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Archiv "HIV-Infektion: Prävention mit Arzneimitteln ist erfolgreich" (04.09.2009)

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A 1712 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 36

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4. September 2009

HIV-INFEKTION

Prävention mit Arzneimitteln ist erfolgreich

Eine antiretrovirale Therapie kann HIV-Transmissionen verhindern und den Verlauf der Pandemie, aber auch die Inzidenz

und Prävalenz von Tuberkulose und Malaria günstig beeinflussen.

T

rotz aller Fortschritte der HIV- Prävention infizieren sich welt- weit nach wie vor jedes Jahr 2,7 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus. Mit Ausnahme des Kondomgebrauchs konnte bisher keine Präventionsstrategie wirklich überzeugen, wie 29 randomisierte Studien ergeben haben. Untersucht wurden dabei: Mikrobizide, die Behandlung von sexuell übertrag- baren Erkrankungen (STDs), medi-

kamentöse Präexpositionsprophylaxe (PrEP), Zirkumzision und verschie- dene Impfkandidaten. Angesichts dieser enttäuschenden Ergebnisse ist für Dr. med. Reuben Granich, Leiter der Abteilung HIV/TB bei der Welt- gesundheitsorganisation (WHO), ei- ne antiretrovirale Therapie, die die Viruslast unter die Nachweisgrenze senkt, die beste Präventionsstrategie (Granich R Abstract MOPL101).

Er stellte anlässlich der 5. Tagung der Internationalen Aids Society in Kapstadt ein Modell vor, wonach ein jährlicher (freiwilliger) HIV-Test und – bei positivem Ergebnis – die sofor-

tige antiretrovirale Therapie 95 Pro- zent der Neuinfektionen in Südafri- ka innerhalb von zehn Jahren ver- hindern könnten. Basis des Modells ist die Berechnung, dass in Südafri- ka ein HIV-positiver Mensch im Laufe seines Lebens sieben weitere Per sonen mit HIV infiziert. Laut Granich gibt es immer mehr Hinwei- se, dass die Strategie „kein Virus – keine Transmission“ funktioniert. So scheint eine Transmission bei hete-

rosexuellen Paaren vom HIV-posi - tiven Partner mit gut kontrollierter Viruslast unter antiretroviraler The- rapie kaum aufzutreten. In einer kürzlich in „AIDS“ erschienenen Me- taanalyse (2009; 23[11]: 1431–3) kam es nach 343 Jahren Partner- schaft zu keiner einzigen Transmis- sion bei einer Viruslast von weniger als 400 Kopien/ml.

Granich führte als weiteres Bei- spiel für eine wirksame Verhinderung von Transmissionen die medika- mentöse Prophylaxe zur Verhinde- rung der Mutter-Kind-Übertragung an (vertikale Transmission). Dass

die HIV-Transmissionsrate auch un- ter ein Prozent sinken kann, wenn die stillenden HIV-infizierten Müt- ter behandelt werden, zeigte erst- mals eine große randomisierte Stu- die aus Botswana (Shapiro R et al.

Abstract WELBB1). Hierbei erhiel- ten 730 schwangere Frauen je nach CD4-Zellzahl ab der 18. Schwan - gerschaftswoche eine antiretrovirale Therapie und Transmissionsprophy- laxe. Die Viruslast lag bei 95 Prozent der Frauen vor und nach der Geburt unter 400 HIV-RNA-Kopien/ml.

Während der Stillzeit traten nur zwei Infektionen auf (0,3 Prozent) – ein sehr wichtiges Ergebnis für Länder, in denen Fertignahrung für Babys unerschwinglich ist und das Nicht- stillen die Frauen stigmatisiert.

Aber auch in Bezug auf die Ma- laria- und Tuberkulose-Epidemien, die sich im südlichen Afrika teil- weise mit der HIV-Epidemie über- schneiden, wirkt sich eine antiretro- virale Therapie günstig aus. Im Rahmen der DART(Development of Antiretroviral Therapy in Afri- ca)-Studie in Uganda wurden in ei- nem Hochrisikogebiet für Malaria insgesamt 1 020 HIV-infizierte Er- wachsene vier Jahre lang beobach- tet: Je länger eine HIV-Therapie dauerte, umso geringer war die Ra- te der Malaria-Infektionen (Kasirye R et al. Abstract TUPDB104). Pro 1 000 Personenjahre wurden im ers- ten Jahr noch 591 Malariaschübe nachgewiesen, im zweiten Jahr wa- ren es 476, im dritten Jahr 259 und bei mehr als drei Jahre dauernder HIV-Therapie nur noch 153.

Nachdem in Südafrika im Jahr 2005 der Zugang zu antiretroviraler Therapie drastisch erhöht wurde, konnte die Tuberkulose(TB)-Prä- valenz bei HIV-positiven und HIV- negativen Bewohnern in einem Stadtgebiet von Kapstadt von drei Prozent auf 1,8 Prozent signifikant verringert werden (Middelkoop K et al. Abstract WELB105). Für die Autoren ist das ein wichtiger Grund dafür, möglichst viele HIV-Infi- zierte zu behandeln, denn sie sind anfälliger für TB-Infektionen; zu- dem sind fulminante Verläufe we- gen Multiresistenz besonders ge-

fürchtet. ■

Andrea Warpakowski Anti-Aids-

Plakat auf einer Straße in Mali

Foto: Dr.med. Irmgard Hosselmann

M E D I Z I N R E P O R T

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