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Archiv "Arbeitszeitgesetz: Keine faulen Kompromisse" (06.12.2002)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 496. Dezember 2002 AA3319

B R I E F E

delt, solche Gedanken haben sich mir noch nie aufge- drängt. Ob ein Po weiblich oder männlich, schwarz, weiß oder andersfarbig ist, ist mir als Arzt doch nun wirklich egal. Man darf die koloniale Vergangenheit nicht verges- sen, aber deswegen wird man doch einer Afrikanerin auf dem Titelblatt noch eine Spritze geben dürfen, oder?

Dr. med. Christian Gaedertz, Kolpingstraße 9 b, 65343 Eltville

Stellt lediglich eine Impfung dar

. . . Als Mutter von drei Kin- dern und Allgemeinärztin, zudem aus pietistischem Hin- tergrund kommend, kann ich in diesem Titelbild primär nichts Erotisches entdecken.

Es stellt lediglich eine Imp- fung dar, die offensichtlich in einem südlichen Land ausge-

führt wird, und gibt so das Thema des betreffenden Ar- tikels ganz gut wieder. Von einer „kopflosen“ Afrikane- rin, die „willig ihr farbenfro- hes Kleidchen lupft“, kann meines Erachtens nicht die Rede sein. Jeder europäische Badeanzug ist heutzutage weiter ausgeschnitten. Domi- nierend ist der Vorgang der Impfung, und darum geht es ja gerade.

Bitte verstehen Sie mich, Herr Gerst: Ich persönlich bin sehr empfindlich, was die Bloßstellung der Frauen be- trifft (z. B. bei gewissen ver- meidbaren Untersuchungs- gängen). Aber dieses Titel- bild habe ich primär als völlig sachlich empfunden und dem Thema entsprechend. Viel- leicht haben Sie persönlich einfach ein bisschen zu viel damit assoziiert?

Dr. med. Sieglind Zehnle, Hindenburgstraße 55, 73760 Ostfildern

Arbeitszeitgesetz

Zu dem Beitrag „Keine Fahrkarte in den Garten Eden“ von Michael Rie- diger in Heft 42/2002:

Keine faulen Kompromisse

Der von Herrn Riediger im Kampf um die Vergütung fa- vorisierte Kompromiss be- deutet eine Fortschreibung der bestehenden Ausbeutung hoch qualifizierter Arbeits- kraft. Der „menschliche Fak- tor“ einer humanen Patien- tenversorgung bliebe auf der Strecke.

Die Einhaltung bestehender Arbeitszeitgesetze und die Umsetzung des EuGH-Ur- teils bieten eine Chance für die Verbesserung des Arbeitsalltags aller Beteilig- ten. Hierbei wird der unge- liebte Schichtdienst (in allen Variationen), einhergehend mit Einkommenseinbußen, nicht zu umgehen sein.

Die Kosten durch Umset- zung des EuGH-Urteils ste- hen in keinem Verhältnis zu den positiven Effekten einer verbesserten Patientenver- sorgung, der Weiterqualifizie-

rung von Fachkräften und mehr Arbeitszufriedenheit.

Deshalb ist Folgendes zu for- dern:

Reduktion der hohen Ar- beitsbelastung;

sofortige Umsetzung des EuGH-Urteils;

Sicherstellung der Einhal- tung des Arbeitszeitgesetzes durch vollständige Doku- mentation und intensive, un- aufgeforderte Kontrollen;

verstärkte Einführung fle- xibler Arbeitszeitmodelle;

Förderung wirklicher Teil- zeitarbeit;

Beseitigung des „Ärztin- nen und Ärztemangels“

durch Ausbildung und Ein- stellung ausländischer Kolle- ginnen und Kollegen;

Bereitstellung erforderli- cher Finanzmittel.

