Die Zahl der Diabetiker, die mit einer Insulinpumpe ver- sorgt werden, steigt welt- weit. Ein wesentlicher Grund hierfür ist eine Optimierung bei der Pumpentherapie und vor allem Fortschritte der Sy- steme. „Derzeit werden in Deutschland rund 35 000 Dia- betiker mit einer Insulinpum- pe behandelt. „Zunehmend werden inzwischen auch Ju- gendliche und Kinder mit ei- ner Insulinpumpe behan- delt“, sagte Dr. Oliver Schnell (München) in München. Das setze aber voraus, dass die Handhabung der Systeme einfach ist.
Individuelle Programmierung Als „intelligentes“ System er- achtet Schnell die Insulin- pumpen Paradigm® 512 und 712, die mit dem so genannten BolusExpert (Bolus WizardTM Calculator) ausgestattet sind.
Beide Pumpensysteme ermög- lichten eine optimale Blut- zuckereinstellung, weil über den BolusExpert die Blut- zuckerzielwerte sowie Kor- rektur- und Broteinheiten- Faktoren für jeden einzelnen Patienten individuell pro- grammiert werden.
Nach jeder Blutzuckermes- sung gebe der Patient seinen ermittelten Blutzuckerwert sowie die Broteinheiten, die er voraussichtlich aufneh- men werde, in das System ein. Dieses errechne die not- wendige Insulineinheit, und das unter Berücksichtigung der eingegebenen aktuellen Daten, der programmierten individuellen Faktoren des Patienten und auch unter Berücksichtigung der noch aktiv wirksamen Insulin- menge, erklärte der Diabeto- loge.
Auf dem Boden dieser Da- ten erstelle der BolusExpert eine Empfehlung für die nächste Bolusdosis. Diese
könne vom Patienten dann akzeptiert, aber durchaus auch geändert werden.
Da sich der Insulinbedarf und somit auch die Berech- nungsmodalitäten im Laufe der Zeit ändern, müssten die persönlichen Einstellungen in regelmäßigen Abständen überprüft werden, berichtet die Münchner Diabetes-Be- raterin Hedwig Rauch. Sie hob hervor, dass Patienten, die den Schritt zur Insulin- pumpentherapie tun, in der Regel schon nach kurzer Zeit diese Behandlungsform trotz möglicherweise anfänglicher Skepsis akzeptieren. „Die Pa- tienten genießen die Flexibi- lität ihrer Lebensführung, die sie durch die Pumpenbehand- lung zurückerhalten“, sagte Rauch.
Die Insulinpumpe sei, be- tonten Rauch und Schnell, als Therapieoption auch für Ju- gendliche und für ältere Dia-
betiker geeignet. Instrumente wie der BolusExpert und auch das CGMS (Continuous Glucose Monitoring System), welches die Aufzeichnung des Blutzuckers über drei Tage ermöglicht, seien erhebliche Fortschritte. Christine Vetter
Pressekonferenz „Individuelle Thera- pielösungen für Menschen mit Diabetes – Insulinpumpentherapie und kontinuier- liche Glucoseaufzeichnung“ anlässlich der 40. Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft zum Studium des Diabetes in München, Veranstalter: Medtronic V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4322. Oktober 2004 AA2905
Diabetes mellitus
Neue Insulinpumpe
„denkt mit“
Etwa 75 000 Menschen er- kranken in Deutschland jähr- lich an Varizellen. Rund 90 Prozent der Erkrankten sind jünger als zwölf Jahre. Oft geht eine Varizelleninfektion mit Komplikationen einher.
Bei Kindern zählt die bakteri- elle Superinfektion zur häufig- sten Komplikation. Die Ständi- ge Impfkommission (STIKO) empfiehlt, ab Sommer alle Kinder gegen Varizellen zu impfen. Hierzu wird ein wei- terer Impfstoff in Deutsch- land eingeführt. Der Lebend- impfstoff Varivax® ist seit der ersten Zulassung 1995 in den USA bereits mehr als 47
Millionen Mal appliziert wor- den. Auch die Studienlage spricht für den Impfstoff: 38 klinische Studien wurden mit mehr als 15 600 gesunden Kindern, 1 648 Jugendlichen und Erwachsenen durchge- führt, um die Immunogenität, die Wirksamkeit und Sicher- heit des Impfstoffs zu unter- suchen.
Vakzine in den USA erfolgreich Hierbei zeigte sich unter an- derem, dass der Lebend- impfstoff vom Stamm Okal/
Merck hoch immunogen ist.
Wie Dr. Dirk Knieps (Aven-
tis/Pasteur) sagte, lassen sich mit dem Impfstoff Serokon- versionsraten von 97 Prozent und mehr erzielen. Kinder und Erwachsene werden da- bei im Abstand von vier bis acht Wochen zweimal ge- impft. Die Verträglichkeit der Impfung ist gut: Im Rah- men klinischer Studien wur- den windpockenähnliche Aus- schläge, leicht erhöhte Kör- pertemperaturen oder Reak- tionen wie Rötungen an der Injektionsstelle am häufig- sten registriert.
Allerdings verlaufen diese Begleiterscheinungen fast immer mild und klingen rasch wieder ab. In Deutsch- land sollen künftig alle zwölf bis 15 Monate alten Kin- der gleichzeitig mit der er- sten Masern-Mumps-Röteln- Impfung gegen Varizellen ge- impft werden, wie Prof. Chri- stel Hülße (Rostock) erläu- terte. Darüber hinaus sollen alle ungeimpften Neun- bis 17-Jährigen ohne Varizel- lenanamnese den Schutz be- kommen.
In den USA ist die Varizel- len-Impfung bereits seit 1996 als Routine bei Kleinkindern eingeführt. Mit Erfolg, denn die Inzidenz von Varizellen sei seither bei Kleinkindern um 83 bis 90 Prozent und in allen Altersgruppen um 71 bis 84 Prozent zurückgegangen, be- tonte Hülße. Alexander Wehr
Pressegespräch zur Einführung des Windpocken-Impfstoffs Varivax®in Ham- burg,Veranstalter: Aventis Pasteur MSD