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sowjetischen Besatzung 1945–1955

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Stalins Soldaten in Österreich

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Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Graz – Wien – Klagenfurt

Herausgegeben von Stefan Karner Band 6

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Stalins Soldaten in Österreich

Die Innensicht der

sowjetischen Besatzung 1945–1955

2012

Böhlau Verlag Wien ∙ Oldenbourg Verlag München

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des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung Austrian Science Fund (FWF): D 426-G15

Die Forschung wurde gefördert von

APART (Austrian Programm for Advanced Research and Technology) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Wien sowie von

Stadt Graz

Steiermärkische Landesregierung Zukunftsfonds der Republik Österreich durchgeführt am

Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung, Graz – Wien – Klagenfurt, Cluster Geschichte

Die Arbeit wurde mit dem Josef Krainer-Würdigungspreis 2012 für Zeitgeschichte ausgezeichnet

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-205-78700-6 (Böhlau) ISBN 978-3-486-70592-8 (Oldenbourg)

Umschlagabbildung: Eine sowjetische Verkehrspolizistin umringt von Rotarmisten in der Umgebung Wiens im Frühjahr 1945. (Quelle: AdBIK, Foto: Grünanger)

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksen- dung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur aus- zugsweiser Verwertung, vorbehalten.

© 2012 by Böhlau Verlag Ges. m. b. H und Co. KG, Wien · Köln · Weimar www.boehlau-verlag.com

Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Druck : Balto print

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Einleitung . . . . 11

A. DIE MAKROEBENE: KRIEGSENDE UND BESATZUNGSAPPARAT I. Vorgeschichte: Sowjetische Österreichplanung 1. Vom „Anschluss“ bis zur Moskauer Deklaration. . . . 33

2. Verhandlungen zu den Besatzungszonen . . . 40

2.1 Verhandlungen um Wien . . . . 50

2.2 Zonenabkommen. . . . 53

3. Die Alliierte Kommission: Planungen und Aufgaben . . . 56

3.1 Erstes Kontrollabkommen . . . 60

3.2 Zweites Kontrollabkommen . . . 64

II. Kriegsende in Österreich 1. Der Wandel des Feindbildes: sowjetische Propaganda. . . . 67

1.1 „Tod den deutschen Okkupanten!“: Entwicklung des Feindbildes . . . 68

1.2 „Man kann nicht zwei Hasen gleichzeitig fangen“: Propaganda zu Kriegsende . . . 84

1.3 Befehle an die Truppen der 2. und 3. Ukrainischen Front. . 87

1.4 „Jedmöglichste Hilfe“: Aufrufe an die Bevölkerung . . . . 92

2. Carl Szokoll und die Sowjets: militärischer Widerstand in Wien. . . .100

2.1 Vorbereitung und Durchführung der „Operation Radetzky“ . . . .101

2.2 Verrat und Niederschlagung . . . .108

2.3 Wirkung und sowjetische Einschätzung . . . .112

2.4 Szokolls Verhaftung und Verhöre . . . .123

2.5 Mangelnde Anerkennung. . . .128

3. Militärischer Vormarsch und Regierungsbildung . . . .131

3.1 Die „Wiener Angriffsoperation“. . . .131

3.2 Sowjetischer Vormarsch in der Steiermark. . . .137

3.3 Befreiung Österreichs durch die Westalliierten . . . .140

3.4 Aufbau der provisorischen Regierung. . . .146

(7)

III. Der sowjetische Besatzungsapparat: Struktur und Funktion

1. Im Zentrum der Macht . . . 157

1.1 Von der Komintern zur Außenpolitischen Kommission . 158 1.2 Die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee . . . . 161

2. Die diplomatische Ebene. . . 163

2.1 Die 3. Europäische Abteilung . . . 163

2.2 Der Politische Berater für Österreich. . . 164

3. Die militärische Ebene: Armee und Kommandanturen . . . 170

3.1 Die Spitze der Befehlspyramide: Oberbefehlshaber und Militärrat . . . 172

3.2 Die Militärkommandanturen: Aufgaben und Pflichten. . 177

3.3 Struktur der Militärkommandanturen. . . 182

3.4 Abschied von Österreich: Truppenabzug und Auflösung der Kommandanturen . . 188

4. Die Schattenebene: Geheimdienst und NKVD-Truppen. . . 194

4.1 Die Inneren Truppen des NKVD/MVD . . . 198

4.2 Zusammensetzung und Dislozierung . . . 201

4.3 „Die Säuberung von verbrecherischen Elementen“: Aufgaben 1945 . . . 210

4.4 Razzien, Verhaftungen und weitere Aufgaben 1946 . . . .222

5. Die Verwaltungsebene: Der Sowjetische Teil der Alliierten Kommission. . . 226

5.1 „Keine Zeit zu verlieren!“ Im Vorfeld der SČSK . . . 226

5.2 Der 4. Juli 1945: Bildung und Struktur der SČSK . . . 231

5.3 Kadermangel und -mängel . . . 242

5.4 „Eine Reihe ernsthafter Mängel“: Überprüfung 1951. . . 246

5.5 „Liquidierung des Parallelismus“: Reform 1952 . . . 250

5.6 Der Apparat des Hochkommissars 1953–1955 . . . 255

5.7 „Verwaltung und Kontrolle“: Funktionen . . . 259

6. Das Wirtschaftsimperium . . . 265

6.1 „Erbsenspende“: Lebensmittelhilfen 1945 . . . 267

6.2 Beutezüge, Demontagen, Konfiszierungen. . . 270

6.3 Sowjetisches Wirtschaftsimperium: SMV, DDSG, USIA . 277 6.4 Feindbild Marshallplan . . . 285

(8)

6.5 Kaderprobleme und „feindliche“ Kräfte. . . 289

6.6 Der Riese wankt . . . 293

6.7 Die Vergoldung des Wirtschaftsimperiums: Ablöse 1955. 298

B. DIE MIKROEBENE: SOWJETISCHE LEBENSWELT IN ÖSTERREICH I. Ideologie, Disziplin, Strafverfolgung 1. Erziehung, Disziplinierung, Kontrolle . . . 309

1.1 Kapitalismus und Kulturschock. . . 313

1.2 Überwachung, Überprüfung, Denunziation . . . 322

1.3 Politisch-moralische Schulung . . . 330

1.4 Partei und Komsomol. . . 343

2. „Amoralische Erscheinungen“, Straftaten und ihre Verfolgung. . . 353

2.1. Militärische Spionageabwehr und Militärtribunal des Truppenteils 28990 . . . 353

2.2 Verurteilt zum Tod durch Erschießen . . . 357

2.3 Plünderungen, Schwarzmarkt, Trophäen . . . 374

2.4 „Amoralische Erscheinung“ Trunksucht. . . 393

2.5 Vergewaltigung . . . 408

2.6 Desertion, eigenmächtiges Entfernen und Suizid. . . 429

2.7 Straftaten zum Nachteil sowjetischer Besatzungsangehöriger . . . 454

II. Vergewaltigungen, Beziehungen, Kinder 1. Die Schattenseite . . . 466

1.1. Vergewaltigung, Gegenstrategien und Folgen . . . 466

1.2 Abtreibungen . . . 474

1.3 Geschlechtskrankheiten und Prostitution . . . 478

1.4 Die Honigfalle: Spionage, Sabotage und Verhaftung . . . 487

2. Liebesbeziehungen und ihre Folgen . . . 496

2.1 Wechselseitige Attraktivität. . . 498

2.2 Reaktionen von österreichischer Seite . . . 509

2.3 Reaktionen von sowjetischer Seite. . . 518

(9)

