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Das Grundgeschehen in der zwischenmenschlichen Kommunikation ist schnell erklärt: Es gibt einen Sender, welcher etwas äußern möchte. Er codiert sein Thema in ersichtliche Zeichen .Was er von sich gibt, nennen wir eine Nachricht.

Der Empfänger entscheidet, ob und wie er dieses wahrgenommene Gefüge entschlüsselt. Meist stimmen gesendete und empfangene Nachrichten ausreichend überein. Somit kann eine Konversation stattfinden. Sender und Empfänger nützen die Möglichkeit, die Qualität des Informationsaustausches zu überprüfen:

Der Empfänger meldet dem Sender zurück, wie er die Nachricht decodiert hat, welche Informationen bei ihm angekommen sind und was diese Informationen in

ihm ausgelöst haben. So kann der Sender annähernd feststellen, ob seine Sende- Absicht mit dem Empfänger- Ergebnis harmoniert. (ebd. 26ff)

Eine solche gegenseitige Stellungnahme nennt man auch Feedback. Wenn man sich die „Nachricht“ etwas genauer anschaut, stellt man fest, dass die ein und dieselbe Nachricht viele Informationen gleichzeitig enthält.

Das ist ein Grundfaktor des Lebens, als Sender und Empfänger können wir dies nicht vermeiden. Der Vorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation wird durch dieses Päckchen an unterschiedlichen Informationen gestört. Dies ist einerseits ein Schwachpunkt, andererseits aber interessant und erzeugt Vielfalt und Vielschichtigkeit.

Welche Vielfältigkeit an Informationen in einer Nachricht stecken, zeigt die Gliederung in vier unterschiedliche Komponenten.

Ein Beispiel aus dem Alltag soll dies verdeutlichen:

Der Gatte (-Sender) sagt zu seiner am Steuer sitzenden Gattin (- Empfängerin):„Die Ampel ist grün!“ –

Welche Informationen verbergen sich hinter dieser Nachricht? Was hat der Sender (absichtlich oder unabsichtlich) verpackt und was kann der Empfänger herausnehmen? (Schulz von Thun, 1998, S:26ff)

Der Sachinhalt

Zunächst enthält jede Nachricht eine Sachinformation. Im Beispiel erfahren wir etwas über den Zustand der Ampel – Diese Seite der Nachricht steht im Vordergrund, wenn es um den Zustand der Ampel geht, stellt aber nur einen Aspekt dar. (Schulz von Thun, S 26)

Selbstoffenbarung

Jede Nachricht enthält nicht nur Inhalte welche sich auf die Information beziehen, sondern auch solche Inhalte, welche über die Person des Senders etwas aussagen.

Dem oben genannten Beispiel kann man entnehmen, dass der Sender der deutschen Sprache mächtig, vermutlich nicht farbenblind, dass er munter und bei der Sache ist.

Ferner: könnte man eine bestimmte Hektik in sein Verhalten hineininterpretieren.

Verallgemeinert: In jeder Nachricht offenbart der Sender einen Teil von sich

selbst – die Selbstoffenbarung. Eingeschlossen ist sowohl die absichtlich gewollte Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenthüllung einzuschließen.

Psychologisch ist diese Seite hoch interessant.

Denn daraus resultieren viele Probleme, mit denen der Sender fertigwerden muss.

Er muss dafür allerlei Fähigkeiten der Selbsterhöhung und Selbstverbergung aufwenden. Dies trägt nicht immer zu seinem Vorteil bei. (Schulz von Thun, 1998, S27ff)

Selbstoffenbarungsaspekt

Man kann nichts von sich geben, ohne etwas von sich selbst preiszugeben, jede Nachricht wird also zu einer kleinen Kostprobe der eigenen Persönlichkeit. Dies kann beim Sender einige Befürchtungen hervorrufen. Der zunehmende Einfluss der menschlichen Psychologie macht klar, dass ein „Leben hinter einer Maske“

die Angst vor der Selbstoffenbarung abschwächen kann, aber mit großen Verlusten in Bezug auf die seelische Gesundheit und die zwischenmenschliche Verständigung einhergeht. Die Themen Transparenz und Echtheit sind hier angesprochen. (Schulz von Thun, 1998, S.27)

