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Archiv "Durchimpfungsgrad bei Schulanfängern in Niedersachsen Geburtsjahrgänge 1977 bis 1979" (23.07.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Durchimpfungsgrad

bei Schulanfängern in Niedersachsen Geburtsjahrgänge 1977 bis 1979

Adolf Windorfer

Jens-Peter Gerdes und Werner Schulz

U

nverändert gehören

Impfungen mit zu den wesentlichen und er- folgreichsten Präven- tivmaßnahmen unse- res Gesundheitssystems. Die Tatsa- che, daß Impfungen gegen Pocken und Poliomyelitis diese Erkrankun- gen in unseren Breiten praktisch zum Verschwinden brachten, hat si- cher dazu geführt, daß sowohl Ärzte als auch die Bevölkerung die Sorge vor Infektionskrankheiten mehr und mehr verloren haben. Auch ist es der Ärzteschaft bisher wohl nicht immer in ausreichendem Maße ge- lungen, der Bevölkerung verständ- lich zu machen, daß auch bei den

„normalen" Kinderkrankheiten wie Masern, Röteln und Mumps eine Impfung zur Vermeidung der zum Teil schweren Komplikationen drin- gend erforderlich ist. So konnten wir in einer retrospektiven Studie für die Jahre 1979 bis 1983 für Niedersach- sen nachweisen, daß immer noch ei- ne größere Zahl an Masernenzepha- litiden auftritt, Fälle, die alle ver- meidbar gewesen wären (Tabelle 1).

Die viel zitierte Impfmüdig- keit unserer Bevölkerung ist geringer als angenom- men. Die niedersächsi- schen Kinder sind gut ge- schützt gegen Polio, Diph- therie, Tetanus und Tuber- kulose. Der Schutz gegen Röteln liegt bei jungen Mädchen bei 90 Prozent.

Um jedoch ein Nachlassen der Impfbeteiligung zu ver- meiden, müssen vor allem die Ärzte weiter motiviert werden,

Dasselbe gilt für die allerdings wesentlich harmlosere Mumpsme- ningitis. Wenn diese Komplikation der Mumpserkrankung auch nicht mit dem Tod endet, so leiden die Niedersächsisches Sozialministerium Han- nover (Ministerialrat: Professor Dr. med.

Adolf Windorfer)

betroffenen Kinder und Erwachse- nen jedoch häufig noch lange Zeit an schweren Kopfschmerzen und stärkeren Allgemeinstörungen (Ta- belle 2).

Will man Aussagen über die wirkliche Impfsituation machen und davon abhängig sowohl Ärzte als auch Bevölkerung motivieren, so benötigt man verläßliche Zahlen über die tatsächlich durchgeführten Impfungen. Die immer wieder von der pharmazeutischen Industrie auf- geführten Verkaufszahlen der ver- schiedenen Impfstoffe können kei- nesfalls als verläßliche Daten für die notwendige Auskunft über die Schutzsituation speziell bei Kindern angesehen werden.

Um über die Impfsituation mehr Informationen zu erhalten, werden seit 1983 in Niedersachsen bei den regelmäßigen Schuleingangsuntersu- chungen der 6- bis 7jährigen Kinder durch die Gesundheitsämter die Impfbücher hinsichtlich der durch- geführten Impfungen kontrolliert.

Bei dieser Gelegenheit konnte auch gleichzeitig ein Uberblick gewonnen

Tabelle 1: Enzephalitiden in Niedersachsen 1979 bis 1983 (Kinder 1979-1982, Erwachsene 1980-1983)

Jahr Enzephalitis gesamt Kinder Erwachsene

Masern- Herpes-simplex- Herpes-Zoster- Varicellen- Enzephalitis Enzephalitis Enzephalitis Enzephalitis Kinder Erwachsene Kinder Erwachsene Kinder Erwachsene Kinder Erwachsene 1979

1980 1981 1982 1983

23 (3)*)

29 (5) 42 (3) 24 (2) 46 (4) 15 (3) 53 (5) 35 (2)

3

11 0

5 2

1 2

1

0

2 3

1 3

2

1

0

0 0

0 6

0 4

3

1

6 0

4 0

2 0

0

*) Todesfälle in Klammern

A-2044 (40) Dt. Ärztebl. 84, Heft 30, 23. Juli 1987

(2)

Tabelle 3: Durchimpfungsgrad bei Schulanfängern der Geburts- jahrgänge 1977-1979 in Niedersachsen

