Zu5.
Empfohlen wird die pränatale genetische Diagnostik zum Zweck der Chromosomenanalyse vom voll- endeten 35. Lebensjahr der Mutter bei der Konzeption an. Nicht restlos geklärt ist die Frage des Einflusses des väterlichen Alters auf die Ent- stehung von Chromosomenaberra- tionen beim Kind. Während die gro- ße Mehrzahl der in vielen Ländern analysierten Daten gegen einen sol- chen Einfluß spricht, lassen einige wenige Serien einen zusätzlichen Ef- fekt des väterlichen Alters erken- nen. Von den Virusinfektionen sind vor allem Röteln, Hepatitis B, Zyto- megalie und Varizellen von Bedeu- tung. Eine Überprüfung des Immun- status gegenüber diesen Infektionen vor und während einer Gravidität ist wichtig.
Zu6.
Es hat sich gezeigt, daß das all- gemeine und das Infektionsrisiko ei- ner Amniocentese und einer Cho- rionzottenbiopsie in geburtshilf- lichen Zentren signifikant geringer ist als in anderen frauenklinischen Institutionen. Während die Amnio- centese in der 16. bis 17. Schwanger- schaftswoche durchgeführt wird und Chromosomenbefunde erst 2 bis 3 Wochen später zur Verfügung ste- hen, erfolgt die Chorionzottenbiop- sie in der 9. bis 10. Woche, und der Chromosomenbefund ist schon nach wenigen Tagen bekannt.
Allerdings scheint das Risiko für die Auslösung eines Abortes höher zu sein, als bei der Amniocentese.
Außerdem weisen neuere Erfahrun- gen auf die Möglichkeit von Fehldia- gnosen durch das Vorhandensein von Chromosomenmosaiken nur im Trophoblasten hin. Die Indikation für diese Methode sollte deshalb mit großer Zurückhaltung und nur durch den sehr gut mit der Proble- matik vertrauten Spezialisten ge- stellt werden.
Zu T.
Eine mißbräuchliche Verwen- dung der pränatalen Diagnostik
könnte verhindert werden - falls kei- ne zwingende genetische Indikation vorliegt -, wenn eine Mitteilung über das Geschlecht des ungebore- nen Kindes nicht vor Ablauf der 12.
Woche post conceptionem, also nach der 14. Woche nach der letzten Periode, erfolgt.
Zu B.
Es wird von der Diagnose und der jeweiligen Sachlage abhängen, ob es im Einzelfall der Spezialist, der betreuende Frauenarzt oder der humangenetisch weitergebildete Arzt ist, der das beratende Gespräch mit den Eltern führt. Es wird emp- fohlen, nach dem Abbruch einer Schwangerschaft besonders dann den Eltern eine weitere genetische Beratung anzubieten, wenn auf- grund der klinischen, genetischen oder pathologisch-anatomischen Diagnose beim Foeten bisher unbe- kannte genetische Risiken erkenn- bar werden.
Mitglieder des Arbeitskreises:
Prof. Dr. H. B. Hadorn
Direktor der Pädiatrischen Klinik der Universität München
Prof. Dr. W. Hecker (Federführender) Direktor der Kinderchirurgischen Klinik der Universität München
Prof. Dr. A. Holschneider
Chefarzt der Kinderchirurgischen Klinik Städtisches Kinderkrankenhaus Köln Prof. Dr. J. D. Murken
Leiter der genetischen Beratungsstelle der Universität München
Frau Dr. I. Retzlaff Frauenärztin, Lübeck Präsidentin der Ärztekammer Schleswig-Holstein
Prof. Dr. K. Riegel
Leiter der Abteilung für Neonatologie Kinderklinik der Universität München Prof. Dr. F. Vogel
Direktor des Instituts für
Anthropologie und Humangenetik der Universität Heidelberg Prof. Dr. K.-H. Wulf Direktor der Universitäts- Frauenklinik
Würzburg
In der Forschung
zu viel „Leistungsdruck"?
IL-4A gibt es nicht
Der Mikrobiologe Ellis L. Rein- herz und sein Doktorand Neil E. Ri- chardson, beide im Dana-Farber- Krebsforschungszentrum der Har- vard-Universität, haben zwei Veröf- fentlichungen in „Science" und im
„Journal of Experimental Medi- cine" zurückgezogen. Zusammen mit einem italienischen Gastwissen- schaftler, Claudio Milanese, hatten sie die Entdeckung eines neuen Lymphokins publiziert, das sie „In- terleukin 4A" (IL-4A) nannten.
Der Substanz war nachgesagt wor- den, daß sie das Wachstum von IL- 2-Rezeptoren fördere. Nach Milane- ses Rückkehr nach Italien gelang es Reinherz und Richardson jedoch nicht mehr, die von dem Italiener gemachten Versuche zu reproduzie- ren Milanese gab daraufhin zu, daß er Reagenzien manipuliert habe. Er begründete sein Verhalten mit dem
„ungeheuren Leistungsdruck", dem die Wissenschaftler des Harvard-In- stituts ausgesetzt seien. bt
BERICHTIGU NG
Aortendissektion:
Nicht mit dem Herzinfarkt verwechseln
In dem Beitrag von Privatdo- zent Dr. med. Thomas Stegmann in Heft 7/1987 sind auf Seite 352 der Ausgabe A (B 284, C 260) bei der Herstellung in unserer Druckerei die Bilder vertauscht worden. Das unte- re Bild zeigt den OP-Situs einer aku- ten Ascendens-Dissektion und ge- hört nach oben (Legende 3 a); das obere Bild gibt den OP-Situs nach dem prothetischen Ersatz der Aor- tenklappe , der Aorta ascendens und des Aortenbogens wieder und ge- hört nach unten (Legende 3 b). Wir bitten, das Versehen zu entschuldi- gen. MWR A-574 (58) Dt. Ärztebl. 84, Heft 10, 5. März 1987