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Im langen Verlauf der Evolution waren die Emotionen intelligente Führer. Doch heute sind so rasch neue Realitäten entstanden, dass der langsame Lauf der Evolution nicht schritthalten konnte. Als erste Versuche, das menschliche Gefühlsleben zu bändigen, bezähmen und zu zügeln , können die Gesetze – die zehn Gebote, der Kodex des Hammurabi etc. angesehen werden. Der Gesellschaft müssen Regeln von außen aufgezwungen werden, um die Wogen des Gefühlsüberschwangs einzudämmen, welche allzu unangenehm auflodern. Diese Erkenntnis stammt von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse.

Die Vernunft wird immer wieder ungeachtet sozialer Zwänge von der Leidenschaft besiegt. Diese elementare Architektur des Seelenlebens beruht auf der Gegebenheit der menschlichen Natur. In den letzten Generationen haben sich als angeborene biologische Struktur der Emotionen die grundlegenden neuralen Schaltungen bewährt. Im Laufe der Millionen Jahre haben sich die langsamen bedachten Kräfte der Evolution allmählich unsere Emotionen geformt. Dennoch haben die Gefühle in den letzten zehntausend Jahren, in denen die Bevölkerung von Millionen auf Milliarden anschwoll, in den biologischen Grundformen kaum eine Spur hinterlassen.

Unsere Einschätzung jeder einzelnen Begegnung und unsere Reaktion darauf sind nicht nur von unseren rationalen Urteilen und unserem persönlichen Blickwinkel auf die eigene Geschichte geprägt, sondern auch von der Geschichte unserer Vorfahren. Diese haben uns Neigungen hinterlassen, welche sich bisweilen tragisch auswirken. Oft werden Probleme aus jüngster Vergangenheit mit einem emotionalen Fundus bewältigt, welcher auf die Bedürfnisse der Steinzeit zurückführt. (Goleman 1997, S. 21ff)

Von der jeweiligen biologischen Eigenart lässt sich ablesen, welche spezifische Rolle sämtliche Emotionen in unserer evolutionären Vergangenheit gespielt haben müssen. Das Wort „Emotion“ hat seine Wurzeln im Lateinischen. Movere bedeutet „bewegen“, die Vorsilbe „E“ bedeutet „hinwegbewegen“, was darauf hinweist, dass jede Emotion ein Verlangen nach Handlung enthält. An Kindern und Tieren sieht man sehr deutlich, in welchem Zusammenhang Emotion und

Handlung zueinander stehen. Bei „zivilisierten“ Erwachsenen kann man jedoch – einzigartig im Tierreich- beobachten, dass Emotionen als Handlungsimpulse von einer offensichtlichen Reaktion losgelöst sind. (Goleman 1997, in Ekman 1994) Mit neuen Methoden sind Forscher und Forscherinnen auf Details gestoßen, die zur Einleitung einer bestimmten Reaktion auf eine spezifische Emotion führen:

Zorn: lässt Blut in die Hände strömen, dies erleichtert es, sie als Waffe zu benutzen, ebenfalls wird durch die Zunahme der Herzfrequenz und der Ausschüttung von Hormonen wie Epinephrin Energie freigesetzt, welche eine Handlungsaktion ermöglicht. (Ekman, Davidson, 1994, S.15)

Furcht führt dazu, dass das Blut zurück zu den großen Skelettmuskeln fließt, vor allem in die Beine, um leichter fliehen zu können. Dadurch wird aber auch das Gesicht bleich. Der Körper erstarrt oft kurz, um abzuwägen, ob man sich verstecken oder flüchten soll. Eine Vielzahl an Hormonen wird ausgeschüttet um den Körper in größtmögliche Alarmbereitschaft zu versetzen. Die Konzentration richtet sich somit auf die vorliegende Gefahr und er kann abschätzen, welche Reaktion die richtige ist. (ebd.)

Glück aktiviert das zerebrale Zentrum, welches negative Gefühle hemmt und die verfügbare Energie fördert. Sonst gibt es keine physiologische Veränderung, außer einer Beruhigung, welche es dem Körper erlaubt, sich schneller von der biologischen Erregung durch unangenehme Emotionen zu erholen. Diese Anpassung bietet dem Köper sowohl eine Ruhepause als auch die Bereitschaft, jede Aufgabe mit Begeisterung anzupacken und verschiedene Ziele anzustreben.

