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Archiv "Die Bedeutung der Allgemeinmedizin - Entschließungen" (04.06.1981)

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Die Information:

Bericht und Meinung

84. DEUTSCHER ÄRZTETAG

Die Bedeutung der Allgemeinmedizin Entschließungen

Förderung

der allgemeinärztlichen Versorgung

0

.,Die patientennahe ärztliche Betreuung in Arbeitsteilung und Ko- operation zwischen verschiedenen Arztgruppen hat als besonderes Charakteristikum dieses Systems der Krankenversorgung einen ho- hen Wert. Dieses qualifizierte, die gesamte ambulante Versorgung umfassende System der Kranken- behandlung und gesundheitlichen Betreuung setzt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den in freier Praxis niedergelassenen Allg~[T1ein­

ärzten und spezialisierten Arzten voraus. Während Anfang der sech- ziger Jahre noch etwa .. zwei Drittel der n(~dergelassenen Arzte Prakti- sche Arzte und nur ein Drittel Spe- zialisten waren, stehen heute im Bundesdurchschnitt etwa 45 Pro-

?.ent Allgemeinärzten/Praktischen Arzten 55 Prozent niedergelassene Gebietsärzte anderer Fachrichtun- gen gegenüber. Spezialisierte Ärzte vermögen zwar Teilbereiche einer hausärztlichen Versorgung zu über- nehmen, sie können jedoch den All- gemeinarzt in seiner Funktion als Hausarzt nicht ersetzen. ln erster Linie ist es der Allgemeinarzt, der auf die Funktion des Hausarztes vorbereitet ist, wie dies auch in der Definition der Allgemeinmedizin in der Weiterbildungsordnung zum Ausdruck kommt. Eine gute ärztli- che Versorgung benötigt daher fachlich qualifizierte Allgemeinärzte.

Der AllgemeyJnarzt muß gleichwertig neben den Arzten aller anderen Ge- biete stehen.

Unbeschadet der Notwendigkeit, die Bemühungen um eine Verbesse- rung der ärztlichen Ausbildung durch Novellierung der Approba- tionsordnung zu erreichen und un- beschadet der Notwendigkeit, die

Diskussion um gesetzgeberische Maßnahmen fortzusetzen, die jetzt und in Zukunft geeignet erscheinen, jedem jungen Arzt vor der Nieder- lassung in eigener Praxis ausrei- chend Gelegenheit zu geben, sich weiterzubilden, hält es der 84.

Deutsche Ärztetag fur erforderlich, unverzüglich auf der Grundlage des derzeitigen Ausbildungs- und Wei- terbildungsrechtes Maßnahmen zu ergreifen, die notwendige Ausge- wogenheit in der Relation der frei- praktizierenden Ärzte untereinander wiederherzustellen. Ausgehend von den verschiedenen Ursachen für die ungünstige zahlenmäßige Entwick- lung der in der Allgemeinmedizin tätigeo Arzte schlägt der 84. Deut- sche Arztetag folgende Maßnahmen vor:

..,. Die lnstitutionalisierung der All- gemeinmedizin an den Hochschulen in gleicher Weise wie die klinischen Fächer ist Voraussetzung für die Anerkennung des Faches Allge- meinmedizin und seine Integration in Lehre und Forschung. Dabei soll- te der unmittelbare Praxisbezug des die Allgemeinmedizin Lehrenden gewährleistet sein.

..,. Durch eine gezielte Information der Medizinstudenten während des Studiums über den Wert einer allge- meinmedizinischen Tätigkeit sowie die bestehenden verschiedenen For- men der Praxisführung ist der ärztli- che Nachwuchs zu einer Tätigkeit zum Allgemeinarzt stärker zu moti- vieren; dabei können die Befürch- tungen angehender ~.rzte vor zeitli- cher und fachlicher Uberbeanspru- chung durch den Tätigkeitsbereich des Allgemeinarztes abgebaut wer- den. Dieser Aufgabe sollten sich die Kammern wie die ärztlichen Verbän- de annehmen.

