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WEHRMACHT AM BEISPIEL DER ARTILLERIE-ERSATZ- UND

Im Dokument JAHRBUCH 2009 (Seite 57-63)

AUSBILDUNGSABTEILUNG 109

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Die Widerstandstätigkeit der „Artillerie-Ersatz- und Ausbildungsabteilung (motorisiert) 109“1 im Raum Amstetten und (Groß) Hollenstein zu Kriegs-ende 1945 ist der Widerstandsforschung seit Jahrzehnten bekannt. Neben dem amtlichen Namen der Einheit haben sich im Laufe der Jahre mehrere Namen etabliert: „2. Österreichische Befreiungsbrigade“, „Kampfgruppe Hollenstein“ sowie „Kampfgruppe Estermann“, benannt nach dem letzten Kommandanten der Einheit Viktor Estermann2.

In dem von der österreichischen Bundesregierung 1946 herausgegebenen

„Rot-Weiß-Rot-Buch“ wurden die Aktivitäten der Abteilung ebenso

be-1 Die Abteilung wurde am 26. 8. 1939 in Wien, Wehrkreis XVII, als schwere motorisierte Artillerie-Ersatz-Abteilung aufgestellt. Am 1. 8. 1941 wurde sie nach Brünn in das Protekto-rat Böhmen und Mähren verlegt, wo sie am 1. 10. 1942 geteilt und am 10. 4. 1943 wieder vereinigt wurde, diesmal als schwere Artillerie-Ersatz- und Ausbildungsabteilung (motori-siert) 109. Im Dezember 1944 wurde die Abteilung von Brünn nach Amstetten verlegt und dort Mitte April 1945 abermals geteilt. Die neu aufgestellte Artillerie-Ersatzabteilung 109 wurde nach Wels verlegt, die Artillerie-Ausbildungsabteilung 109 verblieb in Amstetten, von wo sie sich am 5. / 6. 5. 1945 nach (Groß) Hollenstein zurückzog. Siehe: Georg Tessin, Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und der Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Bd. 6: Die Landstreitkräfte 71–130, Osnabrück 1972, S. 222, sowie DÖW 5179, Abschrift des Berichts von Manfred Schneider Wehrthal über die Besetzung und Übergabe der Papier-, Zellwolle- und Zellstofffabrik Lenzing vom 10. 6. 1945, S. 1.

2 Hauptmann Viktor Anton Johann Estermann (1910–1969), geboren in Gries bei Bozen, ent-stammte einer Südtiroler Adelsfamilie. Nach dem frühen Tod des Vaters übersiedelte die Familie nach Wien. 1934–1937 Besuch der Maria Theresianischen Militärakademie in Wie-ner Neustadt, Eheschließung am 11. 3. 1938 in WieWie-ner Neustadt, 4 Kinder. Kriegsdienst von 1939–1945, ab 15. 12. 1943 Kommandant der Artillerie-Ersatzabteilung 109 und als solcher führendes Mitglied der sich innerhalb der Abteilung bildenden Widerstandsgruppe. Nach dem Krieg kehrte Estermann nach Wiener Neustadt zurück, pachtete eine Landwirtschaft und betrieb mit seiner Frau ein Hotel – beides mit wenig Erfolg.

STEPHAN ROTH

WIDERSTAND IN DER

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AUSBILDUNGSABTEILUNG 109

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schrieben3 wie – in etwas ausführlicherer Form – in der von Hans Becker4 verfassten Broschüre „Österreichs Freiheitskampf“5. Beide Publikationen sind im Kontext ihrer Entstehungszeit zu sehen. Kurz nach Kriegsende wur-de in Österreich mit wur-der Betonung wur-des Wiwur-derstanwur-des versucht, die Alliierten von der Erfüllung der im zweiten Teil der Moskauer Deklaration enthaltenen

„Beitragsklausel“ zu überzeugen. So ist der darin geschilderte Widerstand nicht erfunden, aber heroisiert und ausgeschmückt.

