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Emotionale Intelligenz im Krankenpflegealltag. Eine Studie:

Eine Studie von Anne C.H. McQueen BA, MSc, MPhil, RGN RCNT, NT, ILTM an der Universität von Edinburgh, England

Hintergrund:

Emotionale Arbeit wurde vielfach in der Literatur als Teil der Pflegearbeit akzeptiert, aber der Beitrag der emotionalen Intelligenz in der Gesundheits- und Krankenpflege erfordert noch weitere Studien.

Diese Studie zielt darauf ab, eine Analyse der Literatur über emotionale Intelligenz zu präsentieren, und betrachtet den Wert der emotionalen Intelligenz.

(Mc Queen, 2003, S.101ff) Methode:

Eine Literaturrecherche wurde mit der CINAHL und MEDLINE durchgeführt.

Suchbegriffe welche verwendet wurden, waren „Emotionen“, „Intelligenz, Emotionen“ und „Intelligenz und emotionale Arbeit“. Anhand der Suche nach relevanten Fachzeitschriften wurden die Daten hinzugefügt. (ebd. S. 101ff)

Ergebnisse:

Emotionale Intelligenz spielt eine wichtige Rolle für eine erfolgreiche menschliche Zusammenarbeit. Emotionale Arbeit ist aber nicht nur wichtig für das Gründen einer therapeutischen Beziehung zwischen Pflegenden und Gepflegten, sondern birgt auch die Gefahr eines "Burnout", je länger oder intensiver sie trainiert wird.

Um emotionale Intelligenz erfolgreich umzusetzen, müssen im Pflegeberuf Tätige Strategien entwickeln, um ihre Gesundheit zu schützen. Der Potentialwert der emotionalen Intelligenz in dieser emotionalen Arbeit ist ein Thema, welches noch erforscht werden muss. (ebd. S. 101ff)

Schlussfolgerungen:

Eine Analyse der Literatur zeigt, dass sich die modernen Anforderungen in der Gesundheits- und Krankenpflege auf die Fähigkeiten einer emotionalen Intelligenz stützen, um den Bedürfnissen der direkten Patientinnen- und Patientenversorgung gerecht zu werden, sowie auf kooperative Verhandlungen mit dem multidisziplinären Team. Die Bedeutung davon muss in der Pflegeausbildung anerkannt werden. Der Zusammenhang zwischen emotionaler Intelligenz und emotionaler Arbeit ist ein fruchtbares Gebiet für die weitere Forschung.

Dass ein besseres Verständnis, wie diese Konzepte zu integrieren sind, vorteilhaft ist, stellt noch weitgehend eine Vermutung dar, da noch nicht ausreichend Beweise gefunden sind. Die Aussicht, dass es einen Vorteil sowohl für Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen als auch Patienten und Patientinnen bringen kann, stellt einen motivierenden Faktor für zukünftige Forscher und Forscherinnen dar. (Mc Queen, 2003, S.101ff)

Emotionale Intelligenz – Theoretische Unterstreichungen

Traditionell wird durch IQ-Tests Intelligenz mit Leistung in Verbindung gebracht.

In den letzten Jahrzehnten musste jedoch realisiert werden, dass der IQ nur eine von mehreren Arten von Intelligenz ist. Gardner 1993 identifiziert die sieben wichtigsten Arten von Intelligenzen, die er dann weiter kategorisiert, um mehrere abwechslungsreiche Fähigkeiten anzugeben. Goleman 1996 behauptet, dass diese große Perspektive das Einbeziehen einer Vielzahl von Talenten erfordert, um ein reicheres Bild an Fähigkeiten im Zusammenhang mit möglichem Erfolg im Leben darzustellen. Die multiplen Intelligenzen können sinnvoll in drei Gruppen zusammengeführt werden:

• in die abstrakte Intelligenz; bedacht auf verbalen und mathematischen Fähigkeiten;

