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Archiv "Ambulante Versorgung: Niederlassungswelle schlug voll durch" (08.04.1994)

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Zuwachsraten des Brutto-Zuganges

1980 = h 5,5%

1985 = + 6,0%

1986 = + 6,2%

1987 5,7%

1988 = 5,5%

1989 = + 5,5%

1990 = + 5,7%

1991 = + 6,0%

1992 = + 6,4%

1993 = + 12,7%

Ab- und Zugang an Vertragsärzten im Jahr 1993

(Bundesländer West)

Netto-

Zugang 3 610

11,5%

anzabl 10 000_

8 000

6 000 -

4 000

2 000 _ Abgang

1 360 - 1,8%

Summe Arzte Gebietsärzte Allg.-/Prakt.Ärzte Netto-

Zugang 4 480

10,6%

Altyang 710 - 2.3%

Abgann 650 -14%

Brutto- Zugang

9 850 12,7%

Netto Zugang

8 490

+ 11.0% Brutto-

Zugang 5 530

12,0%

Bruno- Zuganq

4 320 13 8%

Niederlassungswelle schlug voll durch

Die Prognosen haben sich bewahrheitet: Nie zuvor drängten so viele Ärzte in die Nieder- lassung. Mit einem Bruttozugang von 12,7 Prozent im vergangenen Jahr erreichen die Arztzahlen in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung einen neuen Höchststand. Das Gesundheitsstruldurgesetz zeigt auch hier Wirkung oder anders ausgedrückt: Nebenwirkung.

(reelle. Bundesarztregister der KBV

POLITIK

S

chon als Bundesgesundheits- minister Horst Seehofer mit den Eckpunkten des Gesund- heitsstrukturgesetzes seine Vorstellungen zur künftigen Bedarfs- planung in der vertragsärztlichen Versorgung formulierte, schwante der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung nichts Gutes. Das neue Zulas- sungsrecht, so die Befürchtung, wür- de zu einem noch nie dagewesenen Ansturm auf die Niederlassung füh- ren. Inzwischen liegen die Zulas- sungszahlen für 1993 vor, und das Er- gebnis gibt den düsteren Prognosen recht.

Im vergangenen Jahr haben sich 9 850 Ärztinnen und Ärzte niederge- lassen. Das sind nahezu doppelt so viele wie in 1992. Der sogenannte Brutto-Zugang lag damit bei 12,7 Prozent gegenüber 6,4 Prozent im Vorjahr. Zugleich fielen die „Abgän- ge" geringer aus als erwartet. Ledig- lich 1 360 Arzte gaben ihre Praxistä- tigkeit auf, die meisten darunter wohl aus Altersgründen.

Fragwürdiger Rekord

Ende Dezember 1993 weist das Bundesarztregister der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung damit einen neuen Höchststand auf: 104 556 Ärz- tinnen und Ärzte waren zu diesem Zeitpunkt in den alten und neuen Bundesländern als Vertragsärzte zu- gelassen Hinzu kommen nochmals 10 913 Kollegen (überwiegend aus den Krankenhäusern), die zur Teil- nahme an der ambulanten vertrags- ärztlichen Versorgung ermächtigt sind. Summa summarum also 115 469.

Einen großen Anteil an der Zu- nahme der Kassenärzte hatten bei dem Zulassungsboom des zurücklie- genden Jahres die Allgemeinärzte und Praktischen Ärzte. Immerhin verzeichneten diese Arztgruppen ei- nen Zuwachs um rund 4 000 Ärzte, wobei die Praktischen Ärzte eine Steigerungsrate von 14 Prozent auf- weisen.