Auch Major Carl Szokoll wies in seinem 1946 verfassten und als Privat-druck veröffentlichten Tätigkeitsbericht zur militärischen Planung der Be-freiung Österreichs vom Nazismus auf die Einbettung der „2. österreichi-schen Befreiungsbrigade“ in die militärische Widerstandsplanung hin.6 Auf die Verbindung zu Szokoll ging Otto Molden 1958 („Der Ruf des Gewis-sens“) ein,7 wobei er größtenteils die Passagen aus Beckers Broschüre von 1946 wortwörtlich übernahm. 1968 veröffentlichte Gabriele Hindinger ihre überarbeitete Dissertation „Das Kriegsende und der Wiederaufbau demokra-tischer Verhältnisse in Oberösterreich im Jahre 1945“, worin sie in kurzer Form auf die Kontakte zwischen dem „Soldatenbund Wels“ und der unter dem Kommando Hauptmann Estermanns stehenden Einheit in Amstetten hinweist.8 Eine kurze Darstellung der Kämpfe in Groß Hollenstein findet sich auch in dem von Erich Fein verfassten und 1975 veröffentlichten Ge-denkbuch „Die Steine reden“9. Der Eintrag zu Groß Hollenstein bezieht sich

3 Rot-Weiß-Rot-Buch. Gerechtigkeit für Österreich! Darstellungen, Dokumente und Nach-weise zur Vorgeschichte und Geschichte der Okkupation Österreichs (nach amtlichen Quel-len). Erster Teil, Wien 1946, S. 158.

4 Ing. Dr. Hans Becker (1895–1948) war Propagandaleiter der Vaterländischen Front und kam mit dem so genannten Prominententransport am 1. 4. 1938 in das KZ Dachau. Nach seiner Entlassung aus dem KZ Mauthausen Ende Dezember 1940 war er die zentrale Persönlich-keit im Aufbau der Widerstandsgruppe O5. Nach 1945 war er führendes Mitglied der Liga demokratischer Freiheitskämpfer.

5 Hans Becker, Österreichs Freiheitskampf. Die Widerstandsbewegung in ihrer historischen Bedeutung, Wien 1946, S. 24–26.

6 Carl Szokoll, Tätigkeitsbericht von Carl Szokoll über die militärischen Planungen und den Einsatz von Österreichern zur Beschleunigung der Befreiung vom Nazismus, Wien 10. Mai 1946, S. 19.

7 Otto Molden, Der Ruf des Gewissens. Der österreichische Freiheitskampf 1938–1945. Bei-träge zur Geschichte der österreichischen Widerstandsbewegung, Wien–München 1958, S. 217 f.

8 Gabriele Hindinger, Das Kriegsende und der Wiederaufbau demokratischer Verhältnisse in Oberösterreich im Jahre 1945, Wien 1968, S. 21 f.

9 Erich Fein, Die Steine reden. Gedenkstätten des österreichischen Freiheitskampfes – Mahn-male für die Opfer des Faschismus. Eine Dokumentation, Wien 1975, S. 171.

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umgekom-mene österreichische Soldaten.

Die bis dahin ausführlichste Darstellung zur „Kampfgruppe Hollenstein“

erfolgte 1977 in der Dokumentation „Widerstand im Waffenrock“10, einer Zusammenschau der damals im DÖW ausgewerteten Akten zum Thema Widerstand in der Wehrmacht, die vom ersten Archivar des DÖW Friedrich Vogl zusammengestellt wurde. Es handelt sich hierbei um zwei erstmals ver-öffentlichte Quellen. Zunächst findet sich ein Erinnerungsbericht von Hugo Pepper11 zu seinen Erlebnissen als Mitglied der „Kampfgruppe Hollenstein“.