3. Besatzungskinder. . . 525

3.1 „Als Russenkind war ich das Letzte“ . . . 529

3.2 Kindheit bei Tanten und Pflegeeltern . . . 533

3.3 Mauer des Schweigens . . . 537

3.4 Suche nach den Vätern . . . 541

3.5 Suche nach den Kindern . . . 550

III. Alltag, Freizeit, Besatzungsritual 1. Sowjetischer Alltag in Österreich. . . 559

1.1 Von der Tagwache bis zum Zapfenstreich . . . 559

1.2 Unterbringung, Verpflegung, Bekleidung . . . 563

1.3 Frauen und Familie. . . 576

2. Freizeit, Erholung, Urlaub. . . 590

2.1 Jagd und Fischerei . . . 590

2.2 Sportliche Aktivitäten . . . 594

2.3 Ausflüge und „kulturelle Betreuung“ . . . 598

2.4 Organisierte Freizeit- und Erholungsangebote. . . 602

3. Riten, Feiern, Zeremonien . . . 612

3.1 Bestattungen und Friedhöfe. . . 612

3.2 Feiern, Kranzniederlegungen, Festtage . . . 622

C. WAHRNEHMUNG UND ERINNERUNG I. Bilder der Besatzung 1. Dokumentarfilme . . . 634

1.1 Zentrales Dokumentarfilmstudio CSDF . . . 634

1.2 „The Great Waltz“ . . . 640

1.3 „Vena“ – „Wien“ 1945 . . . 644

1.4 „Val’s svobody“ – „Walzer der Freiheit“ 1965 . . . 649

2. Fotografien. . . 651

2.1 Zwischen Inszenierung und Dokumentation: Propagandafotografie. . . 652

2.2 Gelenkte Erinnerung: Fotoalben. . . 658

2.3 Eigen- und Fremdbilder: außerdienstliche Fotoproduktion . . . 664

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II. Medium der Besatzung 1. Die Armeezeitung der Zentralen Gruppe

der Streitkräfte . . . 671

1.1 Redaktion und Produktion . . . 672

1.2 Zielsetzung und Terminologie . . . 675

1.3 Antiamerikanische Propaganda. . . 677

1.4 Kampagne gegen Kapitalismus und Marshallplan . . . . 681

1.5 Vermittlung ausgewählter Werte . . . 687

III. Formen der Erinnerung 1. Institutionalisierte Erinnerung im Wandel . . . 691

1.1 Rituale und Inszenierungen zu jährlichen Feierlichkeiten 691

1.2 Orte der Erinnerung . . . 697

2. Mündlich wiedergegebene Erinnerung: Topoi und Tabus . . . 703

2.1 Wahrnehmung von Österreich . . . 704

2.2 „Befreier, nicht Eroberer“: zum Selbstbild . . . 726

3. Schriftliche Zeugnisse. . . 739

3.1 Sluckijs Autobiografie „Über die anderen und über mich“ 742 3.2 Grigorij Savenoks Memoiren „Wiener Treffen“ . . . 748

Resümee . . . 763

ANHANG 1. Tabellen . . . 781

2. Abkürzungsverzeichnis . . . 787

3. Quellenverzeichnis . . . 793

3.1. Ausländische Archive . . . 793

3.2 Österreichische Archive und Sammlungen . . . 796

3.3 Korrespondenz. . . 796

3.4 Oral-History-Interviews . . . 797

4. Literaturverzeichnis. . . 799

4.1 Primär- und Sekundärliteratur . . . 799

4.2 CD und Internetquellen. . . 832

4.3 Zeitungsartikel. . . 833

(11)

5. Filmverzeichnis. . . 839

5.1 Dokumentarfilme. . . 839

5.2 Spielfilme . . . 841

6. Personenregister . . . 872

7. Ortsregister . . . 850

8. Sachregister . . . 850

Die Autorin . . . 867

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Im Jänner 1946 klagte der in Österreich stationierte sowjetische Leutnant Michail M. Žiľcov, die Sowjetunion würde Europa niemals „ein- und überho- len“. In Österreich gebe es in jedem Haus Strom, während die Dörfer in seiner Heimat vermutlich nie elektrifiziert werden würden. Desillusioniert konsta- tierte der 27-Jährige, in Österreich „gibt es Lüster, luxuriöse Häuser, Kleidung, während meine Familie Hunger leidet und nichts anzuziehen hat“. Žiľcovs

„Lobpreisungen der kapitalistischen Ordnung“ blieben nicht ungestraft: Er wurde seiner militärischen Funktion enthoben und aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen. Die zuständige Politabteilung klärte seine Kameraden über die „Gefährlichkeit der Aussagen Žiľcovs“ auf. Seine Zweifel an der

„Überlegenheit des sowjetischen Systems“ wertete man als Folge „seines man- gelhaften politischen Wissens und seiner ideologischen Zurückgebliebenheit“.1 Als sowjetische Truppen am 29. März 1945 bei Klostermarienberg erst- mals österreichisches Territorium betraten,2 tauchten sie in eine feindliche, weitestgehend unbekannte und nur schwer verständliche Welt ein, welche die östlichen „Befreier vom faschistischen Joch“ durchaus nicht mit offenen Armen begrüßte. Der Eroberung Wiens am 13. April 1945 durch die 2. und 3.

Ukrainische Front unter Marschall Rodion Malinovskij bzw. Marschall Fedor Tolbuchin gingen harte Kämpfe voraus, und auch der übrige Vormarsch for- derte gerade unter den Rotarmisten3 einen besonders hohen Blutzoll.

Angesichts dieser ersten Begegnungen mit der österreichischen Bevöl- kerung kamen nun vielfach jene stereotypen Feindbilder zum Tragen, wel- che die sowjetische Propaganda gemeinsam mit den Kriegserfahrungen im Unterbewusstsein der Rotarmisten verankert hatte. Die verbreitete Angst,

1 RGVA, F. 38650, op. 1, d. 1222, S. 63f., Bericht des Leiters der NKVD-Truppen zum Schutz des Hinterlandes der CGV, Generalmajor Kuznecov, und des Leiters der Politabteilung der Truppen, Oberst Šukin, an den stv. Leiter der Hauptverwaltung der Inneren Truppen des NKVD, Sladkevič, über antisowjetische Aussagen eines NKVD-Leutnants, 30.1.1946. Siehe dazu im Detail das Kapitel B.I.1 „Erziehung, Disziplinierung, Kontrolle“ in diesem Band.

2 Manfried Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich ’45. Wien 1995, S. 126.

3 Der Begriff „krasnoarmeec“ („Rotarmist“) wurde in der sowjetischen Literatur vielfach ausschließ- lich für die einfachen Soldaten der Roten Arbeiter- und Bauern-Armee (RKKA) benutzt. Im Fol- genden wird „Rotarmist“ verallgemeinernd für alle Angehörigen der sowjetischen Streitkräfte verwendet. Vgl. dazu auch: Elke Scherstjanoi, Einleitung. Sowjetische Feldpostbriefe vom Ende des Großen Vaterländischen Krieges als Quelle für historische Forschung, in: Elke Scherstjanoi (Hg.), Rotarmisten schreiben aus Deutschland. Briefe von der Front (1945) und historische Analysen. Tex- te und Materialien zur Zeitgeschichte. Bd. 14. München 2004, S. 3–22, hier: S. 3.

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in Österreich vergiftet oder absichtlich mit einer Geschlechtskrankheit infi- ziert zu werden, ist nur eine Ausformung davon. Aber auch Rachegefühle für die während des Krieges begangenen Gräueltaten kamen nicht nur in Deutschland, sondern ebenso in Österreich zum Vorschein. Auf der anderen Seite wurden die durch Stalins Propagandamaschinerie geprägten Vorstel- lungen des „kapitalistischen“ Westens erstmals mit der Realität konfrontiert.

Schmerzlich mussten viele erfahren, dass der Lebensstandard im Land des besiegten Feindes weit über jenem in der Heimat lag.

Dem für die Rote Armee ruhm- und siegreichen Ende des Zweiten Welt- krieges folgte die zehnjährige Besatzung Österreichs, die Hunderttausende sowjetische Soldaten und Offiziere, ihre Frauen und Kinder sowie ziviles Be- satzungspersonal für mehrere Monate, manchmal sogar Jahre an Österreich binden sollte. Durch ihre flächendeckende Präsenz – im Zuge des Kriegs- endes kamen etwa 400.000 Rotarmisten nach Österreich,4 1955 waren noch rund 40.000 Armeeangehörige mit 7600 Angehörigen von Offizieren in Ös- terreich stationiert5 – gehörten sie vor allem in der ersten Nachkriegszeit zum Alltag in der sowjetischen Besatzungszone. Verglichen mit den quantitativ deutlich kleineren amerikanischen, französischen und britischen Besatzungs- truppen stellten daher die sowjetischen Besatzungssoldaten in Ostösterreich

„die Fremden“ schlechthin dar.

Durch ihren Dienst, die anfängliche Unterbringung in Privatquartieren, Liebesbeziehungen, aber auch durch Freizeitaktivitäten kamen die vorwie- gend jungen Russen und Ukrainer, Weißrussen und Balten, Kasachen, Us- beken und Kaukasier in unmittelbare Berührung mit der österreichischen Bevölkerung, Kultur, Lebensweise, Sprache. Sie tauchten in eine fremde, oft als bedrohlich empfundene, gleichzeitig aber faszinierende Welt mit den un- terschiedlichsten Versuchungen ein.

Die Armeeführung bemühte sich – oftmals vergeblich –, die Disziplin durch einen streng reglementierten Tagesablauf und eine „sinnvolle“ Frei- zeitgestaltung zu stärken. So zeigte etwa die „Österreichische Zeitung“, das Sprachrohr der sowjetischen Besatzungsmacht in Österreich, mit mehreren Artikeln wie „Die Rote Armee im Frieden“ sowjetische Militärangehörige bei

4 Manfried Rauchensteiner, Nachkriegsösterreich 1945, in: Österreichische Militärische Zeitschrift.

1972/6, S. 407–421, hier: S. 420.

