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Unterstützungs- und Präventionsmassnahmen für Schülerinnen und Schüler mit Sozialen Ängsten im Schulalltag

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Academic year: 2022

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Pädagogische Hochschule St. Gallen PHSG Studiengang Kindergarten und Primarstufe

Bachelorarbeit

im Rahmen der Ausbildung 2018 – 2021 im Studienbereich Erziehungswissenschaft

von

Unterstützungs- und Präventionsmassnahmen für Schülerinnen und Schüler mit Sozialen Ängsten im

Schulalltag

Andjela Kondic Eichenstrasse 5 9404 Rorschacherberg

Alina Gschwend Waidackerstrasse 36

8592 Uttwil

12. Januar 2021

Begleitung und Begutachtung: Prof. Dr. Wolfgang Schnell

(2)

Inhalt

Abstract ... 1

1. Einleitung ... 2

2. Begrifflichkeiten ... 4

2.1 Soziale Ängste, Soziale Phobien und Soziale Angststörungen ... 4

2.2 Schüchternheit ... 4

2.3 Soziale Unsicherheit ... 4

2.4 Leistungsangst, Schulangst, Prüfungsangst ... 4

3. Definitionen ... 5

3.1 Entwicklungsbezogene Angst oder eine Angststörung? ... 5

3.2 Problematik ... 5

3.3 Rotthaus ... 5

3.4 Stangier und Fydrich ... 6

3.5 Neurologen und Psychiater im Netz ... 7

3.6 ICD-10 ... 7

3.7 Specht-Tomann ... 7

3.8 Fazit ... 8

4. Diagnosekriterien ... 9

4.1 DSM-5 ... 9

4.2 ICD-10 ... 9

4.3 Diagnosekriterien ... 9

5. Häufigkeit ... 11

5.1 Prävalenz und Inzidenz ... 11

5.2 Studien zur Prävalenz ... 11

5.3 Erstmanifestationsalter ... 12

5.4 Unterschied zwischen Mädchen und Jungen ... 13

5.6 Was bedeutet dies für Lehrkräfte im Kindergarten und in Primarschulen? ... 13

6. Neurologische Abläufe ... 14

6.1 Flucht und Kampf ... 14

6.2 Das kognitive Modell ... 15

6.3 Sicherheitsverhalten ... 16

7. Wie zeigt sich Angst? ... 19

7.1 Symptome und Ebenen der Angst ... 19

7.2 Beobachtbare Verhaltensweisen ... 20

(3)

8. Ursachen ... 22

8.1 Biologische Faktoren ... 22

8.2 Umwelt ... 23

8.3 Traumatische Erlebnisse ... 24

9. Auswirkungen ... 25

9.1 Sozialleben ... 25

9.2 Schulleistungen ... 28

9.3 Lehrperson ... 28

10. Komorbide Störungen ... 29

10.1 Andere Angststörungen ... 29

10.2 Selektiver Mutismus ... 29

10.3 Depressive Störung ... 30

10.4 Suchterkrankungen ... 30

10.5 Generalisierte Angststörung ... 31

10.6 Schlussfolgerung ... 32

11. Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen ... 33

11.1 Die Begriffe Prävention und Unterstützung ... 33

11.2 Anmerkungen zu den Massnahmen und den Bezugspersonen ... 33

11.3 Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen durch Eltern und Lehrpersonen34 11.4 Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen durch Therapeutinnen und Therapeuten ... 47

11.5 Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen durch das Kind selbst ... 53

11.6 Unterstützungsmassnahmen durch Gleichaltrige ... 55

12. Interviews ... 56

12.1 Strukturierungsgrad ... 56

12.2 Transkription ... 56

12.3 Qualitative Inhaltsanalyse... 57

12.4 Kategoriensystem ... 58

12.5 Analyse - Zusammenfassung der Daten ... 61

13. Verknüpfung und Vergleich von Literatur und Interviews ... 66

13.1 Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen durch Eltern und Lehrpersonen66 13.2 Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen durch Therapeutinnen und Therapeuten ... 74

13.3 Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen durch das Kind selbst ... 76

13.4 Schlussfolgerung der Verknüpfung von Literatur und Interviews ... 77

(4)

14. Fazit ... 78

15. Danksagung ... 80

16. Quellenverzeichnis ... 81

17. Abbildungsverzeichnis ... 83

18. Tabellenverzeichnis ... 83

19. Abkürzungsverzeichnis ... 83

20. Eidesstattliche Erklärung ... 84

(5)

1

Abstract

Während eines Praktikums von der Pädagogischen Hochschule St. Gallen erlebte eine der Autorinnen einen Jungen in der 2. Klasse (Unterstufe), der sehr zurückhaltend und ängstlich war. Der Schüler hat von sich aus fast nie geredet und wenn er von der Lehrkraft aufgerufen wurde, etwas zu sagen, brach er in Tränen aus. Damit die Autorinnen als künftige Lehrerinnen auf solche Situationen besser vorbereitet sind, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Thematik der Sozialen Angst.

Das Ziel dieser Forschung ist es, möglichst viele Präventiv- und Unterstützungsmassnahmen zu sammeln, die im Schulalltag eines sozial ängstlichen Kindes eingesetzt werden können. Diesbezüglich ist die Fragestellung wie folgt gestellt: Wie kann man Schülerinnen und Schüler mit Sozialen Ängsten im Schulalltag effektiv unterstützen?

Diese wurde anhand theoretischer Grundlagen aus der Fachliteratur und Befragungen von einem Körperpsychotherapeuten, einem Psychotherapeuten und drei Lehrpersonen untersucht, indem die Theorie und die Aussagen der interviewten Personen verglichen und verknüpft wurden.

Die Literaturrecherche zeigt, dass bei sozial ängstlichen Kindern das offene Gespräch sowie die aktive Arbeit am Problem von Bedeutung sind. In den Interviews wird die Zusammenarbeit mit den Eltern und dem Umfeld sowie das Vermitteln von Sicherheit betont.

Auf dieser Grundlage basierend ist es empfehlenswert, dass Lehrpersonen und Eltern bei schüchternen und sozialphobischen Kindern das Verhalten genau beobachten, die Ängstlichkeit ernst nehmen und frühzeitig Massnahmen in die Wege leiten, die das Kind bei der Bewältigung der Sozialen Angst unterstützen.

Keywords: Soziale Angst, Soziale Phobie, Schüchternheit, Präventivmassnahmen, Unterstützungsmassnahmen, Sicherheit, Bewertung durch andere, Auswirkungen auf die Schulleistung und das Sozialleben

Quelle: Kondic, A. & Gschwend, A. (2021). Unterstützungs- und Präventionsmassnahmen für Schülerinnen und Schüler mit Sozialen Ängsten im Schulalltag. Rorschach: PHSG.

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2

1. Einleitung

«Die Angst hilft also dem Kind dabei, sich bei seinem Bestreben, die Welt zu erobern, vor Gefahren zu schützen» (Rotthaus, 2020, S. 10).

Kinder begegnen im Laufe ihrer Kindheit vielen unbekannten Situationen und Dingen, die sie zuerst einmal einschätzen und erlernen müssen. Manche Situationen sind leicht zu bewältigen, weil die Kinder schon ähnliche Erfahrungen gesammelt haben oder Bezugspersonen beobachten konnten, andere sind schwerer. Wird eine Situation vom Kind als risikoreich eingestuft, spielt meistens Angst eine Rolle (Rotthaus, 2020, S.

10), welche das Kind dabei hemmt, die Aktion durchzuführen. Dann braucht es sehr viel Mut, das Hindernis zu bewältigen und sich dieser Angst zu stellen (Friedrich &

Friebel, 2011, S. 10). Mut ist allerdings nicht das Gegenteil von Angst, sondern setzt diese voraus (ebd.). Frei sein von Angst ist dementsprechend kein Mut, sondern abnormal und kann sogar lebensgefährlich werden (ebd.). Angst kann uns also helfen, Situationen richtig einzuschätzen und, wie es Rotthaus (2020, S. 10) passend ausdrückt, uns vor Gefahren zu schützen.

Was allerdings, wenn eine Angst zu stark ist? In einer solchen Situation hindert sie uns Menschen, hält notwendige Entwicklungen zurück, beeinflusst die Befindlichkeit und kann sogar zur Depression führen (Friedrich & Friebel, 2011, S. 11).

Angsteinschätzung und Angstbewältigung sind aus diesem Grund überaus wichtige Kompetenzen, welche uns helfen, einen angemessenen Weg durch unseren Alltag zu gehen (ebd.). Den meisten Menschen hilft der Austausch mit einem Gegenüber dabei, verstanden zu werden, die Angst zu relativieren und so in Grenzen zu halten. Doch was, wenn die soziale Interaktion an sich Angst auslöst?

Dann ist die Rede von Sozialer Angst1 (Büch, Döpfner & Petermann, 2015, S. 1). Dabei werden soziale Situationen aus Angst vor Bewertung durch Mitmenschen vermieden (ebd.). Besonders für Kinder kann ein Mangel an sozialen Kontakten unbefriedigend sein (Friedrich & Friebel, 2011, S. 37). Kinder mit solchen Angstzuständen können fälschlicherweise als «liebe» und «brave» Kinder abgestempelt werden, was dazu führt, dass nicht an deren Ängsten gearbeitet wird (Friedrich & Friebel, 2011, S. 41).