Diese auffällige Entwicklung

dürfte im besonderen Maße auf die neuen Bestimmungen des Gesund- heitsstrukturgesetzes zurückzufüh- ren sein, denn hier sprachen gleich

AKTUELL

Ambulante Versorgung

zwei Gründe für eine möglichst ra- sche Niederlassung. Zum einen un- terlagen alle Ärzte, die ihren Zulas- sungsantrag noch bis zum 31. Januar 1993 gestellt und alle weiteren Vor- aussetzungen erfüllt hatten, nicht den neuen Zulassungsbeschränkun- gen. Zum anderen ist ab dem 1. Janu- ar 1994 eine abgeschlossene dreijäh- rige Weiterbildung in der Allgemein-

medizin oder eine abgeschlossene Weiterbildung in einem anderen Fach die verbindliche Voraussetzung für eine Kassenzulassung.

Vor diesem Hintergrund läßt sich die enorme Steigerungsrate bei den Praktischen Ärzten erklären.

Viele werden ihre Weiterbildung ab- gebrochen oder gar nicht erst aufge- nommen haben, um mit dem Antrag

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 14, 8. April 1994 (17) A-945

(2)

POLITIK

auf Zulassung nach altem Recht noch auf der „sicheren Seite" zu sein.

Allerdings legten auch die ver- schiedenen Facharztgruppen im

„Jahr der Niederlassungen" kräftig zu. An der Spitze die psychothe- rapeutisch tätigen Ärzte mit rund 28 Prozent Plus, gefolgt von den Chirur- gen mit 16,3 Prozent und den Radio- logen mit 15,7 Prozent. Die Steige- rungsrate bei den niedergelassenen Internisten nimmt sich mit 7,9 Pro- zent in Prozentpunkten zwar relativ bescheiden aus, doch in absoluten Zahlen sind dies immerhin rund 1 000 Ärzte, die jetzt zusätzlich in ei- ner internistischen Praxis tätig sind.

In den neuen Bundesländern hat sich die Abwanderungsbewegung aus den Einrichtungen weiter fortgesetzt.

Während 1991 noch 3 000 Ärzte in Polikliniken und ähnlichen Einrich- tungen arbeiteten, ist die Zahl nun- mehr auf 630 gesunken. Gut vier Jah- re nach der deutschen Einheit ist da- mit die Umstrukturierung der ambu- lanten Versorgung in den neuen Län-

AKTUELL

dem weitgehend abgeschlossen - ei- ne Entwicklung, deren Dynamik selbst Optimisten anfangs so nicht eingeschätzt haben.

Ende vergangenen Jahres waren insgesamt 18 157 Arztinnen und Ärz- te in den neuen Bundesländern nie- dergelassen. Nach dem Einigungs- vertrag sollte der niedergelassene Kassenarzt zum eigentlichen Träger der ambulanten Versorgung werden - mit einem Anteil von jetzt 88 Pro- zent ist diese Zielvorstellung inzwi- schen erfüllt.

Das Bundesarztregister gibt ne- ben der Feststellung der aktuellen Arztzahlen in der ambulanten Ver- sorgung auch Anhaltspunkte zur Be- urteilung der kommenden Entwick- lung. Danach kann davon ausgegan- gen werden, daß die Praxisaufgaben aus Altersgründen in den nächsten fünf Jahren nicht mehr so hoch aus- fallen werden wie in den Jahren zu- vor. Der sogenannte Altersberg ist ziemlich abgeschmolzen. Mit ande- ren Worten: Den vielen Neuzugän-

gen stehen weniger Abgänge gegen- über, was die Zahl der niedergelasse- nen Kassenärzte insgesamt deutlich erhöhen wird.

Demgegenüber könnte ein ande- rer, für die Betroffenen höchst uner- freulicher Aspekt eine zunehmende Rolle spielen. Bei ständig steigenden

Arztzahlen dürfte sich in der Zwangsjacke der strikten Honorar- budgetierung die wirtschaftliche Si- tuation der Kassenärzte insgesamt weiter spürbar verschlechtern. Pra- xisaufgaben aus wirtschaftlichen Gründen könnten die Folge sein.