5 CAMO, F. 275, op. 140920s, d. 7, S. 145–156, Bericht des Oberkommandos der CGV an den Chef des Generalstabes, Sokolovskij, und den Chef des Hauptstabes der Landstreitkräfte, Malandin, über den Abzug der sowjetischen Truppen aus Österreich, 24.9.1955. Abgedruckt in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx – Alexander Tschubarjan (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Dokumente. Krasnaja Armija v Avstrii. Sovetskaja okkupacija 1945–1955.

Dokumenty. Graz – Wien – München 2005, Dok. Nr. 188.

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einem Besuch des Wiener Zoos, auf „Wildentenjagd in der Freizeit“, beim Schachspielen zur „geistigen Entspannung“ oder im Leseraum in einer sow- jetischen Kaserne.6 Öffentlich zelebriert und propagandistisch verwertet wur- den weiters die zahllosen Kranzniederlegungen und Ehrenformationen an den Gräbern österreichischer Komponisten, die nicht nur die Hochachtung gegenüber der österreichischen Musik und Kultur unterstreichen, sondern auch die unter den Österreichern weitverbreiteten Vorurteile gegenüber der

„sowjetischen Barbarei“ entkräften sollten.7

Während die österreichische Sichtweise von Besatzung und Besatzern so- wie der österreichische Alltag in der sowjetischen Besatzungszone gut aufgear- beitet sind, stehen Forschungen zu den individuellen Erlebnissen, Eindrücken und Verarbeitungsformen der Besatzungsangehörigen selbst bisher weitestge- hend aus. Die tägliche Arbeit, das Alltagsleben in den Kasernen oder die Frei- zeitgestaltung sind gleichfalls nur am Rande und aus österreichischer Perspek- tive bearbeitet worden. Auch im Rahmen der in jüngster Zeit durchgeführten österreichisch-russischen Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten der Besatzung Österreichs ist gerade die Mikrogeschichte fast völlig außer Acht gelassen worden. Die mentale Disposition sowjetischer Militärangehöriger, ihre Erfahrung und die Wahrnehmung des Fremden sind ebenso wenig be- kannt wie das Bild, das sie von Österreich hatten, eventuell revidierten und in ihre Heimat transportierten. Zudem blieben die laufende politisch-moralische Schulung, die diversen Formen der Disziplinierung sowie die Vergeltung von Straftaten innerhalb der Armee – nicht zuletzt aufgrund fehlender Dokumen- te – in der bisherigen Forschung ausgeklammert. Die Erfahrungen weiblicher sowjetischer Angehöriger der Streitkräfte8 oder der Offiziersfamilien sowie die retrospektive Aufarbeitung und Erinnerung an die Besatzungszeit in Öster- reich aus sowjetischer Sicht waren ebenfalls kein Thema.

Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit die Zeit in Österreich einen Kultur- schock bewirkte und mit welchen Mitteln gegen die Gefahr „politisch-ideolo- gischer Diversion“ vorgegangen wurde. Bedeutete es eventuell einen Nach- teil für die weitere Karriere, im „Westen“ gelebt zu haben? Wie gestaltete sich

6 Die Rote Armee im Frieden, in: Österreichische Zeitung, 23.2.1946, S. 12.

7 Erich Klein (Hg.), Die Russen in Wien. Die Befreiung Österreichs. Wien 1945. Augenzeugenberichte und über 400 unpublizierte Fotos aus Russland. Wien 1995, S. 173–176; Barbara Stelzl-Marx, Die Macht der Bilder: Sowjetische Plakate in Österreich 1945–1955, in: Ingrid Bauer – Helga Embacher – Ernst Hanisch – Albert Lichtblau – Gerald Sprengnagel (Hg.), Kunst. Kommunikation. Macht.

Sechster Österreichischer Zeitgeschichtetag 2003. Unter Mitarbeit von Peter Gutschner und Karoli- ne Bankosegger. Innsbruck – Wien – München – Bozen 2004, S. 63–72, hier: S. 69f.

8 Einen wichtigen Einblick in das Thema liefert: Peter Jahn (Hg.), Mascha + Nina + Katjuscha. Frauen in der Roten Armee 1941–1945. Maša + Nina + Katjuša. Zenščiny-voennoslužaščie. Mit einem Bei- trag von Swetlana Alexijewitsch. Leipzig 2002.

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der Alltag sowjetischer Besatzungsangehöriger in Österreich? Wie versuchte die Armeeführung, die mangelnde Disziplin in den Truppen in den Griff zu bekommen? Welche Strafen standen auf Vergewaltigungen, Plünderungen, Desertion oder andere Vergehen? Welche Konsequenzen zogen Liebesbezie- hungen mit „westlichen“ Frauen nach sich? Was bedeutete es, als „Russen- kind“ in Österreich aufzuwachsen?

In diesem Zusammenhang ist von Interesse, wie die Wahrnehmungen und Erfahrungen retrospektiv erinnert wurden. Spielten Medien wie Armeezeitun- gen und Filme eine Rolle? Welche Topoi und Tabus finden sich in Oral-Histo- ry-Interviews und sogenannten Ego-Dokumenten wie Tagebüchern? Kommt die selbst auferlegte Zensur von Veteranenverbänden dabei zum Tragen? Und wie änderte sich die institutionalisierte Erinnerung im Laufe der Jahrzehnte?

Nach wie vor unklar sind bislang auch viele Aspekte der Makroebene des sowjetischen Besatzungsapparates, der die Klammer für den Einsatz in Österreich bildete. Wie war die Tätigkeit der Besatzungssoldaten organisiert?

Welche Aufgaben oblagen den Kommandanturen und wie wurden sie rea- lisiert? Wie effizient setzte der Sowjetische Teil der Alliierten Kommission (SČSK) für Österreich seine Aufgaben in die Tat um? Wie gestaltete sich das Verhältnis zu den Inneren Truppen des Volkskommissariats für innere Ange- legenheiten (NKVD), denen bis 1946 unter anderem die Kontrolle über die in Österreich stationierten Soldaten oblag? Wie waren der sowjetische Geheim- dienst und das Wirtschaftsimperium personell verwoben? Wie reagierte die sowjetische Besatzungsmacht auf das Feindbild Marshallplan?

***

Das sind einige der Fragen, denen die vorliegende Arbeit nachgehen möchte.

Der erste Teil widmet sich der Makroebene „Kriegsende und Besatzungsap- parat“, die den Rahmen für die Erfahrungen sowjetischer Militärangehöriger in Österreich bildet. In diesem Zusammenhang werden etwa der Wandel des Feindbildes in der Propaganda für die Rote Armee, die schließlich verratene Kooperation zwischen den Sowjets und der militärischen Widerstandsgruppe um Major Carl Szokoll, der militärische Vormarsch der Roten Armee in Ost- österreich und die Bildung der provisorischen Regierung unter Karl Renner beleuchtet.

Bezüglich des Besatzungsapparates werden nicht nur seine Struktur und Funktion dargestellt, sondern auch organisatorische und vor allem personelle Probleme. So hatten die Militärkommandanten ebenso wie die Geheimdienst- truppen mit disziplinären Problemen in den eigenen Reihen zu kämpfen und mussten selbst ermahnt werden, den „Versuchungen des Lebens“ zu wider-

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stehen. Innerhalb des Sowjetischen Teils der Alliierten Kommission bestand neben einem anfänglich akuten Personalmangel eine Schwierigkeit darin, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. Mehrere gravierende Umstrukturie- rungen, gegenseitige Bespitzelungen, ein partiell bewusst herbeigeführter Parallelismus und unklare Kompetenzen spiegeln die Konkurrenzkämpfe in der Moskauer Zentrale wider.

Ausgehend von dieser Makrogeschichte wird im zweiten Teil erstmals die sowjetische Lebenswelt in Österreich – gleichsam aus einer Perspektive von unten bzw. von innen – analysiert. Vor dem Hintergrund der politischen Tragweite von Straftaten, die sowjetische Militärangehörige verübten, wer- den die gezielte politisch-moralische Schulung und der Einsatz von kommu- nistischen Parteiorganisationen zur Steigerung der Disziplin dargestellt. Ein eigenes Kapitel widmet sich „amoralischen Erscheinungen“ und Delikten wie Plünderungen, Vergewaltigungen, Trunksucht, Desertion, Selbstmord, Spi- onage, Vaterlandsverrat und Mord, aber auch Straftaten zum Nachteil von Rotarmisten. Dokumente von sowjetischen Militär- und Geheimdienstorga- nen erlauben einen Einblick in die teilweise rigorose Bestrafung und die inter- ne Einschätzung derartiger Vergehen.

