 16 Kartenskizzen, Übersichtskarte, kartoniert, 49,80 DM

Paul Bickelbacher, Mi- chael Graf: Radtouren zwi- schen Gardasee und Venedig (Erlebnis Rad). Bruckmann Verlag, München, 1997, 192 Seiten, 93 Farbfotos, 35 Kar- tenskizzen, Übersichtskarte, kartoniert, 44 DM

Wolfgang Bogensberger:

Radwandern „Odenwald, Bergstraße“. Erlebnistouren – Natur und Kultur – Tolle Einkehrtips. Mit Stöppel un- terwegs, Freizeitführer 974, Stöppel Verlag, Weilheim/

Obb., 1997, 144 Seiten, zahl- reiche farbige Fotos und Streckenkarten, kartoniert, 24,80 DM

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