Daniel Sagebiel,DZK, Zentralklinik Emil von Behring, Lungenklinik Heckes- horn, Zum Heckeshorn 33, 14109 Berlin

Jetzt wissen wir’s

Wir sind Ihnen zu Dank ver- pflichtet. Jetzt wissen wir’s:

Dank unserer Arbeit haben unsere Arbeitgeber eine Mil- liarde Euro/Jahr zusätzlich

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verdient. Eine Milliarde Eu- ro/Jahr, das ist das Äquivalent von vielen Tausend Ärztele- ben, inklusive ruinierten Pri- vat- und Familiendaseins, und blockierter Fort- und Weiter- bildung. Na klar, da müssen wir den Arbeitgebern noch mindestens zehn Jahre lang die Milliarden schenken – 10, 15 (?) Milliarden –, damit man uns wenigstens in Fortbildung gehen lässt, was in der Vergan- genheit auch schon der Will- kür der Arbeitgeber unterlag.

Dr. D. Brede,

St. Wendeler Straße, 66640 Namborn

Wichtige Aspekte

Herr Riedinger hat mit seiner Conclusio Recht, dass die Kom- bination einer „Entrümpe- lung“ derArbeit der Ärzte und eine höhere Vergütung besser

ist als das blinde Umsetzen des EuGH-Urteils. In seiner Über- sicht der Probleme, warum die Umsetzung schwierig wird, feh- len jedoch wichtige Aspekte:

Abgesehen von einigen ländlichen Gebieten, hat Deutschland im internationa- len Vergleich immer noch zu viele Ärzte, sodass der von ihm postulierte Bedarf nicht wirklich existiert und auch nur in weitaus undramati- scherer Form kommen wird, als von ihm befürchtet.

Durch die nicht zuletzt im Zuge der DRG-Einführung kaum vermeidbare Schlie- ßung vieler Abteilungen und Kliniken werden auch Ärzte dem Arbeitsmarkt zur Verfü- gun stehen, die den genann- ten Bedarf sicher abdecken.

Dr. Dirk Knüppel,

Frankfurter Rotkreuz-Krankenhäuser, Scheffelstraße 2–14, 60318 Frankfurt

Dazu hat sich der Sozialwis- senschaftler Udo Herr- mannstorfer geäußert, dessen Hauptanliegen hier thesenar- tig geschildert werden sollen:

Das Gesundheitswesen muss von der Mündigkeit des Patienten ausgehen. Nur er kann die Verantwortung für sich und seine Gesundheit tragen.

Das Gesundheitswesen ist kein freier Markt, mit markt- wirtschaftlichen Lösungen wird man der Solidarität nicht gerecht.

Bürger/Patienten müssen aktiv an der Gestaltung und Weiterentwicklung des Ge- sundheitswesens beteiligt werden, dem Dirigismus ist entgegenzuwirken.

Der Sozialausgleich unter allen Bürgern muss zum Prinzip werden, alle Bürger müssen einen sozial fairen Beitrag leisten.

Ein gesellschaftlicher Konsens muss gefunden wer- den, ab welcher Höhe für den Einzelnen Krankheitskosten unzumutbar hoch sind und solidarisch von der Gemein- schaft finanziell getragen werden.

Therapiefreiheit und Plu- ralität sind eine Vorausset- zung.

Der staatliche Einfluss hat sich zurückzuziehen, insbe- sondere aus inhaltlichen Fra- gen der Medizin.

Die Infrastruktur darf sich nicht amortisieren müssen, Infrastruktur muss als „Vor- haltekosten“ von der Allge- meinheit solidarisch vorfinan- ziert werden. Dadurch ent- fällt der Zwang zur betriebs- wirtschaftlichen Nutzung der Einrichtungen, es entsteht keine Mengenausweitung.

Zur Finanzierung sollten anstelle von (in die Export- kosten eingehenden) Versi- cherungsbeiträgen andere Lösungen gesucht werden.

Eine mehrwertsteuerartige Finanzierung zum Beispiel würde die Exportpreise nicht belasten und wäre internatio- nal wettbewerbsneutral.

Das Gesundheitswesen sollte regional organisiert werden, um patientennah und bedarfsgerecht zu sein.

Regional müssen Beratungs- und Entscheidungsgremien von Patienten und Leistungs- erbringern gebildet werden.

Die Krankenkassen soll- ten auf die Verrechnung und den sozialen Ausgleich un- verhältnismäßig hoher Krankheitskosten beschränkt werden.