Pepper verfasste den Bericht12 als Reaktion auf die amtliche Darstellung im

„Rot-Weiß-Rot-Buch“ und sandte ihn am 24. März 1947 an Bundespräsident Renner.13 Auffallend an seiner Schilderung sind vor allem die Unterschiede in Punkto Bewaffnung der Einheit, die im Gegensatz zu den gleichlautenden Angaben im „Rot-Weiß-Rot-Buch“ und Hans Beckers Broschüre stehen.14 Weiters divergieren Peppers Angaben zum zeitlichen Ablauf der Kampf-handlungen mit jenen Beckers in der Größenordnung von drei Tagen, was angesichts der lediglich wenige Stunden dauernden Kämpfe von Bedeutung ist.15 Im Anschluss an Peppers Darstellung ist als zweite Quelle ein Bericht aus der Schulchronik Hollensteins abgedruckt. Interessant daran ist vor al-lem die Datierung der Ereignisse, die in Vogls Publikation mit 3. Mai an-gegeben wird, im Originaltext des zugrunde liegenden DÖW Aktes scheint allerdings der 6. Mai auf.16 Die Chronik bezeichnet den Tag als Blutsonntag von Hollenstein, womit nur der 6. Mai 1945 in Frage kommt, da dieser ein

10 Friedrich Vogl, Widerstand im Waffenrock. Österreichische Freiheitskämpfer in der Deut-schen Wehrmacht 1938–1945, Wien 1977, S. 92–99.

11 Prof. Hugo Pepper (geb. 1920), 1940–1945 Militärdienst, schloss sich der militärischen Wi-derstandsbewegung innerhalb der Artillerie-Ersatzabteilung 109 an. Nach dem Krieg war er von 1951 bis 1962 im Bildungsreferat des ÖGB tätig und danach bis zu seiner Pensio-nierung 1982 Cheflektor des Europaverlages. Von 1992–1995 war er Obmann des Bundes sozialdemokratischer Freiheitskämpfer.

12 DÖW 1811, Bericht über die Aktion der Kampfgruppe der Artillerie-Ersatzabteilung 109 als Teil der 2. Österreichischen Befreiungsbrigade in Groß Hollenstein, Anfang Mai 1945, sowie DÖW 8338

13 DÖW 50.100, Begleitbrief von Hugo Pepper an Bundespräsident Renner zum Bericht über die Widerstandsbewegung in Hollenstein, sowie Interview des Verfassers mit Hugo Pepper, 25. 8. 2008.

14 Rot-Weiß-Rot-Buch, S. 158; Becker, Freiheitskampf, S. 26.

15 Vgl. Becker, Freiheitskampf, S. 26, sowie Vogl, Widerstand, S. 97.

16 Vgl. Vogl, Widerstand, S. 98, sowie DÖW 2119.

www.doew.at – Jahrbuch 2009 www.doew.at – Jahrbuch 2009 Sonntag war. Es liegt die Vermutung nahe, dass Vogl die zeitlichen Angaben des Chronikberichts mit jenen Peppers in Einklang bringen wollte.

Eine gekürzte und bearbeitete Fassung von Peppers Bericht findet sich einige Jahre später in der von ihm selbst und Franz Danimann herausgegebe-nen Publikation „Österreich im April 1945“17 wieder. Pepper wurde auch 1984 im Rahmen des vom DÖW durchgeführten Oral-history-Forschungs-projektes „Erzählte Geschichte“ zu seinen Erlebnissen befragt; Auszüge da-von wurden im ersten Band der gleichnamigen Buchreihe veröffentlicht.18 In gekürzter Form wurde das Interview 1987 ein zweites Mal in der ebenfalls vom DÖW herausgegebenen Quellenedition „Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934–1945“ publiziert.19 Im bereits 1982 erschienen Band der Quellenedition „Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934–1945“ finden sich in zwei Berichten Hinweise auf Estermann und die Abteilung 109. So berichtet Leutnant Vösleitner vom „Soldatenbund Wels“, der aus der Artillerie-Ersatzabteilung 96 hervorgegangen war, über Kontakte mit den 109ern bezüglich der kampflosen Übergabe der Stadt Wels. Im anderen Bericht geht Manfred Schneider-Wehrthal von der Kampfgruppe Schneider detailliert auf die Verbindungen der in Amstetten stationierten Abteilung 109 und ihrer Widerstandsgruppe ein.20

