A
uf dem Gebiet der Herzchirur- gie hat sich in Deutschland die Versorgungssituation in den letzten zehn Jahren zuneh- mend verbessert; zugleich ist das West-Ost-Gefälle allmählich abge- flacht worden. Es gibt aber noch War- tezeiten für Patienten, die auf eine dringende Herzoperation warten. Zu- sammen mit Belgien, Schweden, Finnland, Island, den Niederlanden, der Schweiz und Norwegen zählt Deutschland zu den Ländern in Euro-pa, die eine Herzoperationsfrequenz von mehr als 800 Operationen je eine Million Einwohner aufweisen. 1995 wurden in 35 europäischen Staaten 498 Herzchirurgische Zentren betrie- ben (291 306 Herzoperationen).
Im Jahr 1996 wurden in West- und Ostdeutschland 77 Herzchirur- gie-Zentren betrieben, davon 67 in den alten und zehn in den neuen Bun- desländern. Die Standorte sind flächendeckend über das ganze Bun- desgebiet verteilt. Die CardioClini- cen in Hamburg, Frankfurt und Köln haben allerdings keinen Versor- gungsvertrag mit den Kostenträgern und sind auch kran- kenhausplanerisch mit der Landespla- nung nicht abge- stimmt. 1996 kam ein neues Herzchir- urgie-Zentrum hin- zu, und zwar in Bayreuth (Herz- chirurgische Abtei- lung).Von den An- fang 1997 betriebe- nen 384 Linksherz- katheter-Meßplät- zen für Erwachse- ne wurden 141 (rund 36 Prozent) unmittelbar in Ver- bindung mit den 77 herzchirurgischen Zentren betrieben.
An 51 Zentren in
den alten Bundesländern wird mehr als ein Linksherzkatheter-Meßplatz betrieben, an 12 Zentren davon sind es drei. In den Herzchirurgie-Zen- tren wurden im vergangenen Jahr 87 372 (1995: 78 184) Herzoperatio- nen mit der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt; davon alte Bundeslän- der: 74 800 und neue Länder: 12 572.
Auf eine Million Einwohner bezogen, sind dies in den alten Ländern 1 126 (1995: 1 051) und in den neuen Län- dern 814 (566) Herzoperationen. In den alten Bundesländern wurden 1996 in 20,9 Prozent der Zentren bis zu 700, in 28,4 Prozent 701 bis 1 000 und in 43,3 Prozent 1 001 bis 2 000 Herzoperatio- nen durchgeführt. Jeweils mehr als 2 000 Operationen wurden in fünf Zentren vorgenommen; vier Zentren wiesen mehr als 3 000 Herzoperatio- nen auf. In den neuen Ländern wurden 50 Prozent der Operationen in Zen- tren mit einer jährlichen Auslastung von 701 bis 1 000 Operationen er- bracht. Zwei Zentren führten mehr als 2 000 Herzoperationen durch.
Höhere Frequenz Die Zahl der Transplantationen mit HLM erhöhte sich 1996 gegen über dem Vorjahr von 521 auf 577 Operationen. Davon entfielen 497 auf Herz-Transplantationen (440 West und 57 Ost). Hinzu kamen in den alten Ländern 21 Herz-Lungen- und 58 Lun- gen-Transplantationen. Lediglich eine Herz-Lungen-Transplantation wurde in den neuen Ländern vorgenommen.
Die Transplantationen wurden an 31 der 77 Herzchirurgie-Zentren durch- geführt. In 23 Zentren wurden weniger als 20 und nur in zwei Zentren mehr als 80 Transplantationen vorgenommen.
Von 1978 bis 1996 hat sich die Zahl der Herzoperationen von 8 365 auf rund 74 800 erhöht. Je eine Million Ein- wohner bedeutet dies eine Steigerung von 136 auf 1 126 Herzoperationen.
Trotz dieser spürbaren Lei- stungsausweitung gibt es immer noch Wartelisten. So waren im vergange- nen Jahr noch 12 616 Herzpatienten auf der Liste registriert (alte Länder:
9 952, neue Länder: 2 664 Patienten).
Dies sind rund 13 beziehungsweise 21 Prozent der Operationskapazität des Jahres 1996. Dr. Harald Clade A-3327
P O L I T I K AKTUELL
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 49, 5. Dezember 1997 (27)
Herzchirurgie
Hohe Leistungsdichte
Grafik
Herzoperationen pro eine Million Einwohner in Deutschland 1996
Hamburg 1 224
Hessen 1 220
Mecklenburg-Vorpommern 1 169
Saarland 1 155
Nordrhein-Westfalen 1 154
Schleswig-Holstein 1 130
Rheinland-Pfalz 1 124
Berlin 1 095
Sachsen-Anhalt 1 075
Niedersachsen 1 065
Bremen 989
Baden-Württemberg 974
Thüringen 974
Brandenburg 944
Bayern 939
Sachsen 859 Quelle: E. Bruckenberger