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3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.59 Zwergdommel (Ixobrychus minutus) [A022]

Erfassungsmethodik Detailerfassung

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Zwergdommel in der Wagbachniederung LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten 2 - - 2

Fläche [ha] 336,98 - - 336,98

Anteil Bewertung von LS [%] 100 - - 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet (6717-401) [%]

32,37 - - 32,37

Bewertung auf Gebietsebene A

Beschreibung

Das momentane Zentrum der Lebensstätte der Zwergdommel (Ixobrychus minutus) bilden die störungsarmen Röhrichtufer der zentral gelegenen Baggerseen. Der Bereich liegt umge-ben von einer Seenplatte, die durch Kiesabbau bzw. durch die Anlage von Klärteichen der Firma Südzucker entstanden ist. Die Schilfgürtel besitzen an den Ufern der Baggerseen eine Ausdehnung zwischen zehn und 30 m. Bis ins Jahr 2005 brütete die Zwergdommel fast nur im Schilfgürtel innerhalb des Naturschutzgebiets (Teich 5), der mittlerweile wieder regelmä-ßig besiedelt ist Die Schilfzone erstreckt sich hier über eine Fläche von 70 ha und nimmt einen Großteil der Fläche des Naturschutzgebiets ein. Sie ist weitaus geringeren Störungen unterworfen als der Uferbereich der Baggerseen. Letzterer wird in relativ hoher Intensität von Anglern und Spaziergängern genutzt.

Bei der Bewertung des Erhaltungszustands der Zwergdommel wird zwischen den im Westen des Vogelschutzgebiets gelegenen Baggerseen und den im Osten gelegenen ehemaligen Teichen der Firma Südzucker differenziert.

Baggerseen: Die Zwergdommel findet hier ausgedehnte, zusammenhängende Röhrichthabitate vor. Die Schilfgürtel sind etwa zehn bis 30 m breit. Die klaren Gewässer sind zudem geeignete Nahrungshabitate. Die Habitatqualität ist daher in diesem Gebiet her-vorragend – Wertstufe A.

Der Bestand der Zwergdommel in der Wagbachniederung unterliegt zum Teil starken Schwankungen (siehe folgende Tabelle). In den letzten fünf Jahren hat er sich bei vier bis acht Brutpaaren eingependelt. 2010 brüteten sieben bis neun Paare im Vogelschutzgebiet, wovon sechs bis acht Paare auf die Baggerseen entfielen. Der Zustand der Population ist hier seit Jahren hervorragend - Wertstufe A.

Die Ufer der Baggerseen werden in relativ hoher Zahl von Spaziergängern und Anglern be-sucht. Einige Angelstege queren die Schilfgürtel und sorgen damit für Störungspotential. Das Südufer der Baggerseen ist zudem ein intensiv genutzter Naherholungsbereich (Badestrand, Campingplatz). Am Ostufer des mittleren Oberhäuser Baggersee befindet sich ein Segelha-fen. Zudem wird dieser Bereich von Surfern genutzt. Im Südwesten der Lebensstätte liegt ein Modellflugplatz. Der daraus resultierende Flugbetrieb stellt ebenfalls eine Beeinträchtigung für die Zwergdommel dar. Trotzdem sind immer noch einige Abschnitte des Schilfgürtels stö-rungsarm. Die Baggerseen unterliegen damit mittleren Beeinträchtigungen - Wertstufe B.

Ehemalige Südzuckerteiche: Die Zwergdommel findet im Naturschutzgebiet

„Wagbachniederung“ ausgedehnte, zusammenhängende und störungsarme Röhrichthabitate vor. Das Schilfgebiet ist hier etwa 70 ha groß. Die klaren Gewässer sind zudem geeignete Nahrungshabitate. Die Habitatqualität ist daher hervorragend - Wertstufe A).

Der Bestand der Zwergdommel schwankte im Naturschutzgebiet im Zeitraum von 1972 bis 2005 zwischen einem und zwölf Brutpaaren. Danach war sie dort bis ins Jahr 2010 ver-schwunden, ehe in diesem Jahr wieder ein Brutnachweis gelang. Seitdem sind wieder re-gelmäßig bis zu sechs Brutpaare vorhanden. Der Zustand der Population ist in den Südzu-ckerteichen somit gut - Wertstufe B.

Die Beeinträchtigungen im Schilfbereich der ehemaligen Südzuckerteiche sind aufgrund des Wegegebots und des Angelverbots nur gering - Wertstufe A.

Tabelle 7: Bestandsentwicklung der Zwergdommel (Ixobrychus minutus) im Vogelschutzgebiet 6717-401 Wagbachniederung seit 1972 (Quelle: U. Mahler).

Jahr Anzahl

Reviere Jahr Anzahl

Reviere Jahr Reviere Anzahl Jahr Reviere Anzahl

1972 2-3 1982 1-3 1992 8-12 2002 12-15

1973 2-3 1983 6-9 1993 5-7 2003 3-4

1974 6-7 1984 7-9 1994 6-9 2004 2

1975 1-3 1985 4-8 1995 3-6 2005 4-5

1976 6-9 1986 4-7 1996 2-4 2006 4

1977 4-5 1987 9-12 1997 1-2 2007 4-6

1978 2-3 1988 7-11 1998 4-5 2008 4-6

1979 4-5 1989 5-8 1999 4-5 2009 4-6

1980 3-4 1990 6-9 2000 3-4 2010 7-9

1981 10-12 1991 3 2001 3-4

Verbreitung im Gebiet

Die Zwergdommel besiedelt sowohl die Oberhäuser/Rheinhäuser Baggerseen im Westen als auch die Schilfbereiche der ehemaligen Südzuckerteiche im Osten des Vogelschutzgebiets.

