Epilepsie
Interdisziplinäre Aufgabe
Peter Wolf u. a. (Hrsg.): Praxis- buch Epilepsien. Diagnostik – Behandlung – Rehabilitation. Ver- lag W. Kohlhammer, Stuttgart, XII, 394 Seiten, 69,50 A
Epileptische Anfälle und Syn- drome stellen nach wie vor ei- nen Großteil der Behand- lungsfälle in neurologischen Praxen und Kliniken dar. Un- terschiedliche Nomenklatu- ren erschweren die Vergleich- barkeit der beobachteten Phänomene. Bei immer kür- zeren Verweildauern in der Klinik und kurzen Kontakten in der Praxis sind Handrei- chungen notwendig, die we- sentliche Fakten erfassen las- sen. Danach kann entschieden werden, ob eine Weiterleitung in Spezialkliniken notwendig ist oder eine Therapie direkt begonnen werden kann.
Das Buch zeigt bereits mit seiner Autorenauswahl, dass Epilepsie als interdisziplinäre Aufgabe zu betrachten ist.
Die Einteilung der Anfälle wird praxisbezogen mit Hin- weisen zur möglichen Loka- lisations- und Provokations- diagnostik vorgenommen. Ei- nen breiten Raum nehmen Beschreibung des EEG und der präoperativen Epilepsie- diagnostik ein. Der Thera- piedschungel der Antikonvul-
siva ist für den „Nichtepilep- tologen“ schwer durchschau- bar. Der medikamentösen und nichtmedikamentösen Thera- pie ist ein Viertel des Buch- umfangs gewidmet. Der gut strukturierte Überblick ent- hält zahlreiche Hinweise auf weiterführende Literatur.
Zunehmend wichtig ist die Integration der Epilepsien in den Alltag und das Berufs- leben. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die Erfahrungen der Kliniken Bielefeld-Bethel mit ausführ- lichen Erläuterungen zu Fa- milienplanung, Ausbildung und Beruf, Fahrtauglichkeit, Reisen und Sport. Auch die- ser Teil ist sehr praxisbezo- gen, geht auf die unterschied- lichen Lebensaltersstufen ein und wählt einzelne Kasuisti- ken aus.
Das Buch ist allen zu emp- fehlen, die Epilepsien in ihrer psychosozialen Komplexität sehen, verstehen und behan- deln wollen. Sylvia Kotterba
Gynäkologie
Motivierend
Hans Friedrich Nauth: Gynäko- logische Zytodiagnostik. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 2002, X, 384 Seiten, 772 meist farbige Abbildungen, 18 Ta- bellen, gebunden, 179 A
Der Einleitung über die Ge- schichte der gynäkologischen Zytologie folgt die Darstel- lung der Morphologie des weiblichen Genitale. Dann werden gut- und bösartige Veränderungen demonstriert.
Die hervorragenden mikro- skopischen, schematischen, kolposkopischen und endo- skopischen Abbildungen ver- mitteln – methodisch und di- daktisch geschickt angeord- net – in Verbindung mit dem leicht verständlichen Text ei- ne sehr gute Vorstellung der Zytomorphologie. In einem weiteren Abschnitt werden zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung schwer unter- scheidbare zytologische Be- funde vergleichend gegen- übergestellt. Die Erläuterun- gen über Materialgewinnung und -bearbeitung sowie Beur- teilung und Effizienz der Er-
gebnisse enthalten relevante Hinweise für den klinischen Alltag. Im Gegensatz zu den heute üblichen Vielautoren- Lehrbüchern liest sich dieses Werk wie aus einem Guss. Für jeden am Thema Interessier- ten wird die Lektüre motivie- rend sein, da es dem Autor ge- lungen ist, physiologische und pathophysiologische Zusam- menhänge sowie therapeuti- sche Möglichkeiten zu erläu- tern. Stefanie Weiß
Ödemkrankheiten
Reicher
Erfahrungsschatz
Ulrich Herpertz: Ödeme und Lymphdrainage. Diagnose und Therapie von Ödemkrankheiten.
Schattauer GmbH, Stuttgart, 2003, 320 Seiten, 310 Abbildungen, 64 A
Das Buch spiegelt den rei- chen Erfahrungsschatz des Au- tors, Chefarzt einer Fachklinik für Lymphologie und Ödem- krankheiten, wider. Es ist in vier Abschnitte gegliedert. Zu-
nächst werden die Grund- lagen der Ödemkrankheiten, das heißt die Anatomie, Phy- siologie und Pathophysiologie, sowie die Möglichkeiten der apparativen Untersuchungen und objektiven Dokumentati- on der verschiedenen Formen von Ödemen dargelegt. Dar- auf folgt die umfassende und reich illustrierte Darstellung der Differenzialdiagnose der Ödemkrankheiten. Ausführ- lich beschrieben wird das zah- lenmäßig wichtigste Krank- heitsbild, das Lymphödem, ge- folgt von ebenfalls ausführli- chen Kapiteln zum Phleb- ödem und zum Lipödem. Dar- an schließt sich eine differen- zialdiagnostisch erschöpfende Besprechung von selteneren, aber nichtsdestotrotz ebenso wichtigen weiteren Ödemfor- men an.
Im Kapitel zur physikali- schen Ödemtherapie werden einerseits die manuelle Lymph- drainage-Therapie und ande- rerseits die sehr vielseitigen Möglichkeiten der Kompres- sionstherapie mit Bandagen und mit Bestrumpfung sämtli-
cher Körperteile praxisnah dargelegt. Gerade hier ist das reiche Bildmaterial für das Verständnis von nicht alltägli- chen Therapieformen äußerst hilfreich. Im Anhang werden organisatorische und versiche- rungstechnische Aspekte der Lymphologie besprochen.
Ein kritischer Einwand gilt dem Layout: Zweispalten- Druck sowie die Verwendung von verschiedenen Farben und Buchstabengrößen bei der Ti- telsetzung schränken die Über- sichtlichkeit ein.
Dem Autor ist es gelungen, ein praxisnahes, aus reicher Erfahrung schöpfendes Buch über die Ödemkrankheiten mit besonderem Fokus auf das Lymphödem niederzu- schreiben. Das Buch, das sich sicherlich in erster Linie an lymphologisch und phlebolo- gisch orientierte Ärzte rich- tet, ist in einer gut verständ- lichen Sprache geschrieben und kann ohne weiteres auch anderen Berufsgruppen und betroffenen Patienten zur Lektüre empfohlen werden.
Günter Burg, Jürg Hafner
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A2364 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3712. September 2003
B Ü C H E R