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Die Nazifizierung und Entnazifizierung der Physik an der Universität Göttingen

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Die Nazifizierung und Entnazifizierung der Physik an der Universität Göttingen

Dissertation

zur Erlangung des philosophischen Doktorgrades an der Philosophischen Fakultät

der Georg-August-Universität Göttingen

vorgelegt von Gerhard Rammer

aus Wien

Göttingen 2004

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1. Gutachter: Dr. habil. Klaus Hentschel 2. Gutachter: Professor Dr. Nicolaas A. Rupke Tag der mündlichen Prüfung: 24. Mai 2004

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Inhaltsverzeichnis

0 Einleitung ... 6

0.1 Thema und Forschungsstand ... 6

0.2 Zur allgemeinen Fragestellung... 10

0.3 Die Leitthese vom kollegialen Netz ... 12

0.4 Zum Gegenstand Göttinger Physik – Fragestellungen... 14

0.5 Über Modellannahmen zur Wissenschaftsentwicklung ... 20

0.6 Zur Methode ... 23

0.7 Zur Quellenlage ... 25

1 Der Lehrkörper – eine kollegiale Gemeinschaft... 27

1.1 Institutionelle und personelle Ausgangssituation... 28

1.1.1 Die Allmacht Pohls ... 34

1.2 Personalpolitik an den Physikinstituten im Nationalsozialismus... 36

1.2.1 Die Besetzung des zweiten Lehrstuhls für Experimentalphysik... 39

1.2.2 Die Besetzung des Lehrstuhls für theoretische Physik ... 49

1.2.3 Bewertung der Ordinarien-Neubesetzungen 1935/36 ... 55

1.2.4 Eine taktische Übergangslösung am Lehrstuhl für angewandte Elektrizität... 58

1.2.5 Joos’ Verzicht auf seinen Lehrstuhl und die folgende Nachbesetzung... 62

1.2.6 Personalentwicklung auf den unteren Ebenen... 71

1.2.7 Zwischenbilanz Kriegsende ... 89

1.3 Nachkriegszeit – die Rhetorik der Richtungsänderung... 91

1.3.1 Der neue Senat und das Aufleben alter Ideale ... 93

1.3.2 Die personelle Entnazifizierung der Physik ... 99

1.3.3 Keine Rückkehr der Vertriebenen – unterbliebene und gescheiterte Versuche. 110 1.3.4 Das Phänomen Wanderschaft und wie das kollegiale Netz Karrieren rettete.... 114

1.3.5 Die Nachkriegskarrieren des Göttinger physikalischen Nachwuchses ... 140

1.3.6 Wiederaufnahme internationaler Verbindungen ... 161

2 Die Studenten – der Familiennachwuchs ... 175

2.1 Vorbemerkungen ... 176

2.1.1 Familienmetapher... 176

2.1.2 Die zeitliche Entwicklung der Studentenzahlen im Überblick ... 178

2.2 Die Entwicklung von 1930 bis zum Kriegsende ... 181

2.2.1 Der Rückgang in den 30er Jahren ... 181

2.2.2 Studenten im Krieg... 191

2.2.3 Das Kriegsende... 197

2.3 Die Nachkriegszeit ... 199

2.3.1 Zur politischen Haltung der Studenten nach dem verlorenen Krieg... 199

2.3.2 Aufnahmebedingungen in den ersten Nachkriegssemestern... 206

2.3.3 Entnazifizierung des Nachwuchses ... 212

2.3.4 Abschreckung und formale Ablehnungskriterien... 223

2.3.5 Prüfung und Überwachung der Studenten... 226

2.3.6 Die Charakterprüfung... 242

2.3.7 Die Regelung des numerus clausus... 251

(4)

2.3.8 Die Normalisierung und das starke Wachstum nach 1953... 259

2.4 Frauen in der Physik... 260

2.4.1 Das Frauenstudium von 1930 bis 1945 ... 260

2.4.2 Die Verdrängung der Physikstudentinnen nach 1945 ... 276

3 Physik für Krieg und Frieden – Forschungsthemen im Wandel der Zeit ... 296

3.1 Die NS-Zeit – Rüstungsforschung... 296

3.1.1 Forschung im Auftrag des Militärs an den Göttinger Physikinstituten... 300

3.2 Kontinuität in der Forschung – der Übergang in die Nachkriegszeit... 309

3.2.1 Überwachung der Forschungstätigkeit in den ersten Monaten der Besatzung .. 309

3.2.2 Gesetzliche Bestimmungen der Forschungskontrolle ... 314

3.2.3 Die Fortsetzung der Forschung in den Göttinger Instituten... 317

3.3 Die Pohl-Schule der experimentellen Festkörperphysik ... 319

3.3.1 Analyse der Zitiergewohnheiten der Pohl-Schule... 326

3.3.2 Ergebnisse ... 341

3.3.3 Vergleich des Zitationsverhaltens der Pohl-Schule mit Außenstehenden ... 352

3.3.4 Auswertung des Vergleichs... 354

3.3.5 Schlussfolgerungen – die Pohl-Schule als Denkkollektiv... 358

3.4 Forschungen ohne militärische Aufträge... 372

3.4.1 Beschäftigung mit grundsätzlichen physikalischen Fragen während des Kriegs 373 3.5 Experimentierende Theoretiker – Beckers Forschungsstil... 374

3.6 Die Entnazifizierung und die besondere Produktivität von Physikern... 376

3.7 Forschungsbeschränkungen bewirken Innovationen – Physiker und Mediziner ... 379

3.7.1 Hans König und die Untersuchung von Bakterien... 379

3.7.2 Neuer Teilchenbeschleuniger trotz Verbot der angewandten Kernphysik... 380

4 Das Lehrangebot: mehr als ein Spiegel der Forschungsthemen ... 389

4.1 Veränderung des Lehrangebots im Nationalsozialismus ... 389

4.1.1 Veränderungen in der Organisation des physikalischen Praktikums ... 396

4.1.2 Versuch einer Bewertung der Lehre während der NS-Zeit... 398

4.2 Spezielle Neuerungen im Lehrangebot nach 1945... 403

4.2.1 Das studium generale als Reaktion auf den Kriegsschock... 405

4.2.2 Weizsäckers Geschichte der Natur... 414

4.2.3 Vorlesungen über die Geschichte der Physik... 422

4.2.4 Ernst Lamla und die Didaktik der Physik ... 431

5 Das Institut für angewandte Mechanik – Kollegialität auf dem Prüfstand.... 445

5.1 Die Geschichte des Instituts bis Anfang der dreißiger Jahre... 445

5.1.1 Die Ursprünge des Instituts ... 446

5.1.2 Neuorganisierung der Physikinstitute 1905 ... 448

5.1.3 Das Institut in den zwanziger Jahren... 451

5.1.4 Max Schuler und das Institut in der Weimarer Republik... 453

5.2 Das Institut unter Willy Prager, 1929–1933... 466

5.2.1 Spannungen zwischen ’reiner‘ und angewandter Physik... 469

5.3 Das Institut im Nationalsozialismus... 475

5.3.1 Politische Unruhen im Institut – der Leitungswechsel Prandtl-Schuler ... 476

5.3.2 Das Institut unter Schulers Leitung... 501

(5)

5.4 Entnazifizierung des Instituts – missglückte Versuche konstruierter Kontinuität . 518

5.4.1 Der Konflikt zwischen Schuler und Hohenemser ... 519

5.4.2 Der Kampf der Universität gegen Hohenemsers Rehabilitierung... 524

5.4.3 Der Fall Hohenemser gelangt 1946 ans Ministerium... 537

5.4.4 Schulers frühzeitige Emeritierung. Diskussion um die Zukunft des Fachs ... 548

5.5 Das III. Physikalische Institut – das Ende der angewandten Mechanik... 561

5.5.1 Umstrukturierung der angewandten Physik ... 561

5.5.2 Schulers Stellung als Emeritus ... 566

5.6 Zusammenfassende Interpretation des Falles Hohenemser... 567

6 Zusammenfassung ... 570

Danksagung... 581

Abkürzungsverzeichnis ... 582

Verzeichnis der Lebensdaten der wichtigsten Personen ... 583

Quellenverzeichnis ... 587

Literaturverzeichnis... 591

(6)

0 Einleitung

0.1 Thema und Forschungsstand

Diese Arbeit möchte in erster Linie zwei Prozesse untersuchen: die Nazifizierung und die Entnazifizierung der Physik an der Universität Göttingen. Damit steht die politische Beeinflussung der Wissenschaft im Zentrum der Untersuchung, die am Beispiel eines lokal und disziplinär begrenzten Teilbereichs der Hochschulwissenschaft durchgeführt wird. Unter Nazifizierung ist jene Veränderung des Wissenschaftsbetriebs zu verstehen, die ihn in ideologischer und personeller Hinsicht sowie bezogen auf die Forschungsinhalte und Anwendungen auf die Ziele des NS-Staates ausgerichtet hat.1 Wie tiefgreifend die Universitäten nazifiziert wurden, ob man überhaupt von einer Nazifizierung sprechen solle und ob sich der Einfluss des NS-Staates von anderen staatlichen Eingriffen grundlegend unterscheide, ist Gegenstand neuester vergleichender Studien.2 Die Entnazifizierung ist demgegenüber ein Prozess, der von den Alliierten und den Deutschen in zwei fast entgegengesetzte Richtungen gelenkt wurde. Dementsprechend besitzt auch der Begriff Entnazifizierung zwei unterschiedliche Bedeutungen: Ursprünglich bezeichnet er die Rückgängigmachung der Nazifizierung. Unter alliierter Führung wurde an den Universitäten das Personal politisch überprüft, Wiedergutmachung der NS-Vertreibungspolitik gefordert und die Forschung entmilitarisiert und kontrolliert.3 Von deutscher Seite wurde die Entnazifizierung bald zu einem Prozess umgewandelt, der in den meisten Fällen zu einer Bescheinigung der jeweiligen politischen Unverdächtigkeit führte, und in diesem Sinn wurde

1 Von einer Nazifizierung der deutschen Hochschulen wurde bereits unmittelbar nach Ende der NS-Herrschaft gesprochen. In dem erstmals 1946 publizierten Buch Hitler’s Professors schreibt Max Weinreich [1946/99]

S. 240: „As time progressed, the bulk of university scholars, of scholarly periodicals, of publishing houses was entirely Nazified.“ Der amerikanische Universitätskontrolloffizier Daniel Penham äußerte im Februar 1946 ganz ähnlich: „Heidelberg University, as well as all of the German Universities, had been, over a period of twelve years, Nazified to the core.“ Zitiert nach Remy [2002] S. 146. Zu einer Einschätzung dieses wie des

gegenteiligen Standpunkts der deutschen Professoren siehe Schildt [1997]; Führ [1993].