Beziehung

Zusätzlich geht aus einer Nachricht hervor, in welcher Beziehung der Sender zum Empfänger steht. Dies zeigt sich oft in der erwählten Formulierung, im Tonfall und anderen nonverbalen Begleitzeichen. Das Ohr des Empfängers reagiert hier besonders empfindlich. Die Behandlung oder Misshandlung wird auf diese Weise beurteilt. In dem oben genannten Beispiel, lässt der Gatte durch seinen Einwand erkennen, dass er seiner Gattin nicht so recht zutraut, ohne seinen Hinweis am Verkehr ideal teilzunehmen. Eine mögliche Antwort, der vielleicht sich bevormundet fühlenden Frau wäre: „Willst du lieber fahren?“. Es fällt auf, dass sich ihr Einwand nicht auf den Sachinhalt bezieht, sondern ihre Ablehnung richtet sich gegen die empfangene Information zur Beziehung richtet

Verallgemeinert gesagt heißt das, dass eine Nachricht auszusenden beinhaltet, auch immer seine Beziehung zu dem Angesprochenen auf bestimmte Weise zu bekunden. (Schulz von Thun, 1998, S.27ff)

Appellaspekt

Jede Ursache hat eine Wirkung, jeder, der eine Nachricht von sich gibt, will etwas damit erreichen, will Einfluss nehmen bzw. manipulieren.

Nicht nur in den Medien und in der Werbung wird manipuliert. Es entstehen dadurch Beeinflussungen. Möglicherweise hat dieser Umstand mit der dem Menschen innewohnenden Zielstrebigkeit zu tun, etwas beim Gegenüber zu bewirken. (Schulz von Thun, 1998, S: 28)

Ansatz an den institutionellen/ gesellschaftlichen Bedingungen

Nicht die Interaktion zwischen einzelnen oder mehreren Personen muss angepasst werden, vielmehr müssen die Rahmenbedingungen, unter denen die Menschen zusammenkommen welche ihnen bestimmte Umgangsformen aufzwingen oder zumindest nahelegen, geändert werden.

Veränderungswürdig erscheinen hier weder der einzelne noch die Interaktion zwischen mehreren, sondern Zustände, unter denen die Menschen zusammenkommen und die ihnen bestimmte Umgangsformen aufzwingen oder zumindest nahelegen. So mag eine hierarchisch gegliederte Arbeitswelt, die einigen wenigen den Aufstieg ermöglicht, die aber gleichzeitig auf Kooperation angewiesen ist, eine Kommunikation mit „doppeltem Boden“ nahelegen:

vorgeblich kooperativ, aber heimlich rivalitätsorientiert (Schulz von Thun, 1978, S.14ff)

Auch für die Institution Schule lässt sich zeigen, dass sie „heimliche Lehrpläne“

vorsieht, die die Beziehung aller an Schule Beteiligten untereinander von vornherein belastet und „gestörte Kommunikation“ vorprogrammiert (Tillmann 1976; in Brunner et all. 1978).

Von diesem Standpunkt aus lässt sich begründet argumentieren, dass Heilmittel wie psychologische Schülerhilfe, Kommunikationstrainings für Lehrer und Lehrerinnen, Interaktionstherapie für Lehrer und Lehrerinnen- Schülerbeziehungen zu kurz greifen, um das wahre Übel bei der Wurzel zu packen. Notwendig wären stattdessen, institutionelle Reformmaßnahmen oder- wenn sich herausstellt, dass die Institution zwangsläufig der Logik des Gesellschaftssystems entspricht – grundlegende gesellschaftspolitische

Umorientierungen, die auf politischer Ebene zu erstreiten sind. (Schulz von Thun, 1998, S.20)