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olf Stuppardt, Vorstandsvorsit- zender des IKK-Bundesverban- des, hält die Akupunktur insbe- sondere bei chronischen Kopfschmer- zen, Migräne und Rückenschmerzen für eine effektive Behandlungsmetho- de. Er verweist dabei auf eine reprä- sentative Studie der Universität Frei- burg im Auftrag seiner Kasse. Bisher sind die Angaben von 1 424 der insge- samt 3 480 teilnehmenden Patienten aus drei Bundesländern ausgewertet worden – mit überzeugenden Ergeb- nissen, wie Stuppardt meint.Im Durchschnitt litten diese Pati- enten seit acht Jahren an den Be- schwerden. Fast drei Viertel von ih- nen hatten bereits bis zu drei Ärzten erfolglos aufgesucht, fast jeder fünfte bis zu sechs Ärzten. Neun von zehn Erkrankten haben der IKK zufolge auch aus diesem Grund an dem Mo- dellversuch teilgenommen.
Gute Noten für die behandelnden Ärzte
Nach Abschluß der Akupunktur- behandlung innerhalb eines Jahres gaben 84,1 Prozent der Patienten an, daß ihre Schmerzen entweder ver- schwunden seien oder sich zumindest gebessert hätten. Bei 14 Prozent blieb der Zustand hingegen unverändert, und 1,6 Prozent klagten über stärkere Beschwerden als zu Beginn der Be- handlung.Gute Noten gaben die Patienten den 802 Ärzten, die aufgrund einer entsprechenden Qualifikation die Akupunktur angewandt haben. Fast 80 Prozent waren mit der Betreuung durch ihren Arzt sehr zufrieden.
Bei der Vorstellung der bisheri- gen Ergebnisse betonte Stuppardt auch den finanziellen Aspekt der Therapiemethode: „Für die durch- schnittliche Akupunkturbehandlung zum Beispiel einer Migräne erhalten die Ärzte zirka 700 DM pro Jahr. Da- mit liegen die Kosten um 30 Prozent niedriger als bei einer schulmedizini- schen Therapie, die rund 1 000 DM jährlich kostet.“
Die Behandlungserfolge, kombi- niert mit „guter Verträglichkeit und einem vernünftigen Preis-Leistungs- Verhältnis“, sprechen nach Auffas- sung des IKK-Vorsitzenden für die Aufnahme der Akupunktur in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Ähnlich positive Ergebnisse er- zielte auch die Homöopathie. Hier waren neben der Migräne chronische Entzündungen der Haut und der Na- sennebenhöhlen die Hauptdiagno- sen. Der Studie zufolge war die homöopathische Behandlung inner- halb eines Jahres bei 85,6 Prozent der Patienten erfolgreich. Bei 8,9 Prozent konnte eine Teilbesserung erzielt werden. Lediglich 4,4 Prozent der Patienten stellten keine Besserung ih- res Gesundheitszustandes fest. Neun von zehn Patienten gaben an, sich auch künftig wieder homöopathisch behandeln zu lassen.
Auf der Grundlage dieser Ergeb- nisse plädierte Rolf Stuppardt dafür, die Stärken beider medizinischer Grundmodelle jeweils ergänzend zu- einander einzusetzen. Es gelte, das
„Schwarz-Weiß-Denken“ zu über- winden: Schulmedizin und besondere Therapierichtungen seien keine Ge-
gensätze an sich. JM
A-2880 (28) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 44, 31. Oktober 1997
P O L I T I K AKTUELL