• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Medizin und Ökonomie: Ärzte müssen Heft des Handelns in die Hand nehmen" (09.11.2007)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Medizin und Ökonomie: Ärzte müssen Heft des Handelns in die Hand nehmen" (09.11.2007)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A3072 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 45⏐⏐9. November 2007

P O L I T I K

B

is vor zwei Jahren sei sie strikt gegen eine Fortbildung „Me- dizin und Ökonomie“ für Ärztinnen und Ärzte gewesen. Inzwischen habe sie ihre Meinung dazu jedoch geän- dert: Die Präsidentin der Landesärz- tekammer Hessen, Dr. med. Ursula Stüwe, ist mittlerweile davon über- zeugt, dass die Ärzte mit den öko- nomischen Gesetzmäßigkeiten des Wirtschaftsunternehmens Kranken- haus vertraut sein müssen, um die medizinisch begründeten Versor- gungsziele besser umsetzen zu kön- nen. Denn es sei nicht zuletzt die Un- kenntnis der Ärzte darüber, wie sich allgemein das Gesundheitssystem fi- nanziert und wie ganz konkret das

„eigene“ Krankenhaus betriebswirt- schaftlich gesteuert wird, die sie scheinbar unausweichlichen Hand- lungszwängen unterwerfe. Über das Verständnis der Krankenhausökono- mie komme man als Arzt automa- tisch auch zu der Überlegung, wie man Einfluss auf das Versorgungs-

geschehen nehmen und die eigenen Vorstellungen durchsetzen könne.

„Ärzte müssen das Heft des Han- delns wieder in die Hand nehmen“, betonte Dr. med. Franz-Joseph Bart- mann, der Präsident der Ärztekam- mer Schleswig-Holstein. Er stellte beim Bundesärztekammer-Sympo- sium „Medizin und Ökonomie im Widerstreit? Ökonomische Aspekte ärztlicher Tätigkeit“ am 18. Oktober in Berlin die einzelnen Module des von der Bundesärztekammer konzi- pierten Fortbildungskurses „Medi- zin und Ökonomie“ vor. Das Ver- ständnis der betriebswirtschaftli- chen Abläufe in der stationären und ambulanten Versorgung und der ökonomischen Grundkonstellation erleichtere die Kommunikation zwi- schen Arzt und Verwaltung und sei gegenüber primär gewinnorientier- ten Strategien hilfreich bei der Durchsetzung von Stellenbesetzun- gen, Budgets und Anschaffungen.

So eingesetzt, führe dieses Grundla-

genwissen letztlich zu mehr Berufs- zufriedenheit der Ärzte.

Bartmann räumte aber auch ein, dass unter leitenden Ärzten noch häufig die Einstellung anzutreffen sei, die Kosten hätten bei der medizi- nischen Versorgung keine Rolle zu spielen. „Diese Einstellung ist heute nicht mehr zu rechtfertigen“, unter- strich Bartmann. Ärzte müssten sich auch ökonomisch verhalten, und sie müssten vor allem lernen, die öko- nomischen Informationen zu bewer- ten, die ihnen präsentiert würden.

Rudolf Henke, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses

„Krankenhaus“ der Bundesärzte- kammer, zeigte die Traditionen auf, aus denen heraus sich defizitäre öko- nomische Denkstrukturen der Ärzte erklären lassen. Nach dem bis 1992 an den deutschen Krankenhäusern geltenden Kostendeckungsprinzip hätten die Ärzte bestimmt, welche Leistungen medizinisch notwendig waren; die Verwaltung habe alles zu- sammengerechnet und die Kranken- kassen bezahlen lassen. Mit der Budgetierung und der Engführung der finanziellen Mittel habe diese Wirtschaftsform ein Ende gefunden.

Private Klinikträger hätten in den vergangenen Jahren allein schon deshalb einen Marktvorteil gehabt, weil ihnen die Gesetze des ökonomi- schen Handelns bereits vertraut wa- ren. Inzwischen habe betriebswirt- schaftliches Denken in alle Träger- formen Einzug gehalten; das Instru- mentarium der Betriebsführung ha- be sich weitgehend angeglichen, auch wenn die Zielsetzungen der Träger noch unterschiedlich seien.

Dass eine Klinik nach unternehme- rischen Grundsätzen geführt werde, sei mittlerweile selbstverständlich;

die Bundesärztekammer bestehe je- doch auf der Position, dass der Ge- danke der Daseinsfürsorge weiter- hin in den Krankenhäusern fest ver- ankert sein müsse. Es sei nicht hin- nehmbar, „dass man den Patienten in den Schraubstock betriebswirt- schaftlicher Abläufe zwingt“. Die Ärzte dürften das nicht zulassen, for- derte Henke. Erforderlich sei eine medizinische Bilanz, die der ökono- mischen Bilanz gegenübergestellt

werden könne. I

Thomas Gerst

MEDIZIN UND ÖKONOMIE

Ärzte müssen Heft des

Handelns in die Hand nehmen

Ein neues Fortbildungsangebot der Bundesärztekammer soll die Ärzte mit den ökonomischen Rahmenbedingungen ihrer beruflichen Tätigkeit vertraut machen.

Foto:Fotolia/Michael Kempf

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Ana- log soll erörtert werden, ob auch die Amtliche Gebüh- renordnung für Zahnärzte durch eine Vertragslösung er- setzt wird, ähnlich wie sie in der kassenärztlichen

as GKV-Gesundheitsreform- gesetz 2000 weist zwar die künftige hausärztliche Ver- sorgung den Fachärzten für Allge- meinmedizin zu, die Neuordnung der Finanzierung der

Hervorzuheben ist, daß die Auf- klärung des Patienten nur dann fachge- recht und umfassend ist, wenn in die- sem Gespräch, das nicht unter Zeit- druck und zum Beispiel auch nicht

Beinahe zeitgleich mit der Ratifi- zierung der Medizingeräteverord- nung durch Bund und Länder wur- de im Dezember 1984 ein Norm- Entwurf für Herzschrittmacher vom

Dieser Vorgang hat, so führte Frau Retzlaff weiter aus, eine gewisse Beziehung zum Schwanger- schaftsabbruch, und zwar dahin- gehend, daß der Arzt auch bei der künstlichen

„ob niedergelassen oder im Kranken- haus, ob beamtet oder bei der Bundes- wehr, ob in Rente oder als AiP, ob in der Patientenversorgung oder am Schreib- tisch tätig“, dazu

So findet sich auch heute wie damals, 1978, der verräterische Satz: „Denn während die Studien an Pati- enten mit Zwangsstörungen laufen, denken manche schon an andere psychische

Bei einer Durchschnittsanga- be für Beitragsanpassungen für mehrere hundert Tarife, wie sie im vergangenen Jahr von der Vereinten Kranken- versicherung veröffentlicht wurde, liegt