2 In diesem Zusammenhang äußerte sich kürzlich Walker [2003]a S. 1 skeptisch. Obwohl in den vergangenen drei Jahrzehnten viele ausgezeichnete Studien zu der Verbindung von Wissenschaft und Nationalsozialismus verfasst wurden, stehe man heute immer noch vor der Frage, ob, und wenn ja, welchen spezifischen Einfluss der Nationalsozialismus auf die Wissenschaften nahm. Siehe auch das Kapitel „Nazifizierung und Entnazifizierung“

in Walker [1990/92] und [1994]a zur Anwendung des Begriffspaars auf die Physik. Zur Physik im Nationalsozialismus siehe Hentschel & Hentschel (Hrsg.) [1996].

3 Zur Forschungskontrolle siehe die zeitgenössischen Berichte Frowein [1950]a, [1950]b; sowie die historischen Arbeiten Stamm [1981]; Osietzky [1984]; Cassidy [1994], [1996] und Heinemann [2001]. Zur

Forschungsplanung siehe die wissenschaftshistorischen Arbeiten Eckert [1990]; Carson [1999]; Mertens [1996]

sowie die Darstellung des damals beteiligten Zierold [1984].

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dann auch der Begriff Entnazifizierung von den Deutschen gebraucht.4 Dieser Wandel im Verständnis ist ein Charakteristikum des Entnazifizierungsprozesses und erklärt auch das Scheitern der ursprünglichen Zielsetzung.5

Die bisherige Forschung zum skizzierten Themenkomplex hat sich vorwiegend mit der Wissenschaft im Nationalsozialismus auseinandergesetzt.6 Dabei hat sie die Nützlichkeit der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen für die Legitimation und Umsetzung der NS-Politik in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen. Die Wissenschaftler waren an der Nutzbarmachung ihrer Fächer selbst aktiv beteiligt, verfolgten eigene politische Interessen und brachten diese in den Wandlungsprozess mit ein. In der Forschung haben sich die Begriffe „Selbstgleichschaltung“ und „Selbstmobilisierung“ etabliert, um den deutlich vorhandenen internen Antrieb in der Dynamik der nationalsozialistischen Umgestaltung des Wissenschaftssystems zu betonen.7

Einen wichtigen Platz in der wissenschaftshistorischen Forschung nehmen die Untersuchungen einzelner Universitäten im Nationalsozialismus ein.8 In ihnen zeigt sich, wie die jeweiligen lokalen Voraussetzungen zu unterschiedlichen Ausmaßen und Ausprägungen der Nazifizierung geführt haben. Ein Grund dafür war, dass die Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus keine klaren Leitlinien vorgab.9 Deshalb finden die ausgehandelten Kooperationsformen zwischen Staat/Militär und den einzelnen Forschungsbetrieben verstärktes Interesse in der historischen Forschung, die sich in dieser Frage auch den außeruniversitären Forschungseinrichtungen zuwendet.10 Für diese wie für die Hochschulen

4 Niethammer [1972] hat hierfür die treffende Bezeichnung „Mitläuferfabrik“ geprägt. Zu den Unterschieden der Entnazifizierung in den vier Besatzungszonen siehe Vollnhals (Hrsg.) [1991]; Dotterweich [1979].

5 Einen Überblick über die Entnazifizierung der Wissenschaften gibt vom Bruch [2002]. Zum methodischen Vorgehen in dieser Fragestellung siehe Ash [1995]b, [1996]. Die Physik behandelt exemplarisch Walker [1994]a.

6 Einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand bieten Szöllösi-Janze [2001]; Chroust [1993]; siehe auch Knigge-Tesche (Hrsg.) [1999]; Renneberg & Walker (Hrsg.) [1994].

7 Den Begriff Selbstmobilisierung prägte Ludwig [1974]. Siehe dazu auch Mehrtens [1994]a und in Bezug auf die Luftfahrtforschung Trischler [1994]. Zur Selbstgleichschaltung am Beispiel der Universität Gießen siehe Bernhardt [1994].

8 Zu den Hochschulen allgemein siehe Grüttner [2003]a; Heiber [1991-94]; als wichtigste Studien zu einzelnen Hochschulen sind zu nennen: zu Göttingen Becker, Dahms & Wegeler (Hrsg.) [1987/98]; zu Hamburg Krause, Huber & Fischer (Hrsg.) [1991]; zu Köln Golczewski [1988]; kürzlich zu Jena Hoßfeld, John, Lemuth & Stutz (Hrsg.) [2003]; zu Freiburg John, Martin, Mück & Ott (Hrsg.) [1991]; zu Halle Eberle [2002]; zu Heidelberg Buselmeier, Harth & Jansen (Hrsg.) [1985/86]; zu Marburg Nagel (Hrsg.) [2000]; zu Wien Heiß, Mattl, Meissl, Saurer & Stuhlpfarrer (Hrsg.) [1989].

9 Zur Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus siehe im Überblick Grüttner [2000]; Sieg [2001]; Mertens [1996].

10 Siehe die Einleitung in Maier (Hrsg.) [2002]; dieser Band gibt eine Reihe von Beispielen der

Rüstungsforschung an außeruniversitären Einrichtungen; siehe auch Maier [2002]c. Zur Rüstungsforschung an der Preußischen Akademie siehe Ciesla [2000]. Zur Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und der in ihren Instituten

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gilt gemeinsam, dass die „Arisierung“ des Personals relativ schnell und gründlich umgesetzt wurde. Etwa 15 % der habilitierten Hochschullehrer verloren ihre Stelle, die meisten von ihnen emigrierten.11 Besonders in disziplingeschichtlichen Studien wird danach gefragt, ob eine Nazifizierung, die nicht nur in der Personalstruktur, sondern auch in der Veränderung, Anpassung und Mobilisierung des eigenen Faches erreicht wurde, zu einer effektiven oder ineffektiven Wissenschaft geführt hat und wie die Bedingungen für einen Erfolg aussahen.12 Ende der siebziger Jahre entstanden die ersten wegweisenden Arbeiten zur Naturwissen- schaftsgeschichte im Nationalsozialismus.13 Besondere Aufmerksamkeit fanden ideologische Ausformungen wie zum Beispiel die „Deutsche Physik“, die kurz nach der Regierungsüber- nahme in verschiedenen Naturwissenschaften auftauchten, aber gegen Ende der Diktatur kaum noch irgend eine Bedeutung besaßen.14 Diese gescheiterten Versuche der Selbstmobilisierung wurden von stärker pragmatisch orientierten Vorstößen überholt.15

Erst in jüngerer Zeit sind auch die Nachkriegszeit und die Entnazifizierung der Wissenschaft Gegenstand wissenschaftshistorischer Arbeiten. Im Vordergrund stehen dabei Untersuchungen über Disziplinen, die eine inhaltliche Affinität zur NS-Ideologie besaßen.16 Die Transformation der teilweise in Verruf geratenen wissenschaftlichen Ressourcen in den neuen politischen Kontext der Nachkriegszeit war ein vielschichtiger Prozess mit oft unvorhersehbarem Ausgang.17 Die Fortführung alter Programme unter eventuell neuer Bezeichnung konnte besonders dann gelingen, wenn die entsprechenden Forschergruppen ihre berufliche Kontinuität über das Jahr 1945 sicherstellen konnten. Die zahlreichen ungebrochenen oder rasch wieder hergestellten Karrieren politisch Belasteter sind ein bereits gut untersuchtes Kennzeichen der deutschen Nachkriegsgesellschaft, das auch die

durchgeführten Forschung siehe auch Kaufmann (Hrsg.) [2000]; Vierhaus & vom Brocke (Hrsg.) [1990];

Macrakis [1986], [1993]. Zur Deutschen Forschungsgemeinschaft siehe Hammerstein [1999].

11 Zur Exilforschung siehe Fischer [1991]b, [1995]; Ash & Söllner (Hrsg.) [1996]; Strauss, Fischer, Hoffmann

& Söllner (Hrsg.) [1991]; Ash [2000]a; Krohn [2002]; in Bezug auf die Universität Göttingen siehe Dahms [1986]. Zur Vertreibung in der Mathematik siehe Siegmund-Schultze [1998]; Brüning, Ferus & Siegmund- Schultze [1999]; in der Physik Fischer [1988]a, [1991]a; Wolff [1993]; in der Chemie und Biologie Deichmann [2001].

