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Archiv "Freie Ärzte für die Welt" (04.06.1982)

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DEUTSCHES

• ZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Freie Ärzte für die Welt

Der Weltärztebund befindet sich in einer neuen Situation:

Er steht vor der Aufgabe, die naturwissenschaftliche Medi- zin und eine am Wohl des Patienten orientierte ärztliche Ethik gegen vielerlei politische Pressionen in aller Welt zu verteidigen oder diesen Grundlagen des ärztlichen Be- rufes überhaupt Geltung zu verschaffen

Der Weltärztebund sieht sich selbst als eine Organisation an, die jenseits aller Politik steht. Seine Mitglieder sind Ärzteorganisatio- nen, die — so sagt es die Verfassung des Weltärztebundes — frei und unabhängig sein sollen von Einflüssen oder gar Pressionen der Regierungen ihrer Länder. Zwar gibt es zwei Mitgliedsver- bände, die ihrerseits wieder aus Kammern unter Staatsaufsicht zusammengesetzt sind — aber niemand bezweifelt den freien Charakter der Bundesärztekammer und der italienischen Kam- merföderation. Die Praxis in der Welt ist aber mit dem Ideal keineswegs immer deckungsgleich. Die letzte Vorstandssitzung des Weltärztebundes Mitte Mai in Madrid war geradezu zerfres- sen von Politik.

Es begann damit, daß ein neuer Ort für die Generalversammlung 1983 gesucht werden mußte: Indiens Ministerpräsidentin hatte der indischen Ärztevereinigung — staatsunabhängig! — mitgeteilt, sie erlaube es gerne, diese Generalversammlung nach Neu-Delhi zu holen unter der Voraussetzung, daß die südafrikanische Ärzte- organisation — staatsunabhängig! — nicht eingeladen werde. So geht der Weltärztebund nun 1983 nach Venedig.

Die Sitzung in Madrid endete mit dem Auftrag an den Generalse- kretär, dem argentinischen Mitgliedsverband höflich, aber bestimmt seinen Antrag abzulehnen, die argentinische Version des Falklandkonfliktes zu publizieren. Auch der argentinische Ärzteverband ist theoretisch staatsunabhängig.. .

Und dazwischen lag die Diskussion darüber, daß die Weltgesund- heitsorganisation — ein Verein von Regierungen —die Zusammen- arbeit mit dem Weltärztebund abgebrochen hat unter dem Vor- wand der Wiederaufnahme der Südafrikaner. Da rund 70 andere Organisationen mit südafrikanischen Mitgliedern nach wie vor bei der WHO akkreditiert sind, muß man andere Motive vermuten.

Sie sind wahrscheinlich darin zu suchen, daß der Weltärztebund der WHO-Konzeption einer Primär-Grundversorgung durch Medi- zinmänner, Wunderheiler und Barfußärzte eine gehörige Portion Skepsis entgegenbringt. Die WHO spricht von „traditionellen Heilweisen" — als ob die naturwissenschaftliche Medizin keine Tradition hätte.

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 22 vom 4. Juni 1982 13

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Die Information:

Bericht und Meinung Weltärztebund

Nach dem Wiedereintritt der süd- afrikanischen Ärzte in den Welt- ärztebund haben fast alle Mit- gliedsorganisationen aus Afrika si- gnalisiert, daß sie unter Protest den Verband verlassen wollen. So scheint sich die Voraussage eini- ger Delegierter bei der letzten Ge- neralversammlung in Lissabon (schwarzer sowie auch der Eng- länder) zu bewahrheiten, der Welt- ärztebund entwickle sich zu einem weißen, zu einem Verband der Ärz- te aus den industrialisierten Län- dern. Die sogenannte dritte Welt bleibt allerdings noch vorhanden:

Von Ozeanien bis Südamerika gibt es einige Mitgliedsverbände, nur Afrika fällt bis auf Südafrika und die Transkei aus. Die Frage ent- steht: Ist das so schlimm? Oder eröffnet das auf die Dauer nicht den Weg zur Gesundung der Me- dizin in dieser ganzen Welt?

Eine Schrumpfung, die durch den Austritt politisch beeinflußter Ärz- teorganisationen entsteht, läßt zu- nächst einmal einen Kern von Ärz- teschaften beieinander, der erfolg- reich jeder politischen Pression widerstehen konnte. Dies kann ei- ne Vorbildfunktion sein, die im Laufe der Zeit ausstrahlt und den Ärzten anderer Länder helfen kann, sich ihrerseits aus politi- schen Verstrickungen zu lösen.

