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Archiv "Die Entfernung von Tätowierungen mit dem Argonlaser" (24.09.1981)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Heft 39 vom 24. September 1981

Die Entfernung

von Tätowierungen mit dem Argonlaser

Wilfried Seipipi), Michael Landthaler 2 ), Diether Haina 3), Veronika Justen') und Wilhelm Waidelich 3)4 )

Die Entfernung von Laientäto- wierungen ist meist schwierig.

Alle bisher praktizierten Ver- fahren führen zu mehr oder weniger stark ausgeprägter Narbenbildung, so daß eine Re- stitutio ad integrum nicht mög- lich ist. Auch wenn sich mit dem Argonlaser nach unse- rer Erfahrung Tätowierungen nicht narbenlos entfernen las- sen, wurden dennoch die the- rapeutischen Möglichkeiten erweitert. Nachteile der Laser- behandlung sind allerdings der notwendige große appa- rative und zeitliche Aufwand.

Die Zahl vorwiegend junger Men- schen, die ihre Tätowierungen wie- der beseitigt haben wollen, ist groß.

Die Betroffenen erwarten von der Heilkunde, daß die in die Haut einge- brachten Merkmale, mit denen sie sich nicht mehr identifizieren wol- len, möglichst ohne Spuren entfernt werden. Es gibt zwar zahlreiche Be- handlungsverfahren, die alle zu mehr oder weniger starker Narben- bildung führen (6), aber die Tatsa- che daß man weiter nach neuen Ent- fernungsmöglichkeiten sucht, läßt erkennen, daß es noch keine wirk- lich befriedigende Methode gibt.

Nun ist durch die Laienpresse, durch Krankenkassenzeitschriften und vor allem durch eine Fernseh- sendung der „Argonlaser" als neue- ste Waffe gegen Tätowierungen ins Gespräch gekommen. Es erhebt sich die Frage: Kann der Argonlaser die geweckten Erwartungen auf die- sem speziellen Gebiet erfüllen?

Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß weltweit die Erfahrungen mit dieser Methode noch relativ spärlich sind. In der Bundesrepublik gibt es unseres Wissens bisher nur drei Be- handlungsstätten, an denen bereits nennenswerte Erfahrungen gesam- melt wurden (3, 8, 11). Aus dem Aus- land liegen vorwiegend amerikani- sche und japanische Erfahrungsbe- richte vor. Von einer ausgereiften und in breitem Umfang anwendba- ren Behandlungsmethode kann schon deshalb keine Rede sein, weil die Zahl der kostenaufwendigen La-

sergeräte, die im Bereich der Derma- tologie bis heute eingesetzt werden, noch gering ist. Aus diesen kriti- schen Vorbemerkungen darf aber nicht der Schluß gezogen werden, daß die Methode ungeeignet sei.

Der Gedanke, Hautläsionen mit La- serstrahlen zu behandeln, geht auf den amerikanischen Dermatologen L. Goldman zurück (5). Aufbauend auf seinen ersten Mitteilungen wur- de seit 1967 versuchsweise mit ver- schiedenen Lasersystemen gearbei- tet. Neben Rubin- und Neodym YAG- Lasern (4) werden derzeit CO 2 — und Argon-Laser (1, 2, 7, 9, 10) am häu- figsten zur Entfernung von Tätowie- rungen eingesetzt. Unsere Erfahrun- gen beziehen sich nur auf den Ar- gonlaser, der Licht im blau-grünen Spektralbereich (X. = 488 bis 515 nm) emittiert. Sein Strahl wird über einen flexiblen Lichtleiter geführt. Strahl- durchmesser, Impulsdauer, Impuls- folge und Leistung können den je- weiligen Erfordernissen gut ange- paßt werden.