12 Diesen Fragen geht am Beispiel der Rüstungsforschung Maier [2002] nach. Überzeugend in dieser Hinsicht ist auch Biagioli [1992], der die Veränderung der Wissenschaftspraxis an der medizinischen Forschung an Konzentrationslager-Häftlingen untersucht.

13 Beyerchen [1980/82]; Mehrtens & Richter (Hrsg.) [1980]. Siehe auch die späteren Arbeiten Meinel &

Voswinckel (Hrsg.) [1994]; Mehrtens [1994]a. Das Uranprojekt wurde historisch untersucht von Walker [1989], [1995] sowie Powers [1993]; Rose [1998]. Zur Biologie und Chemie siehe Deichmann [1992], [1995], [2002];

zur Mathematik Mehrtens [1994]b.

14 Zur „Deutschen Physik“ siehe Beyerchen [1980/82]; Richter [1980]; Walker [1990/92] S. 79-101; Eckert [1993] S. 196-206; Hentschel & Hentschel (Hrsg.) [1996] S. lxxv; Litten [2000] S. 377-384.

15 Siehe Hoffmann [2002].

16 Siehe Weisbrod (Hrsg.) [2002]; Etzemüller [2001]; Pehle & Sillem (Hrsg.) [1992].

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Professorenschaft aufweist.18 Die Professoren arbeiteten mit dem NS-Staat wie mit der Besatzungsmacht teils aus Überzeugung teils aus Opportunismus zusammen, je nach ihrer politischen Haltung. Zu fragen bleibt, welche Form das Arrangement mit dem jeweiligen Machthaber annahm und wie es sich veränderte. Ein Ergebnis der Remigrationsforschung ist, dass die Hochschulen in der Nachkriegszeit teilweise die Rückgängigmachung alter Arrangements verweigerten, indem sie beispielsweise politisch begünstigte Karrieren kollegial-diskret beschwiegen, und gleichzeitig manche Wiedereingliederung von NS- Verfolgten, die mit unter als Ruhestörer empfunden wurden, strikt abwehrten.19 Von den Alliierten wurde eine Strukturreform der deutschen Ordinarienuniversität angestrengt, die zu einer Demokratisierung und sozialen Öffnung führen sollte, letztlich aber scheiterte.20 Ähnlich erging es den Bemühungen um Re-education, welche die Deutschen zur Demokratie erziehen sollten. An den Universitäten führten sie zwar zu Neuerungen im Lehrangebot, diese blieben aber in ihrer Wirkung beschränkt.21

Die neuere Forschung sieht einen möglichen Zusammenhang zwischen der personellen Entna- zifizierung und der inhaltlichen Ausrichtung der Nachkriegswissenschaft und untersucht die Frage, ob eine durchgreifende Entfernung politisch Belasteter sich auf die Wissenschaft inno- vationsfördernd auswirkte, und ob eine milde Überprüfung einen Konservatismus der For- schungsprogamme begünstigte.22 Neuere Untersuchungen über die Entnazifizierung von Universitäten haben deutlich herausgearbeitet, dass die Auswirkungen der personellen Entna- zifizierung stark von den lokalen Bedingungen abhängig waren.23 Am besten untersucht ist in dieser Beziehung die Universität Heidelberg. In seinem wegweisenden Kapitel über die Gren- zen der Entnazifizierung zeigt Steven Remy, wie der schwierige Aushandlungsprozess zwi- schen der neuen Universitätsführung und der alliierten Kontrollbehörde das Ausmaß der

17 Siehe Ash [1995]b.

18 Allgemein zur deutschen Nachkriegselite siehe Frei (Hrsg.) [2001]; Loth & Rusinek (Hrsg.) [1998].

19 Zu den zaghaften Bemühungen zur Wiedergewinnung vertriebener Wissenschaftler niedersächsischer Hochschulen (v. a. zur Universität Göttingen) siehe Szabo [2000].

20 Zur Universitätsreform und der Entwicklung der Hochschulen in der Nachkriegszeit siehe im Überblick Oehler & Bradatsch [1998]; Pollmann [1995]; Schneider [1984]. Siehe auch Phillips [1983]b, [1995]; Pingel [1985]; Heinemann (Hrsg.) [1981], (Hrsg.) [1990]a, (Hrsg.) [1990]b, (Hrsg.) [1996]; Hearnden (Hrsg.) [1978];

am Beispiel Aachens Haude [1993]. Siehe auch die Zusammenstellung der Dokumente zur Universitätsreform von Neuhaus [1961].

21 Zur ’Umerziehung‘ siehe Heinemann (Hrsg.) [1981] und [1990] und [1992]; Philips (Bearb.) [1991];

Pakschies [1979], [1981]; Welch [1989].

22 Dass sich eine solche Annahme bestätigt, zeigt Ash [1995]b. Zum Verhältnis eines politischen Systembruchs zur Innovation in der Wissenschaft siehe Mertens (Hrsg.) [2001]. Zur Entwicklung der Physik in der

Nachkriegszeit siehe Hoffmann (Hrsg.) [2003].

23 Siehe den Überblicksartikel von Defrance [2000]. Sie weist besonders auf die verschieden stark ausgeprägte Nazifizierung der Universitäten hin sowie auf die daher unterschiedliche Ausgangslage für die Entnazifizierung.

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politischen Überprüfung stark beschränkte.24 Leider gibt es für keine andere deutsche Hochschule eine ähnlich detaillierte Studie über die weichenstellenden Entscheidungen der ersten Nachkriegsjahre.25 Remy bestätigt frühere Ergebnisse, denen zufolge der vielschichtige Prozess der Entnazifizierung der Universitäten auf deutscher Seite mehr durch korporative Solidarität geprägt war als durch das Bestreben, überzeugte Nationalsozialisten zu entfernen.26 Mit dem baldigen Ende der Entnazifizierung und der folgenden amnestierenden Gesetzgebung setzte sich die deutsche Seite durch und brachte die einzelnen Universitäten durch den Rückkehranspruch vormals Entlassener zu einer erneuten Auseinandersetzung mit der „akademischen Vergangenheitspolitik“.27

An diese Befunde knüpft meine Arbeit an. Auf Grund der vorwiegend lokal wirkenden Solidarität und korporativen Verbundenheit wird die Wissenschaft nicht in ihrer disziplinären Ausbreitung, sondern an einem bestimmten Ort untersucht. Im Unterschied zur bisherigen Forschung wird in dieser Arbeit vor allem danach gefragt, wie die Wissenschaftlergemeinschaft ihre Zusammensetzung kontrollierte und nach welchen Gesichtspunkten sie sich selbst reproduzierte.

0.2 Zur allgemeinen Fragestellung

Spätestens seit Thomas Kuhn und seiner Studie zu wissenschaftlichen Revolutionen wissen wir, dass über die personelle wie inhaltliche Entwicklung eines Faches vor allem die scientific community entscheidet. Es war Kuhn selbst, der nach der Ausarbeitung seines zyklischen Mo- dells der Wissenschaftsentwicklung folgende Fragen als die wesentlichen für die zukünftige Wissenschaftsgeschichte ansah: „Wie wählt man, und wie wird man zum Mitglied einer be- stimmten wissenschaftlichen […] Gemeinschaft gewählt? Worin bestehen der Prozeß und die Stadien der Sozialisation in der Gruppe? Was sieht die Gruppe kollektiv als ihre Ziele an?

Welche individuellen oder kollektiven Abweichungen wird sie tolerieren? Und wie wird sie

24 Remy [2002]. Zu Heidelberg siehe auch Heß, Lehmann & Sellin (Hrsg.) [1996].

25 Einen Überblick über die Entnazifizierung der Hochschulen geben Chroust [1999]; Haude [1998]; zu Niedersachsen Schneider [1989]. Zur Universität Göttingen siehe Brynjølfsson [1996]; zu Münster siehe Respondek [1992]; zu Jena John, Wahl & Arnold (Hrsg.) [1998]; zu Tübingen Paletschek [2002]; zu Aachen Düwell [1998], zu den Hochschulen in der französischen Besatzungszone siehe Faßnacht [2000] zu Mainz Zauner [1998].