(ebd. S. 16)

In der Liebe sind zärtliche Gefühle und sexuelle Befriedigung mit der Erregung des Parasympathikus verbunden. Dies ist der physiologische Gegenspieler, welcher bei Furcht und Zorn die Mobilisierung zu „kämpfen und fliehen“

verursacht. (ebd.)

Bei einer Überraschung hebt man die Augenbrauen, was einem ermöglicht, seinen Blickwinkel zu erweitern, um dadurch mehr Licht auf die Netzhaut zu lenken. So werden mehr Informationen über das unerwartete Ereignis vermittelt, und es erleichtert uns, genau herauszufinden, was gerade passiert und welchen angemessenen Handlungsplan wir uns ausdenken. (ebd.)

Abscheu wird von allen Menschen gleich vermittelt und bedeutet immer dasselbe:

Etwas schmeckt oder riecht im übertragenen Sinne abscheulich. Abscheu drückt sich im Gesicht aus, indem man die Nase rümpft und die Oberlippe schürzt.

Dadurch werden die Nasenlöcher vor einem schädlichen Geruch geschützt. (ebd.

S. 17)

Trauer hat eine wesentliche Funktion darin, bei einem großen Verlust eines geliebten Menschen oder bei einer größeren Enttäuschung zu unterstützen. Die Energie für die Begeisterung von normalen menschlichen und alltäglichen Aktivitäten wird gesenkt. Der Stoffwechsel wird langsamer, Depressionen können auftreten. Durch den inneren Rückzug erhält man die Gelegenheit, einen Verlust oder eine enttäuschte Hoffnung zu betrauern und bei zurückkommender Energie einen Neustart zu planen. Eine Erklärung für diesen Energieverlust könnte sein, dass dieser bei den früheren Menschen dafür gesorgt hat, dass sie, wenn sie betrübt und verletzt waren, in der Nähe der Behausung blieben, wo sie sich sicher fühlten. (ebd.)

Zusätzlich werden durch unsere Handlungsbereitschaft Lebenserfahrung und Kultur geprägt. Der Verlust eines geliebten Menschen löst zum Beispiel überall Leid und Trauer aus. Auf welche Weise wir unseren Kummer zeigen, ist abhängig von der Kultur, ebenso davon, ob Emotionen zurückgehalten oder herausgelassen werden und welche Menschen zu denen gehören, die wir betrauern. Seit Beginn der schriftlich belegten Geschichte hatte die menschliche Gattung gewiss eine harte Realität, die in der langen Evolutionsphase unsere emotionalen Reaktionen formten. (Goleman 1997, S. 24)

In der Frühgeschichte der Menschheit erreichten von den Neugeborenen nur wenige das Kindesalter und die meisten der Erwachsenen wurden nicht einmal 30

Jahre alt. Man konnte jederzeit durch ein Raubtier getötet werden und Dürreperioden oder Überschwemmungen entschieden darüber, ob es genug Nahrung gab oder eine Hungersnot herrschte. Doch mit den Anfängen der menschlichen Gesellschaft und der Landwirtschaft begannen sich die Lebensbedingungen entscheidend zu verändern. Der Druck, der die Bevölkerungszahl stetig in Schach gehalten hatte, ließ nach, weil sich in den letzten zehntausend Jahren der Fortschritt durchgesetzt hat. Durch diesen Druck wurden unsere emotionalen Reaktionen überlebenswichtig, als dieser schwand, ging auch die lebensentscheidende Bedeutung der Emotion zurück. Ein aufbrausendes Temperament gewährte in grauer Vorzeit evolutionär gesehen einen entscheidenden Vorsprung zum Überleben. Heute, wo Dreizehnjährige über automatische Waffen in Computerspielen verfügen können, hat diese Reaktion sehr oft verheerende Folgen. (Goleman 1997, S. 24)

5 Klassiker der Kommunikationstheorien

Im Folgenden werden zwei Kommunikationsmodelle genauer vorgestellt um abzuwägen, ob emotionale Intelligenz und wertschätzende Kommunikation in einem dieser beiden Modelle besondere Beachtung findet und somit auf den Kommunikationsunterricht der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege angewendet werden können.