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Archiv "105. Deutscher Ärztetag vom 28. bis 31. Mai 2002 in Rostock: Öffentliche Einladung an die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland" (01.02.2002)

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Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

zum zweiten Mal nach 1904 ist die Han- sestadt Rostock Gastgeber des Deut- schen Ärztetages. Die größte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern hat in den Jahren seit der wiedererlangten Ein- heit 1990 eine erstaunliche Entwicklung vollzogen und gehört heute zu den schönsten Städten Deutschlands. Ro- stock steht für Aufbruch und Moder- nität. Wenn auch längst nicht alle Pro- bleme gelöst sind, so zeigt

doch die Entwicklung der Stadt die große Leistungs- bereitschaft und das hohe Engagement der Menschen in dieser Region.

Engagement und Tat- kraft zeichnen auch den ärztlichen Beruf in unse- rem Lande aus. Überstun- den und Mehrarbeit sind an der Tagesordnung, Dauer- einsätze von mehr als 24 Stunden keine Seltenheit.

Hinzu kommt eine aus- ufernde Bürokratie, unter der niedergelassene Ärzte und Krankenhausärzte glei- chermaßen zu leiden ha- ben. In der Öffentlichkeit waren die Arbeitsbedin- gungen der Ärztinnen und Ärzte lange Zeit kein The- ma, dem größere Aufmerk- samkeit zuteil wurde. Das hat sich mit dem letztjähri- gen Deutschen Ärztetag grundlegend geändert. Die Diskussion über die Aus- beutung junger Ärztinnen und Ärzte fand großen Widerhall in der Öffent- lichkeit. Inzwischen haben selbst ärztekritische Zeit- genossen erkannt, dass die

schlechten Arbeitsbedingungen die Qualität der ärztlichen Berufsaus- übung nachhaltig beeinträchtigen.

Dies führt auch dazu, dass der Arztbe- ruf als solcher deutlich an Attrakti- vität verliert. Jeder zehnte Medizinab- solvent entscheidet sich inzwischen gegen eine Tätigkeit als Arzt und ar- beitet in anderen Berufsfeldern. Auch die abnehmende Zahl der Medizinstu- denten und die steigende Zahl der Studienabbrecher im Fach Medizin ist ein Indiz dafür, dass der Beruf des

Arztes immer mehr an Anziehungs- kraft einbüßt.

Dagegen haben der medizinische Fortschritt und die demographische Entwicklung hin zu einer „Gesellschaft des langen Lebens“ zu einer Leistungs- dynamik im Gesundheitswesen ge- führt, die mit der Mobilisierung ver- meintlicher „Wirtschaftlichkeitsreser- ven“ allein nicht mehr aufgefangen werden kann. Das scheint die Politik erkannt zu haben, zumindest deutet die Abschaffung der Kollektivhaftung im Arzneimittelbereich dar- auf hin, dass hier bereits ein Umdenken stattgefun- den hat.

Der Ärztetag bietet eine gute Gelegenheit, Politik und Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit einer um- fassenden Strukturreform hinzuweisen, die dem tat- sächlichen Versorgungsbe- darf der Bevölkerung Rech- nung trägt und die finanzi- elle Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Krankenversi- cherung auf Dauer sichert.

Die Ärzteschaft wird ihre Lösungsvorschläge aufzei- gen und für ein gleicher- maßen solidarisches wie freiheitliches Gesundheits- wesen eintreten. Im Wahl- jahr 2002 kommt dieser Positionsbestimmung der verfassten Ärzteschaft si- cherlich eine ganz beson- dere Bedeutung zu. Denn nach allem, was bisher aus den Parteien zu hören ist, wird Gesundheitspolitik ei- nes der zentralen Themen der diesjährigen Wahlaus- einandersetzung werden.

Entsprechend aufmerksam werden Medien und Poli- P O L I T I K

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A244 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 5½½½½1. Februar 2002

105. Deutscher Ärztetag vom 28. bis 31. Mai 2002 in Rostock

Öffentliche Einladung an die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland

Blick auf die Promenade mit Leuchtturm, „Teepott“ und Hafeneinfahrt

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tik verfolgen, welche Haltung wir Ärztin- nen und Ärzte ein- nehmen.

Neben der Ge- sundheits- und Sozi- alpolitik wird auf dem 105. Deutschen Ärztetag auch der Individualisierung und Standardisie- rung in der Medizin ein eigener Tages- ordnungspunkt ge- widmet. Die Zunah- me und die Verbind- lichkeit von Behand- lungsleitlinien stellt Ärzte und Patienten vor eine neue Situa- tion. Das gilt insbe-

sondere für die jetzt beschlossenen Programme für chronisch Kranke (Dis- ease-Management-Programme). Der Spielraum für eine individuelle Thera- pie des Patienten wird durch solche Standards enger. Gefahren bestehen vor allem dann, wenn aus Leitlinien Checklisten werden. Damit würde die Freiheit des Arztes untergraben, im Gespräch mit dem Patienten nach der individuell richtigen und Erfolg ver- sprechenden Therapie zu suchen.