26 Für die Universität Münster zeigten dies Kurz & Witte [1980].

27 Zur ’vergangenheitspolitischen‘ Gesetzgebung der frühen Bundesrepublik siehe Frei [1996/99]. Die

deutschen Professoren hatten durchaus ein Interesse an der Entfernung bestimmter Kollegen, die in der NS-Zeit wissenschaftliche Standards grob verletzt oder vor allem sich unkollegial verhalten hatten. In diesem

Zusammenhang kann man in Analogie zur Selbstgleichschaltung von einer Selbst-Entnazifizierung der

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mit unzulässigen Abweichungen fertig?“28 Gerade in der politischen Umbruchszeit 1945 sind solche Fragen in der Wissenschaft wieder gestellt und neu entschieden worden. Daher ist es angebracht, Kuhns Fragen in Zusammenhang mit einer Nazifizierung und Entnazifizierung zu behandeln. Die Wissenschaftler versuchten, mit veränderter Rhetorik und unterschiedlichen Strategien ihre Interessen durchzusetzen, sie artikulierten also vor wie nach 1945 ihre gleich- bleibenden Bemühungen um wissenschaftliche „Ressourcen“ (Ash) unterschiedlich. Dadurch lässt sich das Veränderliche vom Gleichbleibenden im Handeln und Argumentieren gut trennen. Die wechselnden politischen Verhältnisse erleichtern auch die Untersuchung der Personalpolitik einer Disziplin. Von den politisch belasteten Wissenschaftlern konnten einige ihre Karriere in der Nachkriegszeit fortsetzen, andere schafften dies aufgrund interner Widerstände innerhalb der scientific community trotz intensiver Bemühung nicht. Die genaue Untersuchung der Trennlinie, welche die Wissenschaftlergemeinschaft zwischen dem Innen und Außen ihrer Gruppe zog, liefert interessante Einblicke in die Mechanismen jener Gemeinschaft, die schließlich die Entwicklung ihrer Disziplin prägte. Während es in Fragen der personellen Zusammensetzung 1945 also zu einer Verhandlung über die Grenzziehung innerhalb der Gemeinschaft kam, blieb die Vorstellung von den die Physik leitenden erkenntnistheoretischen Prinzipien von den äußeren Umbrüchen relativ unberührt. Trotzdem orientierte sich die inhaltliche Ausrichtung der Forschung teilweise nach politischen Vorgaben.

Wenn man nach Veränderungen in der Wissenschaftsentwicklung mit dem Ziel fragt, beson- dere politische Einflüsse, wie eine Nazifizierung, auszumachen, ist es hilfreich, zuerst Annah- men über einen normalen, unbeeinflussten Verlauf der Wissenschaften zu machen. In dieser Arbeit wird die „Normalwissenschaft“, wie sie Kuhn definierte, als Modell zu Grunde gelegt.

Dies ist für die Göttinger Physik der dreißiger und vierziger Jahre insofern gerechtfertigt, als sich in dieser Zeit offenbar keine Paradigmenwechsel vollzogen. Die innere Dynamik der Physikentwicklung war durch jene Charakteristika geprägt, die Kuhn für die Normalwissenschaft ausführlich herausgearbeitet hat. Kurz gesagt zeichnet sich Normalwissenschaft dadurch aus, dass ein Konsens über Methoden, Theorien und Ziele der Disziplin herrscht.29 Um Kuhns unscharfe Begriffe wie Paradigma oder disziplinäre Matrix zu vermeiden, wird hier auf Ludwik Flecks Wissenssoziologie und seine Begriffe

Wissenschaften sprechen; siehe Weisbrod [2002], [2003]. Zur Auseinandersetzung der Universitäten mit den

„amtsverdrängten“ Hochschullehrern siehe Schael [2002].

28 Kuhn [1969/97] S. 221.

29 Zur Normalwissenschaft siehe Kuhn [1962/97] bes. Kap. 2-5.

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„Denkkollektiv“, „Denkstil“ und „Denkzwang“ zurückgegriffen.30 Zur Erklärung des Nazifizierungs- und Entnazifizierungsprozesses, genauer gesagt der dadurch hervorgerufenen Veränderungen in einem lokalen Wissenschaftsbetrieb, wird eine Annahme über die soziale Verbundenheit der Physiker getroffen.

0.3 Die Leitthese vom kollegialen Netz

Die Hauptthese dieser Arbeit stellt den Begriff der Kollegialität in den Mittelpunkt. Sie lautet, kurz gesagt: Der Übergang von einer nazifizierten zu einer entnazifizierten Wissenschaft war entscheidend geprägt durch die kollegiale Verbundenheit der Forscher; die Struktur des kolle- gialen Netzes war für den Ausgang des Transformationsprozesses von grundlegender Bedeu- tung. Diese These wird im Folgenden erläutert.

Die Prozesse der Nazifizierung und Entnazifizierung der Wissenschaften wurden von innen wie von außen geformt. Der äußere Anteil in Form politischer Einflussnahme auf die Personalstruktur gefährdete die Stellung einzelner Wissenschaftler. Zum einen wurden nach den Umbrüchen 1933 und 1945 einige entlassen, zum anderen blieb aber auch für diejenigen, die ’ungeschoren‘ davon gekommen waren, eine gewisse Unsicherheit durch unvorhersehbare Gesetzesänderungen oder mögliche Denunziationen bestehen. Diese Verhältnisse führten dazu, dass ein loyales Verhalten unter Kollegen besonders wichtig wurde, da sein Fehlen, also ein unkollegiales Verhalten, ernsthafte Folgen nach sich ziehen konnte. Zur Kollegialität gehörte, dass man in der NS-Zeit politisch oder rassistisch verfolgte Kollegen deckte und dass man in der Nachkriegszeit (ehemaligen) Nationalsozialisten durch Persilscheine und andere Unterstützungen in ihrem beruflichen Fortkommen half. Eine Mindestanforderung an kollegiales Verhalten war gegeben durch das Tabu der Denunziation – nur von Kollegen, wohlgemerkt.

Die Verbindungen in der scientific community waren von Normen und Werten bestimmt, die mit dem Begriff der Kollegialität beschrieben werden können. Ein Beispiel aus der Zeit des Krieges zeigt, dass in der Berufung auf kollegiales Verhalten eine Hoffnung auf politische Amnestie zwischen Wissenschaftlern verfeindeter Staaten lag. Als Karl Wirtz 1942 in Norwe- gen mit Physikern zusammentraf, bat er sie darum, dass es auch in Zukunft eine gewisse Kollegialität unter Wissenschaftlern gebe.31 Heinz Maier-Leibnitz berichtete über das

30 Fleck [1935/99].

31 Siehe Powers [1993] S. 225.

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Verhältnis der deutschen und amerikanischen Physiker nach 1945, „wie die anfängliche Feindseligkeit bald in Achtung und in die alte Kollegialität umschlug.“32

Offenbar gab es einen kollegialen Verhaltenskodex, welcher der Wissenschaftlergemeinschaft Stabilität verlieh. Doch was waren seine Bestimmungsstücke? Zu diesen gehörte:

Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung anderer; gemeinsames Eintreten für berufsständische Interessen (wie zum Beispiel die Sicherstellung von wissenschaftlichen Standards im Fach, die Bemühung um Finanzierung und ein positives Ansehen des Fachs in der Öffentlichkeit); das Beschützen gefährdeter Kollegen sowie das Gewähren von Hilfe (vor allem in Zeiten politischer Eingriffe); das Tabu der Denunziation von Kollegen; Wahrung eines bestimmten Maßes an Diskretion, um die Stabilität der Gruppe und ihr öffentliches Prestige zu sichern; das sich-Einordnen in die kollegiale Hierarchie und die Akzeptanz der patriarchalen Ordnungsstruktur. Die patriarchale Ordnung zeichnete sich ihrerseits aus durch die Entscheidungsgewalt des Institutsdirektors über die anderen Institutsmitglieder; eine einerseits auf Autorität und Fürsorge und andererseits auf pietätvollen Gehorsam basierende Professor-Schüler-Beziehung sowie durch Schutz- und Fürsorgepflicht des Professors gegenüber seinen Schülern bezüglich deren Karrieren. Hiermit ist nur ein Prototyp einer patriarchalen Ordnung skizziert. Die Kopplung von Autorität und Fürsorge (Lehrer) mit Gehorsam (Schüler) in der Lehrer-Schüler-Beziehung ist jedoch ein durchgängig anzutreffendes Muster. Auf die Karriereverläufe hatte diese Ordnung insofern entscheidenden Einfluss, als der Patriarch für seine Schützlinge nicht nur als Förderer auftrat, sondern die community ihm auch die Verantwortung für sie übertrug, das heißt, dass er für sie zu bürgen hatte. Diese Verantwortung bezog sich auf die wissenschaftlichen Qualitäten wie auch auf die

„charakterlichen“ Eigenschaften der Schüler.

Um die Vorgänge an den Göttinger Instituten zu erklären, reicht die bloße Feststellung einer kollegialen Verbundenheit unter den Physikern nicht aus. Es ist notwendig, die jeweiligen Verbindungen nach ihrer Schwäche und Stärke zu gewichten. Dadurch erhält man ein kollegiales Netz der eng verbundenen Physiker, dessen Struktur eine Erklärungskraft besitzt.

Soziologische Analysen von Netzwerken haben die Bedeutung der Netzstruktur für ganz unterschiedliche soziale Prozesse gezeigt.33 In dieser Arbeit wird versucht, aus der Art, wie die einzelnen Akteure miteinander verbunden sind, eine zusätzliche Erklärung der Personalentwicklungen zu gewinnen, die dem Blick auf fachliche Qualitäten und politische

32 Maier-Leibnitz [1991]a S. 64.

33 Einen guten Überblick über die verschiedenen Methoden und Ergebnisse der Netzwerkanalyse gibt Jansen [1999].

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Orientierungen an die Seite gestellt werden muss. Entscheidend ist die Position, die jemand im Netz einnimmt, oder anders gesagt, die soziale Rolle, die jemand in der Gruppe verkörpert.

Zerfällt ein Netz in mehrere Untergruppen, die nur lose miteinander verbunden sind, so fällt den Mittlerrollen, die eine Verbindung der Subgruppen herstellen, besondere Bedeutung zu.

Es sind vor allem diese Vermittler und Makler, die das Geschehen entscheidend lenken können.