Auch in beiden bisher veröffentlichten Gesamtdarstellungen zum öster-reichischen Widerstand gegen das NS-Regime wird kurz auf die Artillerie-Ersatzabteilung 109 eingegangen, wobei jeweils unterschiedliche Quellen genannt werden. Radomír Luža hielt sich in seinem 1983 veröffentlichten Werk „Der Widerstand in Österreich 1938–1945“21 an die Darstellung von Becker und Molden, während Wolfgang Neugebauer in seinem 2008 pub-lizierten Buch „Der österreichische Widerstand 1938–1945“22 den Ausfüh-rungen Peppers folgt. Auch Carl Szokoll erwähnt in seinen 2001

erschiene-17 Hugo Pepper, Der Aufstand der Kampfgruppe Hollenstein, in: Franz Danimann / Hugo Pepper (Hrsg.), Österreich im April 1945. Die ersten Schritte der Zweiten Republik, Wien 1985, S. 29–34.

18 DÖW (Hrsg.), Erzählte Geschichte. Berichte von Widerstandskämpfern und Verfolgten.

Bd 1: Arbeiterbewegung, Wien 1985, S. 254–258.

19 DÖW (Hrsg.), Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934–1945. Eine Dokumen-tation, 3 Bde., Wien 1987, Bd. 3, S. 510–512.

20 DÖW (Hrsg.), Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934–1945. Eine Dokumen-tation, 2 Bde., Wien 1982, Bd. 2, S. 347–354.

21 Radomír Luža, Der Widerstand in Österreich 1938, Wien 1983, S. 261 f.

22 Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938–1945, Wien 2008, S. 191.

www.doew.at – Jahrbuch 2009 www.doew.at – Jahrbuch 2009 nen Erinnerungen zur Rettung Wiens 1945 noch einmal kurz die

Ersatzab-teilung 109 unter Namensnennung von Janauschek und Estermann.23 In den letzten Jahren nahmen sich auch Militärhistoriker der Ereignisse in Hollenstein an, allerdings aus Perspektive der sich vor der Roten Armee zu-rückziehenden 6. SS-Panzerarmee, die Teil der Heeresgruppe Süd/Ostmark war. So schildern Hans Egger und Franz Jordan in ihrem 2004 im Stocker Verlag erschienenen Buch „Brände an der Donau“24 die Absetzbewegung zweier Einheiten der 6. SS-Panzerarmee, des I. SS-Panzerkorps und des Korps Bünau über die Erlaufstellung weiter nach Westen zur Ennslinie, wo-bei es unter anderem durch den „Aufstand von Hollenstein“ zu Verzögerun-gen kam. Egger und Jordan beziehen sich in ihrer Darstellung auf das von Friedrich Brettner 2002 im Eigenverlag erschienene Buch „Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges“25. Brettner seinerseits übernimmt – ohne An-gabe der Quellen – wortwörtlich Peppers Bericht, einen Einsatzbefehl vom 21. April 1945 und den Auszug aus der Hollensteiner Schulchronik, was vermuten lässt, dass er sich an Friedrich Vogls Publikation und die damit in Zusammenhang stehenden Akten im DÖW26 gehalten hat. Auch Brettner versucht – wie Vogl – die zeitlichen Abläufe der beiden Quellen in Einklang zu bringen und datiert deshalb um, diesmal allerdings zu Gunsten der Schul-chronik, die ihm offensichtlich stichhaltiger erschien als Hugo Peppers Be-richt,27 womit Brettner die Kampfhandlungen am 6. Mai 1945 stattfinden lässt.

Seit Mitte der 1980er Jahre wird der militärische Widerstand im Bezirk Amstetten auch in lokalhistorischen Arbeiten berücksichtigt. So widmete Hermann Eichinger in seiner 1986 approbierten Dissertation ein ganzes Kapitel der Gruppe um Hauptmann Estermann.28 In seinen Ausführungen bezieht er sich dabei auf Beckers Broschüre und Peppers gekürzten und bearbeiteten Bericht von 1985 sowie den Originalbericht aus der Schulchro-nik von Hollenstein. Neu an Eichingers Arbeit ist die Verwendung eines

23 Carl Szokoll, Die Rettung Wiens: mein Leben, mein Anteil an der Verschwörung gegen Hitler und an der Befreiung Österreichs, Wien 2001, S. 307.

