ches gilt auch für Reaktionsunter- schiede bei den iatrogenen Silikosen.
Maßnahmen
und weitere Probleme
Als erste präventive Maßnahme hatten wir den Kollegen im Jahre 1980 geraten, vor einer Intervention die auf die Hände gezogenen Hand- schuhe so lange mit sterilem Serum zu berieseln, bis dieses wasserklar abfließt. Außerdem werden jetzt in den Hospitälern, mit denen wir zu- sammenarbeiten, nur noch Einweg- Operationshandschuhe ohne Tal- kumpuder benutzt. Dies wird an Stichproben von uns kontrolliert.
Damit haben wir gute Erfolge er- zielt.
Leider jedoch kommen immer noch schwerste peritoneale Silikosen vor, wofür wir anfangs keine Erklä- rung hatten. Diese kam erst, als wir auch die sterilen Drainageschläuche untersuchten. Zu unserer Überra- schung waren diese stark mit Talkum verschmutzt, obwohl sie von dersel- ben Firma stammten, welche Opera- tionshandschuhe ohne Talkumpuder liefert.
Einer unserer letzten Fälle war gerade eine Frau, welche wegen Darmperforation durch eine ver- schluckte Gräte eine Peritonealeite- rung bekam, die drainiert wurde.
Zwölf Monate später bekam die Pa- tientin Passagestörungen im Dick- darm und mußte wiederum operiert werden. Dabei fand sich eine ausge- dehnte fibrotische Verhärtung des Mesocolon transversum, welche durch die Darmwand bis zur Schleimhaut vorgedrungen war, die nervösen Plexen ummauert und da- mit die Darmtätigkeit stillgelegt hat- te. Es wurde das gesamte Colon transversum reseziert. Unter dem Mikroskop fanden wir ausgedehnte Fibrosen und Granulome mit großen Mengen von Siliziumkristallen (Ab- bildung 3).
Schlußfolgerungen
Der Befund von Talkum-Siliko- sen im Analbereich und am Mutter- mund durch den Gebrauch von Un-
tersuchungshandschuhen mit Tal- kumpuder sollte wegen der genann- ten Komplikationen dazu führen, das Talkum endgültig aus dem me- dizinischen Bereich zu verbannen.
Auch sollten nicht mehr Salben mit Talkum auf erosive oder ulzerative Hautläsionen aufgetragen werden, ganz besonders nicht im Anogenital- bereich von Säuglingen und Klein- kindern. Die Kontrolle der Schutz- handschuhe für den medizinischen Bereich sollten die Pathologischen Institute übernehmen und auch alle verdächtigen entzündlichen Reaktio- nen zusätzlich unter polarisiertem Lichte untersuchen, um schweren iatrogenen Schäden, welche zum Teil irreparabel sind, vorzubeugen.
Literatur
1. Allison, A.: Lysosomes and Disease. Scienti- fic American 217 (1967) 62-72
2. Baur, X.; Jäger, D.: Latexinduzierte Asth- maanfälle und Schockreaktionen im OP-Be- reich, Dt. Ärztebl. 87(6) (1990) C-257-259 3. Heck Medicinal: Kommerzielles Inserat: La-
tex-Untersuchungshandschuhe zum Spartarif von angenehmer Qualität . mit ansprechender Talkumpuderung, Dt. Ärztebl. 86 (1989) Heft 16
4. Heese, A. et al.: Allergien und Intoleranzre- aktionen gegen Latexhandschuhe im medizi- nischen Bereich, Dt. Ärztebl. 86 (1989) Heft 46
5. Hykes, Pr.; Elis, J.: The effects of the rate of the acetylation an the formation and further development of the silicosis, Act Univ. Carol Med. (Prag) 29 (1983) 77-88
6. Rössle, R.: Schädigung der Gewebe durch Talk, Dt. Med. Wschr. 76 (1951) 394 7. Schulze Röbecke, R.; Brühl, F.: Schutzhand-
schuhe. Normen dringend gefordert, Dt. Ärz- tebl. 86 (1989) Heft 27
8. Schulze Röbecke (1989): Persönliche Mittei- lung an den Autor
9. Schürmann, R.; Klaassen, R.: Los granulo- mas postoperatorios por talco; un dafio yatro- Onico evitable. Rev. Med. Chil. 109 (1980) 616-620
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Richard Schürmann Profesor Em&ito en Patologia Dr. Rodrigo Klaassen
Profesor Asistente en Patologia Departamento
de Anatomfa y Patologia Facultad de Medicina Universidad de Concepciön Casilla 2393
Concepciön, Chile
FOR SIE REFERIERT
Bei Alkoholikern:
Hepatitis-B-Impfung empfohlen
Die Autoren aus Alaska über- prüften im Rahmen einer Case-con- trol-Studie bei Alkoholikern die Prävalenz von Serummarkern gegen das Hepatitis-B-Virus im Vergleich zu nichtalkoholischen Kontrollperso- nen.
129 Ureinwohner von Alaska nahmen an der Studie teil. Die Durchseuchung mit Hepatitis-B-Vi- rus war bei den Alkoholikern mit 34,4 Prozent deutlich höher als bei der Kontrollgruppe, die sich im wesentlichen aus Angestellten ei- nes Krankenhauses zusammensetzte (11,7 Prozent). 95 seronegative Per- sonen wurden einmal mit Hepatitis- B-Vakzine geimpft, die Ansprech- rate auf die Vakzination war bei Al- koholikern und Gesunden identisch.
Nur vier Alkoholiker und zwei Kon- trollpersonen entwickelten keine Anti-HBs-Antikörper. Im weiteren Verlauf ergaben sich zwischen bei- den Gruppen keine Unterschiede.
Da bei einer alkoholisch vorges- chädigten Leber eine Hepatitis-B-In- fektion einen ungünstigen Verlauf nehmen kann, empfehlen die Autor- en bei allen seronegativen Alkoholi- kern, die jünger als 45 Jahre sind, ei- ne Hepatitis-B-Vakzination vorzu- nehmen.
McMahon, B. J., K. Wainwright, L. Bulkow et al.: Response to Hepatitis B Vaccine in Alaska Natives with Chronic Alcoholism Compared with Non-Alcoholic Control Subjects. Am J Med 88: 460-464, 1990.
Hepatitis B Program, Alaska Native Health Service, Indian Health Service, 2950 Squalicum Parkway, Bellingham, Washington 98225
A-2060 (44) Dt. Ärztebl. 88, Heft 23, 6. Juni 1991