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Archiv "Ambulante Versorgung: Sparen mit hoher Arztdichte" (22.07.2013)

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A 1408 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 29–30

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22. Juli 2013

AMBULANTE VERSORGUNG

Sparen mit hoher Arztdichte

Wenn Patienten in den Praxen niedergelassener Ärzte behandelt werden können, verhindert das oft teure Krankenhausaufenthalte. Ein Ausbau der ambulanten Versorgung macht den demografischen Wandel bezahlbar, ergab eine Studie.

H

ohe Arztdichte gleich Über- versorgung? Nach Ansicht der Krankenkassen trifft diese Formel insbesondere auf Ballungsräume zu.

Sie wollen deshalb Anreize für eine Niederlassung in bereits überver- sorgten Gebieten abbauen, wie aus einem Positionspapier des Spitzen- verbands der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV) hervorgeht. Der Verband fordert darin im Vorfeld der Bundestagswahl die Politik auf, die Kassenärztlichen Vereinigungen zu verpflichten, frei werdende Arztsitze in überversorgten Regionen aufzu- kaufen und stillzulegen, Zulassungen zeitlich zu befristen und Honorarkür- zungen vorzusehen.

Ganz falsch, meint Dr. rer. pol.

Dominik von Stillfried, Geschäfts- führer des Zentralinstituts für die kas- senärztliche Versorgung in Deutsch- land (ZI). Eine Studie seines Hau- ses belege vielmehr, dass eine Stär- kung der ambulanten Versorgung den demografischen Wandel erst bezahlbar mache. „Deshalb setzen die Krankenkassen mit der Forde- rung nach der Schließung frei wer- dender Praxissitze das falsche Si - gnal“, erklärte von Stillfried bei der Vorstellung der ZI-Analyse Ende Juni in Berlin. Immer mehr Be- handlungen würden aus dem Kran- kenhaus in die Praxen verlagert.

Das erfordere mehr ambulante Be- handlungskapazitäten, wobei die Ballungsräume eine wichtige Ver- sorgungsfunktion für das Umland übernähmen.

Die ZI-Studie geht von zwei Grundannahmen aus: Zum einen steigt die Inanspruchnahme medizi- nischer Leistungen mit zunehmen- dem Alter der Bevölkerung. Zum anderen lassen Ergebnisse der Ver- sorgungsforschung darauf schlie- ßen, dass die Inanspruchnahme sta- tionärer Leistungen in Regionen

mit intensiverer ambulanter Versor- gung geringer ausfällt und die Ver- sorgung damit billiger ist.

Das ZI hat dementsprechend 21 sogenannte Best-Practice-Regionen in Deutschland identifiziert, in de- nen Patienten überdurchschnittlich häufig in den Praxen niedergelasse- ner Ärzte behandelt werden und die zugleich die niedrigste Rate statio- närer Inanspruchnahme aufweisen.

Die Regionen zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche Arzt- dichte und eine unterdurchschnittli- che Bettendichte in den Kranken- häusern aus. Auf Grundlage dieser Daten hat das ZI hochgerechnet, wie sich der demografische Wandel

auf die Versorgungskosten auswirkt, wenn ganz Deutschland diesem Vorbild folgt und was es bedeutet, wenn alles so bleibt, wie es ist (Kasten). Fazit: Entwickeln sich Versorgungsstrukturen und Arbeits- teilung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung nach dem Vorbild der Best-Practice-Regio- nen, können trotz der demografi- schen Alterung bis zum Jahr 2020 zwei Milliarden Euro eingespart werden, bis 2030 sogar vier Milliar- den Euro.

Beim GKV-Spitzenverband be- zweifelt man die vom ZI behaupte- ten Zusammenhänge und Substitu- tionseffekte zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. „Gänz- lich unbeachtet bleibt in der Studie die insbesondere in den letzten Jah- ren stark gestiegene ambulante Leistungserbringung der Kranken- häuser“, erklärte eine Sprecherin.

Das betreffe beispielsweise ambu- lante Operationen oder die spezial- ärztliche Versorgung. „Die der Stu- die zugrunde liegende Annahme, die Zahl der stationären Behandlun- gen könnte bei einer älter werden- den Bevölkerung gesenkt werden, erscheint uns wenig realistisch.“

Die aufgezeigten Einsparpotenziale hätten daher mit der Realität nichts zu tun. Für die Kassen bleibt es da- bei: Überversorgung im ärztlichen Bereich muss abgebaut werden.

Auch die Deutsche Kranken- hausgesellschaft gibt sich skep- tisch. Die Herausforderung der Zu- kunft sei, die ambulante spezial- fachärztliche Versorgung, das über- greifende Miteinander auszubauen, und nicht die Sektoren gegeneinan- der auszuspielen, heißt es dort. „In manchen Regionen sind nur noch Krankenhäuser da, um die Patien- ten zu versorgen.“

Heike Korzilius Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in

Deutschland (ZI) hat 21 „Best-Practice-Regionen“ identifi- ziert, in denen überdurchschnittlich viele niedergelassene Ärzte praktizieren, unterdurchschnittlich viele Kranken- hausbetten vorgehalten werden und die eine geringere Rate vermeidbarer Krankenhausfälle verzeichnen als an- dere Regionen.

Vorbildliche Regionen: Rhein-Neckar-Kreis, Olden- burg Stadt und Landkreis, Konstanz, Ulm, Wiesbaden, Mannheim, Karlsruhe, Main-Taunus-Kreis, Ammerland, München Stadt und Landkreis, Lüneburg, Berlin, Leipzig, Rostock, Hamburg, Osnabrück, Bad Doberan, Freiburg und Heidelberg.

Einsparpotenzial: Gleicht sich die Versorgung bis 2020 an die Best-Practice-Regionen an, steigt der Versor- gungsbedarf aufgrund der demografischen Entwicklung im ambulanten Bereich um 17 Prozent, was mit Mehrausgaben von fünf Milliarden Euro verbunden wäre, während er im stationären Bereich um sechs Prozent sinkt, was Einsparun- gen von drei Milliarden Euro entspricht. Insgesamt steigen damit die Ausgaben um zwei Milliarden Euro.

Bleibt es beim Status quo, steigt der Versorgungsbe- darf im ambulanten Bereich bis 2020 um drei Prozent (ei- ne Milliarde Euro) und im stationären Bereich um sechs Prozent (drei Milliarden Euro). Insgesamt steigen damit die Ausgaben um vier Milliarden Euro.

ERGEBNISSE DER ZI-STUDIE

P O L I T I K

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