• in die gegenständliche Intelligenz; bedacht auf die Manipulation von Objekten;

• in die soziale Intelligenz; bedacht auf das Verständnis und die Beziehungen der Menschen

(ebd. S. 101ff)

Emotionale Intelligenz hat ihre Wurzeln in der sozialen Intelligenz. Bereits Thorndyke weist im Jahr 1920 als erster darauf hin, dass es in der Interaktion und in der Beziehung zwischen Menschen einen Wert gibt, der unabhängig von akademischen Fähigkeiten ist. Er stellt einen Schlüssel zum Erfolg im praktischen Leben dar. Innerhalb der Gruppe der sozialen Intelligenzen unterschied Gardner 1993 zwischen zwei Arten von persönlichen Intelligenzen: zwischenmenschliche interpersonale und die einzelne Person betreffende intrapersonale Intelligenz.

• Unter zwischenmenschlicher Intelligenz versteht man die Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

• Intrapersonale Intelligenz ist die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle und Motive zu verstehen und dafür zu nutzen, um im Leben erfolgreich zu sein. Sie versetzt den Menschen in die Lage, in verschiedenen Situationen eigene Verhaltensweisen zu antizipieren.

(ebd. S. 101ff)

Es gibt demnach vier verschiedene Fähigkeiten in der zwischenmenschlichen Intelligenz. Dazu gehören:

• die Möglichkeit, Gruppen zu organisieren,

• Verhandlungslösungen finden

• persönliche Verbindungen herstellen

• Gesellschaftsanalyse betreiben.

Entsprechend Goleman 1996 erleichtern diese Fähigkeiten den sozialen Erfolg.

Menschen, die über solche Fähigkeiten verfügen, schließen sich schnell anderen Menschen an, lesen die Gefühle anderer Menschen ,kennen Antworten genau, führen und organisieren andere Menschen und lösen Konflikte erfolgreich.

Es scheint daher angebracht, zwischenmenschliche Intelligenz in der Pflege zu fördern, wo es geht, denn es ist vorteilhaft ein gutes Verhältnis zu schaffen, um die Beziehungen mit dem Patienten und Patientinnen zu vertiefen (Morse 1991).

Die Fähigkeit der Sozialanalyse ist ein unverzichtbarer Teil der Pflegearbeit, wobei Gesundheits- Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen dabei zu interpretieren und zu verstehen versuchen, wie Patienten und Patientinnen sich fühlen .Außerdem stellen sie fest , welche Motive und Anliegen diese haben und

demonstrieren somit Einfühlungsvermögen in der Pflege. Darüber hinaus sind organisatorisches Geschick und Verhandlungsgeschick erforderlich, und zwar in der Teamarbeit und in der kooperativen Zusammenarbeit von Gesundheits- und Krankenpflege mit anderen Gesundheitsberufen.

Auch intrapersonale Intelligenz wird in der Pflege gefordert, wenn Gesundheits- und Krankenpfleger und Gesundheits- und Krankenpflegerinnen sich in Patienten und Patientinnen einfühlen, versuchen sie zu verstehen, ihre Perspektiven zu sehen ,wenn sie sich durch Beratungskompetenz auszeichnen.

Unter diesen Umständen empfiehlt es sich, dass Krankenpflegepersonal sich in selbstreflektierenden Prozessen mit ihren eigenen Werten und Vorurteilen beschäftigt. Laut Burnard 1994, können alle persönlichen Vorurteile, welche einen Konflikt mit Patienten und Patientinnen oder Kunden und Kundinnen auslösen würden, dann beiseite gelassen werden. (ebd. S. 101ff)

Mayer und Salovey 1993 sind noch deutlicher. Wenn sie emotionale Intelligenz beschreiben, weisen sie darauf hin, dass es verbale und non-verbale Inhalte in der Bewertung und im Ausdruck von Emotionen gibt.