Ein besonders sensibles Thema ist jenes der sexuellen Kontakte zwischen Besatzungsangehörigen und österreichischen Frauen. Die sogenannte Schat- tenseite umfasst Vergewaltigungen, Abtreibungen, Geschlechtskrankheiten, Prostitution und Verhaftungen wegen des Vorwurfs der Spionage oder – im Falle der Infizierung von Armeeangehörigen mit einer venerischen Krankheit – sogar der Sabotage. Aber auch die zahlreichen Liebesbeziehungen standen unter keinem guten Stern: Die Frauen wurden häufig von der Gesellschaft und der eigenen Familie stigmatisiert. Und Moskau wertete Liaisons mit Ös- terreicherinnen als „Verrottung der politischen Vorsicht“, weswegen Ehe- schließungen oder dauerhafte Beziehungen unterbunden wurden. Bis heute befinden sich viele der „Besatzungskinder“ auf der Suche nach ihren Vätern.

Das nächste Kapitel widmet sich dem sowjetischen Alltag in Österreich. Hier- bei wird der Frage nachgegangen, wie der Tagesablauf, die Unterbringung, Ver- pflegung und Bekleidung reglementiert waren, unter welchen Voraussetzungen Offiziere ihre Familien nach Österreich holen konnten und wie Offizierskinder die Besatzungszeit erlebten. Freizeitaktivitäten wie Jagd, Sport oder kulturelle Veranstaltungen und das Zelebrieren einschlägiger Riten und Feste kommen ebenfalls zur Sprache. Einen besonderen Stellenwert in diesem Zusammenhang hatten Bestattungen und das Totengedenken inne, was sich im „steinernen Ge- dächtnis“ von Friedhöfen und Gedenksteinen bis heute widerspiegelt.

Auf Formen von Wahrnehmung und Erinnerung konzentriert sich der dritte Teil. Dabei steht einleitend die Frage im Vordergrund, welche Bilder

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von der Besatzung in Österreich in Form von Fotografien und Dokumentar- filmen produziert wurden und welche Sujets diese transportierten. So sind die Kranzniederlegungen am Grabmal von Johann Strauß, einem der wich- tigsten Bestandteile der sowjetischen Ikonografie von der Befreiung Öster- reichs, vor allem auf den in der Sowjetunion außerordentlich populären ame- rikanischen Spielfilm „The Great Waltz“ zurückzuführen.

Erstmals wird auch die Armeezeitung der Zentralen Gruppe der Streit- kräfte analysiert, deren symptomatischer Titel „Za česť Rodiny“ („Für die Ehre der Heimat“) auf das von den Rotarmisten erwünschte Verhalten ver- weist. Zu den Aufgaben dieser Tageszeitung gehörte es, die sowjetischen Ar- meeangehörigen eindringlich vor dem „feindlichen“ Einfluss im Ausland zu warnen, sie über wichtige Ereignisse in ihrem Umfeld zu informieren und sie politisch zu schulen. Die Auswahl und Darstellung bzw. Tabuisierung einzel- ner Themen ist dabei ebenso relevant wie die Frage, welche Deutungsmuster des Fremden und des Eigenen sich herauskristallisierten.

Abschließend wird der Fokus auf die retrospektive Auf- bzw. Verarbei- tung der Besatzungserfahrung aus sowjetischer Sicht, den Umgang in der (post-)sowjetischen Gesellschaft mit diesem Thema sowie auf die öffentliche wie private Erinnerung gelegt. Dabei werden Rituale und Inszenierungen zu Jahrestagen wie etwa dem „Tag des Sieges“ ebenso untersucht wie Orte der Erinnerung. Bei der Analyse von Oral-History-Interviews mit ehemals sowjetischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wird der Frage nachgegangen, welche Themen in der mündlichen Erinnerung eher tabuisiert, welche auf der anderen Seite wiederum betont und welche retrospektiven, mythologisierten Bilder von der Zeit in Österreich tradiert werden.

Kriegsende und Besatzungszeit in Österreich hinterließen außerdem ihre Spuren in der sowjetischen Literatur, die ihrerseits als Medium des kollekti- ven Gedächtnisses wirkt. Durch die neue Erfahrung mit dem Westen boten sich erweiterte Möglichkeiten literarischen Schaffens. Der persönliche Kon- takt mit der einheimischen Bevölkerung bedingte, dass die Deutschen bzw.

Österreicher nicht „en masse“, sondern als Individuen wahrgenommen wur- den. Als Beispiele dienen die 1945 entstandenen privaten Aufzeichnungen des berühmten sowjetischen Lyrikers Boris Sluckij „Über die anderen und über mich“ und die für die Öffentlichkeit gedachten Erinnerungen des ehe- maligen Politoffiziers Grigorij Savenok „Wiener Treffen“. Vor allem Letztere sind ein Spiegelbild der Feindbilder des Kalten Krieges.

* * *

(18)

Die sowjetische Besatzung Österreichs 1945–1955 stellte bis vor wenigen Jah- ren eines der bedeutendsten Forschungsdesiderate der österreichischen Zeit- geschichtsforschung dar.9 Während die westalliierten Zonen Österreichs be- reits Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen waren und sind, hinkte die Erforschung der sowjetischen Besatzung drastisch hinterher.

Der Grund dafür lag in erster Linie in einem jahrzehntelangen, starken Un- gleichgewicht der Quellensituation.10 Durch den Zugang zu „neuen“ Quel- len in russischen Archiven konnten sich mehrere Forschungsprojekte den österreichisch-sowjetischen Beziehungen auf außenpolitischer Ebene, Fragen des sowjetischen Einflusses auf die österreichische Politik sowie den Plänen zu Österreich oder dem Alltag in der sowjetischen Besatzungszone aus ös- terreichischer Perspektive widmen. Die Lebenswelt der sowjetischen Besat- zungssoldaten selbst, die Verarbeitung in Ego-Dokumenten und die orale wie schriftliche Erinnerung, sprich die retrospektive Deutung, waren bisher von diesen Untersuchungen weitestgehend ausgenommen.

Als Resultat eines mehrjährigen, bilateralen Forschungsprojektes11 er- schien im Frühling 2005 eine zweibändige Publikation mit dem Titel „Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955“, worin erstmals auf breiter Basis von Dokumenten aus russischen und österreichischen Archi- ven die zehnjährige sowjetische Besatzung Österreichs umfassend aufbereitet wird.12 Im Laufe des „Gedankenjahres 2005“ kamen zudem eine Monogra- fie zur politischen Arbeit der sowjetischen Besatzung in Österreich – wobei ein Schwerpunkt auf die Zeit vom Kriegsende bis einschließlich 1949 gelegt

9 Siehe dazu auch: Günter Bischof, Eine historiographische Einführung: Die Ära des Kalten Krieges und Österreich, in: Erwin A. Schmidl (Hg.), Österreich im frühen Kalten Krieg 1945–1958. Spione, Partisanen, Kriegspläne. Wien – Köln – Weimar 2000, S. 19–53; Wolfgang Mueller, Die sowjetische Besatzungsmacht in Österreich 1945–1955. Forschungsstand, Quellenlage und Fragestellungen, in:

Zeitgeschichte. 2001/2, S. 114–129.

10 Vgl. dazu Günter Bischof – Josef Leidenfrost (Hg.), Die bevormundete Nation. Österreich und die Alliierten 1945–1949. Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte. Bd. 4. Innsbruck 1988. Bezeich- nenderweise fehlt in diesem Band, der die Forschungen zur österreichischen Besatzungszeit Ende der 1980er Jahren zusammenfasst, ein Kapitel über sowjetische Archivalien zur Nachkriegszeit.

Zu einem aktuelleren Forschungsüberblick vgl. Günter Bischof – Hans Jürgen Schröder, „Nation Building“ in vergleichender Perspektive: Die USA als Besatzungsmacht in Österreich und West- deutschland 1945–1955, in: Michael Gehler – Ingrid Böhler (Hg.), Verschiedene europäische Wege im Vergleich. Österreich und die Bundesrepublik Deutschland 1945/49 bis zur Gegenwart. Inns- bruck 2007, S. 155–176.

11 Das bilaterale Forschungsprojekt „Die Rote Armee in Österreich 1945–1955“ wurde von Juli 2002 bis Dezember 2005 vom Österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Wien, gefördert. Projektleitung: Stefan Karner; Projektkoordination: Barbara Stelzl-Marx.

12 Karner – Stelzl-Marx, Die Rote Armee in Österreich; Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich.

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wird –,13 eine Quellenedition zur sowjetischen Politik in Österreich14 sowie ein Sammelband mit mehreren Beiträgen zur Sowjetunion und dem österreichi- schen Staatsvertrag heraus.15

Von besonderem Interesse für die vorliegende Arbeit ist die sowjetische bzw. russische Historiografie zur Besatzung Österreichs, spiegelt sie doch die offizielle Sichtweise und Wertung aus außenpolitischer bzw. militärhistorischer Perspektive wider. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges vertraten ihre Ver- fasser größtenteils einen prononciert „antiwestlichen“ Standpunkt, wobei bis 1991 – und zum Teil darüber hinaus – jegliche Kritik an der UdSSR unterblieb.