Nach wie vor suchen Patienten häu- fig zuerst einen Hausarzt auf, bevor sie sich in spezialärztliche Behandlung be- geben. Diese Lotsenfunktion des Haus- arztes soll gestärkt und die hausärztli- che Versorgung insgesamt ausgebaut werden. Das Verhältnis von Hausärzten zu Fachärzten soll nach dem Willen der Politik schon in naher Zukunft 60 zu 40 betragen. Diese Relation gab es zuletzt 1991. Dringender Handlungsbedarf be- steht vor allem in den neuen Bundes- ländern wie Mecklenburg-Vorpommern, wo in den nächsten zehn Jahren sehr viele ältere Hausärzte in den Ruhe- stand gehen werden und kaum durch jüngere Ärzte ersetzt werden können.

Vor diesem Hintergrund ist es beson- ders wichtig, dass die Zukunft der hausärztlichen Versorgung ein eigen- ständiges Thema auf dem Ärztetag sein wird.

Auch das Thema „Ärztinnen: Zu- kunftsperspektiven für die Medizin“

verspricht eine interessante Diskussion.

Der Anteil der Ärztinnen an der Ge- samtzahl der Ärzte ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und hat jetzt etwa 40 Prozent der Gesamt- zahl erreicht. Trotzdem sind noch im- mer zu wenige Ärztinnen entsprechend ihrer Kompetenz in verantwortlicher Position zu finden. Das muss sich än- dern, und ich bin sicher, dass der Ärzte-

tag ein entsprechen- des Signal aussen- den wird.

Nachdem zuletzt der 103. Deutsche Ärztetag die Bestim- mungen zur berufli- chen Kommunikati- on weiterentwickelt hatte, steht nun er- neut eine Änderung einzelner Vorschrif- ten zur Debatte.

Durch die Recht- sprechung werden den Heilberufen in- zwischen weit ge- hende Informations- möglichkeiten ein- geräumt, die eine Präzisierung des Be- rufsrechts notwendig machen. Was gehört noch zur erlaubten Information, was ist berufswidrige Werbung – mit dieser Frage wird sich auch der 105.

Deutsche Ärztetag auseinander setzen müssen.

Wie in jedem Jahr werden sich die Delegierten des Ärztetages mit Haus- haltsfragen befassen müssen, um auch in Zukunft sicherzustellen, dass neue Aufgaben und Herausforderungen er- folgreich bewältigt werden können.

Der letzte Tag des Ärztetages steht dann ganz im Zeichen der Diskussion über Themen, die derzeit die öffentli- che Diskussion bestimmen.

Ich hoffe, dass neben den Delegier- ten und den Vertretern ärztlicher Orga- nisationen und Verbände möglichst viele Ärztinnen und Ärzte aus allen Regionen Deutschlands am 105. Deut- schen Ärztetag in Rostock teilnehmen werden, und verbleibe mit besten Wün- schen und einem herzlichen Gruß

Ihr

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe Präsident der Bundesärztekammer

und des Deutschen Ärztetages P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 5½½½½1. Februar 2002 AA245

Eröffnungsveranstaltung

Dienstag, 28. Mai 2002

10.00 Uhr Kvaerner Warnow Werft, Werftallee 10, 18119 Rostock-Warne- münde

Programmablauf

1. Begrüßung durch den Präsidenten der Ärztekammer Mecklenburg- Vorpommern

2. Grußansprachen 3. Totenehrung

4. Verleihung der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft

5. Referat des Präsidenten der Bundes- ärztekammer und des Deutschen Ärztetages

6. Nationalhymne

(Musikalische Umrahmung)

Empfang

im Anschluss, circa 13.00 Uhr, für die Teilnehmer, Delegierten und Gäste des 105. Deutschen Ärztetages in der Kvaerner Warnow Werft, Werftallee 10, 18119 Rostock-Warnemünde

Blick über den Stadthafen auf die nördliche Altstadt mit den Giebelhäusern der Wokren-

terstraße und der Marienkirche Fotos: Irma Schmidt

Referenzen

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Deutschen Ärzte- tages auch mit Haushaltsfragen befas- sen müssen, um auch in Zukunft sicher- zustellen, dass neue Aufgaben und Her- ausforderungen – insbesondere im Hin- blick

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