A-3350
M E D I Z I N
(50) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 49, 5. Dezember 1997 helfen, um beispielsweise biochemi-
sche Alterationen einer neoplasti- schen Zelle (als direkte oder indi- rekte Folge der Genveränderungen und/oder Veränderungen in den Si- gnalkaskaden der jeweils beteiligten Tumorgene) als Angriffspunkt für die Entwicklung neuer Therapeutika nutzbar zu machen. Ein Beispiel für diese Therapierationale stellt die Un- terdrückung der sogenannten Ras- Farnesyl-Transferase durch spezifi- sche Inhibitoren dar. Diese Inhibito- ren sind in der Lage, die Bindung des Ras-Proteins an die Zellmembran zu hemmen. Dadurch läßt sich das Ras- Signal und damit die transformieren- de Eigenschaft von Ras unterdrücken (27, 35, 41). Inzwischen wurden ver- schiedene Farnesyl-Transferase-Inhi- bitoren entwickelt, die derzeit in ihrer Wirkung auf neoplastische Zellen un- tersucht werden (17, 50, 65). Insge- samt hat sich jedoch die aktuelle Si- tuation therapeutischer Möglichkei- ten zur Bekämpfung des Pankreaskar- zinoms durch gentechnische Metho-
den (trotz weniger Fortschritte in an- deren Tumorarten) noch nicht verän- dert.
Schlußbemerkung
Aufgrund der Forschungserfolge der letzten Jahre zählt das Pankreas- karzinom heute zu den molekular am besten charakterisierten Tumorarten.
Wir kennen inzwischen ein Onkogen (K-ras) und vier Tumorsuppressor-Ge- ne (p53, p16, DPC4 und BRCA2), die in Pankreaskarzinomen verändert sind. Ferner konnte gezeigt werden, daß Keimbahnmutationen in den Ge- nen p16 und BRCA2 zum Pankreas- karzinom prädisponieren können. Al- lerdings haben diese neu gewonnenen Erkenntnisse derzeit noch wenig Kon- sequenzen für die tägliche Patienten- betreuung. Da ein großer Anteil der besprochenen molekularen Befunde gerade erst ein oder zwei Jahre be- kannt ist, wäre eine solch kurzfristige Umsetzung nicht zu erwarten und auch
noch verfrüht. Aktuelle Anstrengun- gen der Pankreastumorforschung kon- zentrieren sich unter anderem auf die Entwicklung von sensitiven Frühdia- gnoseverfahren. Auch ist zu erwarten, daß in der Zukunft von der Molekular- biologie Impulse zur Entwicklung drin- gend notwendiger neuer therapeuti- scher Konzepte für dieses aggressive Tumorleiden ausgehen werden.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1997; 94: A-3342–3350 [Heft 49]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck und über die Internetseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Wolff-H. Schmiegel Ruhr-Universität Bochum Medizinische Klinik Knappschaftskrankenhaus In der Schornau 23–25 44892 Bochum AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT
Plasmahomocystein, ein kürzlich entdeckter weiterer Risikofaktor für die koronare Herzerkrankung (KHK), wurde in einer norwegischen Studie hinsichtlich des Mortalitätsrisikos bei KHK untersucht. 587 Patienten mit angiographisch gesicherter KHK und bekannten Homocysteinwerten, die zwischen 1991 und 1992 entweder mit Bypass-Chirurgie, perkutaner translu- minaler Angioplastie oder konserva- tiv behandelt worden waren, wurden im Mittel über 4,6 Jahre nachunter- sucht. 10,9 Prozent der Patienten wa- ren in dieser Zeit verstorben, dabei zeigte sich eine strenge Korrelation zwischen der Höhe der Homocystein- werte und der Mortalität. Bei Serum- spiegeln unter 9 mmol/l waren unab- hängig von der weiteren Therapie 3,8 Prozent der Patienten verstorben, bei Patienten mit Werten über 15 mmol/l waren es dagegen 24,7 Prozent. Über- raschenderweise waren die Homocy- steinspiegel nur schwach mit dem Schweregrad der KHK assoziiert, da-
gegen zeigte sich mit bereits stattge- habten Infarkten, mit der linksventri- kulären Ejektionsfraktion oder mit den Serumkreatininwerten eine stren- ge Assoziation. Somit erweist sich nach Ansicht der Autoren das Plas- mahomozystein als guter prädiktiver Wert für die KHK-Mortalität. acc Nygard O et al.: Plasma homocysteine le- vels and mortality in patients with coro- nary artery disease. N Engl J Med 1997;
337: 230–236.
Dr. Nygard, Department of Heart Dis- ease, Haukeland University Hospital, 5021 Bergen, Norwegen.
Homocysteinspiegel und Herzinfarktrisiko
In jüngster Zeit sind einige epide- miologische Studien publiziert worden, die darauf hinweisen, daß die chroni- sche Helicobacter-pylori-Gastritis für 80 bis 90 Prozent aller Magenkarzino- me verantwortlich zu machen ist. Dabei ist aufgefallen, daß beim Ulcus duodeni zwar Helicobacter pylori praktisch im- mer nachweisbar ist, das Risiko, ein Magenkarzinom zu entwickeln, jedoch eher niedrig ist. Die Autoren haben Daten von Krankenhäusern des US
Department of Veterans Affairs ausge- wertet und zwei Populationen von 1 069 Personen mit Kardiakarzinom und 3 078 Personen mit einem Karzi- nom von Magenkorpus und -antrum mit einer Kontrollgruppe von 89 082 Personen ohne Magenkrebs vergli- chen. Die Anamnese eines Ulcus ven- triculi war mit einem um den Faktor 1,53 erhöhten Magenkrebsrisiko verge- sellschaftet, während beim Ulcus duo- deni das Krebsrisiko um 32 Prozent vermindert war. Auch im operierten Magen war das Krebsrisiko um den Faktor 1,86 erhöht, nicht jedoch für das Karzinom der Kardia. Beim Kardia- karzinom waren überwiegend weiße Personen betroffen, bevorzugt Män- ner. Auch in dieser Studie zeigt sich, daß unter pathogenetischen Aspekten zwischen dem Kardiakarzinom und dem Karzinom von Antrum und Kor- pus differenziert werden muß. w Molloy RM, Sonnenberg A: Relation between gastric cancer and previous peptic ulcer disease. Gut 1997; 40:
247–252.
Gastroenterology Section, Department of Veterans Affairs Medical Center, 111- F, 2100 Ridgecrest Drive SE, Albuquer- que, NM 87108, USA.