Impfung gegen Impfschutz in Prozenten*) vollständig

1984 1985

teilweise 1984 1985

kein Impfbuch 1984 1985 Diphtherie

Tetanus Poliomyelitis Pertussis

74 78 77 80 79 81

7 7

10 8

5 7

7 6

2 4

6 4

5 4

5 3

6 4

Impfschutz in Prozenten*) vorhanden

1984 1985

44 45 57

nicht vorhanden

1984 1985

50 46

50 45

51 33

Masern Mumps Tuberkulose

40 40 39

*) 100 Prozent ist die Gesamtzahl aller Schulkinder dieser Altersklassen. Da immer einige Ausfälle vorkommen, ergeben die hier aufgeführten Zahlen immer Werte unter 100 Pro- zent

Tabelle 4: Durchimpfungsgrad gegen Tuberkulose bei Schulanfän- gern der Geburtsjahrgänge 1977-1979 in Niedersachsen

Regierungsbezirk Impfschutz in Prozenten vollständig

1984 1985

nicht vorhanden

1984 1985

37 49

41 64

48 62

30 52

4 2 3

1 52

50 42 60

40 26 27 39

Land insgesamt 39 57 51 33

Tabelle 2: Seröse Meningitiden (einschließlich Meningoenzephalitis) in Niedersachsen 1979-1983 (Kin- der 1979-1982, Erwachsene 1980-1983 (in Klammern = Meningoenzephalitiden)

Jahr Seröse

Meningitis gesamt

Kinder Erwachsene Kinder Erwachsene

Enterovirus- Arbovirus- Meningitis Meningitis Kinder Erwachsene Kinder Erwachsene

Herpes-zoster- Meningitis Kinder Erwachsene Mumps-Meningitis

16

17 3

4 (1) 1979 361 ( 9) 103 (2)

1980 550 (21) 200 (45) 205 (2) 19 (1) 1981 510 (20) 204 (42) 231 (4) 22 (1) 1982 336 (23) 225 (42) 81 (1) 8 (0)

1983 190 (33) 2 (1)

14 1

7 1

1

0 3 (0) 0 5 (2) 0

0 4 (3)

0 0 0 0 0

7 (1) 5 (0) 12 (2) 8 (0) werden, wie häufig überhaupt ein

Impfbuch für das jeweilige Kind exi- stiert. In der Tabelle 3 sind die pro- zentualen Raten des Impfschutzes bei den Schulanfängern der Jahre 1984 und 1985, das heißt der Ge- burtsjahrgänge 1977 bis 1979, für Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis, Pertussis, Masern und Mumps auf- geführt. Zu unserem eigenen Er- staunen war der Anteil der Kinder, die kein Impfbuch mitbrachten, mit im Durchschnitt unter zehn Prozent relativ klein, wenn diese Rate auch in den einzelnen Landkreisen unter- schiedlich war.

Bei Diphtherie und Tetanus lag der Impfschutz landesweit 1984 bei 74 Prozent, 1985 bei 78 Prozent. Bei Kinderlähmung war die Impfrate so- gar 79 beziehungsweise 81 Prozent.

Im Gegensatz dazu besteht ein Impf- schutz gegen Pertussis bei lediglich sieben Prozent der Kinder. Diese vier Beispiele zeigen, wie wirkungs- voll die Gesundheitsämter ihre Auf- gabe bei der Prävention von Infek- tionskrankheiten durchführten und wie gut sie die Eltern zu motivieren verstanden. Das Beispiel Pertussis zeigt weiter, wie ernst die Gesund- heitsämter ihre Aufgabe bei der Durchführung von Impfungen nah- men; wegen der möglichen schweren Komplikationen bei einer Pertussis- impfung ist vorher eine eingehende neurologische Untersuchung durch- zuführen. Dies ist in der Regel in ei- nem Gesundheitsamt nicht einfach möglich. Daher wurden von Ge- sundheitsämtern nur selten Pertus- sisimpfungen vorgenommen.

Bei Masern und Mumps erfaßt der Impfschutz der Geburtsjahrgän- ge 1977 bis 1979 mit 40 Prozent im

Dt. Arztebl. 84, Heft 30, 23. Juli 1987 (41) A-2045

(3)

Jahr

1984 Gesamt (21 Gesundheitsämter) 1985 Gesamt (27 Gesundheitsämter)

Mädchen eingelaufen

17 754 21 263

davon getestet

15 746 89 19 049 90

davon sero- negativ

6158 39 6654 35

davon geimpft n

5478 89 5898 89

Jahr Mädchen eingeladen davon geimpft

1984 Gesamt (26 Gesundheitsämter) 23 544

14 729 1985 Gesamt (18 Gesundheitsämter)

16 867 72

75 11 052

Tabelle 5: BCG-Schutzimpfungen in Niedersachsen Jahre 1984 und 45 Prozent im Jahre

1985 zwar noch zu wenig Kinder, die Tendenz ist jedoch deutlich anstei- gend. Das Problem hierbei ist, daß es erheblich schwieriger ist, die Müt- ter zu motivieren, die Kinder jen- seits des ersten Lebensjahres in eine Impfsprechstunde zu bringen.

