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Archiv "HERZCHIRURGIE: Deutlicher Beleg" (02.03.1989)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT SERBRIEFE

ARZTZAHLEN

Zu der Grafik der Arztzahlen- entwicklung und dem kurzen Kom- mentar der BAK/KBV in Heft 3/1989:

Skandal

Dem Kommentar zu der Grafik, welcher davon aus- geht, daß eine wesentliche Ausweitung der Aufnahme- kapazitäten des ambulanten und des stationären Sektors nicht mehr möglich sei, möch- te ich zumindest für den sta- tionären Bereich entschieden widersprechen. Es kann doch nicht geleugnet werden, daß die Zahl der Ärzte in Kran- kenhäusern nach wie vor durch eine hohe Zahl von be- zahlter und unbezahlter Mehrarbeit künstlich klein gehalten wird. Wer im Kran- kenhaus arbeitet, weiß, wo- von die Rede ist; zum Beleg noch einige Zahlen: Der Mar- burger Bund Baden-Würt- temberg hat in seinem Infor- mationsdienst 12/88 ein Um- frageergebnis veröffentlicht, welches die massive Mehrar- beit zeigt. Zum Beispiel ma- chen danach 83,5 Prozent der Ärzte regelmäßig Überstun- den, 42,8 Prozent mehr als 20 pro Monat. 52 Prozent der Arzte haben keine Ruhezei- ten nach Bereitschaftsdien- sten, 23 Prozent machen mehr Bereitschaftsdienste als zulässig. Diese Zahlen bele- gen übrigens auch, daß mas- siv gegen Arbeits- und Tarif- recht verstoßen wird.

Hier ist meines Erachtens schon seit vielen Jahren (spä- testens seit es arbeitslose Ärzte gibt) ein Umdenken überfällig. Die normale Ar- beitszeit in diesem Land be- trägt bekanntlich etwa 38 bis 40 Stunden wöchentlich;

wenn sich alle daran halten würden, wären sicherlich so viele neue Arztstellen erfor- derlich, daß Arbeitslosigkeit im Moment kein Thema wä- re. Mir ist übrigens keine an- dere Berufsgruppe bekannt, welche sich in solch hohem Maß unsolidarisch zu den ar- beitslosen Kollegen verhält.

(Lehrer verlangen zum Bei-

spiel eine Reduzierung der Arbeitszeit, damit neue Stel- len geschaffen werden kön- nen!)

Manch ein Arzt mag glau- ben, daß die Besonderheiten des Arztberufes verlangen, sich ohne persönliche Rück- sichten den Patienten zur Verfügung zu stellen. So rich- tig dies im Einzelfall auch sein mag (kein verantwor- tungsbewußter Arzt wird zum Beispiel einen Notfall unbe- handelt lassen, weil Feier- abend ist), so falsch ist es doch, wenn diese Haltung zur Rechtfertigung des hier kriti- sierten Fehlverhaltens heran- gezogen wird. Die 40-Stun- den-Woche hat gute Gründe:

Nur wer neben dem Beruf ge- nügend Zeit für Erholung, andere Interessen und private Zeit hat, hat auch die Kraft, sich im Beruf voll zu engagie- ren. Wer sich ständig überfor- dert, wird weniger gute Ar- beit leisten als der, der sich auf ein vernünftiges Maß be- schränkt, um sich dann im Beruf voll zu engagieren!

Den Patienten dürften überlastete Ärzte schaden, denn es fehlt ihnen an der Zeit zur sorgfältigen Behand- lung (was eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Patienten — und nicht nur mit seinem Symptom — ein- schließt) sowie zur Fortbil- dung, und sie sind für ein ge- sundheitsbewußtes Verhalten das Gegenteil von einem Vor- bild.

Denkt man über die Grün- de für diesen Skandal nach, stellt man schnell fest, daß es nicht genügt, den Schwarzen Peter den Politikern, Kran- kenkassenverbänden und Krankenhausträgern zuzu- schreiben. Sicherlich kommt von dieser Seite erheblicher und nur sachfremd begründe- ter Widerstand gegen die überfällige Stellenvermeh- rung, doch nur durch die mangelnde Bereitschaft der Ärzteschaft selbst, diesem Mißstand zu begegnen, kön- nen die Verhältnisse so blei- ben, wie sie sind.

