DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Akute Epiglottitis
IV.
Dem ausführlichen Bericht über die Epiglottitis von T. Trübenbach und U. Töllner in Heft 49 vom De- zember 1983 möchte ich noch ei- ne Bemerkung aus der Sicht des niedergelassenen Arztes beifü- gen. Der Aufsatz ist von klinisch tätigen Ärzten geschrieben wor- den, die weniger mit den allerer- sten Symptomen konfrontiert wer- den, sondern die Kinder meist in einem etwas späteren und schwereren Krankheitsstadium sehen. Für mich als niedergelas- senen Arzt liegt die Tücke dieser Krankheit in den anfangs blanden und harmlos erscheinenden In- itialsymptomen und dem dazu in krassem Widerspruch stehenden foudroyanten und so bedroh- lichen Verlauf. Die leichten Initial- symptome können übersehen werden. Dies erklärt mit, warum nur in 15 Prozent der von den Au- toren beschriebenen Fälle die Verdachtsdiagnose gestellt wur- de. Beginnen kann alles ganz harmlos mit etwas Halsweh und
minimalen Infektzeichen, wie bei den unzähligen Infekten, die wir täglich sehen. Nach 6-24 Stunden wird das Kind wieder vorgestellt, es klagt nun vermehrt über Hals- schmerzen und erscheint insge- samt weinerlich und mißlaunig, das Fieber ist angestiegen, die Stimme kann noch unverändert sein, das Kloßige ist kaum zu hö- ren, der Stridor kann noch fehlen.
Auf Befragen werden aber bereits Schluckbeschwerden zugegeben, die erschwerte Atmung zeigt sich mitunter lediglich am geöffneten Mund und etwas nach vorn ge- neigter starrer Halshaltung. Bei der Untersuchung sind die Kinder noch in gutem Allgemeinzustand, aber unleidig und abwehrend, die Racheninspektion ist erschwert, weil schmerzhaft, und es gelingt auf Grund der Abwehrhaltung oft nicht, die Epiglottis zu sehen.
Wichtig erscheint mir, folgendes zu beachten und sich zu merken:
1. Die Epiglottitis ist zwar selten, trotzdem kann sie jedem begeg-
nen, und immer ist daran zu den- ken.
2. Die Initialsymptome sind dis- kret:
a) Halsschmerz
b) weinerlich, abwehrend bei noch gutem AZ
c) als Zeichen der Dyspnoe mitunter nur Mundatmung und vorgeneigter Hals d) Schluckbeschwerden, die ge-
zielt erfragt werden müssen e) die Racheninspektion
ist erschwert.
Die Beachtung dieser Punkte kann sicherlich dazu beitragen, einigen Patienten rechtzeitig zu helfen.
Dr. med. Walther Jarre Kinderarzt — Allergologie Schillerstraße 3
7858 Weil am Rhein
FÜR SIE GELESEN
Angeborene Lippenspalten durch Diazepam?
Seit ersten Mitteilungen 1975 gibt es Vermutungen, daß die Einnah- me von Benzodiazepinen (beson- ders Diazepam) während der Schwangerschaft eine erhöhte Mißbildungsrate im Lippen-Kie- fer-Rachenbereich verursacht. In einer kontrollierten multizentri- schen Studie wurde der Arznei- mittelverbrauch von Müttern von 611 Kindern mit Lippenspalten, Gaumenspalten oder kombinier- ten Mißbildungen im Rachenbe- reich mit dem von Müttern von 2498 Neugeborenen mit kardio- vaskulären, neuromuskulären und anderen Mißbildungen vergli- chen. In die statistische Auswer- tung wurden auch andere poten- tielle teratogene Faktoren einbe- zogen. Die Ergebnisse der Studie
belegen, daß der Gebrauch von Diazepam im ersten Trimenon der Schwangerschaft weder das Risi- ko für eine kindliche Lippenspalte noch Gaumenspalte oder deren Kombination erhöht. müb
Rosenberg, L., et. al.: Lack of Relation of Oral Clefts to Diazepam Use During Pregnancy, N.
Engl. J. Med. 309 (1983) 1282-5 — Drug Epide- milogy Unit, 1371 Beacon St., Brookline, MA 02146, USA
Nikotin und Ulkus
80 Prozent aller Ulkuspatienten sind Raucher, der Einfluß des Ni- kotinabusus auf den Verlauf der Ulkuskrankheit ist jedoch nicht eindeutig belegt. In einer austra- lischen Untersuchung wurde der Einfluß des Zigarettenrauchens auf die Ulkusheilung und die Rezi- divneigung kritisch analysiert. Ins- gesamt 135 Patienten mit einem
Ulcus duodeni wurden mit Cimeti- din (90), Ranitidin (25) und Oxme- tidin (20) behandelt. Bei den Nicht- rauchern waren nach 4 Wochen 95 Prozent der Ulzera, bei den Rau- chern nur 63 Prozent abgeheilt.
Der Unterschied war ebenso si- gnifikant wie der bei der Rezidiv- quote innerhalb eines Beobach- tungszeitraums von 12 Monaten.
Die Rückfallrate lag bei den Nicht- rauchern bei 53 Prozent, bei den Rauchern bei 84 Prozent. Die Be- funde belegen, daß Nikotinabusus die Ergebnisse einer H 2-Blocker- therapie ungünstig beeinflußt, und daß die Rezidivrate innerhalb eines Jahres bei Rauchern deut- lich höher liegt als bei Nichtrau- chern.
Korman, M. G.; Hansky, J.; Eaves, E. R.;
Schmidt, G. T.: Influence of cigarette smoking an healing and relapse in duodenal ulcer dis- ease, Gastroenterology 85 (1983) 871-874, Gastroenterology Unit, Prince Henry's Hospi- tal, St. Kilda Road, Melbourne, Australien
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 14 vom 6. April 1984 (95) 1095