Die früheste Arbeit zur Sowjetbesatzung in Österreich erschien 1958, drei Jahre nach der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages.16 Das Hauptaugenmerk dieser von Aleksandr Efremov verfassten Monografie liegt – der offiziellen sowjetischen Propagandadoktrin folgend – auf der Rolle der Sowjetunion als Befreierin Österreichs vom Nationalsozialismus und ihrem Kampf gegen die „Unterjochung Österreichs“ durch die Wirtschaftshilfe der USA – den Marshallplan. Bereits einleitend wird klar auf die USA als Gegen- spieler im Kalten Krieg verwiesen. Als wichtigste Ziele und Aufgaben, wel- che die Sowjetunion als Besatzungsmacht in Österreich verfolgte, nennt der Autor Demilitarisierung, Entnazifizierung und Demokratisierung.

Eine ähnliche Position vertritt Viktor Beleckij in seiner Publikation von 1962, worin der Verfasser zudem die Entwicklung der „freundschaftlichen Beziehung“ zwischen den beiden Ländern bis ins Jahr 1960 verfolgt.17 Ne- ben der Definierung der „Loslösung Österreichs von Deutschland“ als vier- te Hauptaufgabe der UdSSR stehen hierbei der „Kampf der Sowjetunion für den Abschluss des Staatsvertrages und die Wiederherstellung eines unabhän- gigen, demokratischen Österreich“ im Mittelpunkt des Interesses.

Nur drei Jahre später kam eine weitere Publikation zur „Sowjetunion im Kampf für die Unabhängigkeit Österreichs“ heraus, wobei ebenfalls die ge- nannten vier Hauptaufgaben thematisiert und der Marshallplan kritisiert werden.18 Ein Schwerpunkt liegt hier außerdem auf dem „Anschluss“ 1938

13 Wolfgang Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich 1945–1955 und ihre politische Mission.

Wien – Köln – Weimar 2005.

14 Wolfgang Mueller – Arnold Suppan – Norman M. Naimark – Gennadij Bordjugov (Hg.), Sowje- tische Politik in Österreich 1945–1955. Dokumente aus russischen Archiven. Sovetskaja politika v Avstrii 1945–1955 gg. Dokumenty iz Rossijskich archivov. Wien 2005.

15 Arnold Suppan – Gerald Stourzh – Wolfgang Mueller (Hg.), Der österreichische Staatsvertrag. In- ternationale Strategie, rechtliche Relevanz, nationale Identität. Wien 2005.

16 A. Efremov, Sovetsko-avstrijskie otnošenija posle vtoroj mirovoj vojny. Moskau 1958.

17 V. N. Beleckij, Sovetskij Sojuz i Avstrija. Bor’ba Sovetskogo Sojuza za vozroždenie nezavisimoj demokratičeskoj Avstrii i ustanovlenie s nej družestvennych otnošenij (1938–1960 gg.). Moskau 1962.

18 I. K. Kobljakov – V. N. Želanov – G. G. Kuranov – D. N. Močalin, SSSR v bor’be za nezavisimosť Avstrii. Moskau 1965.

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und der NS-Zeit, wodurch der Anteil der Sowjetunion bei der Befreiung Ös- terreichs und der Geburt der Zweiten Republik 1945 bis hin zum Abschluss des Staatsvertrages noch stärker hervortritt. Vor dem zeitgenössisch rele- vanten Hintergrund einer möglichen EWG-Assoziierung Österreichs, woge- gen sich Moskau offen aussprach, werden abschließend die Einhaltung des Staatsvertrages und die Wahrung der Neutralität eingemahnt.

Einen ähnlichen Weg schlugen auch die Monografie von Stanislav Vorošilov über die „Geburt der Zweiten Republik in Österreich“19 von 1968, G. Ardajevs „Die Sowjetunion und die Unabhängigkeit Österreichs“20 aus dem Jahre 1975 und Ivan Žirjakovs 1991 erschienene Monografie21 ein. Ihnen gemein ist der Versuch, die Politik der UdSSR historiografisch zu rechtferti- gen.

Neben diesen Untersuchungen entstanden mehrere Dokumentensamm- lungen mit einem gleichfalls außenpolitischen Schwerpunkt. Eine erste Sammlung zentraler Dokumente zu Österreich wurde bereits 1953 von der 3. Europäischen Abteilung des Ministeriums für auswärtige Angelegenhei- ten (MID) der UdSSR zusammengestellt,22 1955 folgte der zweite Teil.23 Bei- de Bände waren allerdings nicht für die Öffentlichkeit, sondern als interne Handbücher für den Dienstgebrauch der Mitarbeiter des MID in Moskau und des Sowjetischen Teils der Alliierten Kommission in Österreich vorgesehen.

Anlässlich des 35. Jahrestages der „Befreiung Wiens und Ostösterreichs vom deutschen Faschismus und anlässlich des 25. Jahrestages der Unter- zeichnung des Staatsvertrages über die Wiederherstellung eines unabhän- gigen und demokratischen Österreich“ stellten die Historisch-diplomatische Verwaltung und die 3. Europäische Abteilung des MID der UdSSR eine Do- kumentenedition mit Materialien zu „UdSSR – Österreich 1938–1979“ zusam- men, dessen offiziellen Charakter unter anderem das Vorwort von Außenmi- nister Andrej Gromyko unterstrich.24 Im Globus-Verlag erschien im selben Jahr eine deutsche Fassung des Werks.25 Ausgehend von der Erklärung des

19 S. I. Vorošilov, Rošdenie vtoroj respubliki v Avstrii. Leningrad 1968.

20 G. Ardajev, Die Sowjetunion und die Unabhängigkeit Österreichs. Wien 1975.

21 Ivan G. Žirjakov, Sovetskij Sojuz – Avstrija: Na puti k sozdaniju obščeevropejskogo doma. Moskau 1991.

22 Ministerstvo inostrannych del SSSR (Hg.), Sbornik osnovnych dokumentov SSSR, SŠA, Anglii i Francii ob Avstrii. Bd. 1. Moskau 1953.

23 Ministerstvo inostrannych del SSSR (Hg.), Sbornik osnovnych dokumentov SSSR, SŠA, Anglii i Francii ob Avstrii. Bd. 2. Moskau 1955.

24 Ministerstvo inostrannych del SSSR (Hg.), SSSR – Avstrija 1938–1979 gg. Dokumenty i materialy. Pre- dislovie člena Politbjuro CK KPSS, ministra inostrannych del SSSR A. A. Gromyko. Moskau 1980.

25 Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der UdSSR (Hg.), UdSSR – Österreich 1938–1979. Do- kumente und Materialien. Mit einem Vorwort von A. A. Gromyko, Mitglied des Politbüros des ZK der KPdSU und Minister für Auswärtige Angelegenheiten der UdSSR. Moskau 1980.

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Volkskommissars für auswärtige Angelegenheiten der UdSSR, Maksim Lit- vinov, vom 17. März 1938 und der Moskauer Deklaration umfasste die Editi- on in erster Linie Dokumente zu sowjetischen Hilfeleistungen an Österreich 1945, zur Bildung der provisorischen Regierung unter Karl Renner und zum Abschluss des österreichischen Staatsvertrages. Die Dokumente von 1956 bis 1979 sind sowjetisch-österreichischen Kommuniqués bzw. Ansprachen hoher Regierungsmitglieder beider Länder entnommen.

Eine Edition militärhistorischer Dokumente zu Österreich 1945 erschien erstmals im Jahr 2000 als Teil der vom Moskauer Institut für Militärgeschichte herausgegebenen Reihe zum „Großen Vaterländischen Krieg“.26 Die vorwie- gend aus dem Archiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Födera- tion (CAMO) und des Archivs für Außenpolitik der Russischen Förderation (AVP RF) stammenden Dokumente behandeln etwa den militärischen Vor- marsch der Roten Armee in Österreich, die Bildung der provisorischen Re- gierung, Hilfslieferungen an die Bevölkerung Wiens und die Unterstützung des Wiederaufbaus der Wiener Oper, aber auch den „politisch-moralischen“

Zustand der sowjetischen Truppen in Österreich.