..,. Im Rahmen der Famulaturzeit sollte mindestens ein Monat in einer

1130 Heft 23 vom 4. Juni 1981 DEUfSCHES ARZTEBLATT

Allgemeinpraxis absolviert werden;

gerade in der Begegnung des Stu- denten mit dem Allgemeinarzt in seiner Praxis kann der angehende Arzt für diesen Tätigkeitsbereich motiviert und gewonnen werden.

..,. Die von der Hochschule bereits eingerichteten Unterrichtsveranstal- tungen zur Einführung in Fragen der allgemeinärztlichen Praxis - syste- l]latische Vorlesungen, praktische Ubungen - sollten Organisations- . formen finden, die eine praxisnahe Ausbildung im Kontakt mit ärztli- chen Praxen sichern. Diese laufen- den studienbegleitenden Kontakte der Studenten mit Allgemeinpraxen bieten eine gute Möglichkeit zur Motivation für die Tätigkeit als All- gemeinarzt. Die notwendigen finan- ziellen Mittel für die Durchführung des praxisbezogenen Unterrichtes in der Allgemeinmedizin müssen im Universitätsetat ausgewiesen sein.

..,. An der in der Weiterbildungs- ordnung verankerten Definition des Gebietes .,Allgemeinmedizin", an der Weiterbildungszeit sowie an der grundsätzlichen Aufteilung der Wei- terbildung in eine Krankenhaustä- tigkeit und eine Tätigkeit in freier Praxis wird festgehalten.

..,. Der Weiterbildungsgang ist je- doch durch vermehrte Anrech- nungsmöglichkeiten flexibler zu ge- stalten; dabei muß eine Weiterbil- dung in den für die Allgemeinmedi- zin besonders bedeutsamen Gebie- ten gewährleistet sein.

..,. Die in der Allgemeinpraxis abzu- leistende Mindestweiterbildungszeit ist auf sechs Monate zu verlängern.

..,. Die Weiterbildungsabschnitte im Krankenhaus sind unverzichtbar.

Besonders geeignet für die klinische Weiterbildung in der Allgemeinme- dizin sind Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung.

..,. Es soll geprüft werden, welche Maßnahmen geeignet erscheinen, die Weiterbildung zum Arzt für All- gemeinmedizin an Krankenhäusern

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zu erleichtern und zu fördern; für eine baldige Realisierung solcher Maßnahmen ist dann zu sorgen.

..,. Durch intensive Information ist dafür Sorge zu tragen, daß ausrei- chende Weiterbildungsmöglichkei- ten bei niedergelassenen Allgemein- ärzten und Arzten anderer Gebiete geschaffen werden. Die Aufnahme von Assistenten in Weit~rbildungs­

praxen niedergelassener Arzte sollte auch weiterhin finanziell gefördert werden.

..,. Eine bessere Bewertung der ärztlichen Grundleistungen ist anzu- streben. Eine individuelle Wirt- schaftlichkeitsprüfung der Kassen- abrechnungen von Allgemeinärzten auf der Basis sachgerechter Ver- gleichsmaßstäbe ist zu gewährlei- sten.

..,. Als Voraussetzung für die Zu- lassung zur kassenärztlichen Ver- sorgung sollte unverzüglich eine

~eijährige Vorbereitungszeit als Ubergangslösung eingeführt wer- den. Sie sollte inhaltlich so ausge- staltet werden, daß der zulassungs- fähige Arzt sowohl über ein Min- destmaß an Krankenhauserfahrung als auch Berufserfahrung in der freien Praxis verfügt. Mindestens ein Jahr der Vorbereitungszeit soll daher im Krankenhaus im Stations- dienst abgeleistet werden; minde- stens ein halbes Jahr soll bei einem zugelassenen Kassenarzt absolviert werden. Die Vorbereitungszeit kann von jedem Arzt zur Ableistung von Weiterbildungszeiten genutzt wer- den. Eine Vorbereitungszeit auf die kassenärztliche Tätigkeit kann für die Allgemeinmedizin so wenig wie für alle übrigen Gebiete ärztlicher Berufsausübung die ordnungsge- mäße, d. h. die durch die Weiterbil- dungsordnung strukturierte Weiter- bildung ersetzen.

