Zytologische Krebsvorsorgeuntersuchung
Diese Tabelle 1 zeigt auch, daß das Mammakarzinom doppelt so viele Verluste an Arbeitsjahren verursacht wie das Zervixkarzinom. Eine Palpa- tion der Brust wurde in Finnland in die programmierte gynäkologische Reihenuntersuchung nicht einbezo- gen, die untersuchten Frauen wur- den lediglich schriftlich aufgefor- dert, ihre Brust selbst zu untersu- chen und Mitteilung über besondere Befunde zu machen.
Zwar wurden auf diese Weise Mam- makarzinome entdeckt, eine sichere Früherkennung kann aber der Ge- samtbevölkerung mit dieser Metho- de nicht garantiert werden.
Nachträglich wurde versucht, aus dem Kollektiv aller Frauen mit gesi- chertem Zervixkarzinom Risiko- gruppen zu bilden. Unter Berück- sichtigung aller Merkmale wären al- lein aufgrund von Risikofaktoren nur die Hälfte aller Karzinomfälle entdeckt worden.
Eine Auswahl der Patienten nach Ri- sikogruppen ist für die Vorsorgeun- tersuchung nicht möglich. Allein das Alter ist ein Risikofaktor, wie aus der Tabelle 2 hervorgeht. Außerdem zeigt die Statistik, daß das Erkran- kungsrisiko bei unverheirateten, verheirateten, verwitweten und ge- schiedenen Frauen unterschiedlich ist (Tabelle 3).
Bei Berücksichtigung weiterer ana- mnestischer Daten (Tabelle 4) ergibt sich die Feststellung, daß bei Kon- taktblutungen das invasive Karzi- nom häufiger war. Es handelt sich also hier nicht um ein Frühsymptom.
Überraschend war auch, daß nacti einer Elektrokoagulation das Er- krankungsrisiko nur 0,2 betrug. Eine mögliche Erklärung ist, daß wäh- rend der Untersuchung bei allen Frauen mit der zytologischen Eintei- lung Pap. II eine Elektrokoagulation durchgeführt wurde und dadurch die Karzinomentwicklung unterbro- chen wurde.
Es ist festzustellen, daß die Zahl der verdächtigen und positiven Befunde bei der untersuchten Population von
Jahr zu Jahr abnimmt. Man muß dar- aus schließen, daß die teilnehmende Bevölkerung in ausreichendem Ma- ße gegen das invasive Karzinom ge- schützt ist.
Nach unseren Folgeuntersuchun- gen von leichten und mäßigen Dys- plasien möchten wir feststellen, daß diese Veränderungen doch häufig zur Progredienz neigen (vgl. Ta- belle 5).
Aufgrund dieser Tatsache sind wir
für die aktive Behandlung. Wir loka-
lisieren leichte und mäßige Dyspla- sien kolposkopisch und zerstören sie durch Kryokoagulation.
Ein Problem ist die verhältnismäßig stabil gebliebene lnzidenz des Kal- Iumkarzinoms bei älteren Frauen. Es wird interessant sein zu sehen, in welchem Maße sie abnimmt, wenn die durch Reihenuntersuchungen jetzt regelmäßig kontrollierten jün- geren Frauen ein höheres Alter er- reichen.
~ Zusammenfassend ist hinsicht- lich der finnischen Krebsvorsorge- untersuchungen festzustellen: lnzidenz und Mortalität des Zervix- krebses können durch Vorsorge- untersuchungen stark gesenkt werden.
Außer dem Rückgang der invasi- ven Erkrankungsfälle wird die Dia- gnose in einem früheren Stadium gestellt. Dieses verbessert die Pro- gnose.
Wir können die durch dieses Karzi- nom bedingte Belastung der weibli- chen Bevölkerung entscheidend verkleinern.
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Sakari Timonen Helsinki University Central Hospital Helsinki/Finnland
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
Hepatitisdurchseuchung verschiedener
Bevölkerungsgruppen
Sieben verschiedene Populationen wurden radioimmunologisch auf Hepatitis-A-Antikörper (anti-HAV),
Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HB.Ag) und auf Antikörper gegen HB5Ag (anti-HB8) untersucht. Der Nachweis von anti-HAV weist auf ei- ne durchgemachte A-Hepatitis, von HB5Ag oder anti-HB8 auf eine abge- laufene Serumhepatitis hin. Insge- samt wurden 680 Seren untersucht:
0
von 100 neu in die Anstalt für geistig behinderte Kinder Willow- brook Aufgenommenen waren 32 Prozent anti-HAV- und 4 Prozent HB5Ag- bzw. anti-HB8-positiv.8
Von 100 Kindern, die in der An- stalt bereits drei Jahre oder mehr verbracht hatten, waren 97 Prozent anti-HAV- und 90 Prozent HB5Ag- (32 Prozent) oder anti-HB5-positiv (58 Prozent).8
Von 100 neuen Beschäftigten der Anstalt wiesen bei der Einstellung 50 Prozent anti-HAV und 13 Prozent anti-HB5 auf.G
Von 100 Angestellten, die bereits drei Jahre und länger dort arbeite- ten, fand sich anti-HAV bei 75 Pro- zent und anti-HB8 (27 Prozent) be- ziehungsweise HB5Ag (3 Prozent) bei 30 Prozent.f) Von 80 Ärzten der Anstalt, die diesbezüglich untersucht wurden, waren 27,5 Prozent anti-HAV-positiv und 10 Prozent anti-HB5-positiv.
0
Bei 100 Studenten fand sich anti- HAV bei 34 u. anti-HB5 bei 6 Prozent.0
Schließlich wurde noch eine Gruppe von Teenagern aus den um- gebenden Ortschaften untersucht.Hier konnte anti-HAV bei 4 Prozent und anti-HB5 bei 5 Prozent nachge- wiesen werden.
Die Studie zeigt, daß bei der Beurtei- lung des Durchseuchungsgrads ei- ner Bevölkerung der sozioökonomi- sche Status und Umweltfaktoren mit berücksichtigt werden müssen. R
Krugman, S., Friedman, H., Lattimer, C.:
Hepatitis A and B: serologie survey of various population groups, Am. J. med. Sei. 275 (1978) 249-255.
DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 8 vom 22. Februar 1979 497