Meine Auffassung vom kollegialen Netz unterscheidet sich von der in der neueren Forschung anzutreffenden Ansicht, alte Seilschaften oder rechte Netzwerke hätten sich in der Nachkriegszeit durchsetzen können.34 Die entscheidende Differenz besteht darin, dass ich ein einziges Netz in seiner Struktur analysiere, während im anderen Fall separierte Bestandteile betrachtet werden, die durch ihren inneren Zusammenhalt erfolgreich sein konnten. Die integrierende Sicht auf ein einziges, großes Netz und seine Struktur eröffnet ein besseres Verständnis, denn es waren nicht etwaige ’rechte Klüngel‘ allein entscheidend, sondern deren notwendige Verbindung zu dem restlichen Netz der etablierten Wissenschaftler, um erfolgreich sein zu können.35 Damit erhalten die Makler, wie sie oben bezeichnet wurden, entscheidende Bedeutung in der Interpretation der personellen Veränderungen. Die Analyse des kollegialen Netzes erlaubt also, die vorhandene oder fehlende Macht einzelner Gruppen von Wissenschaftlern durch die Art ihres Eingebundenseins ins Gesamtnetz zu erklären.

0.4 Zum Gegenstand Göttinger Physik – Fragestellungen

Die Prüfung der These erfolgt am Beispiel der Göttinger Physik. Die lokale und fachliche Einengung des Untersuchungsgegenstandes ergibt sich daraus, dass die engsten kollegialen Verbindungen innerhalb einer Disziplin herrschten. Genauer gesagt existierten sie dort, wo am intensivsten zusammengearbeitet wurde, und dies geschah normalerweise innerhalb eines Instituts. Aus der These des kollegialen Netzes ergeben sich einige Bereiche der Göttinger Physik, die zu untersuchen sind und in denen sich die Erklärungskraft der These zeigen wird:

34 Von alten Seilschaften spricht beispielsweise Frei (Hrsg.) [2001] S. 332. Die Kritik trifft aber auch mich selbst, denn in Hentschel & Rammer [2001] S. 205 schreiben wir: „The old boys‘ network of some of these far- rightwing physicists who were in power at the time [1946] worked against those who were perceived as outsiders and intruders.“

35 Die engsten Verbindungen des Netzes sind zwar innerhalb eines Instituts vorhanden, doch erlaubt die Methode auch die Erfassung der überregionalen Netz-Verzweigungen. In anderen Disziplinen ist die Beschäftigung mit der räumlichen Ausbreitung kollegialer Netze fester Bestandteil der Analysemethoden.

Beispielsweise wurde in der Sozial- und Wirtschaftsgeografie die räumliche Verteilung des

Kommunikationsverhaltens von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fächer untersucht von Fischer & Rammer [1992].

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die Personalentwicklung, insbesondere die Reaktion auf Entnazifizierungsbestrebungen. Die These lässt vermuten, dass von Seite der Professoren nicht nach politischen Kriterien

’entnazifiziert‘ wurde, sondern nach Einhaltung oder Verletzung des kollegialen Verhaltenskodex. Ebenfalls zu untersuchen sind die Karriereverläufe der Göttinger Physiker und die Auswirkung des Göttinger Netzes auf diese. Generell zeichnete sich eine Hochschulkarriere durch viele kleine Karriereschritte aus, die häufig an Ortswechsel gekoppelt waren. Das Ziel, eine ordentliche Professur zu bekommen oder Leiter eines Forschungsinstituts zu werden, erreichten nur ganz wenige; jeder Schritt war mit einer deutlichen Selektion verbunden. Die Netzthese legt nahe, dass die besser eingebundenen Wissenschaftler größere Chancen für einen beruflichen Aufstieg besaßen.36

Ein Testfall kollegialer Verbundenheit ergibt sich aus der Untersuchung der

’Außenverbindungen‘ des lokalen Netzes. Nach der Isolation der deutschen Wissenschaften im Nationalsozialismus war das Bedürfnis nach Anschluss an die internationale scientific community nach 1945 groß. Im Gegensatz zu den Schwierigkeiten, die es nach dem Ersten Weltkrieg diesbezüglich gab, gelang die Wiederherstellung der internationalen Verbindungen nach 1945 relativ rasch.37 Der wichtigste Schauplatz der Nachkriegsphysik war die USA. Die vielen emigrierten Physiker wirkten als Katalysator für die Aufnahme der Deutschen im Ausland. Allerdings nahmen die Emigranten feine Differenzierungen vor, und nicht jedem deutschen Physiker gelang der Auftritt auf der internationalen Bühne gleichermaßen. Auch die Göttinger Physiker waren in unterschiedlichem Maß als Gäste willkommen, wie in Abschnitt 1.3.6 gezeigt wird.

Nicht alle Aspekte der Nazifizierung und Entnazifizierung lassen sich unter Zuhilfenahme der Netzthese erklären. Um die vielfältigen Auswirkungen zu erfassen, wird die Göttinger Physik – bildlich gesprochen – mit einem Weitwinkelobjektiv fokussiert, um eine möglichst große Breite der Prozesse in den Blick zu bekommen. Der Untersuchungsgegenstand wird in dieser Arbeit über jene fünf Universitätsinstitute definiert, die den Kernbereich der universitären Physik abdeckten: das I. und II. Physikalische Institut, das Institut für theoretische Physik, das Institut für angewandte Elektrizität und das Institut für angewandte Mechanik. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt bewusst auf den Instituten, die als jene Orte verstanden werden, in denen Wissen produziert wurde, Physiker für Industrie und höhere Schulen

36 Zu den geringen Erfolgsaussichten einer wissenschaftlichen Karriere siehe Weber [1919]; Titze [1984] und [1995]; Schmeiser [1994].

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ausgebildet wurden und der akademische Nachwuchs auf eine Hochschullaufbahn vorbereitet wurde. Die politischen Einflüsse und Veränderungen, nach denen in dieser Arbeit gefragt wird, sind möglicherweise in allen oder nur in einzelnen dieser Bereiche aufzufinden. Um eine Gesamteinschätzung geben zu können, werden daher das Personal wie auch die Studenten untersucht, die in den Instituten durchgeführten Forschungen und die angebotene Lehre. Der Untersuchungszeitraum ist durch die Prozesse Nazifizierung wie Entnazifizierung gegeben. Das Ende ist durch den Abschluss der gesetzlichen Entnazifizierung markiert sowie durch den grundsätzlichen personellen Umbau der Göttinger Physik zu Beginn der fünfziger Jahre. Drei Ordinarien mussten in kurzer Folge ersetzt werden: Robert Pohl wurde 1952 emeritiert, Hans Kopfermann wurde 1953 wegberufen, und Richard Becker starb 1955.

Zur Göttinger Physik liegen bereits wissenschaftshistorische Arbeiten vor, die einen guten Überblick über ihre Geschichte vermitteln. Sie haben gezeigt, dass die Göttinger Physik mehrfach internationale Bedeutung erlangte, zum Beispiel in der Weimarer Zeit wie auch nach 1945.38 Der Nationalsozialismus markierte durch die Vertreibung von über der Hälfte der Physikprofessoren und -assistenten einen gravierenden Einschnitt.39 Trotzdem konnte ein relativ hohes Niveau in Forschung und Lehre gehalten werden.40 Die Nachkriegszeit brachte einen neuen Aufschwung in der Physik, der durch den Zuzug berühmter Physiker wie Werner Heisenberg, Otto Hahn, Max von Laue und Carl Friedrich von Weizsäcker erkennbar ist.41 Diese ’großen Köpfe‘ beeinflussten die Entwicklung der universitären Physik jedoch nur am Rande, da sie vor allem am Kaiser-Wilhelm- beziehungsweise Max-Planck-Institut für Physik

37 Zum Einbruch der internationalen Beziehungen für die deutsche Physikerschaft nach dem Ersten Weltkrieg siehe Metzler [2000]. Der dortige Abschnitt über die Zeit nach 1945 weist eher essayistischen Charakter auf;

diesbezüglich bedarf es noch weiterer Forschungsarbeit, wie Metzler selbst feststellt (S. 211).

38 Siehe Hund [1969], [1982], [1987], [1994]; speziell zur Weimarer Zeit Lemmerich [1982]; zur NS-Zeit Rosenow [1987/98]. Auch in der Aerodynamik rangierte Göttingen an international führender Stelle, siehe Trischler [1992]; Rotta [1990].

39 Die beste Arbeit zur Vertreibung der Göttinger Physiker und Mathematiker ist immer noch Beyerchen [1980/82]. Unter Zugrundelegung seiner Personalauflistung der beiden Experimentalphysikinstitute und des Instituts für theoretische Physik (Tabelle 1 am Ende seines 2. Kapitels) wurden 1933 vier Siebtel der Göttinger Physiker entlassen. Wenn man die beiden Institute der angewandten Physik hinzurechnet ergibt sich, dass ziemlich genau die Hälfte der Göttinger Physiker entlassen wurde. Zur den Entlassungen an der Universität Göttingen 1933 siehe Dahms [1986].

