Kein Cartoon über Tschernobyl — kann es gar nicht sein, weil Dr. med. Wolfgang Schützler (vielen Lesern wegen seiner Karikaturen noch in Erinnerung) das Bild bereits 1979 gezeichnet hat
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Gesundheits- ökonomie als Prüfungsfach
BAYREUTH. Als erste deut- sche Universität bietet die Universität Bayreuth im Rahmen des wirtschafts- und sozialwissenschaft- lichen Studiums ab Winter- semester 1986/87 das Fach Gesundheitsökonomie als Wahlfach im Examen für Diplom-Volkswirte an. Initi- iert wurde dieser Studien- gang von Prof. Dr. rer. pol.
Peter Oberender, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre (Wirtschaftstheorie), der zugleich mit Prof. Dr. jur.
Wolfgang Gitter die „For- schungsstelle für Sozial- recht und Gesundheitsöko- nomie" an der Universität Bayreuth leitet. Oberen- der zählt zu den Vertretern einer neoliberalen, streng marktwirtschaftlich orien- tierten Gruppe von Wirt- schafts- und Sozialwissen- schaftlern, die vor mehr als eineinhalb Jahren unter der Ägide von Prof. Dr. rer.
pol. Frank E. Münnich, Uni- versität München, für eine
Erneuerung des Gesund- heitswesens auf marktwirt- schaftlicher Basis eingetre- ten ist und in der „Frank- furter Allgemeinen Zei- tung" einen öffentlichen Aufruf startete. Erstmals startet der Lehrstuhl von Professor Oberender im Sommersemester 1986 ei- ne interdisziplinäre Vor- tragsveranstaltung „Bay- reuther Gesundheitsöko- nomische Kolloquien", an der sowohl Praktiker des Gesundheitswesens und der Verbände als auch re- nommierte neoliberale Ge- sundheitsökonomen als Referenten teilnehmen. EB
34 000 „Zivis" im Pflege- und
Betreuungsdienst
BONN. Etwa 34 000 Zivil- dienstleistende waren An- fang 1986 nach Auskunft des Bundesgesundheitsmi- nisteriums in Pflegehilfe und Betreuungsdiensten eingesetzt. Weitere 12 Pro- zent der insgesamt 55 000
„Zivis" waren im Kranken- transport und im Rettungs- dienst tätig. EB
Leistungsboom bei den Zahnärzten
KÖLN. Die Nachfrage nach zahnärztlichen Leistungen hat sich in der Bundesre- publik Deutschland in den letzten eineinhalb Jahr- zehnten fast verdoppelt.
Der Prozentsatz der Bevöl- kerung, der angab, in den letzten drei Monaten den Zahnarzt in Anspruch ge- nommen zu haben, nahm von rund 12 Prozent im Jahr 1970 auf etwa 22 Pro- zent in 1984 zu. Diese Zah- len gab die Bundeszahn- ärztekammer (Bundesver- band der Deutschen Zahn- ärzte e. V.) zum Auftakt des 22. Deutschen Zahnärzteta- ges in Köln bekannt.
Der überwiegende Teil der Personen, die einen Zahn- arzt konsultierten, ließ es bei einem Besuch bewen- den (55 Prozent); 35 Pro- zent suchen ihn zwei- bis viermal auf, zehn Prozent berichteten über fünf oder mehr Besuche. In den letz- ten zehn Jahren hat sich der Zeitabstand der Zahn- arztkonsultationen spürbar
verringert. In den mittleren Altersgruppen bis zum 40.
Lebensjahr und im höhe- ren Alter vom 60. Lebens- jahr an gehen nach den Un- tersuchungen Frauen häu- figer zum Zahnarzt als Männer. Die Ursachen dieser geschlechtsspezifi- schen Unterschiede in der Inanspruchnahme zahn- ärztlicher Leistungen sind noch nicht konkret abge- klärt worden. Im allgemei- nen werden höhere Krank- heitshäufigkeit, Schmerz- empfindlichkeit und bes- ser ausgeprägtes Gesund- heitsbewußtsein von Frau- en gegenüber Männern ge- nannt. Eine signifikante Rolle übt auch die Zunah- me parodontaler Erkran- kungen aus. EB
Arzneitherapie — vom WIdO kritisch betrachtet
BONN. Das für den Arzneimittelmarkt der Bun- desrepublik Deutschland kennzeichnende umfang- reiche und vielfältige, oft- mals intransparente Arz- neimittelangebot, die Handhabung der amtlichen Arzneimittelzulassung und das Verordnungsverhalten der Kassen- und Vertrags- ärzte nimmt eine vom Wis- senschaftlichen Institut der Ortskrankenkassen (WIdO), Bonn-Bad Godes- berg, im Auftrag des Bun- desarbeitsministeriums er- arbeitete Studie mit dem Titel „Arzneitherapie in der kassen- und vertragsärzt- lichen Versorgung" kri- tisch unter die Lupe.
Die Stellungnahmen von Experten der Pharmakolo- gie, der Klinik und der Pra- xis sind jetzt als Broschüre herausgekommen. So wird erklärt, daß die Kassenärz- te „in einzelnen Indika- tionsgruppen zu viel, zu teuer und unzweckmäßig"
verordneten. Zugleich wer- den Vorschläge zur Ver- besserung der Arzneithera- pie unterbreitet. Ml/EB Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 22 vom 28. Mai 1986 (17) 1593