Vorgesetzte zeigen meist sehr wenig Neigung, die Mehrarbeit zu verhindern, im

Gegenteil, sie wird oft erwar- tet (nicht selten unbezahlt).

Assistenzärzte haben in vie- len Fällen Einkommenser- wartungen, welche deutlich über denen vergleichbarer akademischer Berufe liegen;

hinzu kommt noch, daß die Weiterbildungsziele oft er- hebliche Mehrarbeit nahele- gen. — Sicherlich gibt es ande- rerseits auch Assistenzärzte, welche unter der Belastung leiden und gerne die Arbeits- zeit einem Normalmaß annä- hern würden; diesen mangelt es dann aber in der Regel an solidarischen Mitstreitern, so daß sie alleine nichts ausrich- ten können.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß es sich um eine Mischung von Ausbeu- tung und Selbstausbeutung handelt, Opfer sind in erster Linie die Patienten und die arbeitslosen Kollegen! Ich denke, es ist an der Zeit, daß sich die Ärztegremien mit diesem Problem befassen und ein Verhalten, welches regel- mäßige (bezahlte und unbe- zahlte!) Mehrarbeit verlangt, anbietet oder fördert, als das kennzeichnen, was es ist: Un- ethisch und standeswidrig!

Wolfgang Wiegmann, Weinbergstraße 19, 7121 Mundelsheim

HERZCHIRURGIE Zu dem Beitrag „Immer noch Versorgungslücken in der Herz- chirurgie" von Ltd. Min.Rat Dr. jur. Ernst Bruckenberger in Heft 5/1989:

Deutlicher Beleg

Die verdienstvolle Über- sicht über die Versorgung der Bevölkerung mit herzchirur- gischen Zentren und den ent- sprechenden Voruntersu- chungsmöglichkeiten weist darauf hin, daß ein vorder- gründiger Vergleich der in den einzelnen Bundesländern in Relation zur Bevölkerung eingerichteten Meßplätze für Linksherzkatheteruntersu- chungen zu falschen Ergeb- nissen führen könnte, da die Ab- und Zuwanderungen von

Patienten in andere und von anderen Bundesländern un- berücksichtigt blieben. Der tatsächliche Versorgungsgrad der jeweiligen Bevölkerung würde nicht ausreichend wie- dergegeben. Dennoch ist ein deutliches Gefälle festzustel- len: Der Nordbereich Schles- wig-Holstein, Hamburg, Nie- dersachsen und Bremen ist mit einem Meßplatz auf 522 826 Einwohner deutlich schlechter versorgt als der Durchschnitt der Bundesre- publik (ein Meßplatz auf 346 412 Einwohner), der im Saarland erreicht wird. Ber- lin, Hessen, Nordrhein-West- falen und Bayern sind mit ei- nem Meßplatz auf 273 790 Einwohner deutlich besser versorgt. Eine schlechtere Si- tuation als im Norden ist nur für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (ein Meß- platz auf 565 174 Einwohner) festzustellen.

Dementsprechend sind in der gesamten Bundesrepublik auf eine Million Einwohner 2197 Linksherzkatheterunter- suchungen durchgeführt wor- den. Die entsprechenden Verhältniszahlen weichen für die vier nördlichen Bundes- länder mit 1593 nach unten ab, die vier Länder Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfa- len und Bayern fallen mit 2805 deutlich über den Durchschnitt hinaus auf, für das Saarland sogar mit 3063 Untersuchungen auf eine Mil- lion erheblich, während nur Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit 1214 Un- tersuchungen erheblich unter dem Durchschnitt liegen.

Die Ubersicht von E.

Bruckenberger belegt also deutlich die schon in den vor- jährigen Übersichten von Gleichmann und Mitarbei- tern (Zeitschrift für Kardiolo- gie) geschilderte Unterversor- gung der nördlichen Bundes- länder mit speziellen diagno- stischen und therapeutischen Einrichtungen für Herz- kranke . . .

Prof. Dr. med. Klaus Do- nat, Allgemeines Kranken- haus Harburg, Eißendorfer Pferdeweg 52, 2100 Hamburg 90

A-502 (6) Dt. Ärztebl. 86, Heft 9, 2. März 1989

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