Man darf das nicht überschätzen, denn: Jeder Arzt, auch wenn er Delegierter beim Weltärztebund ist, ist auch Bürger seines Landes, oft auch „Patriot", und man darf nicht erwarten, daß jemand sich seiner Vaterlands-Verbundenheit völlig entäußert. Wir in Deutsch- land setzen dabei nach unseren Erfahrungen in Weltkriegen und Diktatur die Akzente sicherlich an- ders als beispielsweise die Argen- tinier, denen solche Erfahrung noch fehlt. Der ärztliche Auftrag aber ist primär unpolitisch, und der Weltärztebund hat ihn, oft nach heftigen inneren Kämpfen, immer wieder in seinen ethischen Richtlinien genau so formuliert.

Und dies mag, wenn der Weltärz- tebund auf diese oder jene Stim- me verzichtet, noch deutlicher

werden. Schon heute haben die Ärzteorganisationen der USA, Ja- pans und der Bundesrepublik Deutschland die absolute Stim- menmehrheit. Der Weltärztebund ist keine UNO, wo ein Land, ob groß oder winzig, immer eine Stimme hat; vielmehr entfällt eine Stimme auf je (angefangene) 5000 nationale Mitglieder, die beim Ge- neralsekretariat gemeldet sind, und für die je zwei Schweizerfran- ken pro Jahr Beitrag bezahlt wer- den. Die Amerikaner bezahlen für alle ihre 170 000 Mitglieder; die Deutschen und Japaner melden

In Madrid bat das Vorstandsmit- glied aus Indien, Dr. M. G. Garg, darum, der Weltärztebund möge sich mit der Frage der Werbung befassen, die in vielen ärztlichen Berufsordnungen, so auch in der der Indian Medical Association, sehr restriktiv geregelt ist. Aller- dings empfinden die indischen Ärzte dieses Problem als beson- ders drückend: Sie haben eine strikte „Schilderordnung" — aber die Praktiker der Hindu- oder der Ayurveda-Medizin, die in Indien in Stadt und Land mit viel Zulauf tä- tig sind, haben keine Berufsord- nung und infolgedessen riesige Reklameschilder. Wir haben in Deutschland Heilpraktiker ...

nur die niedergelassenen Mitglie- der — sonst könnten sie jeder auch so stark sein wie die amerikani- sche Delegation.

Von dem britischen Vorstandsmit- glied wurde dieses System wieder einmal in Frage gestellt: Wer Geld hat, sagte er, der hat Einfluß. Nun, aus Großbritannien sind nur 9000 Mitglieder gemeldet; sicherlich gibt es mehr Ärzte im Vereinigten Königreich — man begibt sich frei- willig oder aus finanziellen Grün- den seiner Einflußmöglichkeiten.

Immerhin: Der britische Vorstoß gab zu neuen Überlegungen Anlaß

— sicherlich sind zwei Schweizer- franken für die indischen Ärzte von ungleich anderem Wert als für

ihre amerikanischen, japanischen oder deutschen Kollegen, und man wird vielleicht zu einer diffe- renzierteren Gewichtung des Bei- trages kommen müssen.

Zurück zur Aktualität: ein Weltärz- tebund der Industrieländer? Viele der Themen, die der Bund behan- delt, betreffen gerade die „dritte Welt", wo jedoch die Regierungen nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Es erscheint daher nur lo- gisch, daß als Gegengewicht zur romantischen Idee der WHO, „Ge- sundheit für alle im Jahr 2000" zu schaffen, sich diejenigen Gruppie- rungen in der Welt zusammentun, die dies für eine Illusion halten und sich dafür einsetzen, Gesund- heit in den den Menschen gesetz- ten Grenzen dadurch zu schaffen, daß die Mittel, Methoden und ethi- schen Prinzipien wissenschaftli- cher Medizin angewandt werden, soweit es unsere Kenntnisse und die Umstände erlauben — den Re- gierungen bleibt die überaus wichtige Aufgabe, diese Umstände unermüdlich zu verbessern. Alles andere wäre Courths-Mahler-Stil (pardon — es ist purer Zufall, daß der Generalsekretär der WHO Mahler heißt... ).

Der Weltärztebund also als Sach- walter naturwissenschaftlicher Medizin und einer am Patienten orientierten ärztlichen Ethik in ei- ner noch von Nationalismen und von politischen Kämpfen zerrisse- nen Staatenwelt — das ist eine Auf- gabe, die anzupacken es lohnt.

Ein Weltärztebund, der sich dieser Aufgabe stellt, kann auch fähig sein, gelegentliche Rückfälle in vergangenen Nationalismus zu verkraften. Er kann den Ärzten in aller Welt das nahebringen, was ein Vorstandsmitglied in Madrid wiederholt so formulierte: Ich bin gegen meine gegenwärtige Regie- rung, aber ich liebe mein Vater- land — und an erster Stelle stehen meine Patienten, ob schwarz, weiß, katholisch, mexikanisch oder irisch. Diese Freiheit müssen viele Ärzte in dieser Welt sich noch erkämpfen. Und dazu brauchen sie Hilfe. Walter Burkart 14 Heft 22 vom 4. Juni 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

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