Die Annahme, solchen Kindern würde es gut gehen und an nichts fehlen, könnte jedoch nicht weiter von der Wirklichkeit entfernt sein. Das Gefühl, ausgeliefert zu sein und von Personen dominiert zu werden, kennen sozial ängstliche Kinder nur zu gut (Friedrich & Friebel, 2011, S. 37). Auch das starke Bedürfnis nach menschlichem sozialem Kontakt steht immer wieder im Widerspruch mit der Angst (ebd.). Und obwohl sozial ängstliche Kinder für Eltern oder Lehrpersonen fast schon unsichtbar sind, verdienen sie genauso viel Aufmerksamkeit bei der Behandlung ihrer Ängste wie die restlichen Jungen und Mädchen bei ihren Problemen.

Als künftige Lehrerinnen können wir zwar nicht alle Kinder von ihrer sozialen Phobie und Schüchternheit befreien, wir können allerdings die betroffenen Schülerinnen und

1 Soziale Angst, Soziale Angststörung, Soziale Phobie, oder ähnliche, werden in dieser Arbeit (mit Ausnahme wortwörtlicher Zitate) grossgeschrieben, da es sich um Namen von Krankheitsbildern handelt.

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3 Schüler in ihrem Schulalltag unterstützen und präventiv die Angstzustände lindern oder sogar verhindern.

Wir haben uns für dieses Thema entschieden, weil schüchterne und sozialphobische Kinder im Schulalltag leicht übergangen werden können, da sie von sich aus ruhig sind, sich zurückziehen und alles dafür tun, nicht die Aufmerksamkeit anderer zu erregen (Friedrich & Friebel, 2011, S. 41). Wir möchten genau verstehen, was diese Angst ausmacht, welche Ursachen ihr zugrunde liegen, wie sie sich zeigt und welche Auswirkungen sie auf den Schulalltag der betroffenen Schülerinnen und Schüler hat.

Daraus ergibt sich die folgende Fragestellung für unsere Bachelorarbeit:

«Wie kann man Schülerinnen und Schüler mit Sozialen Ängsten im Schulalltag effektiv unterstützen?»

Zu Anfang werden die Begrifflichkeiten und relevanten Definitionen zum Thema Soziale Angst aufgearbeitet. Danach werden die Diagnosekriterien der zwei Klassifikationssysteme «Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders»2 und

«Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme»3 aufgezeigt und die Häufigkeit sowie die neurologischen Abläufe beschrieben. Darauf folgt das Kapitel über die Symptome, Ebenen und beobachtbare Verhaltensweisen bei Kindern mit Sozialer Angst. Wichtig ist ebenfalls, zu wissen, wo die Soziale Angst ihren Ursprung hat. Aus diesem Grund werden die Ursachen Sozialer Angst erläutert. Die Auswirkungen auf das Sozialleben und den Schulalltag werden im nachfolgenden Kapitel dargelegt sowie darauffolgend die komorbiden Störungen, die mit einer Sozialen Angst einhergehen können. Die Massnahmen zur Prävention und Unterstützung Sozialer Ängste werden mithilfe von Literatur erforscht und ferner mit den ausgewerteten Daten aus Interviews mit Fachpersonen verglichen. Im Fazit wird das Thema erneut kurz umrissen, die Schlüsse aus der Literaturrecherche und den Interviews dargelegt, die Fragestellung beantwortet sowie die Möglichkeit einer Weiterführung hervorgehoben.

2 Abkürzung: DSM 3 Abkürzung: ICD

(8)

4

2. Begrifflichkeiten

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungsbildern bei Kindern und Jugendlichen (Büch et al., 2015, S. 1). Trennungsängste, Soziale Phobien und die Generalisierte Angst gehören zu den hauptsächlich vorkommenden Angststörungen, welche Beziehungen zur Familie und zu Gleichaltrigen wie auch Schulleistungen beeinflussen können (ebd.).

Zu der Sozialen Angst gehören allerdings viele ähnliche und vergleichbare Bezeichnungen, welche folgend vorab vor der Definition umrissen werden sollen, damit deutlich unterschieden werden kann, was unter den Begriffen verstanden wird.

2.1 Soziale Ängste, Soziale Phobien und Soziale Angststörungen

Anhand der Beschreibungen von Rotthaus (2020, S. 15) und Büch et al. (2015, S. 1) ist die Soziale Angst als ein breiter Begriff zu verstehen. Er umfasst klinische sowie subklinische (ebd.), das heisst sich noch im normalen Bereich befindende, Ängste.

Rotthaus und Büch et al. nennen die als psychische Erkrankung diagnostizierte, also klinische, Angst Soziale Phobie oder auch Soziale Angststörung (ebd.). Folglich sind diese zwei Begriffe in dieser Bachelorarbeit gleichgesetzt.

2.2 Schüchternheit

Die Schüchternheit macht sich bei betroffenen Kindern oft in neuen und unvertrauten Lebenssituationen bemerkbar (Büch et al., 2015, S. 1) und gehört zu den subklinischen Ängsten (Stangier & Fydrich, 2002, S. 23). Rotthaus bezeichnet es als Schüchternheit, wenn «die soziale Angst stärker ausgeprägt und anhaltender als bei den meisten Gleichaltrigen» ist (2020, S. 15). Dies umfasst, dass schüchterne Schülerinnen und Schüler zu sozial ängstlichen Kindern gehören, allerdings keine diagnostizierte Soziale Phobie oder Angststörung vorliegt. Nach Schmitz und Asbrand ist die Schüchternheit mehr auf das Verhalten bezogen als auf angstbezogene Gedanken oder physiologische Reaktionen (2020, S. 13).

2.3 Soziale Unsicherheit

Unter Sozialer Unsicherheit verstehen Petermann und Petermann (2015) einen Sammelbegriff, der Verhaltensweisen aufzeigt, die bei den unterschiedlichen Angststörungen, vor allem Sozialen Ängstlichkeiten und Sozialer Phobie, Generalisierter Angst, aber auch Trennungsangst, auftreten können (zit. in Büch et al., 2015, S. 2).

2.4 Leistungsangst, Schulangst, Prüfungsangst

Die drei Begriffe werden nach Rost und Schermer in der gleichen Weise angewandt (2010, S. 451) und sind so klar von der Sozialen Phobie abzugrenzen. Auch Rotthaus unterscheidet in seinem Buch zwischen der Sozialen Phobie und der Prüfungsangst (2020, S. 15 & S. 21). Büch et al. behandeln hingegen Aspekte der Leistungsangst, allerdings nicht der Schul- oder Prüfungsangst, unter dem Begriff der Sozialen Angst (2015, S. 3).

(9)

5

3. Definitionen

3.1 Entwicklungsbezogene Angst oder eine Angststörung?

Vorerst soll definiert werden, ob es sich beim Kind um eine berechtigte entwicklungsbezogene Angst oder um eine Angststörung handelt. Bestimmte Ängste, wie die Angst vor der Dunkelheit oder vor Monstern oder die Furcht vor Donner, sind in einer bestimmten Zeit der Kindesentwicklung völlig normal und typisch (Rotthaus, 2020, S. 11). Diese Ängste verschwinden meistens, wenn das Kind einen neuen Entwicklungsschritt macht (ebd.). Hält eine Angst allerdings über längere Zeit an und tritt in sehr hohem Maße auf, kann von einer Angststörung gesprochen werden (ebd.).

Hinzu kommt der Faktor, dass das Kind Aufgaben, die es in seinem Alter zugesprochen bekommt, aufgrund der Angststörung nicht mit den vorhandenen Mechanismen zu bewältigen vermag (Rotthaus, 2020, S. 11). Der Kontakt zu anderen Kindern und somit die Freundschaften werden gehindert, der Kindergarten oder die Schule wird verweigert und es existiert die Angst, allein aus dem Haus zu gehen (ebd.).

Somatoforme Symptome, also physische Beschwerden, die trotz medizinischer Untersuchungen durch Ärzte negative Ergebnisse ergeben und körperlich nicht begründbar sind, können auch vorkommen und somit neben den oben aufgelisteten Zeichen Hinweise für eine Angststörung sein (DIMDI4, 2012, Abschnitt 37 (F45)).

3.2 Problematik

Des Weiteren muss angemerkt werden, dass eine Problematik der Definition der Sozialen Angst besteht. Im Gegensatz zu beispielsweise einer Spezifischen Phobie, welche als «ausgeprägte Angst vor bestimmten Objekten (z.B.5 Spritzen), Situationen (z.B. Dunkelheit) oder Tieren (z.B. Hunden)» (Rotthaus, 2020, S. 13f.) definiert wird und das angstmachende Problem relativ schnell bestimmt werden kann, ist es bei der Sozialen Angst etwas komplexer. Diese kann von Fall zu Fall anders wahrgenommen werden und muss nicht immer im gleichen oder ähnlichen Kontext auftreten. Anders ausgedrückt: Wenn sich ein Kind vor einem grossen Hund fürchtet, dann tut es das immer. Bei der Sozialen Angst ist es allerdings schwieriger zu bestimmen und vorauszuahnen, ob und wie stark ein Kind in einer sozialen Grenzsituation unter Angstanfällen leidet und was das für soziale Situationen sind. Diesbezüglich ist es auch für Autorinnen und Autoren schwieriger, die Sozialen Angst abzugrenzen, was wiederum zu unterschiedlichen und deshalb sich abweichenden Definitionen führt (vgl.

nachfolgende Definitionen). Es werden fünf Bedeutungsbeschreibungen dargelegt:

3.3 Rotthaus

Rotthaus beschreibt die Soziale Angst als etwas, das fast alle Kinder erleben (2020, S. 15). Mit zunehmendem Alter entwickeln Kinder die Fähigkeit, Situationen aus der Perspektive ihrer Mitmenschen zu betrachten (ebd.). Die Angst vor sozialer Beurteilung kommt auf. Selbstzweifel und Sorgen darüber, was die anderen von einem denken könnten und wie man auf andere wirkt, sind Episoden Sozialer Angst (ebd.).