Bewertung auf Gebietsebene

Der Erhaltungszustand der Zwergdommel ist aufgrund stabiler Brutbestände (auch zwischen 2016 und 2018 konnten jedes Jahr sechs bis zehn Reviere festgestellt werden), hervorra-gender Habitatqualität und größtenteils geringer Beeinträchtigungen auf Gebietsebene her-vorragend – Wertstufe A.

3.3.60 Purpurreiher (Ardea purpurea) [A029]

Erfassungsmethodik

Detailerfassung. Es wurden die vom Auftraggeber zur Verfügung gestellten Unterlagen ein-gearbeitet.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Purpurreihers im Vogelschutzgebiet Wagbachniederung LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten 2 1 - 3

Fläche [ha] 150,96 159,43 - 310,39

Anteil Bewertung von LS [%] 48,64 51,36 - 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet (6717-401) [%]

14,50 15,31 - 29,81

Bewertung auf Gebietsebene A

Beschreibung

Obwohl in dem Teich 5 im NSG Wagbachniederung ein Schilfrückgang festzustellen ist, fin-det der Purpurreiher aufgrund des Wassermanagements und der Nahrungsverfügbarkeit eine optimale Habitatqualität. Auch die Baggerseen (Erlichseen) westlich der B36 und die ehemalige Ziegeleigrube in den Domkapitelswiesen bieten mit ausgedehnten Schilfröhrich-ten sehr gute Bedingungen, so dass die Habitatqualität der Lebensstätte mit hervorragend (A) bewertet wird.

Insbesondere der ehemalige Südzuckerteich 5 ist Brutplatz seit 1972 und beherbergt größte dauerhafte Kolonie in Deutschland. Das Brutvorkommen befindet sich am Nordrand des Verbreitungsgebietes der Art und unterliegt wohl deshalb größeren Bestandsschwankungen (zwischen fünf und 17 Brutpaare in den Jahren von 2007 bis 2012). Im Jahr 2012 konnten 11-13 besetzte Nester, im Jahr 2013 sogar 15-16 besetzte Nester festgestellt werden. Da-nach stieg die Anzahl der Brutpaare weiter an und erreichte mit 33 Brutpaaren 2017 einen Höhepunkt. An den Erlichseen brüten nicht alljährlich ein bis zwei Brutpaare und der Teich in den Domkapitelswiesen ist nicht jedes Jahr mit einem Brutpaar besetzt (Mitteilung von A.

SCHEURER). Aufgrund der hohen Brutpaarzahl kann der Zustand der Population mit hervor-ragend – Wertstufe A beurteilt werden.

Beeinträchtigungen sind lediglich geringfügig an den Erlicheseen durch Angelfischerei und langsame Verbuschung der Schilfbereiche erkennbar – Wertstufe A.

Verbreitung im Gebiet

Der Purpurreiher kann vor allem in den ehemaligen Klärteichen der Zuckerfabrik, an den Erlichseen und der ehemaligen Ziegeleigrube in den Domkapitelswiesen beobachtet werden.

Bewertung auf Gebietsebene

Aufgrund der hohen Bedeutung als bedeutendster dauerhaft besetzter Brutplatz in Deutsch-land und der seit Jahren größten deutschen Brutkolonie wird der Erhaltungszustand mit her-vorragend (A) beurteilt.

3.3.61 Weißstorch (Ciconia ciconia) [A031]

Erfassungsmethodik

Detailerfassung. Entsprechend der Leistungsbeschreibung erfolgte keine eigene Erfassung, sondern lediglich eine Auswertung vorhandener Daten für das Vogelschutzgebiet.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Weißstorchs im Vogelschutzgebiet Wagbachniederung LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten - 1 - 1

Fläche [ha] - 1.041,06 - 1.041,06

Anteil Bewertung von LS [%] - 100 - 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet (6717-401) [%]

- 100 - 100

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

In der pappelgeprägten Weichholzaue mit kleinem Altwasser im Überschwemmungsbereich des Rheins entstanden in den vergangenen Jahren durch forstliche Pappelentnahme und gleichzeitigem Belassen von Totholz größere Freiflächen mit einzelnen Dürrständern. Auf zwei abgebrochenen Pappelstämmen dieser Dürrständer brütete 2012 jeweils ein Paar

Weißstörche. Ein weiteres Brutpaar befindet sich auf einer künstlichen Nestunterlage bei der Rheinauer Fähre. Seitdem nahm die Anzahl an Brutpaaren in der Kolonie stetig zu.

Die Weichholzaue stellt ein optimales, wahrscheinlich ursprüngliches Brutbiotop der Art dar.

Aufgrund des eingeschränkten Vorkommens von geeigneten Nahrungsflächen (wechsel-feuchte Wiesen) wird die Habitatqualität mit gut - Wertstufe B eingeschätzt.

Mit mehr als zwei erfolgreich brütenden Paren auf vergleichbar engem Raum wird der Zustand der Population mit hervorragend – Wertstufe A bewertet. 2014 wurden im Bereich westlich Rheinhausen sogar insgesamt 14 Brutpaare festgestellt. 2017 erreichte die Kolonie ihren Höchststand mit 35 Brutpaaren. Die Horste finden sich fast alle auf abgebrochenen Pappel-stämmen.

Beeinträchtigungen beziehen sich in erster Linie auf die Verfügbarkeit von geeigneten Nah-rungsflächen und werden mit mittel – Wertstufe B bewertet.

Verbreitung im Gebiet

Brutplätze des Weißstorchs befinden sich den Rheinauewäldern westlich und nördlich von Rheinhausen. Als Nahrungsraum kann das gesamte Vogelschutzgebiet genutzt werden.

Bewertung auf Gebietsebene

Auf Gebietsebene kann der Erhaltungszustand mit gut – Wertstufe B eingeschätzt werden.