Dies kann in der Identifikation von Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten angewendet werden, indem das Pflegepersonal sensibel auf die Emotionen der Patienten und Patientinnen reagiert. Die Interpretation des emotionalen Ausdrucks und intelligente Antworten bei Anwendung von geeigneten professionellen Fähigkeiten wie emotionale Arbeit, Empathie und Beratungsfähigkeiten, können bei Patienten und Patientinnen zur Folge haben, dass sich emotionale Zustände modifizieren und dass diese selbst Ängste als abgeschwächt beschreiben.

Des Weiteren wird behauptet, dass emotionale Intelligenz wesentlich zu Leistungsbereitschaft beiträgt und mit den kognitiven Fähigkeiten mitassoziiert wird (nach Strickland 2000 Lam & Kirby 2002). (ebd. S. 101ff)

Emotion in der Krankenpflege

In den traditionellen Schulungsprogrammen wurden Gesundheits- &

Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen ermutigt, ihre Gefühle zu verbergen und eine professionelle Barriere herzustellen. Diese verleiht nach Menzies 1960einen gewissen Schutz vor den emotionalen Anliegen der Patienten und

Patientinnen. Die Art und Weise, in der die Arbeit organisiert wurde, damit sich Gesundheits- und Krankenpfleger, Krankenpflegerinnen den Patienten und Patientinnen auf natürliche Weise nähern, hat dazu beigetragen, dass die Beziehungen aufrechterhalten blieben.

In den letzten Jahrzehnten gab es jedoch eine Abkehr von der Aufrechterhaltung von Abstand und Distanz, das emotionale Engagement wurde laut Williams 2000 aufgewertet.

Ferner hat die Einführung des Konzepts der Bezugspflege die Beziehung zwischen Gesundheits- und Krankenpfleger und Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und den weniger formellen Gesundheits- und Krankenpfleger und Gesundheits- und Krankenpflegerinnen – Patienten und Patientinnen- Beziehung gefördert, als die traditionellen Methoden. (ebd. S.

101ff)

Viele Konzepte wie zum Beispiel Partnerschaft, offene Kommunikation und neue Pflege nach Savage 1990 betonen die Bedeutung der Gesundheits- und Krankenpfleger, Krankenpflegerinnen-Patienten- und Patientinnen- Beziehung.

Der ethische Wert eines jeden Gesundheits- und Krankenpfleger, Krankenpflegerin bestätigt, dass es einen ganzheitlichen Ansatz für die Patienten- und Patientinnen Betreuung und Behandlung von psychischen, sozialen und spirituellen Anforderungen gibt .Das erfordert engere Beziehungszusammenhänge sowie Kontinuität bei der Bereitstellung der Pflege nach Benner 1984. Die Bewegung in Richtung Partnerschaft in den Bereichen Gesundheit und Pflege fördert eine offene Kommunikation und gegenseitiges Verständnis, welches ein gutes Verhältnis zwischen Patienten und Patientinnen und Pflegepersonal schafft.

Das Kennenlernen der Patienten und Patientinnen hilft den Gesundheits- und Krankenpflegern, Krankenpflegerinnen, Anliegen zu interpretieren, und Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen vorwegzunehmen. Dies erhöht die Arbeitszufriedenheit laut Luker et al.2000.

Die Annahme ganzheitlicher Werte wie Partnerschaft und Intimität in der Pflege lässt die Gesundheits- und Krankenpfleger, Krankenpflegerinnen Patienten und Patientinnen als Individuen erkennen und emotionale Reaktionen auf ihr Leiden erleben. Sie sind daher körperlicher und emotionaler Not ausgesetzt. (ebd. S.

