s wird faktenresistent an Sym- ptomen herumkuriert“, lautet das Urteil von Bundesärzte- kammer-Präsident Prof. Dr. med.
Karsten Vilmar über den Arbeits- entwurf von Bundesgesundheitsmi- nisterin Andrea Fischer zur Gesund- heitsreform 2000. Zwar würden zen- trale Probleme angegangen, die vor- geschlagenen Lösungen sind jedoch nach Ansicht der Bundesärztekam- mer ungeeignet, die Strukturen im Gesundheitswesen nachhaltig zu verbessern. Um die Kritik an den Reformvorschlägen, aber auch die gesundheitspolitische Position der Ärzte zu verdeutlichen, stehen die
„Grundsätze einer patientengerech- ten Gesundheitsreform“ ganz oben auf der Tagesordnung des 102. Deut- schen Ärztetages, der vom 1. bis 5.
Juni in Cottbus stattfindet.
Die Ärzte sind darüber verbit- tert, daß ihnen bislang kaum Gele- genheit gegeben wurde, ihre Positi- on im Gespräch mit der Ministerin zu vertreten. Vilmar wirft der Politik vor, sachgerechte Lösungsvorschlä- ge zu ignorieren.
Beispiel: die Verzahnung von ambulanter und stationärer Versor- gung. Eigentlich erstrebenswert, fürchtet die BÄK, daß mit den Vor- schlägen aus dem Arbeitsentwurf der Weg für eine weitgehende insti- tutionelle Öffnung der Krankenhäu- ser geebnet wird. Das Problem: Er- bringen die Krankenhäuser ver- mehrt ambulante Leistungen, könn- te dies zu Lasten der vertragsärztli- chen Gesamtvergütung gehen. Des- halb hatten sowohl der 101. Deut-
sche Ärztetag als auch die Vertreter- versammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im vergangenen Jahr gefordert, Krankenhausärzte für definierte hochspezialisierte Lei- stungen persönlich zu ermächtigen.
Sparen genügt nicht
Ähnlich verhält es sich mit an- deren Punkten des Reformvorha- bens: „Prinzipiell ja“ sagt die Bun- desärztekammer beispielsweise zur Positivliste für Arzneimittel oder zur Stärkung der Rolle des Hausarz- tes. Mit der geplanten Umsetzung ist sie jedoch alles andere als zufrieden.
Ein Dorn im Auge ist der Bundes- ärztekammer der absehbare Macht- zuwachs der Krankenkassen, denen Verträge mit einzelnen Arztgruppen oder Krankenhäusern ermöglicht werden sollen. Dies gefährde die flächendeckende medizinische Ver- sorgung der GKV-Versicherten.
Sparen allein genügt nicht. Die Bundesärztekammer fordert viel- mehr die Diskussion über Grund- sätzliches, zum Beispiel über den Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung. „Man muß über alles reden“, lautet die Devise.
Dazu gehöre es auch, über die Ein- beziehung anderer Einkommensar- ten in die Beitragsbemessung oder eine Abkoppelung der Arbeitgeber- beiträge nachzudenken.
„Es ist Aufgabe der Ärzte- schaft, die Bevölkerung aufzuklären, wenn für sie Risiken durch politische Entscheidungen entstehen“, befin-
det Vilmar. Deshalb haben mehrere Verbände von Angehörigen der Heil- berufe das „Bündnis Gesundheit 2000“ gegründet. Im Rahmen „seriö- ser Veranstaltungen“, so der Vize- präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, soll die Öffentlichkeit über mögliche Folgen der Gesundheitsreform in- formiert werden. Im Vordergrund stehe dabei die schleichende Ratio- nierung, nicht die Honorarpolitik.
Berufspolitische Schwerpunkte beim diesjährigen Ärztetag sind Fortbildung und Rehabilitation. Da- zu der Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med.
Christoph Fuchs: „Angesichts der Dynamik in der Medizin müssen die Ärzte zu lebenslanger Fortbildung angehalten werden.“ Die Delegier- ten sollen deshalb über ein freiwilli- ges Fortbildungszertifikat abstim- men, das einige Kammern bereits er- folgreich eingeführt haben.
Forderungen zur medizinischen Rehabilitation liegen ebenfalls zur Abstimmung vor. Sie betreffen un- ter anderem eine engere Verzah- nung von kurativer und rehabilitati- ver Medizin, die Schaffung von Re- ha-Leitlinien sowie eine Harmoni- sierung der Rechtsvorschriften.
Schließlich steht in diesem Jahr die Wahl des Präsidenten der Bun- desärztekammer an. Bewerber um das Amt sind derzeit der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Prof.
Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, und der Präsident der Ärztekammer Hamburg, Dr. med. Frank Ulrich Montgomery. Heike Korzilius A-1385
P O L I T I K LEITARTIKEL
Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 21, 28. Mai 1999 (17)