Sie sind Teil der normalen kindlichen Entwicklung, in welchem Kinder durch diese

4 Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information

5 Abkürzung für «zum Beispiel»

(10)

6

«Auseinandersetzungen schrittweise eine eigene Identität» und Unabhängigkeit von den Eltern bilden (ebd.).

Wie bei den Begrifflichkeiten festgehalten, nennt Rotthaus die länger anhaltende und stärker ausgeprägte Soziale Angst Schüchternheit (2020, S. 15). Schüchterne Kinder reagieren oft gehemmt im Kontakt mit fremden Personen (ebd.). Den Kontakt mit Gleichaltrigen trauen sich schüchterne Kinder oft wenig zu und erinnert in ihrem Verhalten den als sozialphobisch bezeichneten Kindern (ebd.). Im Unterschied zu den Letzteren sind schüchterne Kinder in der Regel bereit, zu überprüfen, wie das Treffen mit Gleichaltrigen verläuft und ob diese ihnen doch noch freundlich gesinnt sein können (ebd.). Wenn Kinder eine «dauerhafte, unangemessene Furcht vor sozialen Situationen oder Leistungssituationen zeigen», beschreibt Rotthaus diese letzte Stufe der Sozialen Angst als Soziale Phobie (ebd.)

3.4 Stangier und Fydrich

Das Kontinuitätsmodell von Stangier und Fydrich verdeutlicht, dass Soziale Angst nicht leicht abzugrenzen, sondern eher so zu verstehen ist, dass sie verschiedene Bereiche umfasst (2002, S. 23). Im Normalbereich befinden sich die Schüchternheit und subklinische Soziale Ängste, während die Soziale Phobie als diagnostische Krankheit eingeordnet wird (ebd.). Diese Grafik entspricht somit der Definition von Büch et al.

(2015, S.1) und wird von Rotthaus (2020, S. 15) ebenfalls so interpretiert.

In der Grafik sind im Bereich der Sozialen Phobie die drei Unterkategorien nichtgeneralisiert, generalisiert und Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung zu finden.

Mit nichtgeneralisierter Sozialer Phobie ist gemeint, dass die Betroffenen Angst vor einer spezifischen sozialen Situation haben (z.B. Angst davor, im Büro vor Arbeitskollegen zu schwitzen) (2002, S. 11). Die generalisierte Soziale Phobie bezeichnet die Angst, in unterschiedlichen sozialen Situationen bewertet zu werden (2002, S. 12). Die Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung, so Stangier und Fydrich, weist zwar nach den Diagnosekriterien von DSM-IV viele Gemeinsamkeiten mit der Sozialen Phobie auf, wird aber davon abgegrenzt, da Persönlichkeitsstörungen viel mehr Situationen, also nicht ausschliesslich soziale, betreffen und die Akzentuierung auf dem negativen Selbstwertgefühl liegt (2002, S. 21).

Abbildung 1 Kontinuitätsmodell der Sozialen Phobie/Angststörung (Stangier und Fydrich, 2002, S. 23)

(11)

7

3.5 Neurologen und Psychiater im Netz

Neurologen und Psychiater im Netz6 legen die Soziale Phobie folgend dar:

«Die Soziale Angststörung ist eine psychische Erkrankung, die zu den phobischen Störungen zählt. Dabei handelt sich um eine „Situationsangst“, die sich auf Handlungen bezieht, in denen sich Betroffene einer kritischen Betrachtung durch andere ausgesetzt sehen. Die Angst beschränkt sich nicht allein auf Prüfungssituationen oder Vorträge, sondern dehnt sich weitreichend auf alltägliche Situationen mit Mitmenschen wie gesellschaftliche Anlässe, Meetings, gemeinsame Essen oder sonstige Gruppensituationen aus. Ein sicheres Anzeichen für eine soziale Phobie ist, wenn Personen Tätigkeiten alleine angstfrei ausführen können, in Gegenwart anderer dabei aber Angst erleben.» (2017, o.S.)

Sowohl Rotthaus (2020, S. 15) als auch Neurologen und Psychiater im Netz (2017, o.S.) erwähnen die Angst vor sozialen Situationen sowie die Angst vor Leistungssituationen, wobei Rotthaus in seinem Buch die Prüfungsangst von der Sozialen Phobie trennt und diese als alleinstehende Angststörung definiert (2020, S.

22).

3.6 ICD-107

Im ICD-10 ist die Soziale Phobie als die «Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die zu Vermeidung sozialer Situationen führt» definiert. Niedriges Selbstwertgefühl sowie die Angst vor Kritik sind mit der Sozialen Phobie zusammengehörig. Körperliche Beschwerden wie «Erröten, Händezittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen» können auftreten (DIMDI, 2012, Abschnitt 3 (F40.1)).

Weiter findet man im ICD-10 Verzeichnis unter dem Code F93.2 die Störung mit Sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters. Diese ist gekennzeichnet durch ein Misstrauen gegenüber fremden Personen sowie der sozialen Besorgnis oder Angst «in neuen, fremden oder sozial bedrohlichen Situationen». (DIMDI, 2012, Abschnitt 20 (F93.2)).

3.7 Specht-Tomann

Specht-Tomann zeigt in ihrem Buch auf, wie schwierig die Problematik der Bedeutung und somit Definition Sozialer Angst ist:

«Manche verstehen darunter Kinder, die in Anwesenheit Fremder scheu und schüchtern reagieren, wenig reden und sich am liebsten hinter dem Rücken der Eltern oder der grossen Geschwister verstecken. Andere wiederum verstehen darunter Kinder, die in ständige Streitereien verstrickt sind, keine Freunde finden oder sich häufig ausgeschlossen fühlen.» (2007, S. 104f.)

6 Name des Informationsportals, herausgegeben von Berufsverbänden und Fachgesellschaften aus der Schweiz und aus Deutschland

7 Klassifikationssystem: ‘Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme’, 10. Revision (siehe Kapitel 4.2)

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8 Die Autorin zeigt ebenfalls die grosse Bandbreite sozialer Situationen auf, in der Kinder Angst haben können (2007, S. 105):

- Beim Spielen mit anderen Kindern auf dem Spielplatz - sich Wettbewerbssituationen stellen

- neuen Gruppen beitreten

- vor anderen Personen Lieder singen oder Sprüche aufsagen - sich alleine in ein Geschäft begeben

- Fremde um Auskunft bitten - Bei Nichtverstehen nachfragen 3.8 Fazit

Weil diese Bachelorarbeit ein möglichst objektives Bild der Thematik darlegen will, wird auf die Definition des ICD-10 der Sozialen Phobie und Störung mit Sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters Bezug genommen. Nicht nur ist die Klassifikation durch ICD-10 in der Schweiz gültig, sie ist auch international verbreitet und anerkannt, was die Vergleichbarkeit von Krankheiten erleichtert.

Ausserdem wird in dieser Arbeit die nach Rotthaus stärker ausgeprägte und anhaltende Soziale Angst, also die Schüchternheit, dazu genommen (2020, S. 15). Es geht dabei um problematische Verhaltensweisen, welche sozial ängstliche und sozialphobische Kinder einschränken, sodass präventive und unterstützende Massnahmen zur Behebung der Auswirkungen nötig sind.

Das Kontinuitätsmodell der Sozialen Phobie/Angststörung von Stangier und Fydrich (2002, S. 23) dient als Leitfaden für die Abgrenzung, den Schweregrad und die Häufigkeit der Schüchternheit/Sozialen Phobie innerhalb der Sozialen Angst.

Nach ICD-10 zeigen sich die Soziale Phobie und Ängstlichkeit in der Vermeidung sozialer Situationen. Aus diesem Grund wird in dieser Bachelorarbeit nicht auf die obig erwähnten Prüfungssituationen (Neurologen und Psychiater im Netz, 2017, o.S.) eingegangen. Dies ist einerseits dadurch zu begründen, da diese nicht immer in einem sozialen Bezugsrahmen stattfinden und andererseits die Autoren dieser Arbeit unter Schul- und Prüfungsangst nur diejenigen Ängste verstehen, die sich rein auf die Bewertung durch Lehrpersonen anhand von Noten oder Skalen beziehen (Rost &

Schermer, 2010; Rotthaus, 2020). Allerdings kann es vorkommen, dass Prüfungen in einem sozialen Rahmen stattfinden (z.B. mündliche Prüfung in einem Gruppengespräch). In diesen Situationen wird die Angst vor prüfender Bewertung durch andere im Mittelpunkt stehen, sei dies durch Lehrpersonen oder Mitschüler und Mitschülerinnen, und nicht die Angst vor der Prüfung und schulischer Leistung an sich.

(13)

9

4. Diagnosekriterien

Als Lehrperson oder Elternteil kann es sein, dass einem ein Kind in Bezug auf Angst auffällt. Es besteht dann die Neigung, das Kind selbst zu diagnostizieren und vorschnell Vermutungen anzustellen. Um dies zu vermeiden, können bei Verdacht einer Sozialen Angst die Diagnosekriterien von DSM-5 und ICD-10 als Orientierung dienen.