Während bis zum Zerfall der Sowjetunion keine nennenswerten militär- historischen Studien zur sowjetischen Besatzung Österreichs publiziert wor- den waren, entstanden gerade in diesem Sektor zahlreiche Memoiren, auf die im Rahmen dieser Arbeit ausführlich eingegangen wird.27 An dieser Stelle sei lediglich auf einige der herausragendsten Erinnerungen verwiesen: Die Tä- tigkeit der sowjetischen Stadtkommandantur in Wien beschreibt der ehema- lige Stellvertreter des Kommandeurs für politische Angelegenheiten, Grigorij Savenok, in seinen 1961 im Verlag des Verteidigungsministeriums der UdSSR erschienenen Memoiren „Wiener Treffen“.28 Im selben Verlag kamen 1974 die Erinnerungen von Sergej Štemenko, von 1943 bis 1946 Chef der operativen Abteilung des Generalstabes und seit 1968 Chef des Stabes der Streitkräfte des Warschauer Paktes, „Im Generalstab“ heraus, die sich unter anderem der Schlacht um Wien und der Suche nach Karl Renner widmen.29

Auch mehrere hochrangige Militärs, die in Österreich höchste Posten be- kleidet hatten, publizierten – zum Teil knappe – Schilderungen ihres Ein-

26 Institut Voennoj Istorii Oborony Rossijskoj Federacii et al. (Hg.), Krasnaja Armija v stranach Central’noj Evropy i na Balkanach. Dokumenty i materialy 1944–1945. Russkij Archiv: Velikaja Otečestvennaja Vojna. Bd. 14 (3–2). Moskau 2000.

27 Siehe dazu im Detail das Kapitel C.III.3 „Schriftliche Zeugnisse“ in diesem Band.

28 Grigorij M. Savenok, Venskie vstreči. Moskau 1961. Siehe dazu im Detail das Kapitel C.III.3.2 „Save- noks ‚Wiener Treffen‘“ in diesem Band.

29 S. M. Štemenko, General’nyj štab v gody vojny. Bd. 2. Moskau 1974; Sergej M. Schtemenko, Im Ge- neralstab. Berlin-Ost 1969; Sergej M. Schtemenko, Im Generalstab. Bd. 2. Berlin 1970/1975.

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satzes in Österreich, darunter der erste sowjetische Militärkommissar in Österreich, Marschall Ivan Konev,30 sein Stellvertreter, Generaloberst Alek- sej Želtov,31 oder etwa der erste sowjetische Nachkriegs-Stadtkommandant Wiens, Generalmajor Aleksej Blagodatov.32

In den USA erfolgte die Aufarbeitung der sowjetischen Besatzung Ös- terreichs erwartungsgemäß unter umgekehrten Vorzeichen und aus einer

„westlichen“ Perspektive heraus. So bezichtigten die frühen Untersuchun- gen die Sowjetunion eines aggressiven Expansionismus und eines der sow- jetischen Außenpolitik inhärenten Revolutionsexports. Besonders deutlich tritt dieser antikommunistische Standpunkt in der 1961 veröffentlichten Dis- sertation von William Lloyd Stearman hervor,33 etwas ausgewogener in der 1963 eingereichten Doktorarbeit von William B. Bader.34 2002 erfolgte eine Neuauflage der deutschen Fassung von Baders Studie unter explizitem, aber keineswegs gerechtfertigtem Verweis auf die Sicht des „neutralen [!] ameri- kanischen Betrachters“.35

Diese Schwarz-Weiß-Malerei wurde ab dem Jahr 1977 von mehreren „re- visionistischen“ Arbeiten kritisch hinterfragt, die zugleich die ersten nen- nenswerten österreichischen Beiträge zur Erforschung der sowjetischen Ös- terreichpolitik darstellten. Den Anfang machte Wilfried Aichinger mit seiner Beurteilung der sowjetischen Ziele gegenüber Österreich von 1943 bis zu den Novemberwahlen 1945.36 Ihm folgte Otto Klambauer mit seiner Arbeit über die USIA-Betriebe, dem ersten Werk zur sowjetischen Wirtschaftspolitik in Österreich.37 Oliver Rathkolb setzte sich mit seiner Dissertation über die US- Propaganda in Österreich im frühen Kalten Krieg auch mit den Zielen der sowjetischen Besatzungspropaganda und deren Umsetzung auseinander.38

30 Ivan S. Konev, Sorok pjaty. Moskau 1966.

31 Aleksej S. Želtov, Političeskaja rabota v Venskoj natupateľnoj operacii, in: Voenno-istoričeskij žurnal. 1996/2, S. 17–28; A. S. Želtov, 3-j Ukrainskij – na Balkanach, in: Institut Voennoj Istorii Mi- nisterstva Oborony SSSR (Hg.), Velikij osvoboditel’nyj pochod. Moskau 1970, S. 115–150.

32 A. Blagodatow, Die ersten Friedenstage in Wien, in: Sowjetunion heute. 1975/9, S. 25–27.

33 William Lloyd Stearman, The Soviet Union and the Occupation of Austria: An Analysis of the So- viet Policy in Austria, 1945–1955. Bonn – Wien – Zürich 1961; William Lloyd Stearman, Die Sowjet- union und Österreich 1945–1955. Ein Beispiel für die Sowjetpolitik gegenüber dem Westen. Bonn – Wien – Zürich 1962.

34 William Banks Bader, A Communist Failure. Occupied Austria 1945–1955. Phil. Diss. Princeton 1963; William Banks Bader, Austria between East and West 1945–1955. Stanford 1966.

35 William B. Bader, Österreich im Spannungsfeld zwischen Ost und West 1945 bis 1955. Wien 2002.

36 Wilfried Aichinger, Sowjetische Österreichpolitik 1943–1945. Phil. Diss. Wien 1977; Wilfried Aichin- ger, Sowjetische Österreichpolitik 1943–1945. Materialien zur Zeitgeschichte. Bd. 1. Wien 1977.

37 Otto Klambauer, Die USIA-Betriebe. Phil. Diss. Wien 1978.

38 Oliver Rathkolb, Politische Propaganda der amerikanischen Besatzungsmacht in Österreich 1945–

1950. Ein Beitrag zur Geschichte des Kalten Krieges in Presse-, Kultur- und Rundfunkpolitik. Phil.

Diss. Wien 1981.

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Gerade auf dem Sektor der sowjetischen Österreichpolitik wurden in jüngster Zeit durch den Zugang zu „neuen“ Primärquellen in russischen Ar- chiven bedeutende Erkenntnisse gewonnen. Zu den Publikationen zählen insbesondere die im Rahmen des Forschungsprojektes „Die Rote Armee in Österreich“ vorgelegten Arbeiten von Stefan Karner,39 Aleksej Filitov,40 Lud- milla Lobova,41 Oľga Pavlenko,42 Michail Prozumenščikov43 und Peter Rug- genthaler44 sowie die Studien der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften zur politischen Mission der sowjetischen Besatzungsmacht und zum österreichischen Staatsvertrag.45

Im Zusammenhang mit dem Staatsvertrag steht das Opus magnum von Gerald Stourzh an erster Stelle, das als fünfte, durchgesehene Auflage mit einem bibliografischen Vorwort zuletzt 2005 erschien.46 Rolf Steiniger publi- zierte gleichfalls 2005 eine Monografie über den Staatsvertrag „im Schatten von deutscher Frage und Kaltem Krieg“.47 Zu Österreichs Außenpolitik und dem Weg vom Marshall-Plan zur europäischen Integration legte Michael Gehler mehrere umfangreiche Arbeiten vor.48

39 Stefan Karner – Peter Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle. Zur Regierungsbildung in Öster- reich 1945, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 105–148.

40 Aleksej Filitov, Sowjetische Planungen zur Wiedererrichtung Österreichs 1941–1945, in: Stefan Kar- ner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955.

Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 27–39.

41 Ludmilla Lobova, Österreich und die UdSSR. Die bilateralen Beziehungen vor dem Hintergrund der Anfangsphase des Kalten Krieges, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S.

603–632.

42 Ol’ga Pavlenko, Österreich im Kraftfeld der sowjetischen Diplomatie 1945, in: Stefan Karner – Bar- bara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge.

Graz – Wien – München 2005, S. 565–602.

43 Michail Prozumenščikov, Nach Stalins Tod. Sowjetische Österreich-Politik 1956–1955, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–

1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 729–754.

44 Peter Ruggenthaler, Warum Österreich nicht sowjetisiert werden sollte, in: Stefan Karner – Bar- bara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge.

Graz – Wien – München 2005, S. 61–90; Peter Ruggenthaler, Warum Österreich nicht sowjetisiert wurde. Sowjetische Österreich-Politik 1945–1953/55, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 649–728.

45 Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich; Mueller et al., Sowjetische Politik in Österreich;

Suppan et al., Der österreichische Staatsvertrag.

46 Gerald Stourzh, Um Einheit und Freiheit. Staatsvertrag, Neutralität und das Ende der Ost-West- Besetzung Österreichs 1945–1955. Studien zu Politik und Verwaltung. Bd. 62. 5., durchgesehene Aufl. 2005 mit einem bibliographischen Nachwort. Wien – Köln – Graz 2005.

