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Archiv "Von schräg unten: Gegendarstellung" (29.10.2010)

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[96] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 43

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29. Oktober 2010

W

as die Patientenzufrieden- heit anbetrifft, so ran- gieren deutsche Ärzte im in- ternationalen Vergleich weit hinten. Das schmerzt. Viele Patienten fühlen sich von ihrem Doktor nicht genü- gend erhört, bekommen kei- ne ausreichende Gelegenheit, sich zu ihrem Leiden zu äußern, so einer der gängigen Vorwürfe. Mich trifft

und betrifft das auch, aber ich möchte an dieser Stelle, quasi als Gegendarstellung, die näheren Umstände aus- leuchten, die zu dieser Kritik an mir und meinem Be- rufsstand führen. Es hat bisweilen seinen Grund war- um ich meiner Beredsamkeit die Burka überstreife, mich in das Verlies der Wortlosigkeit begebe.

„Mein Bekannter nimmt diese wunderbare Pille und hat gemeint, ich sollte mir das unbedingt von Ihnen ver- schreiben lassen!“ Bei dem gelobten Wirkstoff handelt es sich mit Regelmäßigkeit um ein Präparat, das nicht indiziert ist, dafür mein Budget sprengt, also von mir bezahlt wird. Inhaltliche Diskussionen über Anwen- dungsbereiche oder den nicht anwesenden Bekannten führen hier nie weiter, daher hülle ich mich in Schwei- gen. „Eine halbe Stunde habe ich warten müssen, das geht ganz und gar nicht!“ Hinweise auf Notfallsituatio- nen, die zu diesem bedauerlichen Zeitverlust geführt haben, sind in diesem Fall völlig unfruchtbar, daher übe ich mich in Aphonie. „Meine Nachbarin hat’s an der Gallenblase!“, lautet der Einwurf, als ich mir viel Mühe gebe, eine komplizierte Herztherapie in allen Einzel- heiten zu erläutern. So bemitleidenswert der Umstand einer maladen Gallenblase auch sein mag, er bleibt in diesem Fall unkommentiert. „Das müssen Sie doch wissen!“, ist eine häufige Antwort bei der Medikamen-

tenanamnese, auch von Patienten, die ich zum ersten Mal sehe. Dass mir hellseherische Fähigkeiten zuge- sprochen werden, macht mich regelhaft sprachlos. „Ihr Schulmediziner seid doch alle völlig verbohrt!“ Was soll ich dazu noch sagen?

Wenn all diese Äußerungen in einer einzigen Sprechstunde geballt auftreten, greife ich aus Gründen des Selbstschutzes zur akuten psychologischen Sofort- hilfe: Ich hole die Medizinische Fachangestellte in das Sprechzimmer und bitte sie: „Schweigen Sie mich an, nur für eine Minute, ich flehe Sie an!“

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

VON SCHRÄG UNTEN

Gegendarstellung

Dr. med. Thomas Böhmeke

S C H L U S S P U N K T

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