4.1 DSM-5

Das DSM-5 ist ein Produkt der American Psychiatric Association, welches von hunderten Experten in Bereich psychischer Störungen erschaffen wurde (American Psychiatric Association, 2020, Abschnitt 1). Im DSM-5 sind mentale Störungen definiert und klassifiziert, um Diagnosestellungen und Behandlungen der Patienten sowie die Forschung zu verbessern (ebd.).

4.2 ICD-10

Das ICD-10 ist eine «internationale Klassifikation von Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme» und dient in der ambulanten sowie stationären Behandlung zur Verschlüsselung von Haupt- und Nebendiagnosen (Reimbursement Institute, o.J., Abschnitt 1). In der Schweiz wird die Version ICD-10-GM (German Modification) angewandt, von welcher es auch eine französisch- und eine italienischsprachige Version gibt (Bundesamt für Statistik, 2020, o.S.).

4.3 Diagnosekriterien

Hautzinger und Thies fassen die Diagnosekriterien von ICD-10 und DSM-5 bezüglich der Sozialen Phobie wie folgt zusammen (2009, S. 10):

(14)

10 Vergleicht man das DSM-5 Diagnosekriterium A) (Hautzinger und Thies, 2009, S. 10) mit der oben aufgeführten Definition der Sozialen Phobie von Rotthaus (2020, S. 15), kann festgestellt werden, dass die anhaltende Angst sowie die Befürchtung einer Beurteilung durch andere bei beiden genannt sind. Die Definition entspricht sogleich einem Diagnosekriterium der Sozialen Phobie.

Punkt B) beschreibt, dass Konfrontationen zu Angstreaktionen führen (Hautzinger und Thies, 2009, S. 10). In den nachfolgenden Seiten wird genauer darauf eingegangen, wie sich Angst bei Kindern körperlich und in beobachtbaren Verhaltensweisen äussern kann.

Kriterium E) listet die Beeinträchtigung der Lebensführung auf (ebd.). Im Kapitel «9.

Auswirkungen» dieser Bachelorarbeit werden mögliche Beeinträchtigungen beschrieben.

Tabelle 1 Diagnosekriterien nach DSM-5 und ICD-10 (Hautzinger und Thies, 2009, S. 10)

(15)

11

5. Häufigkeit

Die Soziale Phobie ist nur eine Angststörung unter vielen, die bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auftreten kann. Als Beispiele sind hier die Generalisierte Angststörung, die Agoraphobie und die Panikstörung zu nennen (vgl.

Rotthaus, 2020, S. 17ff.). Sie ist sie im Kindes- und Jugendalter dementsprechend eher selten (Büch et al., 2015, S. 8).

5.1 Prävalenz und Inzidenz

Bei der Beschreibung der Häufigkeit einer Störung, der Morbidität, sind die Ausdrucke Prävalenz und Inzidenz gebräuchlich (Stangier & Fydrich, 2002, S. 34). Die Prävalenz gibt den Anteil aller Personen in einer festgelegten Population an, die zu einem Zeitpunkt oder während einer Zeitperiode die Soziale Angststörung aufweisen (ebd.).

Von einer Punktprävalenz wird gesprochen, wenn das Auftreten der Störung an einem bestimmten Zeitpunkt (z.B. vor vier Wochen) gemessen wird (ebd.). Von Periodenprävalenz ist die Rede, wenn das Auftreten der Störung innerhalb einer definierten Zeitperiode (z.B. während den letzten 12 Monaten) gemessen wird. Die Lebenszeitprävalenz gibt den Anteil der Personen an, welche die Störung mindestens einmal in ihrem Leben aufgewiesen haben (ebd.). Nach Stangier und Fydrich bezieht sich die Inzidenz auf «die Häufigkeit von neu aufgetretenen Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z.B. in den letzten 12 Monaten)» (ebd.). Dabei ist es nicht relevant, ob die Störung am Schluss des Zeitraums noch besteht oder nicht (ebd.).

5.2 Studien zur Prävalenz

Büch et al. haben zu der Morbidität sechs internationale Studien verglichen und zusammengefasst8: zwei deutsche Studien (Essau et al., 1999; Wittchen et al., 1999), eine türkische (Demir et al., 2013), eine englische (Ford et al., 2003), eine US- amerikanische (Kashani & Orvaschel, 1990) und eine norwegische Studie (Van Roy et al., 2009) (S. 8, 2015).

8 Es wird auf eine qualitätsvolle Zusammenfassung der Ergebnisse verlassen, da die Studien in den Bibliotheken nicht verfügbar sowie fremdsprachig verfasst sind. Aufgrund der Tatsache, dass der Verleger der Hogrefe Verlag ist, wird angenommen, dass die Inhalte geprüft oder stichprobenweise geprüft wurden.

Tabelle 2 Soziale Phobie im Jugendalter (Büch et al., 2015, S. 9)

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12 Leichsenring et al. fassen zusätzlich zusammen, dass die 12-Monats-Prävalenz der Sozialen Phobie in Europa bei 2,3% (Wittchen et al., 2011) und 6,8% in den USA (Kessler et al., 2005) liegt (2015, S. 6). Eine neuere Studie von Kessler et al. geht sogar von 7,4% in den USA aus (2012, zit. in Leichsenring, 2015, S. 6).

5.3 Erstmanifestationsalter

Wie bei der Studie von Essau et al. (1999) (siehe Tabelle 2) zu sehen ist, steigen die Prävalenzraten mit dem Alter an (Büch et al., 2015, S. 9). Das Erstmanifestationsalter liegt meistens im Jugendalter (ebd.). Auch Kessler et al. beschreiben, dass 75% der Erwachsenen mit einer Sozialen Angststörung vor dem 15. Lebensjahr erstmals Kriterien der Sozialen Phobie erfüllten (2005, zit. in Büch et al., 2015, S. 8). Sehr selten liegt das Alter, indem die Störung erstmals auftritt, vor dem 10. Lebensjahr (Büch et al., 2015, S. 8).

Die Verteilung des Erstmanifestationsalter wird in dieser Grafik verdeutlicht (Wittchen, 1999a, zit. in Stangier und Fydrich, 2002, S. 43):

Abbildung 2 Erstmanifestationsalter der Sozialen Phobie nach Männern und Frauen (Wittchen, 1999a, zit. in Stangier und Fydrich, S. 43, 2002)

Aus der Grafik geht hervor, dass sich bei Männern sowie Frauen die generalisierte Soziale Phobie im gleichen Alter häufiger manifestiert als die nicht-generalisierte Soziale Phobie.

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5.4 Unterschied zwischen Mädchen und Jungen

Büch et al. gehen bei der Verteilung der Sozialen Angststörung auf Mädchen und Jungen von einem Verhältnis von 3:2 zuungunsten der Mädchen aus (2015, S. 8). Dies bedeutet, dass die Soziale Phobie bei Schülerinnen im Schulalltag wohl öfter auftritt als bei den Jungen. Allerdings sind Studien bezüglich des Verhältnisses sehr unterschiedlich, sodass beispielsweise Rapee, Schniering und Hudson (2009) davon ausgehen, dass das Risiko einer Erkrankung bei Mädchen fast doppelt so gross ist als bei Jungen (zit. in Büch et al., 2015, S. 8).

Es muss angemerkt werden, dass es sich bei diesen Daten um die Soziale Angststörung/Phobie handelt und somit um die klinische Erkrankung. In diesen Daten ist die Häufigkeit der subklinischen Sozialen Angst, wie zum Beispiel der Schüchternheit, nicht vorhanden.

Zu der Sozialen Angst als breiten Begriff (sub- sowie klinische Ängste) geben Schmitz und Asbrand wieder, dass in der Studie von Seim und Spates (2010) 31% der befragten Studierenden in ihrem Alltag moderate bis starke Soziale Ängste erleben (2020, S. 12). In einer älteren Studie von Lazarus bezeichnen sich 38% der befragten Grundschulkinder als schüchtern (1982, zit. in Schmitz & Asbrand, 2020, S. 12). Dabei machen Schmitz und Asbrand klar, dass die Soziale Angst eine Angst in sozialen Situationen mit anderen Menschen ist, «die von sehr gering bis sehr stark ausgeprägt sein kann» (2020, S. 12).

Weiter gaben in einer amerikanischen Erhebung 80% der Bevölkerung an, einmal im Leben schüchtern gewesen zu sein, wobei sich 40% gegenwärtig als schüchtern bezeichnen (Schuster, 2020, S. 1).

5.6 Was bedeutet dies für Lehrkräfte im Kindergarten und in Primarschulen?

Für Lehrpersonen bedeutet dies, dass es im Kindergarten und in der Primarschule vergleichsweise wenige Kinder mit einer Sozialen Angststörung, also einer klinischen Erkrankung, gibt, zumal sich die meisten Sozialen Phobien vor dem 15., aber selten unter dem 10. Lebensjahr manifestieren (vgl. Büch et al., 2015, S.8).

Kindergarten- und Primarschullehrpersonen haben folglich weniger mit sozialphobischen Kindern zu tun. Allerdings kann aufgrund der hohen Prozentanteile in den erhobenen Daten zur Sozialen Angst (als breiten Begriff) von Erwachsenen, Studierenden und Grundschulkindern davon ausgegangen werden, dass es dennoch viele sozial ängstliche Schülerinnen und Schüler im Unterricht geben muss, welche subklinisch ängstlich sind. Wie von Schmitz und Asbrand (2020, S. 12) beschrieben, muss der Angst nicht immer eine Soziale Phobie zugrunde liegen. Ein Kind wird bereits als sozial ängstlich bezeichnet, wenn eine sehr geringe Soziale Angst, beispielsweise leichte Schüchternheit, vorhanden ist. Infolgedessen werden sich Unterstützungs- und Präventivmassnahmen von Lehrpersonen im Schulalltag mehrheitlich an subklinisch ängstliche Kinder richten.