101ff)

Während es nun für Pflegepersonal erlaubt ist, durch Empathie und Mitgefühl Emotionen zu zeigen, (Staden 1998), gibt es offensichtlich auch einen Bedarf, diese Emotionen zu verwalten. (ebd. S. 101ff)

Omdahl und O'Donnell 1999 differenzierten zwischen einfühlsamem Anliegen und emotionaler Ansteckung. Sie gaben Krankenschwestern den Rat, Strategien zu nutzen, welche das einfühlsame Anliegen und die emotionale Ansteckung fördern. Die Arbeit von Hochschild 1983 ist der Schlüssel zum Verständnis emotionalen Managements. Durch ihre Analyse wird demonstriert, dass an der Verwaltung von Emotionen Arbeit beteiligt ist. Ihre Studie basiert auf der Grundlage, dass Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen dafür bezahlt wurden, wenn sie in ein emotional engagiertes Management mit den Fluggästen traten. In Anerkennung der beteiligten Arbeit und in der Erkenntnis, dass die Probanden und Probandinnen von ihrer Fluggesellschaft dafür bezahlt wurden, , nennt Hochschild sie emotionale Arbeitskräfte. (ebd. S. 101ff)

Implikation in die Pflegeausbildung

Während emotionale Intelligenz einen Wert in der Fachliteratur bekommt, gibt es nun eine Notwendigkeit, diese auch in die Lehrpläne der Pflegefachausbildung zu implementieren. Gesundheits- und Krankenpfleger, Krankenpflegrinnen haben das Gefühl, dass sie zwar über grundlegende soziale Fähigkeiten verfügen (Secker et al. 1999), dass aber dem Arbeitgeber aufgezeigt werden muss, dass qualifizierte Gesundheits- und Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen mit dem nötigen Rüstzeug versehen werden müssen. Bellack 1999 plädiert dafür, dass, emotionale Intelligenz in die Ausbildung und in das Curriculum miteinbezogen werden muss.

Dadurch würde das Verständnis für sich selbst und andere, sowie die Fähigkeit der Früherkennung psychosozialer Bedürfnisse verbessert-

Bei McMullen 2003 heißt es: "Kognitive Intelligenz für sich bietet wenig Vorbereitung auf die emotionalen Herausforderungen, welche im Rahmen unserer medizinischen Karriere gerecht wird". Dieses Zitat aus dem British Medical Blatt entnommen und für Ärzte und Ärztinnen gedacht, scheint es auch für das Pflegepersonal relevant zu sein, denn im Laufe der Pflegearbeit kann sich ein enger Kontakt zwischen ihnen entwickeln. (ebd. S. 101ff)

Anerkennung der Bedeutung von emotionaler Intelligenz in Beziehungen und in der Arbeitsleistung scheint ein wichtiger Ausgangspunkt. Die Bedeutung bei der Einstellung zur Pflege ist bestätigt und sollte als Anforderung in das Pflegeausbildungsprogramm aufgenommen werden. Ansätze diese Fähigkeiten zu fördern können vor allem Selbstbewusstsein, Selbstregulation und soziale Kompetenz sein.

Cook 1999 unterstreicht die Notwendigkeit für Selbsterfahrung in der Pflege und behauptet, dass ein strukturierter, rigoroser Ansatz für das Lehren notwendig ist, um entsprechende Qualität zu erreichen. Bei der Entwicklung von emotionaler Intelligenz werden spezifische Lehrmethoden angewendet, die in das Lehrprogramm aufgenommen werden sollen. Eine Möglichkeit, sich dem Problem zu nähern, ist es, reflektierte Praxis und Selbstevaluierung miteinzubeziehen.

Daraus können sich wichtige Fähigkeiten für das lebenslange Lernen und die berufliche Entwicklung ergeben. Das Umfeld, in dem gelernt wird , muss auch behandelt werden, um eine vertrauensvolle und unterstützenden Umgebung zu schaffen, in der Studenten sich sicher genug fühlen, um ihre Gefühle zu erforschen und ihre Meinung zu äußern. Es wird deutlich, dass es viel Raum für weitere Forschung benötigt wird, um die vorteilhaftesten Möglichkeiten auszuloten, durch die Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen emotionale Intelligenz lernen. (ebd. S. 101ff)