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Welche Aussichten bestehen, die formalen Beziehungen zwischen Verhalten und Kommunikation abzuleiten? Kommunikation ist die Bedingung des menschlichen Lebens und der gesellschaftlichen Ordnung. Vom ersten Tag seines Lebens beginnt der Mensch, die Regeln der Kommunikation bedingt zu erlernen, obwohl diese Regeln selbst ihm kaum jemals selbst bewusst werden. Die fünf Axiome sind ein Versuch, ein Denkmodell zu formulieren und Sachverhalte zu veranschaulichen, die die Gültigkeit dieses Modells zu unterbauen scheinen.

(Watzlawick et all 1985, S. 13)

Man kann nicht nicht kommunizieren:

Ein vorsätzliches Nichtkommunizieren bedeutet Kommunikation, und zwar deswegen, weil das nonverbale Verhalten unweigerlich auch eine Botschaft ist- meistens sogar eine sehr bedeutsame.

Das erste Axiom ist für Watzlawick das Wichtigste. Durch die Erforschung des schizophrenen Formenkreises erkannte er, wodurch eine paradoxe Form der Kommunikationsverweigerung gekennzeichnet ist.

Dieses Axiom wird in seiner Bedeutung als besonders schwierig angesehen. Das eindeutige Ablehnen von Kommunikation ist ein Zeichen – was somit Kommunikation darstellt. Es ist eine Erkenntnis, welche zwar banal erscheint, deren Erwähnung aber hier und da nützlich sein kann. (Retter 2002, S. 175)

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt:

Was inhaltlich vermittelt wird, hängt in seiner Deutung entscheidend davon ab, wie es ausgesprochen wird.

Ein Beispiel dafür: Lobt ein Mann seine Frau, dann wird dieses Lob sofort als gegenstandslose, sogar widersprüchliche Botschaft gesendet, wenn der Mann dies mit einem ironischen, keinesfalls einfühlsamen Unterton sagt. Durch Ironie kann man also jede Aussage ins Gegenteil umwenden. („Du bist aber schön in deinem

Kleid“). Bestimmt Floskeln aus der Gesellschaft greifen ausdrücklich auf die Ironie zurück wie zum Beispiel folgende Aussage:“ Du bist heute aber glänzend gelaunt“, wenn Sie in einem ironischen Tonfall geäußert wird.

Ist der Kommunikationsablauf störungsfrei, betonen Inhalts- und Beziehungsaspekt gegenseitig die Nachricht.

Gelegentlich stimmen aber beide Standpunkte nicht überein. Inkongruenz zwischen Beziehungs- und Inhaltsaspekt führen meist zu Kommunikationsstörungen, welch mit dem Informationsgehalt für den Empfänger unvereinbar sind. Im schlechtersten Fall hat die Diskrepanz den Charakter einer Beziehungsfalle, es entsteht eine sogenannte Doppelbindung. In eine solche gerät der, der um der Beziehung willen eine Botschaft gegen seine eigene Überzeugung formuliert. (Retter 2002, S. 175ff)

Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.

Kommunikation verläuft kreisförmig, sie kennt keinen Anfang und kein Ende. Es gibt immer eine vorhergehende und eine nachfolgende Situation. Entsprechend unserer Konstruktion der Wirklichkeit bilden wir selbst eine Kette von Wechselwirkungen in einzelne Abschnitte. Die Interpunktion von Ereignisfolgen definiert folglich die Beziehung.

Durch Interpretation der Reaktion auf das Verhalten der Anderen werden die ablaufenden Interaktionen durch das subjektive Bewusstsein gegliedert, d.h. der Prozess eines Ereignisses erfährt statt einer einheitlichen Zeichensetzung durch die Beteiligten eine gegensätzliche. Automatisierte Verhaltensweisen bestimmen unsere Reaktion auf andere Menschen in Alltagssituationen:

Unter automatisierten Verhaltensweisen versteht man:

 erstens: wie man sich im allgemeinen in einer Situation verhält

 zweitens: wie sich eine Person prinzipiell verhält, wenn man mit ihr kommuniziert

In der alltäglichen Kommunikation ist die Reaktion darüber hinaus vom sicheren Bewusstsein bestimmt, dass der Kommunikationspartner Erwartungen von seinem Gegenüber hat und dass dies wechselseitig so ist. (Retter 2002, S. 177)

Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten

Die digitale Sprache ist ein System von Zeichen, die als diskrete Informationseinheiten eine detaillierte Bezeichnung des Gemeinten ermöglicht.

Jedem Begriff ist ein eindeutiges Zeichen bzw. eine eindeutige Zeichenfolge zugeordnet.

Die nonverbale Kommunikation hingegen drückt wesentlich ungenauer aus, wie direkt die Beziehung zum Bezeichneten steht. Darunter versteht man meist einen Gefühlszustand, welcher bewusst oder auch unbewusst ausgedrückt werden muss.

Beispiel: Ein Lächelt drückt in einer Kommunikation Vertraulichkeit und Offenheit aus, es ist nicht ersetzbar durch ein anderes Ausdrucksmerkmal. Die Erklärung eines Begriffes hingegen kann variiert werden

Es kommt allerdings zu Missverständnissen in der analogen Kommunikation, wenn verbale und nonverbale Komponenten einander widersprechen, so zum Beispiel bei einem zynischen Lächeln, das einen bestimmten Inhalt relativiert.

Auch soziokulturelle Unterschiede, bei denen die Interpretation von Gesten nicht übereinstimmt, können Unstimmigkeiten erzeugen.

Zu berücksichtigen ist ebenfalls, dass die sprachliche Kommunikation aus einem begrifflichen Inhalt und einer Assoziation zum Begriff besteht. Mit dem begrifflichen Inhalt ist das sprachliche Zeichen oder auch die Aussage gemeint, d.h. die Bedeutung, wie sie im Wörterbuch steht. Unter der Assoziation zum Begriff versteht man Vermutungen, die über den Begriff ausgelöst werden.

Beispielsweise verbindet man mit dem Begriff „Brötchen“ die Vorstellung

„Essen“ oder „Bäcker“, auf jeden Fall etwas Angenehmes, währenddessen der Begriff „Prüfung“ mit „Stress“, „Aufregung“ und „Unsicherheit“ verbunden wird.

Die Assoziationen eines Begriffes bilden den bedeutungsgemäßen Sinn und ist entscheidend für die emotionale Wertung, die durch diesen Begriff ausgelöst wird.

(Retter 2002, S. 181ff)

Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär:

Menschen können in unterschiedlicher Beziehung zueinander stehen:

 zum einen durch dieselbe soziale Position . Hier spricht man von symmetrischer Kommunikation

 zum anderen durch unterschiedliche soziale Positionen . Das nennt man komplementäre Kommunikation

Komplementäre Beziehungen stehen häufig in einem einseitigen Abhängigkeitsverhältnis, wie z.B. zwischen Lehrenden und Lernenden, zwischen Eltern und Kindern, Vorgesetzten und Angestellten.

In einer symmetrischen Beziehung zueinander stehen dagegen z.B. zwei gleichaltrige Kinder oder Ehepartner. Es ist nicht Ziel, nur symmetrische Kommunikationssituationen zu schaffen, sondern es geht darum zu prüfen, welche Konstellation vorliegt.

Jede dieser beiden Beziehungsformen hat Vor- und Nachteile. (Retter 2002, S.

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