40 Diese These vertreten Hund [1987] und Rosenow [1987/98]; siehe auch Beyerchen [1980/82].

41 Zu den bedeutenden Göttinger Physikern liegen eine Reihe (auto)biografische Arbeiten vor. Siehe

beispielsweise die Autobiografien von Max Born [1975]; Max Laue [1952]; Werner Heisenberg [1969]; siehe auch Cassidy [1995]; Geyer, Herwig & Rechenberg (Hrsg.) [1993]. Zu Max Born und James Franck siehe auch Lemmerich [1982]; außerdem befinden sich zwei biografische Studien zu James Franck von Jost Lemmerich und Alan D. Beyerchen in Vorbereitung. Hans Kopfermann steht im Zentrum einer wissenschaftshistorischen Arbeit von Klaus Schlüpmann, deren vorläufige Version im Internet unter http://www.aleph99.org/etusci/ks/

einzusehen ist. Zu Houtermans siehe Landrock [2003]; Amaldi [1998]. Zur Karriere des Göttinger Astronomen Otto Heckmann siehe Hentschel & Renneberg [1994], [1995]. Über den ersten Nachkriegsdekan und

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wirkten.42 Das Geschehen an den Physikinstituten der Universität wurde hingegen von den jeweiligen Institutsdirektoren maßgebend bestimmt. Sie stehen daher in Absehung von ihrer fachlichen Bedeutung und Berühmtheit im Zentrum der Untersuchung.

Die Universität Göttingen weist in ihrer Nachkriegsentwicklung im Unterschied zu anderen Hochschulen einige Besonderheiten auf, auf Grund derer sie in der Besatzungszeit eine herausragende Bedeutung erlangte.43 Die Universität war fast unzerstört aus dem Krieg hervorgegangen und fungierte als wichtiger Kristallisationspunkt für die Reorganisation der westdeutschen Hochschulen.44 Die erste Nachkriegs-Hochschulkonferenz fand Ende September 1945 in Göttingen statt. Dort bekam auch das Sekretariat der Nordwestdeutschen Hochschulkonferenz seinen ständigen Sitz.45 Die vorher in Berlin ansässige Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft wurde, nachdem sie in Max-Planck-Gesellschaft umbenannt worden war, mit ihrem neuen Sitz in Göttingen wieder zugelassen, zuerst nur für die britische und dann auch für die anderen West-Zonen.46 Mit ihr kam auch das MPI für Physik 1946 dorthin und begünstigte die Reorganisierung der Physik. Im Oktober 1946 fand in Göttingen die erste Nachkriegs-Physikertagung statt, auf der die Deutsche Physikalische Gesellschaft wieder gegründet wurde.47 Auch die erste Teilgründung der Gesellschaft Deutscher Chemiker vollzog sich im September 1946 in Göttingen.48 Zum 1. Januar 1946 errichtete der Kontrolloffizier Bertie Blount einen Deutschen Wissenschaftlichen Rat für die britische Zone (German Advisory Council), der anfangs aus den Göttinger Wissenschaftlern Carl Correns, Arnold Eucken, Hermann Rein, Otto Hahn, Werner Heisenberg und dem Vorsitzenden Adolf Windaus, sowie aus Ernst Telschow und Erika Bollmann von der MPG bestand.49 Der wissenschaftliche Rat forcierte nicht nur die Reorganisation der MPG, sondern setzte sich

Physikochemiker Arnold Eucken existiert eine Biografie von Becke-Goehring & Eucken [1995]. Ludwig Prandtl wurde von seiner Tochter biografisch gewürdigt: Vogel-Prandtl [1993].

42 Zum MPI für Physik siehe Carson [2000]; Kant [1992]; Heisenberg [1971]. Zum Göttinger KWI für Strömungsforschung und der damit verbundenen Aerodynamischen Versuchsanstalt siehe Tollmien [1987];

Trischler [1992]; Rotta [1990]; Wuest [1991].

43 Zur Universität Göttingen in der Nachkriegszeit siehe Heimpel, Kamp & Kertz [1986]; Dahms [1999];

Brinkmann [1985]b; Conze [1950] sowie die Berichte des Kontrolloffiziers Bird [1978], [1981], [1983]. Eine Studie über die Nachkriegsstudenten mit starkem Bezug auf Göttingen liegt mit Krönig & Müller [1990] vor;

zur Studiensituation in Göttingen siehe auch Bahrdt [1988]. Eine Studie zur Stadt Göttingen im Nationalsozialismus hat Cordula Tollmien [1998] mit ihrer Dissertation vorgelegt.

44 Dahms [1999].

45 Zu den Nordwestdeutschen Hochschulkonferenzen siehe Heinemann (Hrsg.) [1990]c.

46 Zur Entstehung der MPG in Göttingen siehe Oexle [1994], [2003].

47 Siehe hierzu meine demnächst erscheinende Studie: „»Sauberkeit im Kreise der Kollegen«: die Vergangenheitspolitik der DPG“.

48 Hoer (Hrsg.) [1999] S. 6. Zu den Physiker- und Chemikertagungen in Göttingen im Herbst 1946 siehe Physikalische Blätter 2 (1946), S. 178, 182, 192, 246.

49 Osietzky [1984] S. 96.

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auch für das Weiterbestehen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt ein, dessen zwischenzeitlicher Präsidialausschuss 1947 aus den Göttinger Physikern Heisenberg, Kopfermann, Pohl und Laue bestand.50 Für den Fortbestand der PTR engagierte sich vor allem Max Laue, der auch der erste Nachkriegsvorsitzende der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in der Britischen Zone wurde.51

Dass Göttingen eine führende Rolle in der Forschungspolitik der Nachkriegszeit zugewiesen bekam, lag an Entscheidungen, die in England schon gegen Ende des Krieges getroffen worden waren.52 Trotzdem brachte das Jahr 1945 einen Moment der Unsicherheit für die Göttinger Wissenschaftler mit sich. Der erste Göttinger Nachkriegsrektor, Rudolf Smend, meinte sogar, die Universitäten stünden in einer Krise und vor „allerlei Bewährungsproben“, da sie „aus der Zeit des nationalsozialistischen Regimes“ kompromittiert herausgegangen seien.53 Für die Göttinger Physik gilt ebenso wie für die Physik in Deutschland allgemein, dass sie im Krieg in erheblichem Ausmaß in militärische Projekte eingebunden war. Wegen des dadurch erworbenen Know-how erschienen die Physiker den Alliierten einerseits als gefährlich, andererseits als ein für eigene Ziele verwertbarer Wissensträger, sodass aus beiden Gründen einige von ihnen inhaftiert und teilweise aus Deutschland gebracht wurden.54 Das technische und wissenschaftliche Wissen, das in Deutschland während des Kriegs angesammelt wurde, wurde von dafür eigens gegründeten, alliierten Einheiten ausgewertet und in die Siegerstaaten transferiert. Ein Beispiel für dieses Unternehmen sind die zahlreichen publizierten FIAT-Berichte (Field Intelligence Agency, Technical), an denen auch Göttinger Physiker beteiligt waren. Auch wissenschaftliche Geräte wurden demontiert und aus Deutschland gebracht. Davon waren die Göttinger Physikinstitute kaum betroffen, in großem Ausmaß jedoch die Göttinger aerodynamische Versuchsanstalt.55

50 1948 wurde Wilhelm Köster neuer Präsident der PTR. Peltzer [1995] S. 117. Zur PTR siehe auch Kern [1994]; Moser [1962]. Zur Gründung des Präsidialausschusses siehe auch Physikalische Blätter 3 (1947), S. 273. Aus dem zonalen Forschungsrat ging später der Deutsche Forschungsrat hervor. Siehe Carson & Gubser [2002].

51 Zur Rolle Max Laues in der Nachkriegszeit siehe die Arbeit von Katharina Zeitz „Max von Laue und seine Bedeutung für den Wiederaufbau der Deutschen Wissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg“ [im Erscheinen].

52 Hierzu überzeugend Oexle [2003].

53 Dies äußerte Smend auf der ersten Hochschulkonferenz in Göttingen im September 1945. Siehe Heinemann (Hrsg.) [1990]c, S. 47.

54 Zur Internierung der deutschen Atomphysiker in England siehe Hoffmann (Hrsg.) [1993]. Besonders die kriegsrelevanten Anteile der Forschung behandeln Deichmann [2000] für Biologie und Chemie; Epple &

Remmert [2000] für angewandte Mathematik; Eckert [2000] und Walker [2000] für (theoretische) Physik;

Trischler [2000] für die Luftfahrtforschung.

55 Zur Inhaftierung deutscher Wissenschaftler durch die Briten siehe den zeitgenössischen Bericht von John Gimbel [1946/90] und dessen Standardwerk zur Ausbeutung der deutschen Wissenschaften als

Reparationsleistung durch die USA, Gimbel [1990]; Judt & Ciesla (Hrsg.) [1996]. Zur Ausbeutung der

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Auf Grund dieser Ausgangslage ergeben sich einige Fragen zu den Nazifizierungs- und Entnazifizierungsprozessen in der Göttinger Physik. Gerade in Hinblick auf den Aufschwung nach 1945 ist es von besonderem Interesse, nach dem Ausmaß der vorhergehenden Nazifizierung zu fragen. Da auf das Jahr 1933 ein beträchtlicher personeller Umbau folgte, sind besonders die Bedingungen und das Resultat der Nachbesetzungen der vakanten Lehrstühle zu untersuchen. Erklärt sich eventuell der relativ geringe alliierte Zugriff auf die Göttinger Physik mit einer nicht stattgefundenen Nazifizierung?

Die wissenschaftspolitisch günstigen Verhältnisse in Göttingen ließen die Stadt zu einem Auffangbecken für viele derjenigen Physiker werden, die auf Grund der Ereignisse des Jahres 1945 stellungslos geworden waren. In der Deutung der Zusammensetzung der neu hinzugekommenen Physiker greift wieder die Netzthese. Die neue lokale Personalkonstellation wird verständlich, wenn man die alten kollegialen Verbindungen zu den in Göttingen Ansässigen aufspürt.

