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Ziel und Fragestellung:

Im Dokument „Gute Arbeit“ (Seite 44-50)

Ziel ist es, erste Erkenntnisse zum Einsatz der Medienwand während den Isolationszeiten im akutpsychiatrischen Setting zu gewinnen. Ausserdem ist herauszufinden, ob die Medienwand im Rahmen der Reizabschirmung einen positiven Einfluss auf die Reizregulierung hat. Es sollen auch erste deskripti-ve Aussagen zur Anwendung der Medienwand gemacht werden können.

Wie erleben erwachsene Patienten in der stationären Akutpsychiatrie den Umgang mit der Medienwand Cowin-48® während einer Isolation?

- Wie hat sich die Möglichkeit der aktiven Kontaktaufnahme der Patienten zum Behandlungsteam durch die Medienwand zum Behandlungsteam gestaltet?

- Wie hat die Medienwand zur Orientierung der Patienten während einer Isolation beigetragen?

- Welche Möglichkeiten der Medienwand haben die Patienten zu ihrer Reizregulation genutzt?

- Welchen Einfluss hatte die Medienwand auf die Stabilisierung der psy-chiatrischen Notfallsituation der Patienten?

Wie häufig und auf welche Art und Weise nutzten die Patienten die Medi-enwand während der Isolationszeit im akutpsychiatrischen Setting?

Methode

Das Erleben der Medienwand in der Isolation wird mittels qualitativen Inter-views erhoben und mit der Inhaltsanalyse nach Mayring [9] ausgewertet.

Zusätzlich wird die Häufigkeit der Medienwandnutzung durch deskriptive Statistik aufgezeigt. Laut Mayring [9] sind qualitative Untersuchungen bei Pilotstudien das Mittel der Wahl.

Projektverlauf

Parallel zum Einbau der Medienwand im Herbst 2017 im Isolationszimmer auf einer akutpsychiatrischen Station wurde eine interdisziplinäre Arbeits-gruppe zur Implementierung gegründet. Die ArbeitsArbeits-gruppe setzte sich aus zwei Pflegefachkräften, eine davon mit Zusatzfunktionen, einer Psychologin, einer Peer-Mitarbeiterin und einem Pflegeexperte APN zusammen. In einem ersten Schritt konnten aufgrund auftretender Fragen eine grundsätzliche Haltung zur Benutzung der Medienwand ausgearbeitet werden. Anschlies-send wurde ein Konzept für das Behandlungsteam der Akutstation erstellt und dessen Inhalte einerseits informiert und andererseits praktisch in 1:1-Schulungen vermittelt. Die Evaluation mit den durchgeführten Interviews übernahm der Pflegeexperte APN.

Medienwand Cowin-48

Die Medienwand ist ein interaktiver Bildschirm, welcher Personen in gesi-cherten Räumen neue Möglichkeiten bietet [6]; Als

Kommunikationsplatt-form durch die Möglichkeit zu telefonieren, zur Beschäftigung mittels ver-schiedenen Applikationen (Zeichnen, Spiele) oder zur Entspannung durch Entspannungsbilder, Musik etc. Neben Standardeinstellungen können per-sönliche Profile mit eigenen Bildern, Musik und Filmen erstellt werden. Die Medienwand wird durch das Behandlungsteam über ein I-Pad gesteuert. Die Patienten bedienen sie per Touchscreen. Die Medienwand wurde in enger Zusammenarbeit mit Peers und Gesundheitsfachpersonen entwickelt und ist laut Herstellerangaben bruch- und wasserfest [6].

Untersuchungsgruppe und Rekrutierung

Die Evaluation fand auf einer akutpsychiatrischen Aufnahmestation mit Versorgungsauftrag statt. Die Pilot-Station hat 17 Behandlungsplätze. Die Interviews wurden mit fünf Patienten, die während der Behandlungsdauer mindestens einmal im Isolationszimmer waren, durchgeführt. Die Patienten gaben für die freiwillige Teilnahme an der Evaluation eine schriftliche Einwil-ligung mittels Informed consent ab. Voraussetzung zur Teilnahme war die Deutsche Sprache lesen und verstehen können und zwischen 18 und 65 Jahre alt sein. Die Peer-Mitarbeiterin der Station informierte und fragte die Patienten zur Teilnahme an.

Datenerhebung

Die fünf Interviews wurden anhand eines halb-strukturierten literaturge-stützten Fragebogens durchgeführt. Aus den Fragestellungen konnten fünf Kategorien abgeleitet werden: (a) Bedienung der Medienwand, (b) aktive Kontaktaufnahme zum Behandlungsteam, (c) Orientierung, (d) Reizregulie-rung und (e) Einfluss auf die Gesundung. Der Fragebogen ist durch einen Pretest auf die Verständlichkeit und Gültigkeit geprüft worden. Die Inter-views dauerten zwischen 18 und 56 Minuten, wurden auf Tonband aufge-zeichnet und zwischen Februar und August 2018 durchgeführt. Die Inter-views sind anschliessend unter Beachtung der Datenschutzrichtlinien und eines einfachen Transkriptionssystems transkribiert worden. Auf Grund des unveränderten Interviewleitfadens nach dem Pretest konnte das dafür

ver-wendete Interview ebenfalls in die Analyse integriert werden. Für die quan-titativen Daten konnte auf den Server der Medienwand zurückgegriffen werden. Die Routinedaten konnten in Form eines Excel-Sheets exportiert werden.

