sei für die Branche auch auf längere Sicht eher eine vorsichtige Schätzung.
Gemessen an der Gesamtbeschäfti- gung lag der Anteil der Beschäftigten im Gesundheitswesen im Jahr 1970 bei 3,4 Prozent, 1994 bereits bei 8,6 Prozent, und bis zum Jahr 2030 wird dieser Anteil auf 12,7 Prozent steigen.
Prognos zufolge wird die Ent- wicklung der Arbeitsplätze im Ge- sundheitswesen mit der wachsenden Zahl älterer Menschen Schritt halten.
2030 wird voraussichtlich jeder achte Erwerbstätige seinen Arbeitsplatz im Gesundheitswesen haben – zugleich ist dann auch der Anteil der minde- stens 60jährigen an der Gesamtbevöl- kerung von 25 Prozent auf 40 Prozent gestiegen.
Von Rothkirch sieht den Grund- konflikt in der arbeitsmarktpoliti- schen Bedeutung des Gesundheitswe- sens in Konkurrenz zu den steigenden Sozialversicherungsbeiträgen und der damit verbundenen Belastung der Gesamtwirtschaft. Sein Lösungsvor- schlag: Die Arbeitgeberbeiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung sollten eingefroren werden, während die Arbeitnehmerbeiträge steigen dürfen.
Damit würden die Lohnneben- kosten geschont, das Wachstum der
„Gesundheitsbranche“ hingegen ge- sichert. Dieser Vorschlag ist auch schon vom Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesund- heitswesen, von Bundesminister Horst Seehofer und Teilen der FDP unterbreitet worden.
Allerdings räumt der Meinungs- forscher ein, daß die eigentliche Wert- schätzung des Gutes Gesundheit nicht meßbar sei, solange die Inan- spruchnahme von gesundheitlichen Leistungen über pauschale Pflicht- beiträge erfolge. Erst wenn über
„souveräne Konsumentenentschei- dungen konkrete Gesundheitsleistun- gen eingekauft“ würden, komme es zum Schwur. Es mache zweifellos Sinn, „daß die Menschen von ihren steigenden Einkünften einen größe- ren Teil für Gesundheit ausgeben“ – wenn sie das denn auch wollen. Eine solche Präferenz könne aber nur aus der „Wahlentscheidung autonomer Verbraucher in einem durch größt- möglichen Wettbewerb geprägten Markt“ resultieren. Josef Maus A-2112
P O L I T I K AKTUELL
(24) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 33, 15. August 1997
J
edes Pflichtmitglied der Be- triebskrankenkassen (BKK) war im Jahr 1995 durchschnittlich 21 Tage krank. „Das Gesamtniveau der Arbeitsunfähigkeit bleibt wie in den Vorjahren niedrig und entspricht den Ergebnissen Anfang der achtzi- ger Jahre“, heißt es in der Statistik des BKK-Bundesverbandes, der die Da- ten seiner rund drei Millionen Pflicht- mitglieder auswertete.Frauen waren häufiger krank
Bemerkenswert sei die Entwick- lung bei den weiblichen Mitgliedern, die seit 1992 häufiger krank seien als ihre männlichen Kollegen. Die Ursa- chen dafür sieht der BKK-Bundesver- band in der wachsenden Berufstätig- keit der Frauen und den oftmals damit verbundenen Mehrfachbelastungen.
Ein weiterer Trend: Die Arbeitsun- fähigkeitsfälle mit kürzerer Dauer sind weiter zurückgegangen, Lang- zeiterkrankungen haben demgegen- über zugenommen. Darüber hinaus sind die Arbeitsunfähigkeitstage in den neuen Ländern von 17 auf 18,7 Tage leicht gestiegen; dort dauerte auch die einzelne Krankheit etwas länger als im Vorjahr: statt 15,9 nun 16,6 Tage.
Drei Viertel aller Arbeitsun- fähigkeitstage entfielen 1995 auf nur fünf Krankheitsgruppen: Die Muskel- und Skeletterkrankungen standen mit 31,2 Prozent nach wie vor an erster Stelle. Es folgten: Atemwegserkran- kungen (17,2 Prozent), Verletzungen und Vergiftungen (12,6 Prozent), Ver- dauungserkrankungen (8,1 Prozent) sowie Herz- und Kreislauferkrankun- gen (7,7 Prozent). Die Kosten für die Behandlung und Rehabilitation die-
ser Krankheiten schätzen die Kran- kenkassen auf mehr als 90 Milliarden DM. Häufigste Einzeldiagnose war wie im Vorjahr „Affektionen des Rückens“. Sie machten 9,7 Prozent al- ler Krankheitsfälle und 13,8 Prozent aller Krankheitstage aus. Es folgten die Diagnosen Bronchitis, Grippe, Gastroenteritis und akute Infektio- nen der oberen Luftwege.
In den kommunalen und regiona- len Verwaltungen war die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage am höchsten:
Die durchschnittliche Fehldauer be- trug 30 Tage. Die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe fehlten 27 Tage, die des Baugewerbes 26 Tage. Der BKK- Bundesverband weist jedoch darauf hin, daß aufgrund der Versicherten- struktur in den Verwaltungen keine Beamten einbezogen wurden. Dort dominierten Arbeitnehmer, die bei der Müllabfuhr, der Straßenreinigung oder in Gärtnereien beschäftigt seien.
Weiterhin rückläufig waren hingegen die Fehlzeiten bei Handels- und Kre- ditunternehmen sowie in der Nah- rungsmittelindustrie.
Klinikausgaben um 4,3 % gestiegen
Die Betriebskrankenkassen ha- ben im Jahr 1995 rund 8,9 Milliarden DM für Krankenhausleistungen aufge- wendet – 4,3 Prozent mehr als im Vor- jahr. Die Steigerungsraten lägen trotz Budgetierung seit Jahren über den Steigerungen der beitragspflichtigen Einnahmen. Die Krankenkassen hät- ten bisher kaum Einfluß auf die Steue- rung von Mengen, Preisen und Inhal- ten der stationären Versorgung gehabt.Dies werde sich mit der Vereinbarung von Fallpauschalen und Sonder- entgelten ändern. Dr. Sabine Glöser