Göttingen war nach Kriegsende nicht nur für Physikdozenten ein Anziehungspunkt, sondern in hohem Maß auch für Studenten.56 Auf Grund des enormen Andrangs war ein numerus clausus unvermeidlich. In der Auswahl und Abwehr der Studenten wurden mehrere Maßnahmen angewendet, zu denen anfangs auch die Entnazifizierung zählte. Das vielschichtige Auswahlverfahren veränderte die Zusammensetzung der Studentenschaft grundlegend, vor allem in der Geschlechterverteilung. Eine nähere Untersuchung des Umgangs der Professoren mit den Studenten gibt Auskunft über die eingangs gestellten Fragen nach dem Aufnahmemodalitäten einer wissenschaftlichen Gemeinschaft. Sie ist vor allem deshalb aufschlussreich, weil bei den Studenten in größerem Ausmaß auch nicht fachwissenschaftliche Merkmale für oder gegen eine Aufnahme entscheidend waren. Es wurden also bestimmte Kriterien, die notwendig waren, um Mitglied in der Physikergemeinschaft zu werden, viel deutlicher ausgesprochen und angewendet, als dies bei den Stellenbesetzungen im Lehrkörper der Fall war. Daher gibt der Umgang mit den Studenten einen guten Einblick in die zusätzlich zur fachlichen Qualifikation geforderten Eigenschaften eines guten Akademikers.

Ein noch nicht angesprochener Bereich der Göttinger Physik, der ebenfalls einer politischen Einflussnahme unterlag, ist das Lehrangebot. Wenn auch diesbezüglich nach einer Nazifizie-

deutschen Wissenschaften durch die Sowjetunion siehe Mick [2000]; Uhl [2001]; Albrecht, Heinemann-Grüder

& Wellmann [1992].

56 Siehe Krönig & Müller [1990]. Eine gute Studie existiert zu den Nachkriegsstudenten an der TH Braunschweig, Maaß [1998].

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rung gefragt wird, so ist damit nicht nur eine ideologische Umorientierung in der Lehre ge- meint, sondern allgemein eine politisch zu deutende Veränderung im Angebotsspektrum auch in Hinblick auf kriegsrelevante Unterrichtsthemen. Eine deutliche Beeinflussung zeigte sich nach 1945, hervorgerufen durch die Re-education-Politik in Verbindung mit der geistigen Verunsicherung durch Kriegsgreuel, Konzentrationslager und Atombomben, um nur die wichtigsten Schlagworte zu nennen. Erkennbar ist sie unter anderem am Aufleben des studium generale in den ersten Nachkriegsjahren. Die klassische humanistische Bildung gewann an Bedeutung; man suchte ein Weltbild, das vor allem den jungen Menschen Halt bieten konnte.57 Auch die Göttinger Naturwissenschaftler beteiligten sich am studium generale. Welche Inhalte sie vermittelten, zeigt Kapitel 4.

0.5 Über Modellannahmen zur Wissenschaftsentwicklung

Um die Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Politik analytisch erfassen zu können, schlug Mitchell Ash ein Challenge-Response-Modell vor, das allerdings bis jetzt nur in skiz- zenhafter Form vorliegt.58 Politische Veränderungen, die nichts mit Wissenschaft im engeren Sinn zu tun haben müssen, konnten Wissenschaftswandlungen ermöglichen oder stimulieren, indem sie neue Zielsetzungen, Probleme oder Herausforderungen aufwarfen, die von den Wissenschaftlern aufgegriffen oder abgewehrt wurden. Weder Kontinuität noch Wandel waren in solchen Zeiten selbstverständlich; beides musste von der daran interessierten Seite erst durchgesetzt werden. Die Betonung liegt auf dem Aushandlungsprozess und nicht auf dem (vermeintlich zu erwartenden) Ergebnis. Ash spricht daher von

„Ermöglichungsverhältnissen“, welche die Verzahnung von Wissenschaft und Politik beschreiben.59

Meiner These zu Folge waren die einzelnen Physikinstitute durch die dort vorhandenen, engen kollegialen Bindungen der maßgebende Ort für den Verlauf der Nazifizierung wie Entnazifizierung. Daher fungieren sie in der Analyse der Göttinger Physik als Grundeinheit der Betrachtung. An ihrer Spitze stand der Institutsdirektor. Er war der einzige Ordinarius im Institut; die anderen Institutsmitglieder, zu denen ein deutliches Machtgefälle herrschte, waren außerplanmäßige Professoren, Privatdozenten, Assistenten, Hilfsassistenten und

57 Die deutschen Professoren bekannten sich auf der ersten Nachkriegs-Hochschulkonferenz im September 1945 in Göttingen einstimmig zu der von dem späteren Kultusminister Adolf Grimme geforderten „Rückkehr zum humanistischen Gymnasium, als dem dringendsten Erfordernis im Erziehungswesen“. Siehe Heinemann (Hrsg.) [1990]c S. 66ff.

58 Siehe Ash [1995]a und [1999] S. 353f.

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Doktoranden. Er entschied über alle wichtigen Vorgänge im Institut: über die Forschungsrichtung, die Vergabe bezahlter Stellen, die Durchführung spezialisierter Ausbildung und in gewissen Maßen auch über den Erfolg der Karrieren seiner Schüler. Die engsten kollegialen Verbindungen in der Göttinger Physik gab es innerhalb der hierarchisch strukturierten Institute. Um die Verhältnisse an einem einzelnen Institut zu modellieren, bietet sich folgendes Schema an:

Institutsdirektor

Mittelbau

Doktoranden Studenten

Betrachtet man die Wechselbeziehungen zwischen zwei Instituten, so lässt sich dieses Modell einfach erweitern:

Doktoranden I Doktoranden II

Studenten

Mittelbau I Mittelbau II

Institutsdirektor I Institutsdirektor II

Hatten die Studenten noch mit allen Instituten Berührung, so konzentrierte sich die Aufmerk- samkeit während der Promotionsphase und der Assistentenzeit auf ein bestimmtes. Während also auf der untersten Stufe ein Institutswechsel relativ einfach möglich war, wurde dies auf

59 Siehe dazu besonders die Einleitung in Ash [1995]a und auch [1995]b.

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den höheren Stufen schwieriger. Enge kollegiale Bindungen entwickelten sich gewöhnlich in- nerhalb eines einzelnen Institutes, zwischen verschiedenen waren sie weniger selbstverständ- lich.

In diesem Bild gesprochen wirkten die Institutsdirektoren nicht nur nach unten, sondern in Fakultät und Senat bezüglich hochschulpolitischer Fragen auch nach oben. In den Fakultätssitzungen wurden unter Vorsitz des Dekans die Institutsbelange koordiniert, und es wurde die Personalpolitik der Fakultät entschieden. Es konnte beispielsweise einem Institut eine Stelle weggenommen und einem anderen zugewiesen werden, während neue zusätzliche Stellen vom Ministerium bewilligt werden mussten. Die Verbindung zum Ministerium wurde über den Rektor, der Vorsitzender des Senats war, hergestellt. Diese nächste Hierarchisierung der Universität veranschaulicht folgendes Diagramm:

Studenten

Dok 1 Dok 2

Institut 1 Institut 2

Mittel- bau 1

Mittel- bau 2 Dir 1 Dir 2

Dekan Rektor Senat

math.-nat.

Fakultät

andere naturwiss.

Fakultäten andere Fakultäten

andere Universitäten Hochschul-

konferenz

weite Fakultät enge Fakultät

In der NS-Zeit wurde der Rektor, der seinerseits die Dekane bestimmte, vom Ministerium er- nannt. 1945 erhielt die Universität ihr traditionelles Selbstbestimmungsrecht zurück. Die Dekane und der Rektor wurden wieder von ihren Kollegen gewählt.60 Im kollegialen Netz nehmen diese Führungspersonen aufgrund ihrer Machtposition eine ausgezeichnete Stellung ein. Um die Entscheidungsfindung auf Universitätsebene zu analysieren, müssen das

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Ministerium und andere Verbindungen nach außen mit in Betracht gezogen werden. Als Mittler zwischen Universität und Ministerium fungierte der Kurator. Über ihn liefen die universitären Anträge ans Ministerium. Er sorgte für Kontinuität in der Verwaltung und war auch wichtiger Ansprechpartner für die regelmäßig wechselnden Rektoren, da er einen besseren Überblick über die Personalstruktur der Universität besaß. Gleich nach Kriegsende versuchte die Universität Göttingen erfolglos, den Kuratorposten abzuschaffen, um ihre Autonomie zu stärken.61 Der Kurator blieb erhalten und übte neben dem Ministerium, dem Senat und der Fakultät auf die Personalentscheidungen der Universität weiterhin Einfluss aus.

Dies wird vor allem in Abschnitt 5.4 herausgearbeitet.