Datenanalyse

Die deduktiv abgeleiteten Kategorien der Fragestellungen bildeten die Grundlage zur inhaltlich strukturierten qualitativen Analyse nach Mayring [9]. Die Kategorien wurden definiert und konkreten Textstellen aus dem Material (Ankerbeispiele) zugeordnet. Mit festgelegten Kodierregeln konnte eine eindeutige Zuordnung der Textstellen ermöglicht werden. Alle Textstel-len aus dem Material, die zu einer der fünf Kategorien passten, wurden mit der Software MAXQDA 2018 paraphrasierend codiert und in einem zweiten Schritt in Subkategorien zusammengefasst. Abschliessend wurden die in Beziehung stehenden Subkategorien mit dem Ausgangsmaterial abgegli-chen, den Kategorien definitiv zugeordnet und interpretiert [9].

Literatur

1. Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften. (2015). Zwangs-massnhamen in der Medizin. Retrieved from http://www.samw.ch/de/Aktuell/News.html

2. Adorjan, K., Steinert, T., Flammer, E., Deister, A., Koller, M., Zinkler, M., . . . Beine, K. (2017). Zwangsmaßnahmen in deutschen Kliniken für Psychiatrie und Psycho-therapieCoercive measures in German hospitals for psychiatry and psychothera-py. Der Nervenarzt, 88(7), 802-810.

3. Scheydt, S., Needham, I., Nielsen, G. H., & Behrens, J. (2016). Der pflegerische Umgang mit Reizüberflutung in der Psychiatrie: Entwicklung eines theoretischen Bezugsrahmens. Pflege, 29(5), 227-233.

4. Scheydt, S., Laimbacher, S., Wenger, A., & Needham, I. (2016). Das Verständnis von „Reizabschirmung “in der stationären Psychiatrie. Psychiatrische Praxis, 43(04), 199-204.

5. Scheydt, S., Needham, I., & Behrens, J. (2017). Der pflegerische Umgang mit Reizüberflutung in der Psychiatrie: Theoretische Verdichtung und Modifikation des Rahmenmodells. Pflege, 30(5), 281-288.

6. Recornect. (2018). Medienwand. Retrieved from

http://recornect.com/?page_id=7&lang=de

7. Bürki-Brunner, R., & Hahn, S. (2017). Medienwand: Ein Qualitätsentwicklungspro-jekt in der Fo-rensischen Psychiatrie zur Verbesserung der Intensivbe-handlung.

Mitmischen-Aufmischen-Einmischen, 22.

8. de Laat, J. (2012). Investigating the effect of different type of visual content on psychiatric patients during a stressful episode.

9. Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, 12., Neuausgabe, 12., vollständig überarbeitete und aktualisierte Aufl. Beltz Pädago-gik.

8. Evaluation der Einführung eines EBN-Konzeptes in einer psychiatrischen Klinik

Laila Elhilali, Christian Burr, Bernd Kozel

Hintergrund und Problemstellung

Evidenzbasierung in der Pflege (EBN) gilt mittlerweile als Standart in der Gesundheitsversorgung [1] und ist seit 1996 im Krankenversicherungsgesetz verankert. Im Rahmen dieser Entwicklung ist auch der Aufbau von Abteilun-gen für Forschung- und Entwicklung zu sehen sowie die akademische Aus-richtung der Pflegeausbildungen.

Um das Thema in der Praxis noch besser zu verankern, wurden in der Pflege der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Bern (CH) mehrere Initia-tiven lanciert, die u.a. eine Neuausrichtung der pflegerischen Führung bein-halteten. Den pflegerischen Leitungen, deren Aufgaben vor allem Manage-ment und Koordination beinhalten, wurde eine fachverantwortliche Pflege-fachperson zur Seite gestellt, die sich auf fachlich-inhaltliche Aspekte der pflegerischen Arbeit unter Berücksichtigung der EBN-Methode fokussieren sollte. Dabei ging es auch um die Klärung Aufgaben dieses „Leitungstan-dems“.

Als Unterstützung zur Überwindung von bekannten Barrieren und Hinder-nissen, wie Wissensdefizite oder die Adaption von Forschungsresultaten [2], wurde ein Konzept erarbeitet und eingeführt. Dies mit dem Ziel das nötige Wissen und Rüstzeug für diese Aufgaben zu erlernen. Die Leitungen und Fachverantwortlichen sollten dabei unterstützt werden, Angebotslücken und Probleme zu erkennen, relevante Literatur zu entsprechenden Themen zu finden, Resultate auf die individuelle Situation der Einheiten oder einzel-ner Patientinnen und Patienten zu adaptieren sowie Massnahmen umzuset-zen und zu evaluieren. Dabei standen die vier Aspekte von EBN externe Evidence, Patientinnen und Patienten Präferenz, Expertenwissen und Res-sourcen im Vordergrund [1]. Das Konzept wurde evaluiert mit dem Ziel, etwas über seine Auswirkung auf das Wissen der Fachverantwortlichen und

Leitungen Pflege und deren Haltung gegenüber EBN zu erfahren und zu prüfen, ob die definierten Ziele erreicht wurden.

Methode

Im Dokument „Gute Arbeit“ (Seite 44-50)