Die jährlichen Erhebungen für die Impfungen gegen Poliomyelitis, Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Ma- sern und Mumps erlaubten eine rückwirkende Aussage über die Impfraten der Geburtsjahrgänge 1977 bis 1979. Für BCG-Impfungen liegen uns zusätzlich auch Zahlen für die Jahrgänge 1982 bis 1985 vor. In Tabelle 4 sind daher — wie bei den übrigen Impfungen — die Impfraten gegen Tuberkulose bei den Geburts- jahrgängen 1977 bis 1979 festgehal- ten. In Tabelle 5 sind dann zusätz- lich die BCG-Impfraten für die Ge- burtsjahrgänge 1982 bis 1985 aufge- listet. Von 1977 bis 1985 ist ein deut- licher Anstieg der BCG-Impfungen zu verzeichnen. Nach einem zwi- schenzeitlichen Rückgang auf 60 Prozent waren im Jahre 1985 wieder 71 Prozent aller Neugeborenen und Säuglinge in Niedersachsen gegen Tuberkulose geimpft worden. Mit zu dem Anstieg der BCG-Impfrate hat sicher beigetragen, daß in Nieder- sachsen die BCG-Impfung für Neu- geborene nicht nur eine öffentlich empfohlene, sondern auch eine un- entgeltlich angebotene Impfung ist.

Bei der Rötelnimpfung verfolgt Niedersachsen eine eigene Strategie

Jahr

1982 1983 1984 1985

*) bis einschließlich 14. Lebenstag

**) vom 15. Lebenstag bis unter ein Jahr

dadurch, daß alle Schulmädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren getestet beziehungsweise geimpft werden.

Auf diese Weise konnte die Schutz- rate für niedersächsische Mädchen speziell mit der gezielten Impfung nach Vortest auf über 90 Prozent an- gehoben werden. In den Tabellen 6 und 7 sind die Test- und Impfraten aus den Jahren 1984 und 1985 der 11- bis 13jährigen Mädchen festge- halten.

Wenn auch das von uns gewähl- te Verfahren, nämlich die Kontrolle der Impfbücher bei der Schulein- gangsuntersuchung, lediglich die akute Impfsituation einiger Jahre früher beleuchtet, so läßt sich doch auch hieraus eine deutliche Tendenz ablesen und gibt uns zudem eine gu- te Auskunft über den augenblick- lichen Schutzgrad der Kinder. Hier- aus können wir ablesen, in welchem

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Bereich weitere Anstrengungen ge- macht werden müssen, um weiter er- folgreich sein zu können. Die von den Gesundheitsämtern erhobenen Zahlen beweisen, daß vor allem im Bereich Masern/Mumps ein Defizit besteht, das zukünftig in enger Zu- sammenarbeit mit den niedergelas- senen Kinderärzten ausgeglichen werden wird. Im übrigen kann man sagen, daß die Gesundheitsämter ih- rer Aufgabe, der Prävention von In- fektionskrankheiten, bestens ge- recht geworden sind.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Adolf Windorfer Ministerialdirigent

Niedersächsisches Sozialministerium Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 2 3000 Hannover 1

46 411 65 42 979 63 37 570 56 44 836 67 Lebend-

geborene

71 407 68 494 66 803 67 229

BCG bei:

Neugeborenen*)

BCG bei:

Säuglingen**)

3240 5 3200 5 2837 4

Gesamt

70 68 60 71

Tabelle 6: „Gezielte Rötelnimpfung" mit Vortest bei Mädchen der Orientierungsstufe (11. bis 13. Lebens- jahr) in Niedersachsen durch niedersächsische Gesundheitsämter

Tabelle 7: „Blindimpfung" bei Mädchen der Orientierungsstufen (11. bis 13. Lebensjahr) in Niedersach- sen durch niedersächsische Gesundheitsämter

A-2046 (42) Dt. Ärztebl. 84, Heft 30, 23. Juli 1987

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