24 Hans Egger / Franz Jordan, Brände an der Donau. Das Finale des Zweiten Weltkriegs in Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland, Graz 2004, S. 377 f.

25 Friedrich Brettner, Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges. Steinfeld – Wienerwald – Tull-nerfeld – Traisental, Gloggnitz 2002, S. 258–269.

26 DÖW 1811 u. 2119.

27 Brettner, Letzte Kämpfe, S. 262, sowie Vogl, Widerstand, S. 97.

28 Hermann Eichinger, Die politische Situation im Südwestlichen Niederösterreich 1934 bis 1945, Diss., Univ. Wien 1986, S. 235–245.

www.doew.at – Jahrbuch 2009 www.doew.at – Jahrbuch 2009 Berichts des Bezirksgendarmeriekommandos Amstetten im Auftrag der Be-zirkshauptmannschaft. Es handelt sich hierbei um Erhebungen aus dem Jahre 1947, die im Zusammenhang mit gestellten Ansuchen um die österreichische Befreiungsmedaille stehen. Dabei wird auch erstmals eine angebliche zivi-le Widerstandsgruppe namens „Erika Enzian“ genannt. 1988 verfasste der damalige Kommandant des in Amstetten stationierten Ersatzregiments 35 Oberst Friedrich Schweidler im Rahmen der Amstettner Beiträge eine kleine Abhandlung über die Garnisonsstadt Amstetten, worin auch die Artillerie-Ersatzabteilung 109 erwähnt wurde.29 Schweidlers Publikation kommt leider ohne jede nachvollziehbare Quellenangabe aus, was die Überprüfung der Behauptungen erschwert. Ebenfalls im Rahmen der Amstettner Beiträge er-schien 1996 der von Gerhard Zeilinger herausgegebene Band „Amstetten 1938–1945“.30 Darin wird kurz erwähnt, dass sich die Artillerie-Abteilung 109 am 5. Mai 1945 nach Hollenstein zurückzog. 2005 schloss Gerhard Ziskovsky seine zweibändige, mehrere Tausend Seiten umfassende Doku-mentation „Der Nationalsozialismus im politischen Bezirk Amstetten unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Amstetten“ ab. Darin handelt er im zweiten Band die Ereignisse in Amstetten und Hollenstein zu Kriegsende 1945 ab und stützt sich dabei auf das bekannte Quellenmaterial. Neu daran ist unter anderem ein Interview Ziskovskys mit Hugo Pepper aus dem Jahre 1994.31

Zusammenfassend kann zum bisher über die Artillerie-Ersatz- und Aus-bildungsabteilung 109 publizierten Material festgehalten werden, dass sich der Großteil der Überlieferung auf die amtliche Darstellung im „Rot-Weiß-Rot-Buch“, Hans Beckers Broschüre sowie Hugo Peppers mehrfach publi-zierten Bericht stützt. Was die handelnden Personen betrifft, fokussiert die Darstellung vor allem auf Estermann, was mit seiner Funktion als Kom-mandant der Abteilung zu erklären ist. Die Rolle anderer Akteure, deren Einbindung in die Planung und Abläufe, bleibt abgesehen von einigen dür-ren Namensnennungen größtenteils im Hintergrund. Lediglich Hugo Peppers Rolle ist durch dessen Bericht und die mit ihm durchgeführten Zeitzeugen-interviews verstärkt im Blickfeld.

29 Friedrich Schweidler, Amstetten – Garnisonsstadt, Amstetten 1988, S. 16–18.

30 Gerhard Zeilinger (Hrsg.), Amstetten 1938–1945. Dokumentation und Kritik, Amstetten 1996, S. 84.

31 Gerhard Ziskovsky, Der Nationalsozialismus im politischen Bezirk Amstetten unter beson-derer Berücksichtigung der Stadt Amstetten (Gesamtdokumentation), Wien 2005, Bd. 2, S. 2451–2466.

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