DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Kostendämpfung nicht ausgeschöpft
SALZGITTER. Die Selbst- verwaltung im Gesund- heitswesen habe die ge- setzlichen Möglichkeiten zur Kostendämpfung noch nicht voll ausgeschöpft.
Diese Ansicht vertrat der niedersächsische Sozial- minister Hermann Schnip- koweit Ende Januar. Dies gelte sowohl für den Kran- kenhausbereich als auch für die Vertragsgestaltung der Krankenkassen mit Ärzten und Zahnärzten. jv
Gute Fortschritte im Zivil- und
Katastrophenschutz
STUTTGART. Seit dem In- krafttreten des Landeska- tastrophenschutzgesetzes im Jahre 1979 sind in der Organisation, der Planung und Ausbildung wesent- liche Fortschritte erzielt worden, heißt es in der Antwort des baden-würt- tembergischen Innenmini- steriums auf eine Große Anfrage der CDU-Land- tagsfraktion. Was das Ge- sundheitswesen betrifft, so stehen in Baden-Württem- berg drei voll ausgebaute Hilfskrankenhäuser mit zu- sammen 1600 Betten zur Verfügung, dazu acht Hilfs- krankenhäuser mit zusam- men 3410 Betten, in denen die Behandlungs- und Operationsräume ge- schützt, die Bettenstatio- nen ungeschützt unterge- bracht sind. Von den rund 150 Krankenhäusern, die überhaupt für die Aufnäh- me eines Massenanfalls von Verletzten in Frage kommen, verfügen 70 Pro- zent über Alarm- und Ein- satzpläne; weitere 21 Pro- zent werden solche Pläne bis zum Jahresende fertig- gestellt haben.
Den derzeitigen Stand der Fortbildung in Notfall- und
Katastrophenmedizin für Angehörige der Heilberufe hält die Landesregierung für insgesamt befriedi- gend, nachdem ärztliche Körperschaften und Ver- bände wiederholt auf die Bedeutung dieser Fortbil- dung hingewiesen haben und sie in zunehmendem Umfang anbieten. EB
Care Deutschland hilft ghanaischen Ärzten
BONN. Um den unter schwierigsten Bedingun- gen arbeitenden Ärzten in Ghana weiterhin zu helfen, ersucht Care Deutschland die deutschen Kollegen er- neut um Hilfe. Dank groß- zügiger Spenden der deut- schen Ärzteschaft und der Pharmaindustrie konnten bisher Basismedikamente, Instrumente und Verband- material im Wert von 750 000 DM nach Ghana verschifft werden. Steuer- lich absetzbare Spenden für Gesundheitsprojekte können unter dem Stich- wort „Ghana-Hilfe" auf das Sonderkonto 333 333 bei der Apotheker- und Ärzte- bank Düsseldorf überwie- sen werden. jv
Basketballturnier für Rollstuhlfahrer
KÖLN. Rund 600 Rollstuhl- fahrer werden an einem in- ternationalen Baskettball- turnier teilnehmen, das un- ter der Schirmherrschaft des nordrhein-westfäli- schen Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Professor Friedhelm Farth- mann, am 22. und 23. März in der Gesamtschule Köln- Holweide veranstaltet wird.
Aus zehn europäischen Ländern und aus Algerien werden Behinderte erwar- tet, die in drei Leistungs- gruppen (Breiten- bis Spit- zensport) an dem Turnier teilnehmen werden. jv
Ausland
Salz zum Überleben
LONDON. Täglich sterben weltweit rund 40 000 Kin- der, ohne daß besondere Notsituationen vorliegen.
Dies geht aus dem Unicef- Bericht „Zur Situation der Kinder in der Welt 1985"
hervor.
Vier einfache und billige Maßnahmen können laut Unicef die Kindersterblich- keit in der Dritten Welt deutlich verringern: Regel- mäßige Wachstumskon- trolle, Schutzimpfungen, die Förderung des Stillens sowie die orale Rehydrata- tionstherapie.
Wie Unicef weiter berich- tet, sterben allein vier Mil-
Ende 1984 wurden an „Natio- nalen Impftagen" praktisch sämtliche Kleinkinder in Ko- lumbien gegen die fünf häu- figsten Kinderkrankheiten geimpft. An dieser Aktion nahmen u. a. 13 000 Rotkreuz- helfer, mehr als 2000 Priester sowie Armee-Sanitäter und, wie auf dem Foto zu sehen, Polizisten teil Foto: Unicef lionen Kinder jährlich durch Austrocknung des Körpers bei Durchfall. Eine sehr einfache und wir- kungsvolle Gegenmaßnah- me sei die Gabe einer Salz- lösung, die neben Koch- salz die achtfache Menge Zucker enthalte. Anstelle des Zuckers könne man auch stärkehaltige Nah- rungsmittel wie beispiels- weise Reis, Möhren oder Jamswurzeln verwenden.
In einigen Entwicklungs- ländern habe diese Metho- de laut Unicef bewirkt, daß die Kindersterblichkeit in- folge Austrocknung be- reits innerhalb kürzester Zeit auf die Hälfte abnahm.
Damit durchbreche diese Therapie in der Dritten Welt endlich den Teufels- kreis von Durchfall, Unter- ernährung und Tod. jv
Abschreckbilder gegen das Rauchen
REJKJAVIK. Auch in Island müssen Zigaretten- und Zi- garrenpackungen seit An- fang dieses Jahres einen Warnaufdruck haben. Al-
lerdings ist nicht ein kluger Spruch des Gesundheits- ministers vorgeschrieben
— die Fabrikanten und Im- porteure haben vielmehr die Wahl zwischen dem Bild eines Paars schwarzer Lungenflügel oder eines kaputten Herzens. Tabak- waren und Rauchzubehör dürfen nicht mehr in Schaufenstern ausgestellt werden, in staatlichen Bü- ros und in öffentlichen Ver- kehrsmitteln ist das Rau- chen verboten. bt
Streit um Abtreibungen
WIEN. Die dem Bundes- kanzleramt zugeordnete Staatssekretärin Dohnal, zuständig für Frauenfra- gen, hatte vor einiger Zeit gefordert, Abtreibungen mit dem Krankenschein zu finanzieren. In Österreich gilt praktisch eine Fristen- lösung. Jetzt hat Familien- ministerin Fröhlich-Sand- ner dieser Forderung ve- hement widersprochen. In einer Pressekonferenz er- klärte sie: „Schwanger- schaft ist keine Krankheit."
Deshalb sei ihre Beendi- gung auch keine Krank- heitsbehandlung.
Beide Politikerinnen gehö- ren übrigens der Sozialisti- schen Partei an. bt
474 (22) Heft 8 vom 20. Februar 1985 82. Jahrgang Ausgabe A