..,. Die Förderung der allgemein- ärztlichen Versorgung sollte bewir- ken, daß eine haus- und familien- ärztliche Versorgung durch Ärzte für Allgemeinmedizin die Regel wird. Dabei ist eine Zusammenar-

beit mit den Ärzten anderer Gebiete sinnvoll zu koordinieren. Die zuneh- mende Spezialisierung in der Medi- zin unter den an der ambulanten Versorgung teilnehmenden Ärzten erforde'rt einen verstärkten Informa- tionsaustausch der Ärzte unterein- ander."

Klinische Weiterbildung in der Allgemeinmedizin

D , ,

Der Deutsche Ärztetag appel- liert an die leitenden Krankenhaus- ärzte, in Zukunft mehr als bisher Bereitschaft zu zeigen, jungen Ärz- tinnen und Ärzten im stationären Bereich die Weiterbildung zum ,AII- gemeinarzt:. zu ermöglichen. Der Deutsche Arztetag betont die hier bei (Jen Chefärzten liegende Verant- wortung für eine qualifizierte medi-

zinische Versorgung im Rahmen

der Primärmedizin."

Unterrichtung über Maßnahmen

zur Allgemeinmedizin

D , ,

Der Vorstand der Bundesärz- tekammer .'t'ird beauftragt, den Deutschen Arztetag, die ärztlichen Körperschatten und anderen Insti- tutionen jährlich über die Maßnah- men zu unterrichten, die er getrof- fen hat, um der Entschließung, ,Förderung der allgemeinen ärztli- chen Versorgung' zu Tages- ordnun.gspunkt 1 des 84. Deut- schen Arztetages nachzukommen.''

Begründung:

, , Der Entschließungsantrag qringt den Wunsch der deutschen Arzte- schaft zum Ausdruck, durch Prü- fung beziehungsweise Einleitung konkreter Maßnahmen die Weiter- bildung zum Arzt für Allgemeinme- dizin zu fördern. Das dahinterste- hende Ziel, eine qualifizierte ambu- lante ärztliche Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen, kann nur erreicht werden, wenn die Prüfung

Die Information:

Bericht und Meinung 84. DEUTSCHER ÄRZTETAG

und Realisierung der geforderten Maßnahmen alsbald und mit aller Intensität erfolgen. Es wird dabei auch auf eine ständige Information und enge Zusammenarbeit aller Verantwortlichen und betroffenen ärztlichen Institutionen ankommen.

Aus diesem Grund scheint es erfor- derlich, von der Bundesärztekam- mer eine kontinuierliche Informa- tion über alle geeigneten Schritte zu erhalten."

Qualifizierte Weiterbildung für Allgemeinärzte

D , ,

Der Deutsche Ärztetag appel- liert eindringlich an die zur Weiter- bildung ermächtigten Kollegen aller Fachgebiete im stationären Bereich, im dringenden Interesse der Sicher- stellung der Versorgung der Bevöl- kerung durch Arzte für Allgemein- medizin auch für deren qualifizierte , Weiterbildung zu sorgeQ. Dazu ge- hört in erster Linie die Offnung der Krankenhäuser der Grund- und Re- gelversorgung. ''

Weiterbildungskapazität für Allgemeinmedizin D ,

,Um die Weiterbildungskapazi- tät für Allgemeinmedizin Z4. erwei- tern, fordert der Deutsche Arztetag die Landesärztekammern auf, ver- mehrt Weiterbildungsermächtigun- gen vor allem für kooperativ geführ- te Belegabteilungen auszuspre- chen."

Begründung:

"Gerade das kooperativ geführte Belegkrankenhaus bietet für die Weiterbildung zum Allgemeinarzt ein breitgefächertes Angebot an konservativer und operativer Dia- gnostik und Therapie. Eine ein- bis zweijährige Weiterbildung an sol- chen Belegkliniken bietet eine ideale Voraussetzung für die Erlernung der nötigen Kenntnisse in der Grund- und Regelversorgung." •

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 23 vom 4. Juni 1981 1131

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