47 Rolf Steininger, Der Staatsvertrag. Österreich im Schatten von deutscher Frage und Kaltem Krieg 1938–1955. Innsbruck – Wien – Bozen 2005.

48 Vgl. etwa Michael Gehler, Vom Marshall-Plan zur EU. Österreich und die europäische Integration

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Zum militärischen Kriegsende in Österreich und der alliierten Besatzungs- organisation sind zunächst die Arbeiten von Manfried Rauchensteiner zu nennen,49 wobei in die 2005 unter dem Titel „Stalinplatz 4“50 herausgebrachte Neubearbeitung des Standardwerkes „Der Sonderfall“51 gleichfalls neu er- schlossene sowjetische Dokumente Eingang fanden. Einen fundierten Ein- blick in Teile des sowjetischen Besatzungsapparates bieten die Arbeiten von Valerij Vartanov52 zu Aufgaben der Militärkommandanturen sowie jene von Nikita Petrov53 und Nataľja Eliseeva54 zu den Inneren Truppen des NKVD.

Erste Studien liegen nun auch auf der Basis sowjetischer Dokumente über die Tätigkeit sowjetischer Geheimdienste in Österreich55 und zur Organisation des Sowjetischen Teils der Alliierten Kommission in Österreich (SČSK)56 vor, wobei eine umfassende Analyse der Tätigkeit der Alliierten Kommission im Gesamten sowie der SČSK im Speziellen noch aussteht.

Ferner sind einige Teilgebiete der sowjetischen Besatzungsgeschichte ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: die Frage der Verschleppungen öster-

von 1945 bis zur Gegenwart. Innsbruck – Wien – Bozen 2006; Michael Gehler, Österreichs Weg in die Europäische Union. Innsbruck – Bozen – Wien 2009; Michael Gehler, Österreichs Außenpolitik der Zweiten Republik. Von der alliierten Besatzung bis zum Europa des 21. Jahrhunderts. 2 Bde.

Innsbruck – Wien – Bozen 2005.

49 Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich; Manfried Rauchensteiner, Die Wiener Interalliierte Komman- dantur 1945–1955, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Bd. 34. 1978, S. 390–422;

Manfried Rauchensteiner, Die Alliierte Kommission für Österreich 1945–1955, in: Stephan Verosta (Hg.), 25 Jahre Staatsvertrag. Symposium, veranstaltet von der Österreichischen Akademie der Wis- senschaften und der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in der Zeit vom 12.–19. April 1980 in Moskau. Wien 1981, S. 51–63.

50 Manfried Rauchensteiner, Stalinplatz 4. Österreich unter alliierter Besatzung. Wien 2005.

51 Manfried Rauchensteiner, Der Sonderfall. Die Besatzungszeit in Österreich 1945 bis 1955. Neuaufl.

Graz – Wien – Köln 1995.

52 Valerij Vartanov, Die Aufgaben der Militärkommandanturen in der sowjetischen Besatzungszone Österreichs 1945–1955, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich.

Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 163–178.

53 Nikita Petrov, Die Inneren Truppen des NKVD/MVD im System der sowjetischen Repressions- organe in Österreich 1945–1946, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 219–242.

54 Nataľja Eliseeva, Zum Schutz des Hinterlandes der Roten Armee. Der Einsatz der NKVD-Truppen in Österreich von April bis Juli 1945, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 91–104.

55 Vasilij Christoforov, Sowjetische Geheimdienste in Österreich. Zu den Beständen des Zentralarchivs des FSB, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 149–162.

56 Harald Knoll – Barbara Stelzl-Marx, Der Sowjetische Teil der Alliierten Kommission für Österreich.

Struktur und Organisation, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Öster- reich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 179–218; Muel- ler, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 53–70; Wolfgang Wagner, Die Besatzungszeit aus sowjetischer Sicht. Die Errichtung der sowjetischen Besatzungsmacht in Österreich von 1945 bis 1946 im Spiegel ihrer Lageberichte. Phil. DA. Wien 1998.

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reichischer Zivilisten57 und der Entnazifizierung in der sowjetischen Zone,58 die (Zwangs-)Repatriierungen sowjetischer Staatsbürger aus Österreich,59 der sowjetische Wirtschaftsapparat in Österreich,60 Aspekte der „Gender studies“

unter besonderer Berücksichtigung der Vergewaltigungsproblematik61 und des nach wie vor tabuisierten Bereiches der Besatzungskinder.62 Weiters wid- meten sich einige Studien der sowjetischen Propaganda in Österreich,63 da- runter etwa einige Hochschularbeiten zum Österreichbild in der sowjetischen Presse und Literatur.64

57 Vgl. dazu unter anderem: Stefan Karner (Hg.), Geheime Akten des KGB. „Margarita Ottilinger“.

Graz 1992; Harald Knoll – Barbara Stelzl-Marx, Sowjetische Strafjustiz in Österreich. Verhaftungen und Verurteilungen 1945–1955, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 275–322;

Ol’ga Lavinskaja, Zum Tode verurteilt. Gnadengesuche österreichischer Zivilisten an den Obersten Sowjet der UdSSR, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich.

Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 323–338.

58 Klaus-Dieter Mulley, Zur Administration der Entnazifizierung in Niederösterreich, in: Wolfgang Schuster – Wolfgang Weber (Hg.), Entnazifizierung im regionalen Vergleich. Linz 2004, S. 267–302;

Barbara Stelzl-Marx, Entnazifizierung in Österreich: Die Rolle der sowjetischen Besatzungsmacht, in:

Wolfgang Schuster – Wolfgang Weber (Hg.), Entnazifizierung im regionalen Vergleich. Linz 2004, S.

431–454. Zur Entnazifizierung in Österreich generell siehe: Dieter Stiefel, Entnazifizierung in Öster- reich. Wien – München – Zürich 1981; Wolfgang Weber (Hg.), Entnazifizierung im regionalen Ver- gleich. Linz 2004.

59 Stefan Karner – Peter Ruggenthaler, (Zwangs-)Repatriierungen sowjetischer Staatsbürger aus Ös- terreich in die UdSSR, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich.

Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 243–274; Nikita Petrov – Peter Ruggenthaler – Barbara Stezl-Marx, Repatriierung oder Verbleib in Österreich? Entschei- dung nach Kriegsende, in: Stefan Karner, Peter Ruggenthaler et. al., Zwangsarbeit in der Land- und Forstwirtschaft auf dem Gebiet Österreichs 1939 bis 1945. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Bd. 26/2. Wien – München 2004, S. 455–478.

60 Hans Seidel, Österreichs Wirtschaft und Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg. Wien 2005; Walter M. Iber, Die Sowjetische Mineralölverwaltung in Österreich. Zur Vorgeschichte der OMV 1945–1955. Innsbruck – Wien – Bozen 2011.

61 Siehe hierzu in erster Linie die Arbeiten von Ela Hornung und Irene Bandhauer-Schöffmann, etwa:

Irene Bandhauer-Schöffmann – Ela Hornung, Der Topos des sowjetischen Soldaten in lebensge- schichtlichen Interviews mit Frauen, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 1995. Wien 1995, S. 28–44.

62 Zu den „Besatzungskindern“ in der sowjetischen Zone siehe insbesondere: Barbara Stelzl-Marx, Freier und Befreier, Zum Beziehungsgeflecht zwischen sowjetischen Besatzungssoldaten und ös- terreichischen Frauen, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich.

Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 421–448.

63 Siehe dazu u.a. einige der Beiträge in: Karin Moser (Hg.), Besetzte Bilder. Film, Kultur und Propa- ganda in Österreich 1945–1955. Wien 2005.

64 Evelina Merhaut-Gurjewitsch, Die Innen- und Außenpolitik Österreichs in der sowjetischen Presse 1954–1961. Phil. DA. Wien 1995; Wolfgang Mueller, Österreichische Zeitung und Russische Stun- de. Die Informationspolitik der sowjetischen Besatzungsmacht in Österreich 1945–1955. Phil. DA.

Wien 1998; Monika Reitinger, Österreich in den Augen der Sowjetliteratur nach 1945. Phil. Diss.