„Es wird sehr eng", fürchtet Dr.

med. Winfried Schorre, der Vorsit- zende der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung. Schorre sieht drastisch steigende Belastungen auf den ein- zelnen im ohnehin verschärften Wettbewerb zukommen Helfen könnte der Bundesgesundheitsmini- ster, indem er das Honorarbudget angesichts der dramatischen Arzt- zahlentwicklung erweitert. Aber wird Horst Seehofer das tun? Josef Maus

An der kassenärztlichen Versorgung teilnehmende Arzte nach ihrem Teilnahmestatus am 31.12.1992 und 1993

(Bundesländer West und Ost)

Teilnehmende Ärzte Vertragsärzte Ermächtigte Ärzte

Arztgruppe Verän-

derung in % 1993

Sp.5 8 Anzahl

1993 Anzahl 1992

Anzahl

Verän- derung in % 1992

Sp.4+7 Anzahl

Verän- derung in % 1992

Anzahl

1993 Anzahl

0 2 3 4 5 6 7 9

Allgemeinärzte 19 230 20 229 5,2 19 141 20 148 5,3 89 81 -9,0

14,0

Praktische Ärzte / Ärzte 20 914 23 846 20 551 23 500 14,3 363 346 -4,7

Anästhesisten 1 994 2 245 12,6 756 1 002 32,5 1 238 1 243 0,4

Augenärzte 4 586 4 936 7,6 4 491 4 847 7,9 95 89 -6 3

Chirurgen 4 539 4 936 8,7 2 677 3 108 16,1 1 862 1 828 -1,8

Frauenärzte 9 074 9 776 7,7 8 274 8 970 8,4 800 806 0,8

HNO-Ärzte 3 447 3 719 7,9 3 304 3 578 8,3 143 141 -1 4

Hautärzte 2 788 3 081 10,5 2 705 2 990 10,5 83 91 9,6

Internisten 16 136 17 217 6,7 13 619 14 725 8,1 2 517 2 492 -1,0

Kinderärzte 5 840 6 192 6,0 5 184 5 519 6,5 656 673 26

200 236 18,0 128 161 25,8

Kinder-und Jugendpsychiater 72 75 42

Laborärzte 641 704 9,8 458 514 12,2 183 190 3,8

Lungenärzte 346 365 5,5 311 332 6,8 35 33 -5,7

438 537 22.6 391

Mund-Kiefer-Gesichtschirumen 479 22.5 47 58 23.4

Nervenärzte/Neurologen/Psychiater Psychotherapeutisch tätige Ärzte

4 389 4 854 10,6 3 665 4 145 13.1 724 709 -2.1

1 519 1 838 21,0 1 130 1 465 29,6 389 373 -4,1

Neurochirurgen 106 125 17,9 47 58 23,4 59 67 13,6

Orthopäden 4 200 4 633 10,3 3 921 4 363 11,3 279 270 -3,2

Pathologen 497 527 6,0 280 319 13,9 217 208 -4,1

10,7

Radiologen / Diagnostik 2 490 2 757 1 687 1 940 15,0 803 817 1,7

57 63

Nuklearmediziner 180 223 23,9 123 160 30,1 10,5

Urologen 2 256 2 438 8,1 2 018 2 208 9,4 238 230 -3,4

übrige Arztgruppen ') 68 55 -19,1 22 25 13,6 46 30 -34,8

9,1

Summe Arztgruppen 105 878 115 469 94 883 104 556 10,2 10 995 10 913 -0,7

Dar.: Allgemein- / Praktische Ärzte Dar.: Gebietsärzte (o. Allgemeinärzte)

40 144 44 075 9,8 39 692 43 648 10,0 452 427 -5,5

65 734 71 394 8,6 55 191 60 908 10,4 10 543 10 486 -0,5

Quele Bundesarztregister der KBV; 1) Enthaltart: Pharmakologen, Arbeitsmediziner, Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Rechtsmediziner, Strahlentherapeuten

A-946 (18) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 14, 8. April 1994

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