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6. Neurologische Abläufe

6.1 Flucht und Kampf

Auf Bedrohungen, so Myschker und Stein, reagiert unser Gehirn mit Signalen, die zu psychischen oder physischen Handlungen führen (2018, S. 455). Je nach Einschätzung der Gefahr wird dann entweder Flucht oder Kampf ausgelöst (Flight-or- Fight-Syndrom) (ebd.). Das Ich hat die Aufgabe, bei Gefahr rechtzeitig Gegenmassnahmen einzuleiten (Myschker & Stein, 2018, S. 456). Allerdings gibt es auch Gefahren, die als nicht zu bewältigen eingeschätzt werden. Darauf reagiert unser Gehirn beispielsweise mit Verdrängung oder Projektion (ebd.). Befindet sich ein sozial ängstliches Kind in einer sozialen Situation, kann es diese als bedrohlich empfinden.

In einem solchen Moment arbeitet sein Gehirn in hohem Tempo, um zu entscheiden, welche Signale an den Körper gesendet werden (ebd.). Allerdings geht es um viel mehr als die Entscheidung zu Flucht oder Kampf. Angst zeigt sich nebst dem Verhalten eines Kindes auch auf der kognitiven Ebene (ebd.).

Diese Flucht oder Kampf Entscheidung wird in einem bestimmten Teil des menschlichen Gehirns getroffen, die von Rotthaus folgend beschrieben wird:

Dieser Bereich sorgt für die Sicherheit und das Überleben des Menschen. Dabei handelt es sich um das Angstzentrum, welches auch Amygdala genannt wird. Dieses Angstzentrum kooperiert mit dem nahegelegenen Bereich, Hippocampus, der für die Erinnerung zuständig ist. Wird nun eine bestimmte Situation wahrgenommen, geschieht eine blitzschnelle Abgleichung seitens des Angstzentrums mit dem Hippocampus. Dabei wird entschieden, ob es sich um einen bereits bekannten Reiz handelt oder um etwas völlig Unbekanntes oder Gefährliches. Ist Letzteres der Fall, wird im Bruchteil einer Sekunde eine Notfallreaktion ausgelöst und der Körper auf Flucht oder Kampf vorbereitet. Meistens wird der Reiz zur vorderen Hirnregion, dem präfrontalen Kortex, weitergeleitet, der die Aufgabe hat, eine ruhigere Beurteilung durchzuführen. Auch hier wird die Situation als bekannt oder unbekannt, gefährlich oder ungefährlich eingeschätzt. Wird die Situation als ungefährlich eingestuft, sendet die Hirnregion ein Signal an das Angstzentrum, damit Beruhigung eintritt. Ist die Situation nicht lebensbedrohlich, aber möglicherweise gefährlich, wird ein gewisses Mass an Angst aufrechterhalten, um den Menschen zu vorsichtigem Verhalten zu veranlassen. Der präfrontale Kortex ist die Hirnregion, die am spätesten ausreift. Dies geschieht oft erst im jungen Erwachsenenalter, was die oft heftigen Gefühlsschwankungen im Jugendalter erklärt (2020, S. 24f.).

Obwohl viele Kinder und auch Erwachsene unter starker Angst leiden, ist Angst das wichtigste Gefühl aller Lebewesen (ebd.). Es veranlasst uns dazu, gefährliche Dinge mit grosser Aufmerksamkeit zu tun und bewahrt uns davor, ein Verhalten zu zeigen, das lebensgefährlich ist (ebd.). Manchmal wird die Angst allerdings zu gross und normale und ungefährliche Verhaltensweisen werden beeinträchtigt (ebd.)

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6.2 Das kognitive Modell

Wird die Angst allerdings zu stark, hält sie das Kind zurück und verhindert Entwicklungen (Friedrich & Friebel, 2011, S. 11). Besonders bei der Sozialen Phobie kann diese Entwicklungshemmung zu gewissen kognitiven Prozessen führen. In einem ersten Schritt geht es um Prozesse, die ausgelöst werden, wenn sich eine Person mit Sozialer Phobie in eine gefürchtete soziale Situation begibt (Clark & Ehlers, 2002, S. 1579).

Dabei gibt es folgende drei Kategorien, die zu dieser Einschätzung der Situation führen (Clark & Ehlers, 2002, S. 158):

- Übertrieben hohe Standards für das soziale Auftreten: «Ich muss immer etwas Interessantes zu sagen haben».

- Konditionale Überzeugungen über die Konsequenzen des eigenen Verhaltens: «Wenn ich still bin, werden die Leute denken, dass ich langweilig bin».

- Unkonditionale negative Überzeugungen über sich selbst: «Ich bin langweilig/dumm».

Solche Annahmen führen dazu, dass Personen mit Sozialer Phobie ihr Scheitern im Erreichen des Zieles, einen guten Eindruck zu hinterlassen, erwarten (ebd.).

Betroffene Personen beginnen uneindeutige Reaktionen anderer als negative Bewertung zu interpretieren (ebd.). Dies führt zur Auslösung verschiedener Teufelskreise, die die Angst aufrechterhalten (ebd. Wenn Menschen mit einer sozialen Angststörung glauben, dass eine negative Bewertung von anderen Personen droht, verlagern sie ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst (ebd.). Sie beobachten ihre Handlungen und Gedanken sehr detailliert und gewinnen dadurch Informationen über ihr Wirken auf andere Personen (ebd.). Diese selbstfokussierte Aufmerksamkeit führt die Betroffenen in ein geschlossenes System, in dem sie keinerlei Reaktion anderer Menschen mehr wahrnehmen können (ebd.). Clark und Ehler beschreiben, dass zu diesem negativen Eindruck der eigenen Person auch Verzerrungen der Wirklichkeit hinzukommen (ebd.). Ein Beispiel: Wenn sozial ängstliche Personen sich zittrig fühlten, haben sie das Gefühl, dass andere ihre Hände massiv zittern sehen würden (ebd.). In Wirklichkeit ist das Zittern jedoch kaum bemerkbar oder sogar gar nicht sichtbar. Diese falschen Vorstellungsbilder sind keine realistischen Repräsentationen ihrer Erscheinung, sondern eine Visualisierung ihrer Ängste (ebd.).

9 Beitrag aus dem Sammelband Stangier, U. & Fydrich, T. (Hrsg.). (2002). Soziale Phobie und Soziale Angststörung: Psychologische Grundlagen, Diagnostik und Therapie. Göttingen: Hogrefe.

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16 Wie in der Abbildung (Clark & Wells, 1995, zit. in Stangier & Fydrich, 2002, S. 159) zu erkennen ist, bildet sich ein Teufelskreis. Die soziale Situation aktiviert die kognitiven Schemata, bei denen die Situation als gefährlich oder ungefährlich eingestuft wird. Die vermeintliche Bedrohung führt zum Sicherheitsverhalten und zur Lenkung der Aufmerksamkeit auf das Selbst. Zudem erscheinen körperliche und kognitive Symptome wie Zittern oder Erröten (Clark & Ehlers, 2002, S. 158). Durch das Einsetzen des Sicherheitsverhaltens, erfolgt eine falsche Schlussfolgerung der Situation, wodurch sich bei zukünftigen Situationen eine falsche Einschätzung ergibt (vgl. Abbildung 3, Clark & Wells, 1995, zit. in Stangier & Fydrich, 2002, S. 159). Für Personen mit einer Sozialen Angststörung ist es extrem schwierig alleine aus diesem Teufelskreis herauszukommen (vgl. Abbildung 3).

6.3 Sicherheitsverhalten

Clark und Ehlers beschreiben, dass sich betroffene Personen selbst nach längerer Konfrontation mit stark angstauslösenden Reizen nicht davon überzeugen können, dass eine Katastrophe nicht eintreten wird (Clark & Ehlers, 2002, S. 160). Dieses Phänomen hängt mit dem sogenannten Sicherheitsverhalten zusammen (Salkovskis, 1991/1996, o.S., zit. in Clark & Ehlers, 2002, S. 160). Dieses Sicherheitsverhalten wird eingesetzt, um eine Katastrophe zu verhindern oder sie möglichst minimal zu halten (ebd.). Anstatt darauf zu schliessen, dass eine Situation vielleicht doch nicht so gefährlich ist, wie sie scheint, führen sozial ängstliche Personen das Nicht-Eintreten der Katastrophe auf ihr Sicherheitsverhalten zurück (ebd.). Das Sicherheitsverhalten kann auf unterschiedliche Weise angewandt werden. Jemand der beispielsweise Angst davor hat, in einem Gespräch langweilig oder dumm zu erscheinen, setzt die

Abbildung 3 Modell der Prozesse, die bei sozialphobischen Menschen ausgelöst werden, wenn sie in soziale Situationen geraten (Clark & Wells, 1995, zit. in Stangier & Fydrich, 2002, S. 159)

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17 Strategie ein, sich alles zu merken, was im Gespräch schon gesagt wurde (Clark &

Wells, o.J., o.S., zit. in Clark & Ehlers, 2002, S. 160). Verläuft die Unterhaltung gut, denkt die betroffene Person, dass es nur gut ging, weil sie sich alles so genau gemerkt hat (ebd.). Hätte sie die Unterhaltung nicht so genau überwacht, so denkt die Person, hätte das Gegenüber bemerkt, wie langweilig und dumm sie sei (ebd.).