Von uns wurde anfangs die „Aus- bleichmethode" angewendet, wie sie auch am Palo Alto-Medicalcenter von Apfelberg und Mitarbeitern (1) praktiziert wird. Bei Verwendung

1) Dermatologische Gemeinschaftspraxis Darmstadt

2) Dermatologische Klinik und Poliklinik (Di- rektor Professor Dr. med. Dr. h. c. Otto Braun-Falco) der Ludwig-Maximilians-Uni- versität München)

3) Gesellschaft für Strahlen- und Umweltfor- schung München

4) Institut für Medizinische Optik München

1809

(2)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin.

Tätowierungen

Abbildung 1: Strichförmige Tätowierung (links). Deutliche Wundrötung und narbenförmige Vertiefungen nach 6 Behandlungen (Mitte). Zustand zwei Jahre später (rechts).

mittlerer Strahldurchmesser und mittlerer Leistungsdichte kommt es, wie Apfelberg annimmt, durch selek- tive Aufnahme der Lichtenergie in den Farbstoffpartikeln zu einem Ver- dampfen des Farbstoffes mit nach- folgendem Abbau durch Makropha- gen und Abtransport auf dem Lymphwege. Der Ausbleicheffekt ist aber nach unseren Erfahrungen nur graduell, so daß in den meisten Fäl- len nur eine mehr oder weniger deutliche Aufhellung der Zeichnun- gen erzielt wird.

Der Wirkungsgrad der Behandlun- gen konnte von uns durch Bünde- lung des Argonlaserstrahls auf einen Durchmesser von nur 0,5 mm bei gleichzeitiger Erhöhung der Lei- stung verbessert werden. Auf diese Weise werden über den Farbstoff- körnern feine Löcher in die Haut ge- schossen. Ein Teil des Farbstoffes wird sicherlich mit dem Gewebe ver- dampft. Der größte Teil wird jedoch mit dem Wundsekret ausgespült. Ob ein zusätzlicher Abtransport auf dem Lymphweg stattfindet, ist der- zeit noch nicht sicher zu beant- worten.

Der Erfolg der Laserbehandlung hängt zum großen Teil davon ab, in welcher Tiefe die Farbstoffpartikel 1810 Heft 39 vom 24. September 1981

inkorporiert wurden. Nach den bis- herigen Erfahrungen sprechen die professionell gestochenen Tätowie- rungen besser an als die Amateu rar- beiten, die zahlenmäßig allerdings stark überwiegen. Der Wirkungs- grad kann im Bedarfsfall durch Ver- längerung der Impulsdauer oder Doppelbeschuß erhöht werden. Die Erfolgsaussichten können im allge- meinen durch Behandlung einer

„Probestelle" gut abgeschätzt werden.

Jeder auf die Haut aufgebrachte Lichtimpuls erzeugt einen nadel- stichartigen Schmerz; eine Lokalan- ästhesie ist jedoch nur in Ausnah- mefällen erforderlich. Je nach Größe des Areals und je nach Schmerz- empfindlichkeit werden pro Behand- lung bis 2500 Laserimpulse appli- ziert. Häufig muß eine Tätowierung auch mehrmals behandelt werden, so daß sich unter Berücksiphtigung von 3- bis 4wöchigen, der Wundhei- lung dienenden Behandlungspau- sen, die Dauer der Behandlung auf ein halbes bis ein ganzes Jahr er- strecken kann. Besonders nach mehrmaligen Behandlungen sind auch deutliche Narbenbildungen, ja sogar hypertrophissche Narben möglich, die dann die Konturen der Tätowierungen aufweisen.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Eine narbenlose Entfernung von Tä- towierungen ist damit auch mit dem Laser nicht möglich. Nach unseren Erfahrungen lassen Tätowierungen, die aus scharfen Linien bestehen, bei Bestrahlung mit dem Argonlaser noch am ehesten einen guten Erfolg erwarten. Für flächenhafte Farb- stoffinkorporationen ist das Verfah- ren weniger geeignet.

Möglicherweise lassen sich hier durch Kombination von Exzision, Dermabrasion und Laserbestrah- lung bessere Ergebnisse erzielen.