0.6 Zur Methode

Diese Arbeit untersucht den Lehrkörper, die Studenten, die Forschungsthemen und das Lehr- angebot in getrennten Kapiteln. Dieses Vorgehen empfiehlt sich, da die Prozesse der Nazifizierung und Entnazifizierung sich auf die genannten Bereiche der Göttinger Physik in unterschiedlicher Weise auswirkten. Es bietet weiter den Vorteil, dass in den einzelnen Kapiteln die jeweils geeigneten Methoden der historischen Untersuchung angewendet werden können. Diese Methodenvielfalt erleichtert die Erfassung der Vielschichtigkeit des Transformationsprozesses. Der Lehrkörper wird prosopografisch untersucht, die Veränderungen in der Studentenschaft zum Teil statistisch und die inhaltliche Entwicklung der Forschungsthemen unter Zuhilfenahme von Zitationsanalysen62 und Flecks Wissenschaftstheorie. Fleck folgend wird exemplarisch ein „Denkkollektiv“ der Göttinger Physiker analysiert, um aus ihrem „Denkstil“ und „Denkzwang“ die inhaltliche Entwicklung der von dieser Gruppe durchgeführten Forschungen zu erklären. Dieses Vorgehen erlaubt auch, politische Einflüsse auf die Theoriebildung in der Physik zu identifizieren, die im konkreten Fall jedoch nicht vorhanden waren. Ihr Nachweis gelänge dadurch, dass sie zu einer Veränderung des Denkstils führen würden. Die in dieser Arbeit durchgeführte methodische Erfassung eines Denkkollektivs mittels Zitationsanalysen ergab, dass die Göttinger Physik aus mehreren Denkkollektiven bestand. Im untersuchten Fall beschränkte sich das Kollektiv auf ein bestimmtes Institut. Dieses Ergebnis rechtfertigt das besondere Augenmerk auf die jeweiligen Institute in der Untersuchung der Nazifizierungs- und

60 Zur Universitätssatzung der Nachkriegszeit, die auf jener des Jahres 1930 fußte, siehe Gundelach [1955].

61 Zur Rolle des Kurators siehe Zierold [1984] S. 11–14.

62 Zur Methode der Zitationsanalyse und ihren Möglichkeiten siehe Felt, Nowotny & Taschwer [1995] Kap. 8.5 und die dort angegebene Literatur.

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Entnazifizierungsprozesse. Die Göttinger Physiker bildeten gesamt gesehen keine homogene Gruppe, sondern man findet unter ihnen Anhänger unterschiedlicher wissenschaftlicher Traditionen; auch besaßen die einzelnen Forscher jeweils verschiedene politische Überzeugungen.63

Im letzten Kapitel wird die Geschichte des Instituts für angewandte Mechanik in den Mittel- punkt gestellt. Die Konzentration auf dieses Institut hat Vor- wie Nachteile: Mit der 1934 er- folgten Absetzung Ludwig Prandtls verliert man einen der wichtigsten Organisatoren der Luftfahrtforschung aus den Augen, was als nachteilig gelten kann. Jedoch gewinnt man durch diese Konzentration Einblick in einen universitären Forschungsbereich, der zu dem vielleicht folgenreichsten deutschen militärischen Projekt beigetragen hat: der deutschen Raketenent- wicklung, an die das Institut eng angebunden war; auch an anderen Rüstungsforschungen war es beteiligt. Trotz der militärischen Relevanz der Forschungen gibt es bisher keine historischen Arbeiten über dieses Institut, obgleich seine Geschichte noch aus einem weiteren Grund einer Bearbeitung würdig ist: Seine konfliktreiche Entnazifizierung bietet einen sehr guten Einblick in die Grenzen der Wiedergutmachung an Universitäten. In der Interpretation finden die Thesen zum kollegialen Netz wie auch die Modellannahmen über den hierarchischen Aufbau von Instituten mit seinen Abhängigkeiten Anwendung.

In der Ermittlung des kollegialen Netzes wurde methodisch wie folgt vorgegangen. Es wurden aus den Quellen alle Hinweise, die auch nur auf eine oberflächliche kollegiale Verbindung schließen ließen, gesammelt und in ihrer Summe ausgewertet, nämlich:

 private Briefwechsel (darin auch Aussagen über Dritte)

 formale Beziehungen wie Assistent – Professor, oder Doktorand – Betreuer, oder ein Mitarbeiterverhältnis

 gemeinsame Publikationen

 gemeinsame Lehrveranstaltungen

 gemeinsame Vorträge auf Tagungen

 gemeinsamer Einsatz für verfolgte Kollegen

 gemeinsame Urlaube

 Einladungen zu privaten Festen

 fachliche Zusammenarbeit

 Überlassung von Institutseinrichtungen, Instrumenten, Präparaten, usw.

 Vertretungen (z. B. in der Institutsleitung)

 Danksagungen in Publikationen

 Vorlegen von Arbeiten anderer bei der Akademie der Wissenschaften

 Vorschlag zur Aufnahme in wissenschaftliche Gesellschaften

 Gutachten

 „Persilscheine“

63 Auf die Heterogenität der Wissenschaftlergemeinschaft weist Galison [1998] hin.

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 fachliche Betreuung bei Habilitation

 Nachrufe

 Widmung eines Aufsatzes zum Geburtstag

 Würdigung eines Forschers anlässlich dessen Geburtstags

 Anekdoten über Freundschaften zwischen Physikern

 Interviews mit ’Netzmitgliedern‘64 oder Zeitzeugen

Ein einzelner Hinweis allein, wie eine Erwähnung in einer Danksagung, kann relativ nichts- sagend sein, doch selbst in den Formulierungen der Danksagungen findet man auch Qualitäts- unterschiede, sodass man auf die Nähe der kollegialen Verbindung vorsichtig rückschließen kann. Es ist auch klar, dass in der obigen Liste Kriterien genannt sind, die auch auf eine nega- tive Verbindung schließen lassen, wie zum Beispiel ein vernichtendes Urteil in einem Gutach- ten. Eine Fülle von positiven Hinweisen, bei gleichzeitigem Fehlen von negativen, ist allerdings ein verlässliches Anzeichen für eine enge und tragfähige kollegiale Verbindung.

Aus den auf diese Art ermittelten engen Verbindungen lässt sich ein Netz konstruieren, wie es in Abschnitt 1.3.4 abgebildet ist. Es handelt sich allerdings nur um die Darstellung der Verhältnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt. Eine dynamische Entwicklung ist damit nicht darstellbar. Auch bleibt die Auswertung rein qualitativ; eine quantitative Behandlung, wie sie in der modernen Netzwerkanalyse üblich ist, verbietet sich schon auf Grund der nur bruchstückhaften Überlieferung privater Kommunikation und anderer wichtiger Kriterien aus obiger Liste.65

0.7 Zur Quellenlage

Die Quellenlage zur Physik an der Universität Göttingen ist in vielen Bereichen sehr gut. Die Hauptquellen machen die Bestände des Universitätsarchivs Göttingen und des gemeinsamen Prüfungsamts der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten aus. Die Vorgänge in der Göttinger Physik fanden hier ihren Niederschlag in Personalakten, Instituts- und Assistenten- akten und sogenannten Etatakten (die leider keine Auskunft über die Etatzuweisungen an die jeweiligen Institute geben, stattdessen die Bezahlung von Hilfsassistenten beinhalten, sowie diverse Sonderzahlungen). Eine wichtige Quelle zur Ermittlung der Studentenfrequenz in der Physik waren, mangels publizierter Daten, die Matrikelbücher. Für die Personalentwicklung aufschlussreich waren auch der Nachlass des Kultusministers Adolf Grimme im Geheimen

64 Diese Interviews erlaubten die Konstruktion von ego-zentrierten Netzen. Zur Erhebung und Analyse solcher Netzwerke siehe Jansen [1999] S. 99f.

65 Eine quantitative Analyse der Professorenschaft in der Nachkriegszeit unternahm Bernhardt [1990] für die Universität Gießen. Seine statistisch vorgehende Arbeit behandelt Parteizugehörigkeiten und Karriereverläufe, nicht aber kollegiale Netze.

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Staatsarchiv, Berlin, sowie die Akten des Kultusministeriums im Hauptstaatsarchiv Hannover. Dort befinden sich auch die seit 2001 freigegebenen Entnazifizierungsakten, die wichtige Hinweise über vorhandene oder fehlende Netzverbindungen der Physiker enthalten.

Weniger gut sieht die Überlieferung in Form von Nachlässen aus. Von den Institutsdirektoren der vierziger Jahre gibt es keine der Forschung zugänglichen Nachlässe. Als ergiebig erwies sich aber der in Berlin und Göttingen befindliche Nachlass von Ludwig Prandtl, außerdem jener von Max Laue in Berlin. Korrespondenzen mit Göttinger Physikern fanden sich in zahlreichen Nachlässen im In- und Ausland. Um Wiederanknüpfungsversuche an die internationale Wissenschaftlergemeinschaft aufzuspüren, wurden die Bestände des Archive for the History of Quantum Physics in Berkeley, Kalifornien, und der Niels Bohr Library in College Park, Maryland, gesichtet.

Eine reichhaltige Quelle zur Nachkriegsgeschichte stellt der Nachlass von Kurt Hohenemser dar, der aus einer umfangreichen Korrespondenz, vielen Fotografien, Tagebüchern, Reise- notizen und autobiografischen Manuskripten besteht. Er gestattet einen tiefen Einblick in die Vorgänge um Hohenemsers gescheiterte Rehabilitierung und gibt Aufschluss über den zeitli- chen Wandel seiner Absichten. Der Nachlass befindet sich noch in Familienbesitz.

Eine andere ausgewertete Quellengattung sind Interviews mit Zeitzeugen, in denen wichtige, anders nicht zu erhaltende Informationen ermittelt werden konnten. Eine Auflistung der Inter- viewpartner findet sich im Quellenverzeichnis. Auch Kurt Hohenemser konnte ich ein knappes Jahr vor seinem Tod noch befragen. Dieses Interview wurde auszugsweise publiziert.66

66 Rammer [2002].

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