Basierend auf dem kognitiven Model von Clark und Wells treffen sozial ängstliche Personen aufgrund früherer Erfahrungen eine Vielzahl von Annahmen, welche um Befürchtungen kreisen, ob und in welcher Form andere Personen die eigene Person negativ bewerten (1995, o.S., zit. in Büch et al., 2015, S. 13). Daraus resultieren folgende vier problematischen Verhaltensweisen (Clark & Wells, 1995, o.S., zit. in Büch et al., 2015, S. 13f.):

- Erhöhte Selbstaufmerksamkeit: Dabei werden Aufmerksamkeitsressourcen, die für das Problemlösen benötigt werden, auf innere Prozesse gelenkt.

- Verzerrte Bewertungen: Die eigene Person und die eigenen Gefühle werden falsch bewertet, was zu negativen Schlussfolgerungen über das eigene Handeln führt.

- Sicherheitsverhalten: Verhaltensstrategien, um die vermeintliche Katastrophe zu vermeiden oder zu verhindern, welche zur Aufrechterhaltung negativer Überzeugungen und geistiger Angstsymptome führen.

- Kognitive und körperliche Angstsymptome: Durch die automatischen Gedanken entstehen Kreisläufe, welche die Angst aufrechterhalten und negative Gedanken nicht widerlegen.

Diese ungünstigen Informationsverarbeitungsprozesse prägen sowohl die Phase vor, während als auch nach der angstauslösenden Situation (Büch et al., 2015, S. 14).

Abbildung 4 "Kognitives Modell der Sozialen Angst nach Clark & Wells (1995; S. 72)" (Büch et al., 2015, S. 14)

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18 Wie schon erwähnt, werden in sozialen Situationen zuerst frühere Erfahrungen miteinbezogen (Büch et al., 2015, S. 13ff.). Anschliessend wird die Bedrohung erfasst und die Aufmerksamkeit wird auf die eigene Person gelenkt (ebd.). Die sozial ängstliche Person nimmt somit immer weniger Informationen aus dem sozialen Umfeld auf und die Bewertung der eigenen Gefühle und des eigenen Verhaltens wird verzerrt (ebd.). Daraus ergibt sich eine überdeutliche Wahrnehmung der internen (körperlichen) Symptome (ebd.). Zudem verstärken die Befürchtungen vor negativer Bewertung durch andere die körperlichen Reaktionen wie Erröten oder Schwitzen (ebd.). Eine Person mit Sozialen Angststörungen lenkt die Aufmerksamkeit auf emotional negative Reize und hat Probleme, sich von diesen wieder zu lösen (ebd.).

Dadurch ergeben sich erhebliche Urteilsverzerrungen: Neutrale und mehrdeutige Reize werden als übermässig bedrohlich erlebt und die eigenen Bewältigungsfertigkeiten werden unterschätzt (Hirsch & Clark, 2004, o.S., zit. in Büch et al., 2015, S. 15).

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7. Wie zeigt sich Angst?

7.1 Symptome und Ebenen der Angst

Angst ist ein Gefühl, welches gleichzeitig von Erregung sowie Einengung geprägt ist (Friedrich & Friebel, 2011, S. 14). Sie zeigt sich bei allen Menschen unterschiedlich.

Körperliche Symptome wie Atemnot, Schwindel, Gesichtsblässe, Schweiss und Herzklopfen können sich bemerkbar machen (ebd.). Rotthaus zählt neben den bereits genannten noch weitere körperliche Reaktionen auf: Zittern, Erröten, Kälteschauern, Schwächegefühl und Übelkeit (2020, S. 16).

Unser Körper richtet sich danach aus, die Gefahr möglichst gut überstehen oder aus der Gefahrenzone zu flüchten. Specht-Tomann schreibt: «Das menschliche Nervensystem stellt eine ganze Reihe von Reaktionen zur Verfügung, die zunächst dazu dienen sollen, Gefahrensignale als solche zu erkennen und darauf reagieren zu können» (2007, S. 14). Hoher Blutdruck, geweitete Pupillen, rasender Puls, gesträubte Nackenhaare, Gänsehaut, und Muskelanspannung können neben den oben erwähnten körperlichen Angstreaktion weitere Folgen sein (ebd.). Durst und Hunger bleiben aus: man bekommt keinen Bissen mehr hinunter (ebd.). Wie Friedrich und Friebel (2011, S.14) beschreibt auch Specht-Tomann einen Erregungszustand, welcher als unangenehm erlebt wird (2007, S. 14). Dieser gibt dem Körper bei einer Angstreaktion entweder das Signal zum Kampf oder zur Flucht (2007, S. 14).

Doch die körperliche Ebene ist nur eine von vier Ebenen der Angst, die Specht- Tomann in ihrem Buch beschreibt. Die kognitive Ebene, Gefühlsebene und Verhaltensebene gehören ebenfalls zum Erregungszustand bei einer Angstreaktion (2007, S. 15). Auf der kognitiven und Gefühlsebene, also im seelischen Bereich, kommt es bei einem hohen Angstpegel zu einem «Zusammenbruch der seelischen Kräfte» (2007, S. 14). Die hohe mentale Anspannung wirkt sich auf der kognitiven Ebene auf die Konzentration, das Denken sowie Handeln aus: Sie blockiert und hemmt alles (ebd.). Tritt ein Gefühl der Hilflosigkeit ein, welches den Glauben an sich und die eigenen Fähigkeiten schwächt, kommt es häufig zu einer «Negativspirale» (ebd.).

Diese bedeutet, dass eine Person oder ein Kind die immer schwächer werdenden mentalen Fähigkeit, also das Denken, Bewertungen, Situationseinschätzungen, wahrnimmt und aufgrund dessen in Panik ausbricht (Specht-Tomann, 2007, S. 15).

Die Autorin beschreibt dies metaphorisch als ein «Karussell negativer Gefühle» (ebd.).

Dabei gleitet eine Person in einen angespannten Dauerzustand der Angst hinein, in welchem sie nicht in der Lage ist, Dinge selbst zu bewältigen (ebd.). Die «gute» Angst hat sich hiermit in eine «schlechte» Angst entwickelt, welche ihre «Funktion als schützendes Warnsystem verloren» hat (ebd.).

Bei solchen körperlichen Reaktionen infolge einer von Angst geprägten Situation können selbst Erwachsene nicht genau beschreiben, was sie fühlen (Friedrich &

Friebel, 2011, S. 14). Bei Kindern, vor allem jüngeren, die sich nicht adäquat äussern können, kann nicht darauf verlassen werden, lange, ausführliche Erklärungen zu erhalten (ebd.). Allerdings ist es auch nicht immer einfach, zu erkennen, wenn eine Person diese Symptome zeigt. Zum einen ist es uns Menschen nicht möglich, zu lesen,

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20 was sich bei einer Person auf der kognitiven oder Gefühlsebene abspielt. Zum anderen sind körperliche Anzeichen wie beispielsweise geweitete Pupillen aufs Erste leicht übersehbar oder wie ein erhöhter Blutdruck gar nicht erkennbar. Weitaus wichtiger ist es, andere und häufigere Merkmale von Angst zu erfassen. Folglich soll nicht nur auf körperliche Symptome beschränkt, sondern auch auf die Verhaltensebene (Specht- Tomann, 2007, S. 15) eingegangen werden. Auf dieser Ebene ist das Verhalten von Jungen und Mädchen, beispielsweise «motorische Reaktionen wie Fliehen und Kämpfen» (ebd.), ausschlaggebend für die Identifizierung von Angst.

7.2 Beobachtbare Verhaltensweisen

Das Autorenduo Friedrich und Friebel fasst die Ergebnisse einer Studie (Lugt- Tappeser, Trudelwind & Schneider, 199210) zu beobachtbaren Verhaltensweisen bei Angst von Kindern wie folgt zusammen (2011, S. 15f.):

Motorisches Verhalten: Das motorische Verhalten fällt ab. Kinder weichen zurück, wenden sich ab, flüchten allenfalls und lehnen sich im Sitzen zurück. Bei Kleinkindern kann das Ausbleiben von Bewegung von mehr als drei Sekunden auch als Anzeichen für Angst gelten.

Mimik: Hat ein Kind Angst, kann ein Blick auf den Boden oder das Verziehen des Gesichtes zum Weinen oder zum Anschein davon beobachtet werden.

Körperhaltung und Gestik: In der Körperhaltung und Gestik kann bei ängstlichen Kindern beobachtet werden, dass sie den Kopf senken, das Gesicht abwenden, einen mit Händen abwehren, trappeln, mit den Füssen über den Boden schleifen oder die Beine baumeln lassen.

Selbstbeschäftigung: Es kann beobachtet werden, wie sich die Kinder selbst schaukeln, wiegen und sich drehen. Hierbei ist es wichtig, dass sich die Kinder nicht in einem Spiel befinden und ihr Verhalten dadurch begründet werden kann. Weitere Anzeichen von Angst sind: sich kratzen, mit den Händen spielen und Haare in Wirbel drehen oder immer wieder zurückstreichen. Bei Kleinkindern kann es vorkommen, dass sie an Gegenständen wie auch an eigenen Körperteilen nuckeln, saugen und lutschen. Schenkt ein Kind beim Spielen den Objekten, beispielweise Spielsachen, keine Beachtung, sondern fuchtelt nur herum, kann das weiter als Hinweis auf eine Angstreaktion aufgenommen werden.

