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Archiv "Komitee Ärzte für die Dritte Welt: „Dahinter stand wilde Entschlossenheit“" (26.09.2003)

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rztinnen und Ärzte können auch dann sinnvoll Hilfe leisten, wenn sie sich nicht langfristig an ein Hilfsprojekt binden können. Erlebnisse in Somalia hatten den Jesuitenpater Bernhard Ehlen in dieser Überzeugung so bestärkt, dass er am 10. Septem- ber 1983 zusammen mit zehn Ärz- tinnen und Ärzten die Hilfsorgani- sation „Ärzte für die Dritte Welt“

ins Leben rief. „Dahinter stand wil- de Entschlossenheit“, betonte Dr.

med. Lothar Watrinet, ehemaliges Vorstandsmitglied des Komitees, anlässlich der Feier zum 20-jähri- gen Bestehen in Troisdorf. Im Vor- dergrund sollte die ärztliche Ver- sorgung stehen, zu der die Ärmsten der Armen in der Regel keinen Zugang haben. Die Idee: Eingebet- tet in örtliche Basisstrukturen, be- handeln die „German doctors“ in sechswöchigen Kurzzeiteinsätzen mittel- lose Patienten. „Für seine 6-Wochen- Idee ist Bernhard Ehlen damals viel kri- tisiert worden“, sagte Watrinet. Doch für Kontinuität und eine möglichst rei- bungslose Eingliederung in die Projekte sorgten die festen einheimischen Mitar- beiter und Mitarbeiterinnen.

Seit seiner Gründung wa- ren rund 1 700 Mediziner in den Elendsvierteln der Ent- wicklungsländer für das Ko- mitee im Einsatz – ein Drit- tel der Helferinnen und Hel- fer waren Ruheständler, die übrigen opferten in der Re- gel ihren Jahresurlaub für die sechswöchigen Hilfs-

einsätze. Sie alle arbeiten unentgeltlich und beteiligen sich mindestens zur Hälf- te an den Flugkosten. Auch vor Ort in den derzeit acht Hauptprojekten in Kal- kutta, Manila und Mindanao/Philippi- nen, Dhaka und Chittagong/Bangladesh sowie in Nairobi und Caracas wohnen

die Mitarbeiter dort, wo sie arbeiten.

„Man geht nicht ins Grand Hotel“, be- schreibt Dr. med. Ralf Jackmuth aus Le- verkusen seinen Einsatz für das Komitee in Kalkutta. In den dortigen Slum-Bezir- ken arbeiten inzwischen durchgängig

sechs Ärzte, die zwei Ambulanzen und eine so genannte mobile clinic betreiben.

„Wir haben mitten im Slum gelebt. Der Lärm war unbeschreiblich.“ Mit zwei Duschen, sofern es Wasser gab, und einer Köchin, die auf dem Fußboden kochte, hätten die Ärzte für dortige Verhältnisse jedoch im- mer noch relativ komfortabel gewohnt. Jackmuth ist nieder- gelassener Allgemeinarzt. Wäh- rend seiner bislang drei Einsät- ze für das Komitee „Ärzte für die Dritte Welt“ hat sein Pra- xispartner ihn vertreten. Ein zu- sätzlicher Urlaub kam nicht in Betracht.

Auf die Frage nach seiner Motivation für die Hilfseinsätze sagt er: „Der Ge- winn ist in jedem Fall größer als der Ein- satz.“ Die Freude der Menschen, denen man habe helfen können, die Erfahrun- gen mit einer anderen Kultur, die Arbeit

im Team seien eine persönliche Berei- cherung. „Auch die Alltagsprobleme hier in Deutschland relativieren sich“, fügt er hinzu.

„Man kann süchtig werden nach hu- manitärer Arbeit. Sie bereitet auch eine rein egoistische Freu- de“, betonte Christel Neudeck, ehemali- ges Vorstandsmit- glied von Cap Ana- mur, in ihrer Lauda- tio beim Festakt in Troisdorf. Die Zah- len sprechen für sich:

Fast jede Dritte der Ärztinnen und Ärz- te, die für das Komi- tee im Einsatz wa- ren, ist ein „Wieder- holungstäter“.

„Aber“, so Watri- net, „rein medizinische Hilfe reicht nicht aus. Die Armut muss bekämpft wer- den.“ Von daher finanziert und unter- stützt die Hilfsorganisation auch aus- schließlich entwicklungspolitisch orien- tierte Partnerprojekte, um so die huma- nitäre Hilfe der Ärzte in nachhaltige Verbesserungen des Umfelds einzubet- ten. Dazu gehört der Bau und Unterhalt von Schulen ebenso wie das Bohren von Brunnen oder der Bau von sanitären

Anlagen. Heike Korzilius

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3926. September 2003 AA2485

Komitee Ärzte für die Dritte Welt

„Dahinter stand wilde Entschlossenheit“

Seit 20 Jahren leisten Ärzte – viele während ihres Jahresurlaubs – medizinische Hilfe in den Slums der Entwicklungsländer. Die Idee dieser Kurzzeiteinsätze hat sich offenbar bewährt.

Einsatz in Kalkutta: Die Hamburger Kin- derärztin Dr. med. Marie Coen begleitet das Projekt seit seinen Anfängen 1984.

„Ärzte für die Dritte Welt“

Das Komitee „Ärzte für die Dritte Welt“ ist für seine Arbeit auf Spenden angewiesen: EKK-Bank Frankfurt, BLZ 500 605 00, Konto: 4 88 88 80.

Der Verein ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Kontakt: Elshei- mer Straße 9, 60322 Frankfurt/M., Te- lefon: 0 69/70 79 97-0, Fax: 70 79 97-20, E-Mail: Aerzte3Welt@aerzte3welt.de, Internet: www.aerzte3welt.de

„Der Gewinn ist in jedem Fall größer als

der Einsatz.“

Dr. med. Ralf Jackmuth, niedergelassener Allge- meinarzt, Leverkusen

Foto:Uli Reinhardt

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