Als Geräte wurden sowohl ein 5- Watt-Argonlaser mit selbstgefertig- ter Strahlsteuerung und -führung als auch ein Photokoagulator mit zu- sätzlich angebrachter Nachfokussie- rung verwendet. Bei Impulsdauern von 0,3 sec. beträgt die Dosis etwa 600 J/cm 2 , wobei Leistungsdichten von ca. 2000 W/cm 2 auftreten.

Die hier geschilderten Erfahrungen wurden (seit 1976) in einer dermato- logischen Gemeinschaftspraxis in Darmstadt und (seit 1979) in der Der- matologischen Klinik und Poliklinik der Universität München bei insge- samt 97 Patienten mit Tätowierun- gen gewonnen. Da die Laserphysi- ker unter den Referenten an beiden

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Hans-Ulrich Comberg

In den letzten Jahren werden zuneh- mend Herzinfarkte bei relativ jungen Patienten (Grenze meist 40 Jahre für Männer und 50 Jahre für Frauen) beobachtet. Allein diese Tatsache erfordert die Aufarbeitung des der- zeitigen Wissensstandes, zumal ein Herzinfarkt bei jüngeren Patienten unvergleichlich schwerere individu- elle und volkswirtschaftliche Folgen hat als im klassischen Infarktalter.

Berichtet wird über das Wesentliche aus den zahlreichen Referaten der europäischen und amerikanischen Experten.

Epidemiologie und Risikofaktoren Rund 4 Prozent aller Infarkte treten in der Gruppe Männer bis 40 und Frauen bis 50 Jahre auf. Betrachtet man nur die Infarkte bis 65 Jahre, so sind es 7 Prozent bei den Männern und 14 Prozent bei den Frauen. Die geografische Verteilung der Infarkte der Jüngeren entspricht jener der Älteren. 6 Prozent der jüngeren In- farktpatienten haben keinen Risiko- faktor, 80 Prozent zwei oder mehr, und 50 Prozent haben wenigstens drei Risikofaktoren (Übergewicht dabei unberücksichtigt).

In der Rangfolge der Risikofaktoren nimmt Rauchen die erste Stelle (86 Prozent) ein, bei Frauen die Einnah- me von Ovulationshemmern (86 Pro- zent), dann Rauchen (67 Prozent), gefolgt von Hypertriglyzeridämie (80 Prozent), Familienanamnese (56 Prozent), Übergewicht (48 Prozent), Hypercholesterinämie (45 Prozent), Hypertonie (27 Prozent), Hyperurik- ämie (27 Prozent) und zu einem ge- ringen Prozentsatz Diabetes (0,5 Prozent).

Infarktpatienten unter 40 Jahren ha- ben im Mittel 3 Risikofaktoren, die Altersgruppe über 40 hingegen im

Mittel 2. Dies gilt für alle Risikofakto- ren mit Ausnahme des Rauchens, wo sich kein Unterschied in beiden Gruppen findet.

Prognose und

angiografische Befunde

10 Prozent der jüngeren Infarktpa- tienten versterben innerhalb der er- sten Stunde nach Symptombeginn;

nach 2 Jahren leben noch 74 Pro- zent. 13 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen erleben in den folgenden 5 Jahren einen Re-Infarkt.

Dabei zeigen im Vergleich mit älte- ren Patienten die jüngeren eine hö- here Überlebensrate. Die Rate der Komplikationen und Re-Infarkte ist jedoch in beiden Gruppen gleich.

Die Prognose verschlechtert sich mit der Zahl der Koronarstenosen, mit Verschlechterung der linksven- trikulären Funktion und mit dem Auftreten von Arrhythmien (jährliche Mortalitätsrate bei Drei-Gefäß-Er- krankung, schwerer linksventrikulä- rer Dysfunktion und Arrhythmien 5,9 Prozent gegenüber 0,9 Prozent bei Fehlen dieser drei Risikofaktoren).