Soziale Interaktion: Genau wie bei der Selbstbeschäftigung können in der sozialen Interaktion auch viele Kennzeichen auf Angst bei (Klein-) Kindern deuten. Im Spiel mit Gleichaltrigen zeigt sich Passivität: Die Kinder schauen anderen zu und beteiligen sich nicht. Häufig alleine spielen, obwohl andere Kinder in der Nähe sind, kommt vor. Falls sie allerdings doch mitspielen, kann festgestellt werden, dass sie ihre Dinge anderen

10Titel: Die Marburger Angstzeichenliste. Ein Beobachtungsverfahren zur Erfassung der Ängstlichkeit im Vorschulalter.

Da es sich bei dieser Quelle um einen älteren Bericht aus der Universität Marburg handelt, ist er online nicht auffindbar. Im Bibliothekskatalog der Kantons- und Stadtbibliothek St. Gallen, dem Medienverbund PHSG und der Zentralbibliothek Zürich ist er nicht zu finden. Der Kauf des Berichtes wird in Bezug auf den dafür zu leistenden Aufwand und daraus resultierenden Ertrag als nicht lohnenswert erachtet. Aus diesem Grund wird auf eine qualitätsvolle Zusammenfassung von Friedrich und Friebel (2011) vertraut.

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21 Kindern ohne Weiteres überlassen und sich nicht wehren, wenn ihnen etwas weggenommen wird. Weiter fällt in sozialen Situationen auf, wenn der Blick der Kinder trotz genügender Spielangebote und -kameraden für mehrere Sekunden ins Leere oder immer wieder zu Erwachsenen, beispielsweise Eltern oder Erziehern/Erzieherinnen, geht. Als letztes Anzeichen von Angst kann das Stillsein in Spiel- oder sozialen Situationen sein.

Es fällt auf, dass die Anzeichen von Angst weitreichend sind. Jeder Mensch und entsprechend jedes Kind reagiert anders auf die subjektiv erlebte Gefahr. Was man als eine Angstreaktion bei sich kennt, muss keineswegs von einer anderen Person geteilt werden. Und selbst wenn das eine oder andere Anzeichen beim Gegenüber bemerkt wird, bleiben Zeichen «eben nur Zeichen» (Friedrich & Friebel, 2011, S. 16).

Jedes dieser Merkmale kann einzeln auftreten, ohne dass es sich um ein sozial unsicheres oder ängstliches Kind handelt (ebd.). Nur wenn solche Verhaltensweisen gehäuft vorkommen oder in bestimmten Situationen wiederkehren, kann interpretiert werden, dass ein Kind Angst hat oder sich bedroht fühlt, selbst wenn es dies nicht immer verbal äussert (ebd.).

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8. Ursachen

Die Soziale Angststörung kann verschiedene Ursachen haben (siehe Büch et al., 2015, S. 58ff.). Dabei ist es wichtig, zwischen entwicklungsbedingten Ängsten und einer effektiven Sozialen Phobie zu unterscheiden (vgl. Friedrich & Friebel, 2011, S.

18f.). Im Laufe der Entwicklung baut fast jedes Kind gewisse Ängste auf, die zum Schutzmechanismus des Körpers gehören (ebd.). Zwei Beispiele sind Trennungsängste oder die Angst vor der Dunkelheit, die normal sind und meist von selbst wieder verschwinden (ebd.). Einer Soziale Angststörung können traumatische Erlebnisse als auch biologische Ursachen zugrunde liegen (Leichsensring et al., 2015, S. 13 & Schmitz & Asbrand, 2020, S. 58). Aus diesem Grund wird eine Soziale Angststörung im Gegensatz zu entwicklungsbedingten Ängsten mittels einer Therapie behandelt (Friedrich & Friebel, 2011, S. 19).

8.1 Biologische Faktoren

Einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung einer Angststörung hat das Temperament eines Kindes (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 58). Eine starke Hemmung gegenüber neuen Situationen und neuen Menschen wird als zentral für die Entstehung einer Sozialen Angststörung betrachtet (Hirshfeld-Becker et al., 2007, o.S., zit. in Schmitz & Asbrand, 2020, S. 59). Ein Indikator für die Verhaltenshemmung ist die Zeitspanne, in welcher sich ein Kind einer Person oder einem Objekt nähert (Schmitz

& Asbrand, 2020, S. 59). Das Risiko, bei einer ausgeprägten Verhaltenshemmung eine Soziale Angststörung zu entwickeln, ist vor allem dann vorhanden, wenn die Eltern überprotektiv sind (Hirschfeld-Becker et al., 2014, o.S., zit. in Schmitz & Asbrand, 2020, S. 59). Es kann somit festgehalten werden, dass Temperament nur in Verbindung mit externalen Faktoren zu einer Sozialen Angststörung führt (Hudson &

Dodd, 2012; Hudson, Dodd & Bovopoulos, 2011, zit. in Schmitz & Asbrand, 2020, S.

59). Weiterhin zeigen sich Ängste, und somit auch die Soziale Angst, vermehrt in Familien (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 59). Eine genetische Veranlagung ist somit sehr wahrscheinlich (ebd.). In Zwillingsstudien wurde entdeckt, dass eineiige Zwillinge einen grösseren Einfluss von genetischen Faktoren aufweisen als zweieiige Zwillinge (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 59).

Das kognitive Modell von Clark und Wells (1995) beschäftigt sich mit der Annahme, dass Menschen mit Sozialer Angststörung einen möglichst guten Eindruck bei anderen hinterlassen möchten und gleichzeitig die Unsicherheit verspüren, dies zu schaffen (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 61f.). Somit wird die Soziale Angst aufgrund der Ursache der kognitiven Störung aufrechterhalten.

Schmitz und Asbrand beschreiben die kognitiven Prozesse als Ursache und gleichzeitig als Aufrechterhaltung der Sozialen Angst: Die kognitiven Prozesse beginnen, sobald sich eine sozial ängstliche Person in eine soziale Situation begibt und die Gefahr der negativen Bewertung durch andere wahrnimmt. Die Person begibt sich in den Beobachtermodus und nimmt sich selbst so wahr, wie sie von anderen wahrgenommen zu werden scheint. Menschen mit Sozialer Angststörung wirken oft arrogant und unfreundlich, weil sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Typisch

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23 für eine Soziale Angststörung sind auch die Gedanken vor und nach einer sozialen Situation. Es werden bereits vor der Situation negative Erfahrungen ins Gedächtnis gerufen. Die Erwartungen und das bildliche Vorstellen des eigenen Versagens führen entweder zur Vermeidung der Situation oder zu einem starken Fokus auf die eigene Person. Nach der Situation konzentriert sich die Person nur auf die negativen Aspekte, die immer wieder durchgespielt werden. Dieser Prozess erhöht die Wahrscheinlichkeit, kommende Situationen zu vermeiden und zudem wird das negative Selbstbild aufrechterhalten (2020, S. 62).

8.2 Umwelt

Neben den biologischen Faktoren hat die Umwelt eines Kindes einen entscheidenden Einfluss auf die Sozialen Angststörungen (vgl. Schmitz & Asbrand, 2020, S. 66f.). Dazu zählen sowohl das Verhalten der Eltern als auch der Umgang mit Gleichaltrigen (ebd.).

Nach Schmitz und Asbrand sind Eltern entscheidend für die emotionale und soziale Entwicklung der Kinder und stellen grundsätzlich eine stabile Umgebung dar (2020, S.66). Im Zusammenhang mit der Sozialen Angststörung sind das Ausmass an Überbehütung, Kontrolle, Wärme und Kritik von Bedeutung (McLeod, Wood & Weisz, 2007, zit. in ebd.). Eigene Soziale Ängstlichkeit der Eltern oder die Angst vor negativen Bewertungen des Kindes können ausschlaggebend für eine Angststörung dessen werden (Schreier & Heinrichs, 2010, zit. in ebd.). Zeigen Eltern zurückhaltendes Verhalten in neuen sozialen Situationen, geschieht eine Übertragung auf das Kind anhand des sogenannten Modelllernens (ebd.). Da Eltern die Ängste ihrer Kinder besonders gut nachempfinden können, wenn sie diese von sich selbst kennen, tendieren sie zur Unterstützung des Vermeidungsverhaltens (ebd.). Weiterhin neigen sie dazu, gewisse Situationen zu meiden und dem Kind Entscheidungen abzunehmen.

Dies erhält Angst des Kindes aufrecht (ebd.). Dem Kind wird das Gefühl vermittelt, dass soziale Umgebungen unberechenbar und gefährlich sind. Eltern haben folglich einen sehr grossen Einfluss auf das Verhalten, vor allem bei jüngeren Kindern, was im Falle einer Sozialen Angststörung sowohl Ursache als auch Aufrechterhaltung dieser bedeuten kann (ebd.).

Weil eine Soziale Angststörung zu unsicherem Verhalten führt, dass bei Gleichaltrigen als arrogant und abwesend erlebt wird (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 67), sind sozial ängstliche Kinder oft weniger beliebt in der Schule (Barrow, Baker & Hudsen, 2011, zit. in Büch et al., 2015, S. 18). Nach Ranta et al. erhöht Mobbing das Risiko, eine Soziale Angststörung zu entwickeln (zit. in Büch et al., 2015, S. 18). Festzustellen ist auch, das Mädchen durch relationale Aggressionen (z.B. Gerüchte in die Welt setzen) ein deutlich höheres Risiko für eine Soziale Phobie haben (ebd.). Verbindungen zu Gleichaltrigen, positive Erfahrungen aus Freundschaften sowie intime Beziehungen im Jugendalter sind deshalb zentral, um sich vor Gefühlen der Sozialen Angst schützen zu können (Greca & Harrison, 2005, zit. in Schmitz & Asbrand, 2020, S. 67).