Eine Einbeziehung der vollen Verantwortung des Pa- tienten für sich und seine Ge- sundheit wird auch zu erheb- lichem Einsparpotenzial führen.

Dr. Karl-Reinhard Kummer, Posseltstraße 7, 76227 Karlsruhe

Versorgungswerke

Zu dem Leserbrief „Ungleichbe- handlung beseitigen“ von Dr. med.

Michaela Helbig in Heft 44/2002:

Abschaffen

. . . Die Solidargemeinschaft der Sozialversicherten ist hier- mit aufgerufen, noch mehr als derzeit aus den Versorgungs- werken direkt und indirekt über die Zugehörigen finanzi- ell wieder zurückzufordern und wieder der großen Soli- dargemeinschaft zurückzu- führen.Vielleicht besinnt man sich dann, derartige bestehen- de Privilegien freiwillig aufzu- geben. Denn auf direktem Wege eine Ausräumung durchzuführen, dafür scheinen die Politiker nicht geeignet zu sein. Besonders Ärzte sollten für diese Aufgabe aufgeschlos- sen sein, denn sie sind es größ- tenteils, die ihren Lebensun- terhalt aus dem nunmehr bemängelten System bestrei- ten. Gäbe es keine Kranken und keine Hilfebedürftigen unter den Mitgliedern der So- lidargemeinschaft, könnten besonders für die dann weni- gen notwendigen Ärzte gar keine Besonderheiten wie Versorgungswerke Bestand haben. Gerade Ärzte sollten darüber nachdenken, welchen Standpunkt zu den Versor- gungswerken – welchen Standpunkt sie denn sonst zum Solidarsystem haben.

Achim Brehme, Dipl.-Jur., Rheinlandstraße 30, 07743 Jena

A

A3320 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 496. Dezember 2002

B R I E F E

Sparpaket

Zu dem Beitrag „Harte Einschnitte für alle“ von Samir Rabbata in Heft 45/2002:

Woher kommt diese Zahl?

Immer wieder hört man un- sere Gesundheitsministerin im Fernsehen im Zusammen- hang mit der „Nullrunde“ für Ärzte für das kommende Jahr vorhersagen, dass uns

„nur“ 158 Euro pro Monat an Honorar fehlen würden.

Jetzt muss ich diese Summe auch im DÄ lesen. Woher stammt diese Zahl? Wie kann Frau Schmidt eine solche ex- akte Summe vorhersagen?

Kann ich das so meinem Steuerberater für die Pla- nung des Jahres 2003 weiter- geben? Wohl kaum!

Solange das Morbiditätsri- siko bei uns Kassenärzten verbleibt, werden wir erheb- liche Einbußen im kommen- den Jahr hinnehmen müssen.

Gleichzeitig lese ich in der Tagespresse, dass es der Ge- werkschaft ver.di gelungen sei, der Ministerin das Zuge- ständnis abzuringen, dass den Krankenhäusern im nächsten Jahr 400 Millionen Euro

mehr zufließen sollen, die bei den Kassenärzten eingespart werden müssen!

Welche weiteren Unbe- kannten kommen noch auf uns zu?

Mein Vorschlag an Frau Schmidt: Okay, machen wir eine Nullrunde nächstes Jahr und verzichten wir alle auf exakt 158 Euro monatlich an Zuwachs. Alle Verluste, die wir dank Ihrer Politik zusätz- lich erleben werden, stellen wir Ihnen persönlich in Rechnung! Wir werden Sie wörtlich nehmen, verlassen Sie sich auf uns Kassenärzte!

Dr. med. Matthias Fuhrmann, Ludwig-Jahn-Straße 12–16, 72250 Freudenstadt

Gesundheitsreform

Zu dem Beitrag „Plädoyer für völli- gen Systemwechsel“ von Dr. rer. pol.

Harald Clade in Heft 45/2002:

Thesen

Der Kreis um Prof. Eekhoff schlägt zu Recht vor, die Krankenversicherungspflicht auf alle Bürger auszudehnen und die Eigenverantwortung zu stärken. Jedoch reichen diese Vorschläge nicht aus.

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