Koronarangiografische Untersu- chungen zeigen, daß 8 Prozent der jüngeren Infarktpatienten keine we- sentliche Koronarsklerose haben (Null-Gefäß-Erkrankung), 57 Prozent eine Ein-Gefäß-Erkrankung (meist des Ramus interventricularis ante- rior), 19 Prozent eine Zwei-Gefäß- Erkrankung und nur 15 Prozent eine Drei-Gefäß-Erkrankung. Dies steht im Gegensatz zu älteren Infarkten, wo die Zwei- und Drei-Gefäß-Erkran- kungen überwiegen. Mit steigendem Alter nehmen die Null-Gefäß-Erkran- kungen ab: 31 Prozent bei Patienten unter 30 Jahren gegenüber 6 Pro- zent bei 35- bis 39jährigen Patien- ten. Das Ausmaß der Koronarsklero-

Tätowierungen

Behandlungszentren mitgewirkt ha- ben, wurden die Erfahrungen zu- sammen abgehandelt.

Literatur

(1) Apfelberg, D., Maser, M., Lash, H.: Argon Laser treatment of Decorative Tattoos, British J. of Platic Surgery 32 (1979) 141-144 - (2) Beacon, J. P., Ellis, H.: Surgical Removal of Tattoos by Carbon Dioxide Laser. J. of the Roy.

Soc. of Med. 73 (1980) 298-299 - (3) Ginsbach, G., Höhler, H., Camperle, G.: Treatment of hamang iomas, teleangiectasias, rad iode r- matitu and tattoos with argon laser, in: Laser 77. Opto-Electronics (ed. W. Waidelich), Guild- ford, IPC Science and Technology Press (1977) 367-373 - (4) Gold man, L., Nath, G., Schind ler, G., Fidler, J., Rockwell, J.: High-Power Neody- mium-YAG Laser Surgery. Acta Dermatovener 53 (1973) 45-49 - (5) Goldman, L.: Biomedical Aspects of the Laser, Springer Verlag, Berlin/

Heidelberg/New York - (6) Goldstein, N., Penoff, J., Price, N., Ceilley, R., Goldman, L., Hay-Roe, V., Miller, T. A.: Techniques of Re- moval of Tattoos, J. Dermatol. Surg. Oncol. 5 (1979) 901-910 - (7) Kitzmiller, W.: Laser Treat- ment of Tattoos and Angiomas, J. of the Med.

Ass. of Georgia 59 (1970) 385-386 - (8) Land- thaler, M., Haina, D., Waidelich, W., Braun- Falco, 0.: Behandlungen mit einem Argonla- ser in der Dermatologie, Hautarzt, Suppl. 5, im Druck - (9) McBurney, E.: Carbon Dioxide Laser Treatment of Dermatologic Leasions.

Southern Med. J. 71 (1978) 795-797 - (10) Reid, R., Mutter, S.: Tattoo removal by CO, laser dermabrasion, Plast. Reconstr. Surg. 65 (1980) 717-728 - (11) Seipp, W., Haina, D., Justen, V., Waidelich, W.: Laserstrahlen in der Dermatologie. Der Deutsche Dermatologe 26 (1978) 557-575

Anschriften der Verfasser:

Dr. med. Wilfried Seipp Dr. med. Veronika Justen Dermatologische

Gemeinschaftspraxis Frankfurter Str. 3 6100 Darmstadt

Dr. med. Michael Landthaler Dermatologische Klinik und Poliklinik der Universität München Frauenlobstraße 9 11

8000 München

Dr. rer. nat. Diether Haina Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung mbh, München Ingolstädter Landstraße 1

8042 Neu herberg

Prof. Dr. rer. nat. Wilhelm Waidelich Institut für Medizinische Optik der Universität München

Barbarastraße 16/IV 8000 München 40

KONGRESS-BERICHT

Herzinfarkt bei jüngeren Patienten

Bericht über das internationale Symposion

„Myocardial Infarction at Young Age" in Bad Krozingen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 24. September 1981

1811

Referenzen

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