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8.3 Traumatische Erlebnisse

Viele Erwachsene mit einer Sozialen Angststörung berichten von Belastungen in der Kindheit (Subic-Wrana et al., 2011, zit. in Leichsenring et al., 2015, S. 13). Darunter werden emotionale und körperliche Misshandlungen, sexuelle Gewalt und emotionale und körperliche Vernachlässigung verstanden (ebd.). Ursachen einer Sozialen Angststörung können deshalb auch traumatische Erlebnisse während der Kindheit sein. Entscheidend sind dabei negative soziale Erfahrungen in der Kindheit (Leichsenring et al., 2015, S. 13). Dazu zählen vor allem sozial ausgeschlossen, verspottet oder sozial stigmatisiert zu werden (ebd.). Neurobiologisch gibt es Hinweise auf eine reduzierte Aktivierung in der Grosshirnrinde und eine verstärkte Aktivierung älterer Angstkreisläufe in sozialen Stresssituationen (Kent & Rauch, 2003; Tillfors et al., 2001; Veit et al., 2002, zit. in Leichsenring et al., 2015, S.13). Zusammengefasst bedeutet dies, dass bestimmte soziale Situationen automatisch negative Gedanken hervorrufen (Leichsenring et al. 2015, S. 13). Dementsprechend ist es bei der Diagnose einer Sozialen Angststörung wichtig, auch Ursachen in der Vergangenheit zu suchen.

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9. Auswirkungen

Da eine Soziale Angststörung in den meisten Fällen vor dem 18. Lebensjahr und somit im Kindesalter beginnt, gibt es vor allem im Schulalltag Auffälligkeiten zu beobachten (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 22). Die Angststörungen wirken sich vor allem auf die Anforderungen in der Schule und das soziale Leben der betroffenen Kinder aus (Büch et al., 2015, S. 9).

9.1 Sozialleben

Die Soziale Angststörung zeigt sich besonders bei Gruppenaktivitäten oder Interaktionen mit Gleichaltrigen (Ginsburg, La Greca & Silverman, 1998, zit. in Schmitz

& Asbrand, 2020, S. 24). Betroffene Kinder berichten von Ablehnung durch Gleichaltrige und einem insgesamt herabgesetzten Selbstwert (ebd.).

Negative Erfahrungen und Ausgrenzungen durch Klassenmitglieder können dazu beitragen, dass Soziale Angststörungen begünstigt werden (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 25). Betroffene Kinder verhalten sich sozial ungeschickter und wehren sich weniger gegen Formen von Mobbing (Ranta et al., 2013, zit. in Schmitz & Asbrand, 2020, S.

25). Schon im Kindergartenalter zeigen sich Auffälligkeiten, wie die Hemmung, auf andere Kinder zuzugehen und erste Freundschaften zu knüpfen (Schmitz & Asbrand, 2020, S. 44). Nach dem Eintritt in die Schule gestalten sich Besuche bei anderen Kindern schwierig, wenn erwartet wird, dass viele unbekannte Gleichaltrige anwesend sein könnten (ebd.). Auch die Freizeitgestaltung wird stark durch eine Soziale Angststörung beeinflusst (ebd.). Hier zeigt sich die Vermeidung von Sport- oder Musikgruppen sowie der allgemeine soziale Rückzug (ebd.).

Eine Übersicht von Situationen, in denen sozial ängstliche Kinder häufig Angst haben, zeigen Büch et al. in folgender Tabelle auf (2015, S. 42):

Freund/Freunde/Bekannte Person(en)

Fremde Person(en) Einer allein A:

1. bekanntes Kind

- einen Freund anrufen

- Einen Freund fragen, ob man mitspielen darf

- Einen Freund einladen

2. bekannter Erwachsener - Vater im Betrieb anrufen - Oma, Opa, Tante, Onkel

anrufen

- Bekannte erwachsene Personen etwas fragen

B:

1. fremdes Kind

- ein fremdes Kind auf dem Spielplatz fragen, ob man mitspielen darf

- fremdes Kind nach dem Weg fragen

2. fremder Erwachsener

- z.B. beim Kino anrufen und fragen, wann ein bestimmter Kinderfilm läuft und was der Eintritt kostet - zu Hause ans Telefon gehen, wenn

es klinget und mit einer fremden Person sprechen

- beim Eisladen eine Bestellung aufgeben

- -bei McDonalds fragen wo die Strohhalme liegen

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Tabelle 3 "Raster an möglichen sozialen Situationen, in denen es Kindern schwerfällt, Kontakte zu knüpfen" (Büch et al., 2015, S. 42)

Die Situationen werden von Büch und Döpfner in vier verschiedene Dimensionen unterteilt (2012, o.S., zit. in Büch et al., 2015, S. 42):

- «Soziale Situationen mit einem Interaktionspartner alleine oder mehreren Interaktionspartnern

- Soziale Situationen mit bekannten oder fremden Interaktionspartnern - Soziale Situationen mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen

- Soziale Situationen zum Knüpfen von Kontakten oder Lösen von Konflikten»

Diese Einteilung ermöglicht eine genaue Exploration der angstauslösenden Situationen (Büch et al., 2015, S. 43). Wie in der Tabelle zu sehen ist, können sowohl Situationen mit bekannten als auch mit fremden Personen für betroffene Kinder beängstigend sein. Büch et al. erläutern, dass die Exploration anhand dieser Tabelle ermittelt werden kann, ob das Kind in angstauslösenden sozialen Situationen mehrheitlich bei fremden oder auch gegenüber Bekannten Ängste zeigt (ebd.). Weiter kann auch untersucht werden, ob das Kind mehrheitlich Angst davor hat, Kontakte mit anderen zu knüpfen oder «Konflikte mit Gleichaltrigen zu bewältigen» (ebd.).

Mehrere/Gru ppe

C:

1. bekannte Kinder

- vor einer Gruppe von Kindern sprechen

- eine Gruppe von Freunden auf den Spielplatz/Schulhof oder Fussballplatz fragen, ob man mitspielen darf

- vor der Klasse sprechen - auf einem Kindergeburtstag

mit bekannten Kindern sprechen und mitspielen

2. bekannte Erwachsene

- auf Verwandtschaftstreffen etwas sagen

- wenn Eltern Freunde oder Bekannte eingeladen haben, diese etwas fragen

D:

1. fremde Kinder

- fremde Kinder auf dem Spielplatz oder Fussballplatz fragen, ob man mitspielen darf

- eine Gruppe von fremden Kindern in der Stadt ansprechen

- auf einem Kindergeburtstag mit fremden Kindern sprechen und mitspielen

2. fremde Erwachsene

- eine Gruppe von fremden Erwachsenen in der Stadt ansprechen und etwas fragen

(31)

27 Das folgende Raster zeigt Situationen auf, in denen die Konfliktbewältigung sozial ängstlichen Kindern schwerfällt (Büch et al., 2015, S. 43):

Freund/Freunde/Bekannte Person(en)

Fremde Person(en)

Einer allein A:

- Sich dem Freund

gegenüber durchsetzen - Einen Spielvorschlag

machen

- Einen Gefallen/eine

Bitte ablehnen, Nein sagen

- Einen Freund um etwas bitten («z.B. kannst du mir sagen, was wir heute an HA auf haben?»)

B:

- Sich einem fremden Kind gegenüber durchsetzen z.B.

jemanden, der sich in einer Warteschlange vordrängelt - Fremde Personen um einen

Gefallen bitten, z.B. «Kannst du mir sagen, wo es zum Kino geht?»

- Gegenüber einem fremden Kind eine Bitte oder einen Gefallen ablehnen, Nein sagen

- Im Restaurant ein falsch geliefertes Getränk zurückgeben und darauf aufmerksam machen, man habe etwas anderes bestellt

… Mehrere/

Gruppe

C:

- Sich Freunden

gegenüber durchsetzen, z.B. etwas anderes spielen wollen

- Sagen, dass die

Freunde aufhören sollen, einen zu ärgern - Einen Gefallen ablehnen

D:

- Sich fremden Kindern

gegenüber durchsetzen z.B.

etwas anderes spielen wollen - Sagen, dass eine Gruppe von fremden Kindern aufhören soll, einen zu ärgern

- Einen Gefallen ablehnen

Tabelle 4 "Raster an möglichen sozialen Situationen, in denen es Kindern schwerfällt, Konflikte zu bewältigen" (Büch et al., 2015, S. 43)

Büch et al. betonen, dass die Unterscheidung der Angst erregenden sozialen Situationen für die Therapieplanung entscheidend ist (2015, S. 43).

Eine Soziale Angststörung hat nicht nur Einfluss auf das Verhalten von Mitschülerinnen und Mitschülern, sondern auch auf das familiäre Zusammenleben.

Soziale Angststörungen werden vermehrt mit negativen Elternverhalten assoziiert (Asbrand, Hudson, Schmitz & Tuschen-Caffier, 2017, zit. in Schmitz & Asbrand, 2020, S. 25). Wie im Kapitel der Ursachen beschrieben, versuchen Eltern, ihre Kinder zu schützen und befreien sie von gewissen Pflichten. Dadurch werden diese

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