Wien 1970; Ruth-Elena Stifter, Das politische Österreichbild in der sowjetischen Berichterstattung über Österreich vom Beginn der Zweiten Republik bis zum Verfall der UdSSR (1945–1991) anhand

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Generell nehmen die zahlreichen Arbeiten zur Lokal- und Alltagsge- schichte besonders breiten Raum ein. Sie beruhten lange Zeit beinahe aus- schließlich auf österreichischen Quellen und ließen die sowjetische Perzep- tion unberücksichtigt. 2005 erschienen in diesem Bereich etwa von Gudula Walterskirchen „Bomben, Hamstern, Überleben“,65 der von Stefan Eminger und Ernst Langthaler herausgegebene Sammelband „Sowjets. Schwarz- markt. Staatsvertrag“66 mit einschlägigen Stichwörtern zu Niederösterreich sowie Studien zu den sowjetisch besetzten Bundesländern.67 Ein großes For- schungsdefizit besteht nach wie vor im Bereich der sowjetischen Perzeptions- und Mentalitätsgeschichte. Eine Ausnahme bildet die von Erich Klein bereits 1995 veröffentlichte Dokumentation sowjetischer Fotos und Augenzeugen- berichte über die Befreiung Österreichs 1945, die primär eine Edition von Pri- märquellen darstellt.68 Eine erste Untersuchung von Oral-History-Interviews mit ehemaligen sowjetischen Besatzungssoldaten und ihren Familienmitglie- dern führten Aleksandr Bezborodov und Oľga Pavlenko durch.69

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Die in den vergangenen Jahren herausgebrachten Publikationen versetzten der österreichischen Historiografie durch die erheblich angestiegene Zahl verfüg-

ausgewählter sowjetischer Printmedien: Pravda, Izvestija, Trud und Literaturnaja Gazeta. Eine in- haltsanalytische Untersuchung. Phil. DA. Wien 1998.

65 Gudula Walterskirchen, Bomben. Hamstern. Überleben. Österreich 1945. Mit einem Nachwort von Ludwig Steiner. Wien 2005.

66 Stefan Eminger – Ernst Langthaler (Hg.), Sowjets. Schwarzmarkt. Staatsvertrag. Stichwörter zu Nie- derösterreich 1945–1955. St. Pölten – Wien – Linz 2005.

67 Wolfram Dornik, Besatzungsalltag in Wien. Die Differenziertheit von Erlebniswelten: Vergewal- tigungen – Plünderungen – Erbsen – Straußwalzer, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 449–468; Gerald Hafner, Das Mühlviertel unter sowjetischer Besatzung, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Bei- träge. Graz – Wien – München 2005, S. 503–522; Klaus-Dieter Mulley, Die Rote Armee in Niederös- terreich 1945–1947. Ein ambivalentes Geschichtsbild, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 469–486; Edith Petschnigg, Die „sowjetische“ Steiermark 1945. Aspekte einer Wendezeit, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 523–564; Sonja Wagner, „Der Sowjetstern auf dem Schlossberg“. Besatzungserfahrungen im Burgenland, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 487–502.

68 Klein, Die Russen in Wien.

69 Aleksandr Bezborodov – Oľga Pavlenko, Erinnerungen an Österreich. Oral-History-Interviews mit ehemaligen sowjetischen Besatzungssoldaten, in: Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005, S. 391–406.

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barer Quellen aus ehemals sowjetischen Archiven einen beachtlichen Impuls.

Gerade auf dem Gebiet der sowjetischen Absichten in Österreich und deren Umsetzung, aber auch der Besatzungsorganisation konnten neue Einsichten ge- wonnen werden. Lücken blieben primär im Bereich der Mikrogeschichte sowie der sowjetischen Perzeption und Rezeption der Besatzung in Österreich. Diese sollen im Rahmen der vorliegenden Arbeit möglichst geschlossen werden.

Als Quellen standen hierfür vor allem Dokumente aus mehreren russi- schen Staatsarchiven und den Archiven des Verteidigungsministeriums, des Föderalen Sicherheitsdienstes sowie des Ministeriums für auswärtige Angele- genheiten und Oral-History-Interviews mit mehr als 60 – vorwiegend aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden – Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zur Verfügung. Zudem konnten sowjetische Dokumentarfilme über die Befreiung und Besatzung Österreichs, Fotografien, Memoiren, die Armeezeitung der Zentralen Gruppe der Streitkräfte und einige Ego-Dokumente wie Briefe und Tagebuchaufzeichnungen herangezogen werden. Die Suche nach Letzteren gestaltete sich schwieriger als gedacht, da sich diese – so sie über die Jahrzehn- te hinweg aufbewahrt wurden – vorwiegend in Privatbesitz befinden.

Die Auswertung der Unterlagen stößt auf mehrere Probleme: Zunächst besteht – gerade im Fall des Verteidigungsministeriums – ein nur selektiver Archivzugang, weswegen vielen Fragestellungen nur unzureichend nachge- gangen werden kann. Abgesehen davon wurden nicht alle relevanten Ereig- nisse schriftlich dokumentiert; insbesondere im militärischen Bereich erfolgten Befehle vielfach mündlich. Auch ausgearbeitete informativ-analytische Ma- terialien wurden zwar von den zuständigen Führungsgremien geprüft, doch gingen sie bei ihren Entscheidungen vielfach von eigenen Überlegungen aus.70 Quellenkritik ist zudem insofern angebracht, als die Verfasser von Berichten – etwa im geheimdienstlichen Bereich – selbst unter Druck standen und Vorfälle mitunter so schilderten, wie sie dem marxistisch-leninistischen Idealbild ent- sprachen. Befehle bzw. Berichte der Politabteilungen und die Realität klafften nicht selten weit auseinander. Doch sickerten im sowjetischen System der ge- genseitigen Überwachung und Denunziation über verschiedene Wege entspre- chende Informationen durch. Für die Analyse der Innensicht der sowjetischen Besatzung in Österreich stellen derartige Dokumente einen „Glücksgriff“ dar.

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70 Leonid Gibianskij, Osteuropa: Sicherheitszone der UdSSR, sowjetisiertes Protektorat des Kreml oder Sozialismus „ohne Diktatur des Proletariats“? Zu den Diskussionen über Stalins Osteuropa-Politik am Ende des Zweiten Weltkrieges und am Anfang des Kalten Krieges, in: Nikolaus Lobkowicz – Leonik Luks – Alexej Rybakov (Hg.), Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte. 2004/2.

Köln 2004, S. 113–138, hier: S. 122f.

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Für das Zustandekommen dieser Arbeit gilt es, mehrfach Dank zu sagen: Zu- nächst der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Wien für die Förderung meines Forschungsvorhabens mit einem dreijährigen Stipen- dium im Rahmen von APART (Austrian Programme for Advanced Research and Technology), dem Zukunftsfonds der Republik Österreich, der Steier- märkischen Landesregierung und der Stadt Graz, die Teile der Recherchen im Rahmen des Projektes „Stalins letzte Opfer“71 unterstützten, sowie der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) Wien.

Besonderer Dank gebührt zudem dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (BMBWK) bzw. für Wissenschaft und Forschung (BMWF), das die Durchführung des Forschungsprojektes „Die Rote Armee in Österreich“72 am Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung (BIK), Graz – Wien – Klagenfurt, und den Abschluss der Arbeiten zu diesem Buch förderte. Zentrale in- und ausländische Quellenbestände, die für dieses internationale Projekt reproduziert wurden, bilden für die vorliegende Ar- beit eine wichtige Grundlage. Besonders herzlich möchte ich mich in diesem Zusammenhang bei Herrn Prof. Dr. Stefan Karner, Leiter des BIK und stell- vertretender Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmens- geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz, für die große Unterstützung meines mehrjährigen Vorhabens bedanken.

Die vorliegende Arbeit beruht auf der 2010 an der Universität Graz appro- bierten Habilitationsschrift „Die Innensicht der sowjetischen Besatzung“73, die im März 2012 mit dem Josef Krainer-Würdigungspreis ausgezeichnet wurde. In diesem Zusammenhang danke ich allen, die mich durch das Ha- bilitationsverfahren selbst begleiteten, allen voran Herrn Prof. Dr. Gerhard Botz, Universität Wien, Herrn Prof. Stefan Karner, Herrn Dekan Prof. Ger- not Kocher, Herrn Dekan Prof. Helmut Konrad, Universität Graz, und Herrn Prof. Dr. Mark Kramer, Harvard University.

Der Böhlau Verlag Wien – Oldenbourg Verlag München übernahm den Band in sein Verlagsprogramm, wofür ich Herrn Dr. Peter Rauch und Frau Dr.

Ursula Huber verbunden bin. Frau Mag. Bettina Waringer übernahm in be- währter Weise den Satz und die Betreuung der Produktion. Dem Austrian Sci- ence Fund (FWF) danke ich herzlich für die Förderung der Publikationskosten.

71 Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Stalins letzte Opfer. Verschleppte und erschossene Öster- reicher in Moskau 1950–1953. Unter Mitarbeit von Daniela Almer, Dieter Bacher und Harald Knoll.

Wien – München 2009.

72 Stefan Karner – Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005; Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich.

73 Barbara Stelzl-Marx, Die Innensicht der sowjetischen Besatzung in Österreich 1945–1955. Erfah- rung, Wahrnehmung, Erinnerung. Habilitationsschrift. Graz 2009.

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